Okay, das ist eine konkrete Frage, auf die ich gerne antworte. Auch um alleinerziehend Müttern Mut zu machen.
Zu Beginn es mir gar nicht gut. Mein Exmann sagte, wenn ich gehe, würde er mich finanziell zerstören. Das machte unglaubliche Angst. Ich habe, als er Urlaub mit der AF machte, den er mal wieder als Seminarwoche deklariert hatte, die Schlösser ausgewechselt. Das ist rechtlich nicht erlaubt, aber ich sah keinen anderen Weg.
Dann habe ich allein mit den Kindern gesprochen. Die schwankten zwischen Zorn und Trauer. Dann habe alles seine Sachen gepackt und sprichwörtlich vor die Tür gestellt. Er hatte schon lange eine Eigentumswohnung als Liebesnest, welche als Steuerabschreibung lief vor mir, innerhalb einer Woche hat sich auch seine Next getrennt. Ich habe drei Jahre nur seinen Schutt weggeräumt, finanziell, Scheidungsverzögerung, das Abweisen der Kinder, die in seinem Leben keinen Platz mehr finden konnten.
Ich habe Nächte durchgeweint, aber wollte nicht aufgeben, ich habe mir jede nur mögliche Hilfe geholt, mein Steuerberater, mein Anwalt, meine Bank und natürlich meine Therapeutin. Ich habe mich sehr eng stecken lassen und an der Situation und mir sprichwörtlich bis zum Umfallen gearbeitet. Aber es wurde Stück für Stück immer besser und leichter. Mit den Kindern habe ich Familiensitzungen vereinbart. Die Kinder fanden es erst richtig doof, aber dann richtig gut. Beide haben zusätzlich Einzelsitzungen gemacht. Alles bekam Struktur, neue Rituale in unserem Leben, eine gute Gesprächskultur mit mir und den Kindern.
Worauf ich streng und unerbittlich geachtet habe, immer für die Kinder dazusein, Mutter und Vater zugleich zu sein, ihnen aber auch etwas anfordern und zuzutrauen. Nach dem vierten Jahr war ich finanziell wieder absolut safe. Ich habe beide Häuser halten können, das Studium der Kinder finanziert und eben viel gearbeitet. Konsequent stand das Wohl meiner Kinder im Mittelpunkt. Die Beziehung zum Vater war und ist nicht meine Aufgabe.
Aber es gab neue Menschen in meinem Leben, und natürlich auch alte, ich habe neue Dinge getan, Leben und Liebe kamen zurück, von ganz allein, geblieben ist ein gesundes Misstrauen und ein gutes Bauchgefühl. Ich war auch optisch anders, aber unbewusst geschah das. Ich wurde einfach mein jetziges Ich. Wenn ich damals gefragt worden wäre, ob ich das schaffe, hätte ich verneint und geweint. Heute würde ich sagen, ja, klar, was genau muss denn gemacht werden. Und nun nachdem die Kinder erwachsen sind und selber heiraten wollen, jetzt muss ich einen Menschen gehen lassen, den ich sehr liebe, aber das Leben weicht aus ihm und ich muss machtlos zuschauen. Das macht mich traurig und wütend. Das Leben ist nicht gerecht, und so schnell auch vorbei, und vergeudet. Achtsamkeit hätte viel früher in mein Leben ziehen müssen. Abschied ist nicht meine Kernkompetenz.
05.08.2022 20:23 •
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