Hallo @Heizlok,
ich hab deine Geschichte überflogen und nicht in allen Details gelesen, also entschuldige bitte schon im Voraus, wenn ich Dinge nicht in den richtigen Kontext einordne. Du wolltest die Sicht einer AF, deren Partner versucht hat, sie auf den rechten Weg zurückzuführen . Hier bitte...
Um es gleich vorwegzunehmen, ich bin mir meiner Anteile an der Affäre sehr wohl wohl bewusst und sehe sie für mich mittlerweile als notwendigen Fehler bzw. Erfahrung an, die ich unter keinen Umständen wiederholen werde. Gerade auch das Lesen hier im Forum hat viel Anteil daran, da man ja alle denkbaren Perspektiven zum Thema geboten bekommt. So viel dazu.
In meiner Geschichte ist es so, dass meine Beziehung schon lange vor der Affäre auf dem Nullpunkt angelangt war. Allerdings war es in meiner Persönlichkeit angelegt, nicht gut über meine Befindlichkeiten und Bedürfnisse sprechen zu können. Und in der Persönlichkeit meines ehemaligen Partners, die Dinge wegzureden und mich irgendwie nicht richtig für voll zu nehmen, wenn ich es denn mal versucht habe. An der Stelle also nicht besonders kompatible Kommunikationsstile. Bei uns beiden wuchs der Frust und bei mir war es der neue Kollege, der all meine Beziehungsträume zu erfüllen schien. Dass auch er mit Frau und Kindern gebunden war, habe ich nicht ignoriert, sondern habe lange versucht, die Gefühle wegzudrücken. Aber bei täglichem Kontakt und Interesse von der Gegenseite war das irgendwann ein Ding der Unmöglichkeit und auch eine bewusste Entscheidung, sich darauf einzulassen. Die Affäre war kurz und schmerzvoll. Hat mir aber eindrücklich gezeigt, dass in meiner Beziehung nichts mehr zu retten ist. Nach Beichte und von meiner Seite ausgesprochener Trennung erwachte in meinem ehemaligen Partner der Kampfgeist. Wir haben angefangen zu sprechen, was in den letzten Jahren schief gelaufen war, er gab sich Mühe, meine Sicht nachzuvollziehen, er verzieh mir, kurz: er war sehr bemüht, meinen Vorstellungen entgegenzukommen. Dieser Verarbeitungsprozess war gut und wichtig für uns beide. Aber die Grundproblematik seines Was hast du denn nur? Es ist doch gar nichts. ICH habe doch gar kein Problem in der Beziehung gegen mein Mir fehlen essentielle Dinge in der Beziehung und ICH habe sehr wohl ein Problem in der Beziehung konnten wir nicht lösen. Und die Liebe hat es auch nicht zurückgebracht.
Was ich dir raten würde:
1. Deine Frau ist vielleicht in einem Rausch, aber sie handelt ganz bewusst. Das solltest du dir klar machen und sie auch dementsprechend behandeln. Sie ist nicht unzurechnungsfähig, sondern ein erwachsener Mensch, der für sich Entscheidungen trifft, auch wenn sie dir nicht gefallen... Sie ist nicht in einer Blase, aus der sie befreit werden muss! Erkenne an, dass deiner Frau etwas fehlt, was sie woanders sucht, auch wenn du kein Problem hast.
2. Verabschiede dich von dem Gedanken, dass du irgendetwas damit ausrichtest, ihre Gefühle wiederzuerwecken, indem du Dinge für sie tust. Das ist keine Liebe, sondern ein Tauschhandel, in dem du versuchst, etwas zu erreichen, was für dich gut ist.
3. Du weißt, dass deine Frau eine Affäre hat. Und du taktierst, wie du die Situation kontrollieren kannst. Das ist irgendwie nachvollziehbar, wird dir aber vermutlich rein gar nichts bringen. Im wahrscheinlichsten Fall wird sich deine Frau bloßgestellt fühlen, wenn du ihr sagst, dass du schon Wochen davon wusstest und das Ganze still und heimlich beobachtet hast. Ich glaube nicht, dass du darüber etwas Positives in ihr auslösen wirst.
4. Triff eine Entscheidung für dich (!), was du möchtest und was du bereit bist auszuhalten. Und dann konfrontiere sie mit deinem Wissen und teile ihr deine (!) Entscheidung mit. Und dann lass sie konsequent in Ruhe oder trenne dich räumlich für eine Weile. Nochmal: sie ist ein mündiger Mensch, im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Genau wie du. Ihr beide dürft Entscheidungen treffen, ob es mit und ohne einander weitergeht.
Ich will ihr Handeln keinesfalls entschuldigen, sie hat eure Beziehung einseitig aufgekündigt und sie darf auch das ganze Spektrum deiner Gefühle erleben. Aber sie muss für sich selbst entscheiden, wie es weitergeht. Und entweder, deine Frau kommt freiwillig zu dir zurück, weil sie die Beziehung zu dir weiterführen möchte oder sie entscheidet sich dagegen. Ich meine es auch nicht so, dass du ewiges Verständnis aufbringen oder auf Abruf dasitzen sollst. Sondern dass du ganz klar kommuniziert, wie viel Zeit du bereit bist, ihr einzuräumen und was deine Konsequenz sein wird, wenn die Zeit abgelaufen ist. Was ich aus vielen Geschichten hier herauslese, ist Verlustangst. Da wird Druck aufgebaut, Scham- und Schuldgefühle werden eingefordert und Mitleid sowieso. Ich kann nur für mich sprechen, aber das sind für mich keine Grundlagen für eine gesunde Beziehung. Für keine Seite. Wenn deine Frau zu der Entscheidung kommt, dass sie bei dir bleiben will, habt ihr alle Zeit, eure Beziehung aufzuarbeiten und einen wirklichen Neustart zu wagen. Aber ihr solltet euch beide jetzt den Raum nehmen und geben, zu hinterfragen, wo ihr steht und ob es noch eine Perspektive gibt.
So wie du schreibst, erinnerst du mich an meinen ehemaligen Partner - kontrolliert, lösungsorientiert - das Problem, für das es keine Lösung gibt, muss erst noch erfunden werden... In vielerlei Hinsicht tolle Eigenschaften! Die aber auch dazu führen können, das Gegenüber mit seinen Problemen nicht richtig wahr- und ernstzunehmen. Das war bei mir zumindest der Hauptauslöser für die emotionale Entfremdung, der dann die körperliche folgte.
Deshalb zum Schluss nach so viel Text: nimm sie ernst, hör auf zu taktieren und mach ihr aber auch klar, dass du bereit, Konsequenzen zu ziehen. Alles Gute dir.