Unterstützung für betrogene Beziehungspartner

Zitat von DieSeherin:

ich habe meinen exmann betrogen und habe versucht, zu erklären, warum das wohl so gelaufen ist, wie es gelaufen ist - entschuldigen/rechtfertigen, mich von verantwortung frei sprechen, wollte ich damit null! interessanterweise hat mein exmann den unterschied sehr wohl verstanden! (aber ich lasse das besser, weil ich ...

Und warum hast du das nicht vor dem Betrügen versucht?

Zitat von DieSeherin:

habe versucht, zu erklären, warum das wohl so gelaufen ist, wie es gelaufen ist -

Sorry, cannot resist:


(Anderer Kontext - aber Frau Gabriele Krone-Schmalz erklärt im Clip gleich zu Beginn, was auch hier gerade daneben zu gehen scheint: Fehlende Unterscheidung zwischen Verstehen, Verständnis (haben) für und Rechtfertigen. Ab min 1:15 geht es im Clip dann nur noch um Politik = offtopic = irrelevant für diesen Thread.)

Zitat von DieSeherin:

ich habe meinen exmann betrogen und habe versucht, zu erklären, warum das wohl so gelaufen ist, wie es gelaufen ist -

Zitat von darkenrahl:

Und warum hast du das nicht vor dem Betrügen versucht?

Wie erklärt man denn normalerweise, warum ein Betrug lief, wie er gelaufen ist - noch ehe er überhaupt stattgefunden hat?

@DieSeherin hätte sich entweder um ein besseres Einvernehmen mit ihrem Gatten bemühen können (dazu gehören dann allerdings dann schon zwei...) - oder sich vor dem Betrug trennen sollen, um klare Verhältnisse für alle Beteiligten zu schaffen. Aber einen sich erst anbahnenden Betrug vorsorglich in allen Details erklären?

Zitat von Blanca:

Fehlende Unterscheidung zwischen Verstehen, Verständnis (haben) für und Rechtfertigen

Ich habe den Clip noch nicht angeschaut....ich unterscheide es für meinen Fall so:

Ich verstehe, was mein Mann mir über den Beginn seiner Affäre erzählt hat, sprich ich verstehe den Inhalt seiner Worte und wie der Ablauf faktisch war.
Ich habe Verständnis dafür, dass er aufgrund seiner damaligen psychischen Verfassung nicht in der Lage war zu entscheiden bzw. nicht gefestigt genug war, es zu verhindern oder gar im Vorfeld zu erkennen, dass er dabei war, den falschen Weg zu beschreiten.
Jedoch haben weder er noch ich seine Affäre je zu rechtfertigen versucht. Sie war von Anfang an falsch und es gibt nichts, was sie auch nur im Ansatz als folgerichtig sehen lässt. Somit ist sie auch in keiner Weise gerechtfertigt gewesen.

Zitat von Blanca:

Wie erklärt man denn normalerweise, warum ein Betrug lief, wie er gelaufen ist - noch ehe er überhaupt stattgefunden hat? @DieSeherin hätte sich entweder um ein besseres Einvernehmen mit ihrem Gatten bemühen können (dazu gehören dann allerdings dann schon zwei...) - oder sich vor dem Betrug trennen sollen, um ...

Sorry, ich meinte nicht dass sie ihm erklären sollte dass sie ihn betrügen wird... sondern dass etwas in der Partnerschaft nicht stimmt und das geklärt werden müsste.
Ich bin zwar blöd, aber so dumm auch nicht, dass ich es meinte wie ihr mich jetzt darstellt

Zitat von Blanca:

(die seherein) hätte sich entweder um ein besseres Einvernehmen mit ihrem Gatten bemühen können (dazu gehören dann allerdings dann schon zwei...) - oder sich vor dem Betrug trennen sollen, um klare Verhältnisse für alle Beteiligten zu schaffen.

zum einen habe ich schon einige male (in diversen fäden) erzählt, dass ich zum einen durchaus versucht habe, mit meinem mann die ehe gemeinsam zu hegen und zu pflegen - und zum anderen muss ja nicht immer eine bewusste schieflage vorhanden sein, wenn sich ein beziehungspartner gnadenlos verliebt!

aber das gehört wahrscheinlich wirklich nicht in genau diesen faden... hier sind so viele unglaublich verletzte menschen und ich möchte nicht salz in wunden streuen, die nicht verheilt sind.

Ich habe gerade diesen Thread fast durch gelesen und denke, ich kann mich mit meiner Geschichte einbringen.
Kurz umreiße ich sie.
Nach 23 Jahren hat mich mein Ex betrogen. Er hat es mir selber erzählt, weil er durch eine Verkettung von Umständen geglaubt hat, dass ich es sowieso bald heraus finden würde.
Ich war zutiefst verletzt. Er war bereit die Beziehung zu Ihr aufzugeben, aber nicht den Kontakt (was für ein Warnsignal!) Das habe ich aber gefordert, sonst wäre es nicht weitergegangen. Ich wollte die Beziehung gerne retten. Ich habe meinen Mann geliebt und das hat ja nicht von heute auf morgen aufgehört. Wir hatten also zwei Abmachungen:
1. Kein Kontakt zur AF
2. Wenn doch, dann Ehrlichkeit
Wir haben zur Rettung der Beziehung viel versucht, oder muss ich eher sagen ich?
Ich habe alleine gerudert und habe es nicht gemerkt. Ich habe ständig über den Betrug nachgedacht und konnte es nicht loslassen. Ich habe schlimme Szenen initiiert, nur um ihn irgendwie spüren zu können. Immer hatte ich ein komisches Bauchgefühl, dass da noch was lief. Auf Nachfrage wurde dies verneint. Dann zog sich mein Mann mehr und mehr zurück und die Trennung war unausweichlich. Dieser Prozess hat 5 Jahre gedauert.
Er war zu feige mir zu erzählen, dass er natürlich die ganze Zeit Kontakt mit ihr hatte. Das habe ich erst Monate später herausgefunden. Die Trennung war vor zwei Jahren. Wir haben 3 Jungs, inzwischen fast erwachsen, der Älteste studiert schon und wohnt nicht mehr zu Hause.
Ich habe hart an mir gearbeitet, um diese Geschichte zu verarbeiten.
Hier ploppen ja immer wieder mehrere Themen auf. Zu denen möchte ich mich äußern. Bitte behaltet im Hinterkopf, dass meine Meinungen immer etwas mit meinen Erfahrungen zu tun haben.
1. Eigene Anteile
Ich weiß bis heute nicht, was aus Sicht meines Ex mein Anteil war. Er konnte mir darauf keine Antwort geben. Inzwischen ist es mir auch egal! Es gibt wenige Gründe, die eine Affäre rechtfertigen und auf mich trifft keiner zu. Außerdem wurde es auch nicht kommuniziert, wieso dann spekulieren. Meinen Anteil sehe ich darin nicht früher gegangen zu sein, sondern immer wieder die Familie retten zu wollen, anstatt auf mein Bauchgefühl zu hören. Es hätte mir viele leidvolle Jahre erspart.
2. Kinder
Ich kann verstehen, dass man sich eine Trennung noch mal gründlicher überlegt, wenn Kinder im Spiel sind. So war es bei mir ja auch. Aber Kinder ahnen ja auch, dass etwas nicht stimmt. Ich finde, es gibt kaum etwas Schlimmeres als Familiengeheimnisse, dann haben Kinder nicht mal die Chance das aufzuarbeiten.
Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und können auch Person und Taten differenzieren. Meine Jungs wussten die ganzen Jahre, dass mein Mann mich betrogen hat. Als wir uns getrennt haben, konnten wir endlich darüber sprechen. Mein Mann war da nicht gesprächsbereit. Ist für ihn vielleicht auch schwieriger.... Aber ich verhindere natürlich den Kontakt zum Vater nicht. Sie brauchen ihn ja auch, aber sie haben schon ein sehr distanziertes Verhältnis zu ihm.
3. Was ich für mich daraus ziehe
Ich bin seit der Trennung alleine. Mein Ex ist mit seiner Affäre zusammen und sie erwarten nun ein Kind. Das hatte mich noch einmal sehr getroffen.
Ich habe die zwei Jahre genutzt, um mich wieder neu aufzustellen. Ich habe viel an meiner Selbstwirksamkeit und meinem Selbstwertgefühl gearbeitet. Ich habe jede Hilfe angenommen, die ich kriegen konnte.
Ich habe weniger um den Verlust meines Mannes getrauert, als um den Verlust meines Lebensentwurfes. Und dann war da noch der ganze Rattenschwanz einer Trennung...Veränderungen im Freundeskreis, Finanzen usw.
Aber ich bin stärker aus der Krise herausgekommen als hineingekommen
Meine Beziehung zu den Jungs, die ja an der Schwelle zum Erwachsen werden, sowieso neu definiert werden muss, ist enger geworden, aber nicht ungesund eng.
Ich fühle mich wohl mit mir selber. Ich habe für mich Standarts für eine neue Beziehung bewusst benannt. Ein Betrug wäre aber in Zukunft der Grund zu gehen, ohne wenn und aber!
Seit ich gut mit mir selber leben kann, traue ich mich so langsam und vorsichtig auch mal wieder in die Datingwelt...auch wenn noch keiner für mich dabei war, gab es nette Begegnungen- und vielleicht bin ich auch noch nicht wieder ganz so weit.
Ich lebe mehr im Hier und Jetzt! Und das genieße ich.

Zitat von DieSeherin:

muss ja nicht immer eine bewusste schieflage vorhanden sein, wenn sich ein beziehungspartner gnadenlos verliebt!

Dann eben eine unbewußte.

Zitat von DieSeherin:

aber das gehört wahrscheinlich wirklich nicht in genau diesen faden...

Doch, gerade eine unbewußte Schieflage wäre etwas, wo mit Hilfe von Therapeuten / Mediatoren überhaupt erst mal eine Erklärung (nicht: Rechtfertigung!) gefunden werden kann, wie es soweit kommen konnte. Als nächstes können beide dann für sich feststellen und entscheiden, ob das eine Schieflage ist, an der sie - jetzt, nachdem sie ihnen endlich bewußt ist - noch was deichseln können oder nicht. Falls ersteres, wäre eine Beziehung 2.0 zumindest denkbar.

Und so ein Hoffnungsschimmer passt sehr wohl in den Thread hier, also danke für Deine Beiträge.

Zitat von Angel09:

Ich habe weniger um den Verlust meines Mannes getrauert, als um den Verlust meines Lebensentwurfes.

Danke. Ein überaus selbstreflektierter Satz, den man so schonungslos offen hier selten zu lesen bekommt.

Zitat von Blanca:

Und so ein Hoffnungsschimmer passt sehr wohl in den Thread hier, also danke für Deine Beiträge.

wobei viele der erkenntnisse ja erst lange nach all dem gewachsen sind und auch die gespräche mit meinem exmann, den kindern, der exfrau meines affärenmannes ja über jahre hinweg statt gefunden habe.

was immerhin bei uns echt wundervoll ist, dass alle kinder sich mittlerweile als geschwister empfinden, das ganze patchwork-gedöns toll finden, mein exmann und ich bis zu seinem tod befreundet waren (und mein affären mann, der ja mittlerweile lange schon mein mann ist und die zweite frau meines exmannes, die ja dann der endgültige trennungsgrund war... ääähhh.... kuddelmuddel )

und genau über das hier...

Zitat:

Ich habe weniger um den Verlust meines Mannes getrauert, als um den Verlust meines Lebensentwurfes.

... war ganz oft das kernthema bei uns allen!

Zitat von Blanca:

Danke. Ein überaus selbstreflektierter Satz, den man so schonungslos offen hier selten zu lesen bekommt.

Ich muss natürlich ehrlicherweise sagen, dass wir zum Zeitpunkt der Trennung schon wieder 5 Jahre sehr schwierig, wenn nicht gar toxisch zusammengelebt haben. Der Verlust dieser Beziehung gleicht dann eher einem Entzug! Kein Drama mehr, kein Betteln nach emotionaler Verfügbarkeit usw.
Ich bin da zwar hineingeraten, aber ich denke nicht, dass das mein typisches Beziehungsmuster ist. Zum Glück konnte ich mich wieder sehr schnell anders lebendig fühlen.

Zitat von DieSeherin:

(und mein affären mann, der ja mittlerweile lange schon mein mann ist und die zweite frau meines exmannes, die ja dann der endgültige trennungsgrund war... ääähhh.... kuddelmuddel )

Du hattest mal geschrieben, als Eure jeweiligen Partner sich neu verliebten (jeder für sich), war das dann auch der Zeipunkt, wo Du mit Deinem AM zusammengekommen bist.
Aber wolltet Ihr auch so irgendwann ein Paar werden?

Dass Ihr so eine tolle Truppe seid, finde klasse.

Zitat von Jetti:

Du hattest mal geschrieben, als Eure jeweiligen Partner sich neu verliebten (jeder für sich), war das dann auch der Zeipunkt, wo Du mit Deinem AM zusammengekommen bist.

jein.... mein mann hat sich neu verliebt und war da konsequenter als ich und ist gegangen... allerdings waren da die lebensumstände auch schon besser (kinder größer und beide haben geld verdient). erst jahre später hat sich die frau meines affärenmannes getrennt (und in diesen jahren war auch wieder eine off-zeit) - und dann sind wir endlich zusammen gekommen!