Unterstützung für betrogene Beziehungspartner

Zitat von Blanca:

Was ich meine:
Sollte es in Wahrheit die Entscheidung für eine bestimmte Art zu leben sein, so geht es doch letztlich um Selbstliebe.

Geht es in Beziehungen nicht sowieso auch um die Lebensart, unabhängig von Affäre? Ich habe mich in der Beziehung und mit unserer Art des Zusammenlebens (als wir noch glücklich waren) schon sehr wohl gefühlt. Es hat sich für mich stimmig angefühlt. Habe aber die vielen Kleinigkeiten, die doch nicht so gut gepasst haben weggeräumt. Eine Affäre wirkt dann natürlich wie eine Lupe. Die Kleinigkeiten werden größer und will man die Beziehung retten, müssen die auf den Tisch und es sollte auch Veränderungen geben.
Aber grundsätzlich gibt es doch auch ohne Affäre gewisse, leider oft unausgesprochene Standarts und Erwartungen, von denen man glaubt, der andere erfülle sie auch. Seine Lebensräume nur zu Gunsten der Liebe des Partners aufzugeben halte ich für falsch.
Ein Beispiel
In meinem Lebensentwurf gab es immer den Wunsch nach Kindern. Wenn mein Partner nicht auch diesen Wunsch gehabt hätte, hätte ich mich getrennt. Bei diesem Thema gibt es ja nun wirklich schlecht einen Kompromiss. Wenn wir keine Kinder hätten bekommen können, würde das anders aussehen....

Zitat von MissLilly:

Ich lese oft so Sätze wie:,, Er/Sie hat mich so gesehen/ geliebt, wie ich wirklich bin.
Dabei denke ich dann immer:

Falsch! Er/Sie hat dich so gesehen und geliebt wie du sein wolltest

Obwohl das schon vor einigen Tagen hier geschrieben wurde, würde ich gern noch eine Frage dazu stellen.

Ja, durch die Verliebtheit entwickelt man Energie, fühlt sich beflügelt und viel stärker den Schwierigkeiten des Lebens gegenüber. Ich habe mich so viel positiver erlebt. So wie ich gern sein möchte.

Es war bei mir eine unglückliche Verliebtheit, und meine Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Damit fiel ich wieder zurück, durch den Kummer sogar noch viel weiter, als ich vorher gewesen war. Erst nach und nach baue ich mich von Neuem auf.

Was meint Ihr? Kann man diese andere Version von sich selbst, die man gern für immer sein möchte, dauerhaft erhalten, wenn eine Beziehung gelingt? Oder ist das nur in der Anfangsphase so?

Zitat von Jetti:

Was meint Ihr? Kann man diese andere Version von sich selbst, die man gern für immer sein möchte, dauerhaft erhalten, wenn eine Beziehung gelingt? Oder ist das nur in der Anfangsphase so?

Die Aufgabe für sich selbst und innerhalb der Partnerschaft ist wohl, Idealbild und Schwächen beide zu integrieren zu einem realistischen Gesamtbild, und sowohl sich selbst als auch den Partner trotzdem und weiterhin zu lieben?

Das ist ja gerade die krux, weshalb so viele Beziehungen nach 6 Monaten bis 1-2 Jahren dem Alltag/der Realität nicht standhalten.
Und das finde ich persönlich dann besonders schmerzhaft - wenn der andere einen dann nicht lieben kann/möchte.
Wobei es ja nicht nur mit einem selbst zu tun hat sondern auch mit den diversen Problemen die der Verlasser evtl. mit sich selbst hat.

Die Idealisierung im Vergleich zur realen Person ebnet ja wohl in vielen Fällen den Weg in die Affären-Falle.

Zitat von Isnogud:

Die Aufgabe für sich selbst und innerhalb der Partnerschaft ist wohl, Idealbild und Schwächen beide zu integrieren zu einem realistischen Gesamtbild, und sowohl sich selbst als auch den Partner trotzdem und weiterhin zu lieben?

Aber für mich selbst erreiche ich nicht das, was ich gern wäre.
Für/mit/ durch den anderen Menschen schon. Zumindest am Anfang. Aber das hat wahrscheinlich auch mit den Hormonen zu tun, die
in der Verliebtheitsphase eben pushen.
Da bin ich eigentlich gar nicht authentisch, kann es in dem Moment gar nicht sein.

Wie nur schafft man es für sich selbst, das aus sich herauszuholen?

Zitat von Jetti:

Aber für mich selbst erreiche ich nicht das, was ich gern wäre. Für/mit/ durch den anderen Menschen schon. Zumindest am Anfang. Aber das hat ...

Wenn ich das richtig verstehe, dann hast du doch diese Anteile schon immer in dir. Eben nur vergraben manchmal, oder sogar verleugnet.
Auf Dauer im Rausch wird es nie sein.
Und stell dir vor, wie schlimm dass dann wäre, würde der Mensch auf den du alles aufbaust irgendwann z.b. im Streit sagen, dass er dich nun ganz anders wahrnimmt. Zerstört er dich, bzw. das Bild, dann? Oder die Fassade (wenn es eine ist, bzw. Du sie dafür hälst)?

Zitat von Jetti:

Wie nur schafft man es für sich selbst, das aus sich herauszuholen?

Um Selbstakzeptanz und -Liebe können wir sicher ewig sprechen. Keine Ahnung ob und wie das vollumfänglich geht...
Wahrscheinlich braucht jeder auch Zufuhr von Außen. Freunde, Familie, Arbeitskollegen...
Warme Zufriedenheit mit dem eigenen Leben ist auch nicht mit den krassen Gefühlen von Verliebtheit zu vergleichen.

Zitat von Isnogud:

Wenn ich das richtig verstehe, dann hast du doch diese Anteile schon immer in dir

Ja, irgendwie schon. Aber es ist dann auch der Gedanke (vl. auch das Gefühl), es lohnt sich nur für einen anderen Menschen. Oder besser gesagt, nur dann schaffe ich es, diese tollen Seiten auch ans Licht zu holen.

Zitat von Isnogud:

Zerstört er dich, bzw. das Bild, dann? Oder die Fassade (wenn es eine ist, bzw. Du sie dafür hälst)?

Ich glaube, da wäre eine große Angst, eben nicht mehr zu genügen, wenn ich dieses Bild nicht mehr erfüllen kann.
Fassade ist vielleicht ein zu starkes Wort. Es ist ja nicht ein bewusstes Verstecken dahinter. Naja, ein bisschen doch, schließlich zeigt man zuerst seine Schokoladenseite.

Zitat von Isnogud:

Wahrscheinlich braucht jeder auch Zufuhr von Außen

Das denke ich auch.
Meinte zu mir selbst Ich würde alles dafür geben, das von IHM zu bekommen.
Inzwischen nehme ich aber auch wahr, was mir die Menschen in meinem Unfeld geben.
Doch auch da stelle ich fest, wieviel ich manchmal schaffen kann, und fürchte gleichzeitig, es nicht auf Dauer aufrechterhalten zu können.
Weil ich um meine Schattenseiten weiß.

Ich glaube, das passt jetzt gar nicht zum Thema hier und setze deshalb mal lieber einen Punkt an dieser Stelle.

Zitat von Isnogud:

Warme Zufriedenheit

Eine wunderbare Kombination, die mit zwei Worten soviel mehr sagt.

Zitat von Jetti:

Ich glaube, das passt jetzt gar nicht zum Thema hier und setze deshalb mal lieber einen Punkt an dieser Stelle.

Schon, aber um den Bogen wieder zu spannen: ich glaube genau das ist es, worum es in vielen Affären geht. Sich im eigenen Ideal sonnen zu können und die Realität auszublenden.
Denn wenn dich jemand wirklich kennt, gibt's eben nicht nur Schokoladenseiten.

Zitat von So-What:

Man könnte bedenken, wenn man sich frisch verliebt, dass irgendwo auf der Welt eine Ex ist, die froh ist den Kerl los geworden zu

Danke, darüber muss ich grad schmunzeln. Sehr zutreffend, wenn auch nicht in jedem Fall.

Zitat von Isnogud:

Die Idealisierung im Vergleich zur realen Person ebnet ja wohl in vielen Fällen den Weg in die Affären-Falle.

Oder die fehlende Erkenntnis, dass man selbst das Defizit hat/ist/in sich trägt und der Partner, den man betrügt eigentlich nichts damit zu tun hat.

Zitat von So-What:

Man könnte bedenken, wenn man sich frisch verliebt, dass irgendwo auf der Welt eine Ex ist, die froh ist den Kerl los geworden zu sein.

Diese frische Verliebtheit endet sicher nach 3-4 Monaten! Dann sieht man wieder klar. Und wird getriggert durch eine Red Flag nach der anderen.

Vielleicht können Männer / Frauen ihre charakterlichen Defizite in einer Affäre erstmal nur besser verstecken als in einer Beziehung?

Zitat von Jetti:

Naja, ein bisschen doch, schließlich zeigt man zuerst seine Schokoladenseite.

Da liegt meiner Ansicht nach der Fehler.

Vor meinem Mann war ich eine Zeitlang Single und wollte endlich einen Mann, der mich liebt wie ich bin.
Mein Mann hat deshalb von Anfang an mein ungefiltertes Ich kennengelernt.
Er hat sich in mich verliebt damals und nicht in eine Fassade.
Da war dann auch zu keiner Zeit eine Überraschung, dass ich anders wäre als gedacht.
Ich sagte direkt zu Anfang, dass ich keine Lust auf Spielchen habe und meinte das auch so. Entweder es passt oder eben nicht.

Heißt nicht, dass wir uns nicht auch zusammenraufen mussten. Aber alles zumindest von meiner Seite immer sehr authentisch.

Eine Rolle kann man nicht ein Leben lang aufrechterhalten. Irgendwann fällt die Maske und die Wahrheit kommt ans Licht.
Ich wusste, dass ich das für mich nicht mehr wollte und versuchte bei meinem Mann damals einen anderen Ansatz.

Ich kann heute sagen, ich bin mir immer treu geblieben.

Ich glaube, dass das auch die innere Kraft und das Selbstbewusstsein eines Menschen ausmacht.