Meine Geschichte:
In ein paar Monaten werde ich 30. Zurückblickend bin ich in meinem Leben Beziehungstechnisch zwar von der einen zur nächsten Katastrophe geschlittert. Dennoch habe ich immer an die Liebe geglaubt. Der Satz „irgendwann kommt schon der Richtige, grade dann wenn du nicht damit rechnest“ wurde über die Jahre zu meinem Mantra.
Im Januar habe ich Etwas beendet, für das ich keinen Namen habe. Es ging über zehn Jahre, war zwischendurch eine Beziehung, dann wieder eine Affäre, immer irgendwo auch eine Freundschaft. Ich habe diesen Mann sehr gern gehabt, Liebe war es wahrscheinlich nicht. S. war allerdings immer wichtig in dieser Begegnung. Doch dann kamen Träume und Wünsche dazwischen, die nicht geteilt wurden, eine endgültige Trennung war die einzig logische Konsequenz. Es hat mich traurig gemacht, aber ich bin darüber hinweg. Diese Geschichte ist nicht der Grund meines Liebeskummers, aber ich glaube man braucht diese Informationen um alles Weitere besser verstehen zu können.
Seit Januar alleine, nicht tief traurig, aber dennoch mit einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Irgendwas in mir hatte aufgegeben. Gedanken, dass ich scheinbar nicht in der Lage bin ernsthafte Beziehungen zu führen und das es auf der Welt scheinbar niemanden gibt der mit mir kompatibel zu sein scheint, lösten die Vorstellung in meinem Kopf ab, dass der Prinz ganz bestimmt irgendwann vorbeigeschlendert kommt.
Neben dem Wunsch eine feste, ernsthafte Beziehung zu führen, hatte ich natürlich auch rein körperliche Bedürfnisse. In meinem Kopf formte sich also folgender Entschluss: Ich scheine kein Typ für Beziehungen zu sein, möchte aber nicht auf S. verzichten. Schlussfolgerung: Ich suche mir eine Affäre, keinen Freund.
Gesagt, getan. Über das Internet und entsprechende Portale, scheint es ja heutzutage überhaupt kein Problem mehr zu sein Jemanden zu finden, der auf der Suche nach dem Selben ist, wie man selbst.
Kurze Zeit später klingelte es also an meiner Haustür. Ich erwartete einen Mann, der mich haben will, ohne etwas von mir zu Wollen. Jemand dessen Kopf voll von Phantasien ist in denen ich vorkomme, ohne Zukunftspläne und weiterführende Gedanken. Um es ganz plump auszudrücken, einfach ein Mann fürs Bett. Total unkompliziert eben, dass sollte doch wohl klappen.
Durch meine Tür trat ein wahnsinnig sympathischer und durchaus auch gutaussehender Mann. Wir sahen uns beide etwas irritiert an, lachten und anstatt uns die Kleider vom Leib zu reißen, wie es ja eigentlich besprochen war, unterhielten wir uns. Quatschten über Filme, Bücher, unsere Leben, erzählten uns lustige, fröhliche und traurige Geschichten. Irgendwann kam es dann unausweichlich doch zu einem Kuss. „Wow“ ist das einzige Wort was diesen Moment nur annähernd beschreiben kann.
Alles was folgte fühlte sich total natürlich und auf eine merkwürdige Art und Weise sehr vertraut an.
Wir trafen uns natürlich wieder. Der eigentliche Grund unserer Treffen rückte in den Hintergrund. Unser Zusammensein war wunderschön, wir lagen Stunden nebeneinander, er wurde nicht müde mein Haar zu streicheln und mit seinen Fingern die Konturen meines Gesichts nachzufahren.
Wir erzählten uns aber auch, dass wir in der Vergangenheit beide Verletzt wurden und eigentlich immer noch unsere Wunden leckten. So nahm ich das Wort „Beziehung“ nicht in den Mund und genoss einfach den Moment.
Das letzte Treffen war auch total schön, er verabschiedete sich mit einem Kuss, wie üblich. Schrieb mir hinterher noch „Es war wirklich schön mit dir, meld mich ganz bald“.
Eine Woche kein Lebenszeichen. Telefon ausgeschaltet, keine Möglichkeit herauszufinden wie es ihm geht.
Erst dachte ich, vielleicht braucht er einfach ein paar Tage Abstand. Vielleicht muss er einfach mal durchatmen und nachdenken. Nach einer Woche gab es für mich allerdings nur noch drei Gründe, weshalb er sich nicht bei mir meldet. Krankheit, Knast, Tot.
Irgendwann schrieb er dann doch gütiger weise eine Nachricht an mich. „Ich ertappe mich dabei, dass ich Gefühle für dich entwickel. Ich will jetzt aber keine Beziehung“.
Als ich das gelesen habe, habe ich gleichzeitig, gelacht, geweint und geschrien.
Ich habe ihn gebeten doch einfach zu schauen was mit uns wird, kein Druck, einfach genießen was wir haben.
„Ich denke nicht, dass aus uns etwas wird“, war seine letzte Nachricht.
Ich habe Nichts, wie ich mir das alles erklären könnte. Es kann doch nicht einfach so vorbei sein.
Ganz kurz habe ich mir erlaubt wieder zu glauben. Ich glaubte daran den Einen Gefunden zu haben. Er war so nah, ich konnte ihn riechen, ihn anfassen und plötzlich ist es, als wäre es nur ein Traum gewesen. Ein Traum der all meine Hoffnungen und Wünsche beherbergte, ein Traum der nach dem aufwachen ein unwirkliches Glücksgefühl hinterlässt, aber eben auch einen erst süßen, aber dann immer stechender werdenden Schmerz, wenn man anfängt zu realisieren, das es eben doch nur das war. Ein Traum.
Und doch was es Wirklichkeit. Er war hier.
Ich sehe mich nicht im Stande zu kämpfen, da ich meinen Gegner nicht kenne. Wogegen trete ich an. Ist es wirklich einfach nur Angst? Oder ist da doch eine frühere Liebe, die ihn noch gefangen hält?
29.10.2012 15:08 •
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