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Unterstützung für betrogene Beziehungspartner

E
Aus meiner Sicht ist Vertrauen eine Entscheidung. Und genau so ist auch Betrügen eine Entscheidung. Tut man sein Lebensweg mit jemandem beschreiten, hat man schon jemanden gewählt, der zu einem passend ist. Auch was Ehrlichkeit betrifft.

Betrügen könnte jeder von uns und das nicht nur den Partner, sondern auch Freude, Finanzamt etc. jederzeit. Oft wurde es nicht mal auffallen..... Tun wir (oder zumindest die meisten) nicht bis zu einer gewissen Situation, wo wir es vielleicht doch tun.

Mir wäre es viel weniger wichtig, dass mich mein Partner betrogen hat als die Art und Weise, wie er damit - und auch mit mir - umgegangen ist. Das sagt mehr über ihn aus, als irgendwelche Details.

Ob ich mich als Betrogene fühle oder nicht, ist auch meine Entscheidung. Nehme ich es persönlich? Theoretisch würde es reichen, den Umgang miteinander zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.

Ein solches Erlebnis rüttelt ziemlich viel und bringt verborgene Sachen an die Oberfläche. Die Partnerschaft ist nur ein Aspekt davon, es kommen persönliche Ängste hoch, Verletzungen aus der Vergangenheit, Verlustangst, emotional entsteht Tumult und das nicht so knapp. Das ist eine gute Gelegenheit, sich selbst zu erfahren, wenn man nicht nur geblendet vom Schmerz ist und einen Täter sucht.

04.06.2022 15:24 • x 5 #301


E
Zitat von Ella:
Ob ich mich als Betrogene fühle oder nicht, ist auch meine Entscheidung. Nehme ich es persönlich?


Ich frage dich ernsthaft, dass meine Frau mich betrogen hat, ja, das nehme ich persönlich.
Es geht dabei um mich.
Wie sollte man das sonst sehen?
Was mich auch ärgerlich macht, da brauch ich jetzt keinen Lapsus mit räuspern zu ummänteln, ist diese Geschichte mit Depression, durch die alle Fehler, alle Breitseiten, die man anderen zufügt, relativiert werden.
Ja, die Depression war schuld, dass ich fremd gegangen bin, sorry, soetwas kann und lasse ich nicht stehen.
Auch wenn man nicht gerade aus gehen kann, berechtigt das nicht andere, vor allem seinen Ehepartner in eine Sinnkrise zu bringen. Das ist meine persönliche Meinung!

04.06.2022 15:53 • #302


A


Unterstützung für betrogene Beziehungspartner

x 3


S
@Genussmensch

....ich sehe das tatsächlich anders. Bei vielen Affären geht es null um den EP. Es geht um persönliche Defizite beim AF, um Gelegenheit, um spezielle Wünsche, um Langeweile, um Frustabbau, um Verliebtheit , um Feigheit ...die Liste ist lang.

Ich sehe meine Anteile an der Verantwortung für die Beziehung an sich, aber null Verantwortung bei mir für die Affäre meines Partners. ( er übrigens auch nicht ...) und sehe auch nicht, dass es dabei um mich ging.

Persönlich gekränkt sein kann ich davon natürlich dennoch aber was und wem hilft das?

Ich sehe das wie Ella, (wieder) Vertrauen ist eine Entscheidung, verstehen wollen ist eine Entscheidung, und vergeben wollen ( oder halt nicht) auch.

Ich bin nicht für die Gefühle oder Taten von jemand anderem verantwortlich, nur für meine und wie ich damit umgehe.

04.06.2022 16:28 • x 6 #303


T
Zitat von Genussmensch:
Ja, die Depression war schuld, dass ich fremd gegangen bin, sorry, soetwas kann und lasse ich nicht stehen.

Die Depression ist natürlich nicht schuld! Das hat im Übrigen er auch nie gesagt!

Er war schon vor der Affäre depressiv.

Etwa zeitgleich mit Beginn der Affäre erhielt er dann auch die Diagnose.

Noch später dann die Therapie.

Akzeptieren, dass er krank ist, konnte erst langsam im Laufe der Therapie. Da hatte er sich aber schon zu sehr in der Affäre verstrickt.

Die Depression ist sicher nicht schuld an der Affäre. Aber sein damaliger Gefühlszustand war dadurch beeinflusst. Seine Unfähigkeit, die Dinge klar zu sehen, war dadurch begründet. Seine Wesensveränderung hing damit zusammen. Und vieles mehr.

Eines wissen wir beide sicher: ohne seine Depression wäre die Affäre nicht gewesen.

Das ändert nichts daran, was war. Auch nichts daran, dass es mich tief getroffen hat.

04.06.2022 16:38 • x 3 #304


E
Zitat von SchlittenEngel:
Bei vielen Affären geht es null um den EP


Natürlich geht es(auch) um den Ehepartner.
Der wird völlig egal, insofern kann man von miesem egomanen Verhalten sprechen.
Eine Ehe beinhaltet, Verantwortung und Fürsorge für mich, meine Frau und unseren Nachwuchs.
Mit Fremdgehen, um die möglichen Konsequenzen, weiss jeder, spielt das WIR keine Rolle mehr, sondern nur noch das ICH.
Wir leben unseren Kindern vor, was erwachsen sein bedeutet, was Liebe heisst, Verantwortung, Sorge zu tragen.
Das passiert auf keinen Fall, wenn Mama bei Schulze pennt. Auch das ist meine persönliche Meinung.

04.06.2022 16:42 • #305


S
@Genussmensch

dass eine Affäre führen egoistisch ist, da bin ich bei Dir;)
und dass einem der EP dabei entweder völlig egal ist oder er/ sie zumindest gekonnt ausgeblendet wird, das sehe ich auch so. Vielleicht reden wir auch aneinander vorbei?

Ich sehe sie halt nicht per se als unverzeihlich an....

04.06.2022 16:57 • x 2 #306


Blanca
Zitat von Trust_him:
Die Depression ist sicher nicht schuld an der Affäre. Aber sein damaliger Gefühlszustand war dadurch beeinflusst. Seine Unfähigkeit, die Dinge klar zu sehen, war dadurch begründet. Seine Wesensveränderung hing damit zusammen. Und vieles mehr.

Danke, daß Du das so klar formulierst.

Wer nie selbst von Depression oder anderen psychischen Erkrankungen betroffen war, kann sich da nicht wirklich reinversetzen. Weder ist so eine Erkrankung planbar, noch läßt sie sich mit ein paar warmen Kräutertees auskurieren. Und obendrein ist sie so schmerzhaft, daß sie leider auch im Suizid enden kann.

Wenn jemand ein Bein amputiert wurde, käme kein Mensch auf die Idee ihm vorzuwerfen, daß er jetzt nicht mehr mit zum Joggen gehen kann. Leider müssen psychisch Erkrankte neben der Krankheit auch das Unverständnis ihrer lieben Mitmenschen ertragen, was sich u.a. in Sprüchen wie jetzt ist aber langsam mal gut, reiß Dich endlich mal zusammen oder meine Güte, stell Dich doch nicht immer so an äußern kann. Solche Sätze wirken ggfs. tatsächlich wie zusätzliche Schläge.

Ich finde es klasse, daß Dein Mann und Du das so miteinander aufarbeiten konnten und wünsche Euch beiden von Herzen, daß jetzt wieder viele bessere Ehejahre folgen werden.

04.06.2022 17:06 • x 5 #307


T
Zitat von Blanca:
Leider müssen psychisch Erkrankte neben der Krankheit auch das Unverständnis ihrer lieben Mitmenschen ertragen

Anfangs wusste ich ja selbst nicht, wie ich mich richtig verhalten sollte. Ich sagte so Dinge wie du hast doch alles, was du immer wolltest! Wieso bist du nicht glücklich? Was willst du? Du sagst mir immer nur, was du nicht willst, aber nie was du willst ....als ich von seiner Krankheit wusste und mich damit auseinander gesetzt hatte, konnte ich viel besser auf ihn eingehen. Ich akzeptierte seine Krankheit lange bevor er das konnte. Er hatte gelernt, dass psychische Krankheiten keine Krankheiten sind. Man muss sich nur zusammenreißen. Er glaubte, daß Leben mit mir wäre an allem Schuld. Als er langsam begann, es zu akzeptieren, sagte er oft zu mir, er hätte lieber Krebs. Denn das sei eine richtige Krankheit. Oder eben ein gebrochenes Bein. Das sieht dann jeder und es ist absehbar, dass es irgendwann wieder gut wird. Schlimm waren unsere Eltern Jeder hat mal einen schlechten Tag , Ach, das kenne ich, da muss man sich halt zusammenreißen und dann geht das schon wieder. Dazu der Job, in dem man funktionieren musste, denn es durfte ja niemand wissen.
Rückblickend schlimm ist, dass er das bißchen Energie, das nach der Arbeit übrig blieb, dann oft bei ihr gelassen hat. Er sah das damals natürlich nicht. Ich bin sicher, ohne diese Affäre hätte er seine Depression viel früher im Griff gehabt. Aber es ist müßig, darüber zu spekulieren, denn es war, wie es war und heute liegt das lange hinter uns.

04.06.2022 21:58 • x 2 #308


M
Also ich würde ja sagen, depressive Menschen haben per se sehr viele Defizite, die eben zum Ausbruch der Krankheit führen. Die selben Defizite machen sie auch anfällig für Affären. Ist eine Person aber einmal mitten in einer depressiven Episode, ist er oder sie wohl nur selten zu einer Affäre in der Lage. Oder irre ich da?

04.06.2022 22:06 • #309


Blanca
Zitat von Trust_him:
Er hatte gelernt, dass psychische Krankheiten keine Krankheiten sind. Man muss sich nur zusammenreißen.

Das Traurige ist, daß man womöglich Jahrzehnte damit gelebt hat, ohne selbst auch nur zu ahnen,wie krank man ist - weil man es gar nicht anders kannte, als sich so (mies) zu fühlen, wie man sich dann eben fühlt.

Gerade starken Menschen geht das so, denn sie kämpfen sich ja trotzdem durch - bis irgendein äußeres Ereignis sie dann eben doch irgendwann in die Knie zwingt. Das Gesundheitswesen tut sein übriges: Da werden einfach nur Big Pharma-Programme gefahren, statt holistisch vorzugehen - ich lasse mich lieber nicht weiter dazu aus. Hinzu kommt noch die Zweiklassenmedizin - als gesetzlicher Kassenpatient ist man mittlerweile wirklich eine arme Sau.

Es freut mich von Herzen, daß Ihr sein Problem greifen und bearbeiten konntet. Macht weiter so, Ihr werdet es schaffen, dafür drücke ich Euch von Herzen beide Daumen.

04.06.2022 22:57 • x 1 #310


T
Zitat von maggy17:
Also ich würde ja sagen, depressive Menschen haben per se sehr viele Defizite, die eben zum Ausbruch der Krankheit führen. Die selben Defizite machen sie auch anfällig für Affären. Ist eine Person aber einmal mitten in einer depressiven Episode, ist er oder sie wohl nur selten zu einer Affäre in der Lage. Oder ...

Warum haben depressive Menschen per se viele Defiizite? Massive Defizite sehe ich eher bei Menschen, die sich auf Kosten anderer, über Manipulation und Lügen entspannt durchs Leben schaukeln.
Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass depressive Menschen sich zurückziehen, andere Menschen und Aufmerksamkeit nicht ertragen.

05.06.2022 06:54 • x 4 #311


T
Zitat von Genussmensch:
Heutzutage ist ein sprunghafter Anstieg von depressiven Erkrankungen zu sehen. Woran das liegt, frage ich mich. Selbst hat man einiges erlebt, was durchaus auch Anlass geboten hat, es sich auf einer Therapeutenbank bequem zu machen. Kritik fähig zu sein, Ansprüche auch zurückschrauben können und wenn es brutal ...

Wer entscheidet denn, ob jemand wirklich krank ist? Brauche ich dafür ein offensichtliches, körperliches Merkmal.
Eine erkrankte Psyche hat massive Auswirkungen bis hin zum Suizid.
Egoistisch, die Welt soll sich kümmern? Glaube mir, die kümmern sich nicht. Und die sogenannte Welt ist oft ursächlich für psychische Erkrankungen.

05.06.2022 06:59 • x 5 #312


Blanca
Zitat von Genussmensch:
Woran das liegt, frage ich mich.

Es gibt ein Unterforum Offtopic, wo diese Frage als neuer Thread formuliert werden kann und sollte, denn a) ist sie interessant und b) gibt es einiges an möglichen Antworten darauf, so daß mit einer Diskussion zu rechnen wäre, die hier in meinem Thema den Rahmen sprengt.

In diesem Thread hier soll es weiterhin um Unterstützung für betrogene (Haupt-)Beziehungspartner gehen.

05.06.2022 07:19 • #313


Blanca
Zitat von Ella:
Tut man sein Lebensweg mit jemandem beschreiten, hat man schon jemanden gewählt, der zu einem passend ist. Auch was Ehrlichkeit betrifft

Wie ist das zu verstehen?

Willst Du damit sagen, das Betrogene etwas an sich haben, womit sie schon bei der Partnerwahl Betrüger zumindest latent anziehen?

05.06.2022 07:47 • x 2 #314


Blanca
Zitat von SchlittenEngel:
Ich sehe meine Anteile an der Verantwortung für die Beziehung an sich, aber null Verantwortung bei mir für die Affäre meines Partners. ( er übrigens auch nicht ...) und sehe auch nicht, dass es dabei um mich ging.

Auch wenn man als Betrogene(r) mit Fug und Recht für sich feststellen kann, das man selbst nichts getan oder gelassen hat, was den Partner in sein außerhäusiges Abenteuer trieb, so bleibt doch der Umstand jemand in seiner unmittelbarsten Nähe zu wissen, den man offenbar völlig falsch eingeschätzt hat.

Das Bild, das wir uns vom Partner gemacht haben, muß also korrigiert werden. Und ob wir mit dem weiter zusammenleben wollen, was wir ab da in ihm sehen, ist dann ein anderer Kaffee.

Für @Genussmensch steht beispielsweise fest, daß seine Frau eine Klapperschlange ist, die ihm nicht mehr ins Haus kommt.

Anderen hier ist es wiederum gelungen, die Affaire gemeinsam mit dem Partner auf eine Weise aufzuarbeiten die es ihnen gestattet, damit abzuschließen und sich auf eine Beziehung 2.0 mit ihm einzulassen.

IMO ist beides nachvollziehbar. Hängt letztlich von den individuellen Umständen der Affäre ebenso ab wie von den Vorstellungen der Betroffenen, was sie aus so einem Supergau machen.

05.06.2022 08:05 • x 5 #315


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