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Unterstützung für Menschen in einer Affäre

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Auch bei uns gab es in der affärenbedingten Trennungszeit solche Machtspiele um die Kinder. Wir hatten bis dahin ein sehr traditionelles Familienleben geführt. Ich war als Hausfrau und Mutter über 15 Jahre zu Hause während mein Mann seine Karriere machte. Ich kümmerte mich also um den Haushalt, die Kinder, inklusive aller schulischen Belange, um meine kranken Eltern und um die Schwiegereltern. Ich war zuständig für alle unsere Sozialkontakte und die Pflege des Freundeskreises. Wir hatten einen mittelgroßen Freundeskreis (inzwischen ist der auf eine Hand voll geschrumpft), eine aktive, lebendige Nachbarschaft (zu der ich weitestgehend den Kontakt abgebrochen habe) und mein Mann hatte darüber hinaus noch seine Geschwister, mit denen wir regelmäßig in Urlaub fuhren. (Auch das ist heute nicht mehr der Fall, von Besuchen am Wochenende und zu Familienfeiern mal abgesehen.) Selbstverständlich wurden diese Urlaube von mir vorbereitet und organisiert. Es hatte ja sonst niemand Zeit dazu. Und natürlich versuchte ich, auf alle Wünsche und Bedürfnisse der Mitfahrenden einzugehen.

Ich organisierte Nachbarschaftsfeste, hütete die Kinder der Nachbarn, wenn deren Mütter in den Beruf zurück kehrten, gab manchmal sogar Nachhilfestunden. Ich buk den Kuchen für die Arbeitskollegen meines Mannes, wenn dieser Geburtstag hatte und ich richtete die Familienfeiern aus. Ich kümmerte mich um meine Schwägerin, als diese frisch getrennt aus einem anderen Teil Deutschlands ohne jede Habe zurückkehrte. Und ich sorgte selbstverständlich für die medizinische Versorgung unserer Kinder. Als ein Kind krank zur Welt kam, erledigte ich alle Arztbesuche alleine und verbrachte mit ihm die Zeit im Krankenhaus. Rund um die Uhr! Mein Mann kam höchstens mal für eine Spielstunde vorbei, damit ich Zeit hatte, mich zu duschen. Selbstverständlich hatte ich auch für die Unterbringung der Geschwister bei den Schwiegereltern gesorgt, vorgekocht, Wäsche gewaschen und mir die Lamenties meiner Schwiegermutter angehört, die diese Zeit lieber mit den Damen ihres Turnvereins verbracht hätte.

Man hätte also meinen können, die Kinder hätten mir ein Mindestmaß an Verständnis entgegen gebracht, als ich mich trennte und meine eigene Wohnung bezog. Pustekuchen! Plötzlich war mein Mann, der ihre ganze Kindheit durch Abwesenheit glänzte, der beste und liebste Papi der Welt. Mit mir wussten sie nicht mehr umzugehen und vermieden den Kontakt. Auch darüber war ich entsetzt und tief traurig. Aber ich brachte Verständnis auf, so gut es eben ging. Vielleicht hätte sich das im weiteren Verlauf auch wieder eingespielt. Aber ich erkannte meinen Mann in seiner Vaterrolle kaum wieder. Plötzlich war er fürsorglich, kochte für die Kinder und sorgte wirklich gut für sie. Als ich vorschlug, ich könnte ja morgens kommen um das Frühstück für die Kinder zu machen, weigerte er sich, mir den Schlüssel für unser Haus wieder auszuhändigen. Stattdessen fuhr er erst später zur Arbeit. Ein Zugeständnis das ich nie für möglich gehalten hätte, denn einen späteren Arbeitsbeginn hatte er kategorisch ausgeschlossen, wenn ich den Wunsch äußerte, eine Stelle anzunehmen um wieder berufstätig zu sein.

Alles das haben wir inzwischen aufgearbeitet. Und wenn irgendetwas gut war an dieser Geschichte, dann dass mein Mann endlich anfing, seine Vaterrolle aktiv wahrzunehmen. Inzwischen sind unsere Kinder groß und stehen fast schon auf eigenen Füßen. Auch unser Verhältnis hat sich geändert und ist nun ein erwachsenes geworden. Ich bin nicht mehr die Dienstmagd von damals. Auch meine Kinder wissen inzwischen, wo die Waschmaschine steht und ich bin seit 9 Jahren in meinem neuen Beruf wieder glücklich und zufrieden. Ich wünschte aber nach wie vor, alles das wäre ohne Affäre möglich gewesen.

29.07.2022 12:47 • x 3 #571


I
@Trust_him
Woher weißt du das alles, warst du bei ihren Gesprächen dabei?
Du kannst die Geliebte nicht verstehen, aber wofür brauchst das denn? Wozu willst du sie verstehen? Was bringt dir das? Um dich besser zu fühlen und wie bei happy sagen zu können, wie kann sich für gelegentlich Treffen alle paar Wochen hergeben?
Tatsächlich bist weder du noch ich in der Affäre dabei gewesen und am Ende hast auch du nur die Version deines Mannes.
Aufgeflogen ist diese Affäre Monate nachdem dein Mann sie beendet hatte, er selber sah keine Veranlassung die eine mehrjährige Affäre zu gestehen? Weil er eine Depression hatte?
@happy54
Wie muss ich mir denn eure Ehegespräche vorstellen.
Ich möchte mich trennen.
Nö, ich aber nicht.
Okay, ich wollte nur mal fragen.
Fertig?
Du bist für dich alleine verantwortlich und kannst und musst dein Leben schon selber führen, auf deinen AM als Retter aus der Not wirst du verzichten müssen, der darf von zu Hause aus machen was er will. Seine Frau denkt, besser die als ich vielleicht. Auf alle Fälle hat der keinen Grund etwas zu ändern.

Zusätzlich wünscht du dir ein Gespräch mit der EF, um der zu erklären wie vernachlässigt der kleine Bubi ist und etwas mehr Fürsorge benötigt? Das ist doch komplett verstrahlt der Wunsch. Deren Ehe geht dich nichts an.

Sowohl die Betrogenen als auch die Affären haben nur die Worte dessen der eine Beziehung mit beiden führt. Sie müssen diesem glauben und ihm vertrauen. Und man kann sich doch an fünf Fingern abzählen, dass der nur Dinge sagt, die es ihm ermöglichen, ungeschoren davongekommen.

Gerade @so-what gelesen. Sie schafft es immer viel besser als ich zu schreiben, was ich meine. Danke.

29.07.2022 12:49 • x 3 #572


A


Unterstützung für Menschen in einer Affäre

x 3


I
@elfie1
Du hast getan, was Mütter eben tun. Dein Mann hat es nicht geschafft, seine Vaterrolle einzunehmen. Nach der Affäre gelingt ihm dies besser. Fein. Das hat aber mit eurer Paarebene wenig zu tun.

29.07.2022 12:55 • x 1 #573


E
Zitat von So-What:
Aber grundsätzlich hast Du natürlich Recht. Es tut allerdings weh zu lesen, wie sehr es Dich selbst immer noch belastet, was Du getan hast.

Danke! Ja es ist nicht leicht. Aber vielleicht bin ich ja auch ein Sonderfall. Ich bin nicht sehr resilient. War ich noch nie. Nicht umsonst habe ich eine chronische schwere Depression schon vor der Affäre entwickelt. Ich wünschte ich könnte diese Belastung endlich abstreifen. Medikamente brauche ich immernoch. Meine Therapie ist inzwischen über 2 Jahre her. Ich hoffe, die Krankenkasse genehmigt mir bald eine weitere, denn es gibt noch einige Baustellen zu beackern. Natürlich ist auch unsere Ehe dadurch immernoch belastet. Ich bin aber immerhin in der Lage, die Reißleine zu ziehen, wenn es zu arg wird. Dann ziehe ich mich ein paar Tage zurück, schreibe hier in diesem Forum oder spreche mit einer der wenigen wirklich guten Freundinnen, die mir geblieben ist.

Das gibt mir dann die Kraft, weiterzumachen. Meinen Mann versuche ich nicht mehr zu belasten. Aber der riecht natürlich sofort Lunte, wenn er meinen Gesichtsausdruck sieht. Dann nimmt er mich heute nur noch schweigend in den Arm oder bringt mir Blumen mit. Er weiß so wie ich, dass inzwischen Worte nichts mehr bringen, weil alles gesagt ist. Das einzige was hilft ist Liebe. Und davon hat er immernoch reichlich für mich. Es scheint eine nie versiegende Quelle zu sein.Und ich habe endlich verstanden, dass ich dafür noch nichtmal etwas leisten muss. Insofern hab ich wohl echt richtig Glück.

29.07.2022 13:00 • x 2 #574


I
Du ja. Er auch?

29.07.2022 13:02 • x 1 #575


E
Zitat von Isolde:
Du hast getan, was Mütter eben tun. Dein Mann hat es nicht geschafft, seine Vaterrolle einzunehmen. Nach der Affäre gelingt ihm dies besser. Fein. Das hat aber mit eurer Paarebene wenig zu tun.

Da muss ich dir vehement widersprechen. Ich habe mich nämlich tatsächlich mit all diesen Anforderungen viele Jahre lang allein gelassen gefühlt. Das ist heute zum Glück anders. Lange Zeit aber war ich innerlich ziemlich einsam mit meinen Sorgen zum Beispiel um die Gesundheit unseres kranken Kindes. Mein Mann weiß, dass er auf diesem Gebiet so ziemlich 100%ig versagt hat. Und er hat es geändert. Ansonsten wäre unsere Ehe heute auch nicht mehr existent.

29.07.2022 13:03 • #576


E
Zitat von Isolde:
Du ja. Er auch?

Da musst du meinen Mann fragen. Ich denke aber, er würde es bejahen. Warum? Weil ich trotz allem die Frau bin, die er liebt. Ich verstehe es ja selbst nicht. Es ist ein Geschenk, dass ich gelernt habe anzunehmen, ohne es zu hinterfragen.

29.07.2022 13:05 • #577


E
Meine Affäre damals war ein Tsunami, der über uns alle hinwegzog und jeden von uns tierisch überforderte. Danach war nichts mehr, wie es war. Nicht alles ist schlechter geworden. Vieles, was unsere Ehe zuvor belastet hatte, zumindest aus meiner Sicht wurde positiv verändert oder zumindest thematisiert. Bei der Aufarbeitung half uns meine Therapeutin sehr, die mich immer wieder ermunterte, alles, wirklich alles auf den Tisch zu packen. Sie half mir, jedes Detail mit meinem Mann neu auszuhandeln und dabei nicht in der Büßerrolle zu verharren. Das war ein Prozess der uns noch einmal sehr viel abverlangte. Aber ohne das wären wir heute nicht mehr zusammen.

Die Wunden und Narbenschmerzen, die jetzt noch übrig sind, werde ich in einer weiteren Therapie bearbeiten. Ich wünsche mir, dass ich noch einmal dazu eine Genehmigung der Krankenkasse bekomme. Trotz aller Probleme und Rückschläge fühle ich mich aber auf dem richtigen Weg. Und mein Mann scheint das genau so zu empfinden. Inzwischen schmieden wir auch wieder Pläne für die Zeit, wenn unsere Kinder ausgezogen sind. Wir werden hier in den Sack hauen, wie man so schön sagt. Mein Mann geht in einigen Jahren in Rente und dann wird dieses Haus verkauft und wir werden nochmal irgendwo neu anfangen. Diesmal als Paar auf Augenhöhe. Ich freue mich darauf!

29.07.2022 13:18 • x 3 #578


S
Zitat von Isolde:
Gerade @So-What gelesen. Sie schafft es immer viel besser als ich zu schreiben, was ich meine. Danke.

Finde Deine Worte auch sehr klar, direkt, sachlich und nahezu frei von falschen Emotionen.

29.07.2022 13:28 • x 1 #579


Ema
Zitat von So-What:
Finde Deine Worte auch sehr klar, direkt, sachlich

Das finde ich auch!

Zitat von So-What:
nahezu frei von falschen Emotionen.

Was falsche Emotionen sind, ist mir allerdings nicht so ganz klar

29.07.2022 13:38 • #580


S
Zitat von Elfie1:
Da muss ich dir vehement widersprechen. Ich habe mich nämlich tatsächlich mit all diesen Anforderungen viele Jahre lang allein gelassen gefühlt. Das ist heute zum Glück anders. Lange Zeit aber war ich innerlich ziemlich einsam mit meinen Sorgen zum Beispiel um die Gesundheit unseres kranken Kindes. Mein Mann ...

Ich kenne das. Habe es ähnlich erlebt und nebenher täglich 6 h gearbeitet. Allerdings hatte ich keine Affäre, sondern mein Ex, für das, dass ihm jahrelang die Sonne aus dem Ar... scheinen durfte. So dachte ich, fühlte eine Unmenge Ungerechtigkeit. Und war frustriert. Aber weißt Du was?
Ich trage selbst dafür die Verantwortung. Ich habe es zugelassen, oft gemault und mich vermutlich verärgert distanziert, weil er die Augen rollte. Hat es mir geholfen? Nein! Das hätte ich anders lösen müssen. Egal wie, aber nicht so.

Hätte ich die Trennung einleiten sollen? Oder zumindest als Warnung in den Ring werfen?
Macht man ja nicht. Trennung! Wegen vermeintlich NIX. Das ist zumindest so die allgemeine Meinung verheirateter Paare mit Kindern.
Und jetzt? Sind wir auch getrennt. Nur aus einem anderen Grund, der akzeptiert wird. Es hätte dafür keine Affäre gebraucht. Wer weiß was passiert wäre, wenn wir beide Klartext gesprochen hätten.

29.07.2022 13:48 • x 1 #581


S
Zitat von Ema:
Das finde ich auch! Was falsche Emotionen sind, ist mir allerdings nicht so ganz klar

Gut, das habe ich etwas seltsam formuliert. Ich meinte das übliche Profilierungs-Geleier mit gekränkter Eitelkeit, falschem Stolz, Ego-Politur und Missgunst.

29.07.2022 13:50 • x 1 #582


I
@elfie1
Du redest die ganze Zeit aus einer Opferrolle heraus, wie schlecht es dir ging, dass du dich alleingelassen fühltest und nicht gesehen als Frau. Das eine ungleiche Aufgabenverteilung unglücklich macht, dass Muttersein anstrengend ist, dass weiß ich nur zu gut, ich habe nach der Trennung meine Kinder völlig allein finanziell und emotional durch ihre Ausbildungen gebracht. Dank erwarte ich trotzdem nicht von Ihnen, daß war schlichtweg meine Aufgabe.
Unterm Strich lese ich viele Sätze, mit denen du dein Handeln rechtfertigst, das ist okay, um zu verstehen, aber wo ist der Satz, mein Handeln habe ich ganz allein zu verantworten, was ich getan habe, war nicht in Ordung und ich bereue ihn zutiefst und nur ich allein trage für die daraus entstandenen Verletzungen die Verantwortung.
Wo sind die Sätze, die uns sagen, was dein Mann alles braucht, um zu heilen und wieder zu vertrauen.
Du kannst ja noch nicht mal sagen, ob du für ihn ein Geschenk bist oder ob er glücklich ist. Was tust du für ihn?
Aufrichtige Reue fehlt mir da. Du bleibst in der Ichwareinopferdergrausamenumstände-Rolle.
Nur wer Verantwortung übernimmt, ist auch zu einer Verhaltensänderung an der richtigen Stelle bereit und dem gelingt das.
Ich lese hier nur, was dein Mann tut, damit es dir besser geht.

29.07.2022 13:57 • #583


I
@so-what
Jetzt warst du schon wieder schneller und besser ich.
Wo warst du als mir so ging, um mit mir Kaffee zu trinken, dann wäre ich schneller im Denken gewesen.

29.07.2022 14:01 • x 2 #584


S
Zitat von Isolde:
@so-what Jetzt warst du schon wieder schneller und besser ich. Wo warst du als mir so ging, um mit mir Kaffee zu trinken, dann wäre ich schneller im Denken gewesen.


Na ja, ich bin ja auch nicht so auf die Welt gekommen. Musste manches auch erst lernen.
Und besser ist subjektiv und relativ.

29.07.2022 14:08 • #585


A


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