Unterstützung für betrogene Beziehungspartner

Zitat von Genussmensch:

Was lebt man dem Sohn vor? Als Paar, als Mann?

Deshalb bin ich froh, dass unsere Kinder nichts davon mitbekommen haben.

Zitat von Genussmensch:

Dann nenn mir nur 1 Grund, eine Frau, die dich belügt, betrügt, parallel, während sie dir ihre Liebe versichert, einen anderen beglückt, wieder in dein Haus zu lassen?

Liebe.

Wobei das sicher nicht für jedes Paar funktionieren wird.

Deshalb der Link zum Vortrag der Paartherapeutin Esther Perel in Beitrag #51 - sie schildert darin ja Beispiele aus ihrer selbst erlebten Praxis, auf welcher Basis es funktionieren könnte.

Ab min 10:16 sagt sie: Die große Mehrheit der Menschen, mit denen ich arbeite, sind nicht alle chronische Aufreißer.

Ab min 15:44: Mir ist aufgefallen, dass viele Paare im unmittelbaren Nachspiel einer Affäre, wegen diesem neuen Chaos, das zu einer neuen Ordnung führen kann, tiefgründige Gespräche voller Ehrlichkeit und Offenheit haben, die sie in Jahrzehnten nicht hatten. Und Partner, die S. abgestumpft waren, finden sich plötzlich in unersättlicher Lust wieder, von der sie nicht wissen, woher sie kommt. Etwas von der Verlustangst wird das Verlangen wiedererwecken und den Weg für eine komplett andere Art von Wahrheit frei machen.

Hier kommt er nochmal: https://www.ted.com/talks/esther_perel_...anguage=de

Ich kenne Deine Ehe nicht von innen und kann daher nicht wissen, warum ausgerechnet Deine Frau Dich betrogen hat. Auch nicht, ob speziell ihre Reue aufrichtig ist und sie insofern vielleicht doch das Zeug hat, gemeinsam mit Dir eine neue Beziehung aufzubauen, die zwar auf dem aktuellen Trümmerhaufen errichtet, aber dafür umso solider halten wird. Womöglich ist sie aber auch einfach nur eine primitive, liederliche Person, die besser aus Deinem Leben verschwindet - das kannst nur Du für Dich herausfinden und entscheiden.

Allerdings bleibt die Frage offen, wie Du Dich so in ihr hast täuschen können. Gab es wirklich keine Anzeichen? Ich meine das nicht vorwurfsvoll, sondern damit Du wenigstens etwas für Dich aus der Sache mitnehmen kannst, um Dich künftig vor solchen Griffen in die Kloschüssel zu schützen.

@ElGatoRojo Motiv erklärt um mich derartig zu verletzen?
Als Konsequenz liegt sie weiter neben mir?
Ich habe nicht die mindeste Vorstellung wie man sowas durchziehen kann.
Ich komm besser klar mit Schnitt, Anwalt, Sicht auf das Notwendigste und Arbeit.

@Blanca ,Menschen ändern sich und können einen irgendwann so verletzen,dass man keinen Weg mehr gemeinsam gehen will.

Zitat von Genussmensch:

Es kann nicht alles bagatellisiert werden.

Zitat von Genussmensch:

Ich komm besser klar mit Schnitt, Anwalt, Sicht auf das Notwendigste und Arbeit.

IMO ist es vollkommen in Ordnung, wenn Du das dann auch so für Dich durchziehst. Deine Frau hat durch den massiven Betrug - offenbar ging das ja längerfristig - jedes Recht auf Dein Vertrauen verspielt. Solltest Du es nicht mehr in Dir finden können, ginge beziehungstechnisch eh nichts mehr.

Und nicht jeder ist bereit, sich nach so einem Supergau einer Paartherapie zu unterziehen. Dafür muß dann schon beiderseits ein erklärter Wille vorhanden sein, das Eheschiff trotz allem wieder auf Kurs zu bringen - aber der ist nicht aufzwingbar.

Traurig zu lesen, wieviel Verletztheit aus Deinen Worten spricht. Mein aufrichtiges Mitgefühl und ja: Wenn Deine innere Stimme Dir sagt, daß Du so besser klarkommst, dann folge ihr. Der eigene Bauch belügt und betrügt Dich ganz sicher nicht.

Dieser Thread hier heißt ja Unterstützung für betrogene Beziehungspartner. Deshalb noch ein bisschen was aus dem Nähkästchen meiner zweiten Ehe.

Mein Mann war 'ne Ecke älter als ich und in leitender Position tätig. Gelegentlich ergaben sich für mich Begegnungen mit Leuten, mit denen er beruflichen oder gesellschaftlichen Kontakt pflegte, sowie mit den jeweiligen Ehefrauen.

Eine von denen ist mir in besonders unangenehmer Erinnerung geblieben. Ihr und mein Mann waren sozusagen Amtsbrüder, und trotzdem meinte sie offenbar, aus ihrer Ehefrauenwolke auf mich herabschauen und mich belehren zu dürfen.
Warum?
Weil ich halt 'ne Ecke jünger und zudem seit jeher voll berufstätig war und weder beabsichtigte, an meiner Berufstätigkeit was zu ändern noch meinen Beruf im Zuständigkeitsbereich meines Ehemannes auszuüben.
Ich war also in den Augen dieser Ehefrau offenbar nicht standesgemäß. Im Grunde legte sie mir gegenüber dieselbe Haltung an den Tag wie gegenüber den Frauen, mit denen ihr Mann sie in schöner Regelmäßigkeit hinterging.
Ich konnte diese Frau nicht für voll nehmen. Sie hatte ihren Beruf aufgegeben, um ausschließlich Haus- und Ehefrau und Mutter zu sein. Die Seitensprünge ihres Mannes waren ihr bekannt. Aber anstatt ihrem Kerl die Hammelbeine langzuziehen, ihr Leben in ihre eigenen Hände zu nehmen o. ä., trug sie theatralisch ihre eheweibliche Leidensmiene zur Schau und andererseits ihre Ehefrauennase sehr hoch.
Ich dachte nur: Egal was kommt - so wie die will ich ums Verrecken nicht werden.

Als sich herausstellte, dass mein Mann in puncto Abenteuer kaum ein Stück anders war als ihrer, fiel mir diese Frau wieder ein. Jetzt waren sie und ich, obgleich in allem so unterschiedlich, ja sozusagen Schicksalsschwestern.

Trotzdem konnte ich für sie keine schwesterliche Solidarität empfinden. Denn anders als sie, war ich trotz Ehestandes immer irgendwie mein eigener Mensch geblieben und hatte mich vor allem niemals von meinem Mann so abhängig gemacht, dass ich ohne ihn am Hungertuch hätte nagen müssen.
Dass er mich finanziell übern Tisch gezogen hatte, konnte ich also verschmerzen und ihm 'ne Nase drehen, indem ich sowohl auf ihn als auch auf seinen Wohlstand letztlich pfiff.

Deshalb kann ich anderen betrogenen Beziehungspartnerinnen ebenfalls nur raten, nicht lange herumzuheulen, sondern sich um sich selbst zu kümmern. Kein Psychogequatsche, keine Beziehungsanalysen, sondern alles zu tun, um sich unabhängig zu machen, wirtschaftlich und - das kommt dann quasi von selbst - emotional. Um entweder ohne ihn klarzukommen oder - sollte man zusammenbleiben - dies nicht aus Pflichtgefühl oder Notwendigkeit zu tun, sondern aus freien Stücken und aus Liebe.

Weiter vorn hatte ich bereits einen Literaturtipp gegeben: Ich schenk' dir meinen Mann von Claudia Keller. Das ist kein Ami-Psycho-Krimskrams, sondern ein Roman und so unterhaltsam wie inspirierend.

Betrogen zu werden ist scheixxe. Da sind wir uns sicher alle einig.
Wichtig ist im Endeffekt jedoch weniger der Betrug als solcher, sondern der Umgang damit.

Zitat von Elfe11:

Ich werde mich gefühlstechnisch bestimmt nicht mehr soooo tief einlassen. Und gewiss keine symbiotische Beziehung mehr eingehen, in der man aufeinander klebt und von grosser Liebe und Leidenschaft erfüllt ist. Ich werde 100% immer gut auf mich achten und Respekt und Achtung groß schreiben. Ich werde etwas mehr Autorität an den Tag legen, strenger sein, mehr nachfragen und auf gesunden Abstand Wert legen. Und natürlich auf das Bauchgefühl hören und mir mal das Handy zeigen lassen. Offene Handy Kultur! Es offen liegen lassen, so dass der Partner jederzeit einsehen kann ohne Geheimnisse voreinander zu haben. Und ich weiß heute, dass ich mich als Frau mehr in den Mittelpunkt stellen und nicht so zurück nehmen sollte. Das ist wichtig für eine Frau, das hält den Mann! Und natürlich sich immer bemühen und anstrengen und auf Kleinigkeiten achten, den Mann überraschen, ihm Komplimente machen, ihn verwöhnen und sich verwöhnen lassen. Immer wieder die eigenen Ziele im Kopf abrufen, ob alles so läuft wie man will. Einfach anspruchsvoller sein.

Und bei getrennten Urlauben wäre ich jetzt super wachsam und skeptisch und würde das vorher gut besprechen.

Zitat von DonaAmiga:

alles zu tun, um sich unabhängig zu machen, wirtschaftlich und - das kommt dann quasi von selbst - emotional.

Einerseits ist die hier zum Ausdruck kommende Scheu vor (allzuviel) Nähe mehr als nachvollziehbar.
Andererseits stimmt sie (mich zumindest) aber auch ein wenig traurig.

Nimmt man sich so nicht grundsätzlich die Aussicht auf eine wirklich große Liebe?

Liebe an sich tut nicht weh, sondern fühlt sich klasse an.
Zugleich kann Dir Mensch so weh tun wie der, den Du aus tiefstem Herzen liebst.

Preisfrage: Ist (eine große) Liebe überhaupt = (primärer) Sinn des Lebens?

Zitat von Blanca:

Einerseits ist die hier zum Ausdruck kommende Scheu vor (allzuviel) Nähe mehr als nachvollziehbar.
Andererseits stimmt sie (mich zumindest) aber auch ein wenig traurig.

Dann lies bitte sowohl meinen Beitrag als auch die Titelzeile deines Themas noch mal; sie lautet Unterstützung für betrogene Beziehungspartner.

Das paßt IMO schon zusammen, @DonaAmiga .

Worauf ich hinaus möchte damit ist, daß die meisten Menschen zunächst mal nach einer großen Liebe streben.
Wird ja auch gesellschaftlich als Mutter aller Lebensziele suggeriert.

Doch wer mal erleben mußte, daß er ausgerechnet von jedem Menschen betrogen wurde, den er am meisten liebt, der wird darin zwangsläufig ausgebremst.

Die Frage ist, wie man mit diesem Dilemma umgehen soll.
Eure Antwort scheint zu lauten, daß man der Liebe einen kleineren Stellenwert im Leben und sich zugleich andere Ziele setzen soll - allen voran die Selbstachtung - um damit umzugehen.

Was mich daran etwas traurig stimmt ist, daß man der Liebe damit Zügel anlegt.
Als ob man ein Rennpferd gegen ein Warmblut austauscht und dennoch das Rennen gewinnen will.

Dann wiederum zieht mir das Sprichwort durch den Kopf, daß weniger manchmal mehr sei.
Bzw. das es manchmal ein Fortschritt sei, einen Schritt vorwärts nicht zu tun.

Zitat von DonaAmiga:

oder - sollte man zusammenbleiben - dies nicht aus Pflichtgefühl oder Notwendigkeit zu tun, sondern aus freien Stücken und aus Liebe.

Wie ich immer sage....Liebe ist für mich der einzige wirkliche Grund, eine Ehe trotz Affäre weiterzuführen.

Ich habe schon betrogen und ich bin schon massiv betrogen worden und aus diesen Erfahrungen heraus habe ich mir folgende Meinung gebildet:

Keine Beziehung / kein Betrug / kein Ende einer Ehe ist gleich und daher nichts, aber auch gar nichts allgemeingültig festgestellt werden.

Tatsächlich denke ich auch, dass der Betrüger ein Defizit hat. Nicht wertend, sondern feststellend gemeint. Meist, aber auch nicht wirklich immer ist das ins Außen gehen das Ende einer langen Kette von Ereignissen, die dem vorausgeht. Die müssen aber nichts mal in der Ehe / Beziehung liegen.

Die Weiterführung der Ursprungsbeziehung kann nur individuell zwischen den Partnern geklärt werden. Ich konnte es aber - trotz heftiger Liebe - nicht. Ich konnte die Feigheit nicht akzeptieren.

Meine eigene Feigheit übrigens auch nicht.Ich wäre an meinen Schuldgefühlen benahe zerbrochen, obwohl ich einen Mann betrogen habe, der mir xmal - ohne das ich es zu den Zeitpunkten wusste - fremdgegangen ist.

@Butterblume63
Nein. @Genussmensch formuliert allgemeingültig. Und das als eigene Meinung zu sehen, dafür muss ich mich schon mächtig verbiegen.
Durch seine Formulierung stellt er sich über jeden, der anders als er handelt denkt und fühlt. Das ist eben nicht in Ordnung. Dass er für sich das so sieht, kein Ding, es sind seine Schuhe. Und ja es macht einen Unterschied, jemanden aufzufordern einen Grund anzugeben, warum man so fühlt und es dann antut.
Ein paar Mal für mich und mMn eingestreut, würde sehr viel mehr zulassen.
Das wäre die Akzeptanz, dass jeder anders tickt.

Spannender Faden, liebe @Blanca

Ich gebe Mal meine Gedanken dazu:
Hochzeitstag. Ja den feiern wir noch, obwohl von meinem Feeling her, wir die Ehe an die Wand gefahren haben.
Auf der anderen Seite: welches Datum sollte ich den als altenative betrachten?
Das Datum der Offenbarung? Der Neubeginn des S., das abholen von Kloster?
Unser Revival ist einn Prozess, der immer noch andauert. Und ich wage zu behaupten, dass das nie zu Ende sein wird. Dieser Teil hinterließ seine Spuren.
Auch negativ, aber ich denke dass ich auch bilanzieren kann. Die guten und schlechten Punkte. Und da die Bilanz eineindeutig positiv ist, bleiben ich