Zitat von merretich:Ich finde es nicht schlimm, dass er mit seinen Kumpels wegfährt. Aber dass er mit diesen dann Luxusurlaube macht, während er mit Dir lediglich billig Trips macht, weil er Angst um seine Kohle hat, DAS fände ich absolut befremdlich.
Ich sehe das etwas anders, auch wenn das Resultat (Trennung wegen Inkompabilität) aufs Gleiche hinausläuft.
Luxusurlaub ist ein dehnbarer Begriff. Wir wissen nicht, ob es hier nur darum geht, ein 5- statt ein 3-Stern-Hotel zu buchen und dann eben Euro 2-3k mehr auszugeben als sonst, oder ob es beispielsweise um Geschichten geht wie einen lange vorher (mit bergstiegserfahrenen(!) Leuten) geplanten Himalayatrip, eine mehrwöchige Hundeschlittenexpedition in Grönland, eine Fahrt mit dem Orientexpress von Paris bis Istanbul, oder einen einwöchigen Aufenthalt im Burj Al Arab in Dubai. Da werden ggfs. mehrere Euro 10k fällig; die mal eben so für jemand mitfinanzieren zu sollen, ist dann schon ein anderer Kaffee.
Nehmen wir mal an, der Mann verdient als Geschäftsführer Euro 18-20k monatlich brutto, wovon ihm nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben etwa die Hälfte bleibt, also sagen wir mal Euro 10k, um es rund zu machen.
Nehmen wir außerdem an, daß er seinen Lebensstil auch im Alter fortzusetzen gedenkt und daher entsprechend dafür vorsorgt. Er investiert also regelmässig jeden Monat die Hälfte dieses Nettoeinkommens, vielleicht diversifiziert in vermietete Immobilie(n), Wertpapiere, Edelmetalle, eine Kunstsammlung, Cognac/Alk., was weiß ich.
Die verbleibenden Euro 5k sind sein Budget für laufende Kosten und Ausgaben, allem voran seine selbstgenutzte Immobilie, die ihn inklusive Rücklage für Reparaturen und energetische Aufwertungen schon mal die ersten 2k monatlich kostet, falls er sie fremdfinanziert hat und der Anschaffungspreis entsprechend war. Für den Jahresurlaub legt er monatlich Euro 1-2k zurück - was für die o.g. Ziele nicht mal besonders viel wäre. Der Rest ist für Essen, Versicherungen, Internet, Literatur und Weiterbildung, Hobbies, Restaurantbesuche, etc., was weiß ich.
Und dann kommt seine teilzeitbeschäftigte Partnerin daher und erwartet, daß er sie mit nach Dubai nimmt und ihr den kompletten Aufenthalt dort finanziert?
Aus seiner Sicht ist das
a) unverschämt, da sie selbst erkennbar nicht bereit ist, sich wenigstens ansatzweise daran mitzubeteiligen
b) beeinträchtigend, da er dann entsprechend weniger in seine Altersvorsorge investieren kann, die er aber eigentlich so und nicht anders für sich geplant hat
c) rausgeworfenes Geld, weil er ebensogut auch mit seinem Kumpel verreisen kann, um nicht allein unterwegs zu sein - der ihm aber nicht auf der Tasche liegt dafür und mit dem ihn womöglich auch mehr verbindet als mit seiner aktuellen Flamme, die er erst seit wenigen Monaten kennt.
Klingt arg analytisch, ich weiß. Aber hinzu kommt noch, daß der Mann die TE nicht wirklich braucht. Sie schreibt selbst, daß da schon viele vor ihr gekommen und auch wieder gegangen sind - und daß er behauptet, die Exe hätten ihn auszunehmen versucht. Inwieweit das stimmt, wissen wir nicht - womöglich zählt er auch die spassige Bemerkung der TE von wegen da müsse er ihr schon den Urlaub mitfinanzieren als einen ersten solchen Versuch.
Fakt ist, daß er sich bisher stets dahingehend treu geblieben ist, daß er für sich und nicht etwa für seine Partnerinnen gesorgt hat, die er im Zweifel einfach ziehen ließ: NEXT!
Fakt ist übrigens auch, daß es immer leicht ist, anderer Leute Geld auszugeben - vor allem wenn man nicht in deren Schuhen geht, um es selbst zu verdienen. Umgekehrt empfinden Menschen wie dieser Mann es eben auch als befremdlich, wenn jemand meint, sie mal eben so um mehrere Tausend Euro jährlich erleichtern zu dürfen, als seien sie eine wandelnde Bank.
Soweit zum Thema Befindlichkeiten... unterm Strich finde ich beide Sichtweisen nachvollziehbar, sei es nun der Vorwurf Geiz oder umgekehrt die Unterstellung finanzielle Trittbrettfahrerin. Das eigentliche Problem ist meines Erachtens die fehlende Kompromissbereitschaft beider Parteien. Denn so eingefahren wie der Mann mit seinen Ansprüchen, so ist ja auch die TE mit ihren Erwartungen. Und keiner von beiden zeigt sich willens, da einen Mittelweg zu finden, für den nicht nur einer sich verbiegen muss.
Ich persönlich hätte übrigens kein Problem damit, wenn ein Partner wenigstens alle paar Jahre mal ohne mich mit Freunden so eine Himalayatour macht. Mich selbst interessiert sowas nämlich überhaupt nicht, insofern sähe ich auch nicht ein, für sowas auch nur einen Cent auszugeben. Dennoch würde ich dem anderen gönnen,sich so einen Traum zu erfüllen.
Die Frage ist halt, was und wieviele solcher Träume und Vorstellungen jemand vom Leben hat. Denn je mehr Unterschiede sich da auftun, desto mehr Raum beanspruchen sie für sich. Ist der Rest dann so mickrig wie hier von der TE geschildert, stellt sich IMO die Sinnfrage.
Deshalb halte ich es für wichtig, gleich bei den ersten Dates den Rahmen abzuklopfen, in dem jemand lebt. Dafür braucht man sich weder nach dem konkreten Gehalt zu erkundigen, noch nach Namen und Anschrift des Arbeitgebers. Aber die Frage, was jemand beruflich macht, wie lange er wöchentlich arbeitet, wie er Abende, Wochenenden und Urlaube gestaltet und welche Lebensziele er verfolgt, halte ich für absolut zulässig.
Je nachdem ob einer da schon anfängt, etwas von Expeditionen in die Serengeti oder von freiwilligen Einsätzen als Arzt ohne Grenzen zu berichten, dürfte einem schon dämmern, ob sich das mit eigenen Zielen und Vorstellungen halbwegs vereinbaren läßt, oder eher nicht.
Leider scheint das hier unterblieben zu sein und so holt es die TE eben jetzt erst ein, wo sie bereits mehr Emotionen investiert hat als bei den ersten Dates. Deshalb meine freundlich gemeinte Empfehlung - übrigens nicht nur an sie - demnächst lieber etwas gründlicher zu prüfen, ehe man sich überhaupt auf eine Bindung einläßt. Daß man dann rasch als verkopft verunglimpft wird, ändert ja nichts daran, daß man sich so womöglich eine Menge Ärger ersparen kann, den die Welt nicht wirklich braucht.