Hallo @blaublond ,
Ja Ja, das Gedankenkarussel. Das hat mich auch lange verfolgt. Das erste Jahr nach Ende der Affäre war da eine unglaubliche Sehnsucht, die fast schon Suchtcharakter hatte. Ich fühlte mich teilweise wie ein J. auf Entzug. Deshalb auch kam es immerwieder zu Schreibereien per Whatsapp mit dem AM. Ich hielt die Kontaktsperre einfach nicht durch und er wohl genau so wenig. Und das, obwohl ich ja schon wusste, dass es die ganze Zeit diese andere Frau gegeben hatte.
Nach und nach drehte sich das dann in Richtung Wut. So sollte und durfte er mir nicht davon kommen. Ich hatte Rachegedanken ohne Ende und bin wirklich heilfroh, dass ich die nie umgesetzt habe. Ich konnte mich auch davor bewahren, ihm irgendwo aufzulauern und zur Rede zu stellen. Nur das Schreiben blieb, bis dann eben die Freundin davon Wind bekam und mich anrief, um mich zu bedrohen. Auf unserer gemeinsamen Arbeit hatte ich die Sache ja schon auffliegen lassen und obwohl auch sie ja schon längst dort gekündigt hatte, hatte er wohl Angst, dass sie über diesen Weg etwas davon mitbekommt. Deshalb hat er ihr dann wohl auch scheibchenweise von uns erzählt. Natürlich so, dass ich als arme Irre dargestellt wurde, die ihn stalkt. Wie weit sie wirklich die ganze Wahrheit weiß, daran habe ich bis heute so meine Zweifel.
Tja und dann kam das große Bedauern und Zweifel, ob meine Ehe das ganze überstehen wird und überhaupt weiter existieren darf. Immerhin konnte ich ab diesem Zeitpunkt meinen Focus wieder auf meinen Mann und mich richten. Das war auch die Zeit, als ich meine Therapie anfing. Das hat uns dann sehr geholfen. Ich musste mir selbst verzeihen und lernen, wieder auf uns zu vertrauen. Weißt du, diese Affäre ist sowas von weit ab von meinem eigentlichen Charakter. Ich bin keine unverantwortliche Frau, die einfach so mal ihre Prinzipien in die Tonne schmeißt und abhaut. Das ich das tatsächlich tun konnte, musste Gründe gehabt haben. In der Therapie ging ich dann auf Spurensuche und wurde fündig. Es gab wirklich eklatante Defizite in meiner Persönlichkeit, meiner Vergangenheit und in der Art, wie wir unsere Ehe lebten. Das musste ich aufarbeiten und langsam aber sicher verändern, gemeinsam mit meinem Mann. Und ich muss sagen, das ist uns ganz gut gelungen.
Momentan spüre ich, dass bei mir die Zeichen auf Vergebung stehen. Wenn ich noch etwas bedauere, dann dass ich wegen dieser bekloppten Affäre meine Stelle aufgeben musste. Ich bin in meiner derzeitigen Arbeit gerade sehr unzufrieden. Die Zustände bei uns sind wirklich katastrophal und hinzu kommt, dass ich eine zwar herzensgute aber auch sehr unfähige Chefin habe, die von Mitarbeiterführung keine Ahnung hat. Das führt dazu, dass ihr die jungen und teilweise leider etwas minderintelligenten Kolleg:innen auf der Nase herum tanzen. Natürlich zu meinem Nachteil, denn ich bin in meinem Job sehr verantwortungsvoll und mache zum Wohle unserer Bewohner gerne mal die eine oder andere unbezahlte Überstunde. Allerdings kann ich damit nicht die Welt retten, sondern beute mich selbst aus. Daran muss ich dringend arbeiten und denke evtl. nochmal über einen Jobwechsel nach. Das dürfte mit 57 allerdings selbst in meinem Beruf nicht mehr so einfach sein.
Auf meiner alten Stelle war insofern alles gut. Ich hatte dort tolle, durchsetzungsstarke Chefinnen und die Kollegen zogen an einem Strang. Auch der AM war wirklich toll in seinem Job. Ok, wie alle in diesem Beruf war er überlastet und so kam es dazu, dass ich für ihn ebenfalls Arbeiten übernahm, die ich nicht hätte tun dürfen. Allerdings leitete er mich zuvor sehr gewissenhaft an und ich war übervorsichtig, so dass es nie zu Zwischenfällen kam. Im Gegenteil, wenn ich mir anschaue, wieviele Fehler bei meiner jetzigen Arbeit z.B. in Bezug auf die Medis passieren, dann waren wir beide da wirklich vorbildlich.
Ja und ihm kann ich inzwischen wirklich alles aus tiefstem Herzen verzeihen. Er war ja frisch verwitwet damals und je mehr ich mich mit dem Thema Trauer beschäftige, desto mehr verstehe ich ihn. Auch wenn seine Ehe nicht mehr die beste gewesen sein kann, was er übrigens stets weit von sich wies, so muss er nach dem Tod seiner Frau in ein tiefes Loch gefallen sein. Ich hoffe sehr für ihn, dass er da wieder heraus gefunden hat, muss es aber leider bezweifeln. Ich wünschte wirklich, wir wären damals auf der freundschaftlichen und kollegialen Ebene geblieben. Und wenn meine Ehe und meine Psyche damals ok gewesen wäre, dann hätten wir die ganz sicher auch nie verlassen. Leider aber waren wir beide damals nicht wir selbst und so kam es eben zu dieser Misere.
Nun, also heute habe ich keine quälenden Gedanken mehr an ihn. Mir geht es in meiner Ehe wieder gut. In meiner Psyche gibt es noch die eine oder andere Baustelle, die ich aber nun mithilfe einer erneuten Therapie angehen will. Ich habe endlich einen Psychotherapie-Platz bekommen und morgen geht es los. Da hoffe ich dann, meine Esssucht angehen zu können und so stabil zu werden, dass die Depression endgültig in ihre Schranken gewiesen wird. Die kam ja damals zum Ausbruch, wenn sie ihre Gründe auch weit in meiner Vergangenheit, also in meiner Kindheit hat. Es geht mir zwar inzwischen deutlich besser, aber ich weiß dass jede Kleinigkeit die alten Geister wieder wecken kann.
Also bezüglich meiner Affäre ist jetzt wirklich alles gut verarbeitet. Wurde ja auch Zeit, 10 Jahre nach deren Beginn und 6 Jahre nach dem endgültigen Kontaktabbruch. Ich hoffe wirklich und wünsche meinem AM, dass auch er alles irgendwie verarbeiten konnte und wieder glücklich oder mindestens zufrieden ist. Leider waren die letzten Infos, die ich über eine gemeinsame Bekannte bekam aber nicht so positiv. Das hat er nun wirklich nicht verdient und ich hoffe, es geht ihm bald besser.
Und euch, ihr lieben wünsche ich ebenfalls, dass ihr euch wieder stabilisieren könnt und glücklich werdet mit einem Partner an eurer Seite, der wirklich zu 100% zu euch steht. Nichts anderes hat nämlich jede von euch verdient!
Alles Liebe!
Shedia
26.06.2023 07:47 •
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