Moin,
zunächst einmal vielen Dank für die letzten konstruktiveren Beiträge, mit denen ich deutlich mehr anfangen kann, als mit den dogmatischen Phrasen vorher.
Dazu folgende Anmerkungen und weiterführende Gedanken:
@verliebtverlieb.:
Du bringst es wunderbar auf den Punkt, was in diesem Forum abgeht. Ich hatte das wohl wirklich unterschätzt und nun sehe ich es etwas deutlicher, was passiert, wenn man die Büchse der Pandora öffnet
Zitat:Ich würde mich jetzt neutral und aufgeschlossen der Person gegenüber verhalten. Keine weiteren Initiativen ergreifen, eher zurückhalten.
Ja, das wird in der Tat die passende Haltung dazu sein. Kann mir gut vorstellen, dass sie evtl. mit der Situation auch überfordert war / ist. Schon alleine die lange Reaktionszeit und dann die Anmerkung, dass es ihr sehr unangenehm ist, jemand so zurückweisen zu müssen. Sie hat ihr eigenes, auch nicht ganz leichtes Päckchen zu tragen - bei ihren Schilderungen erkenne ich relativ gut die immer wieder von Herrn Nast strapazierten Merkmale einer Generation wieder, die sich mit Beziehungen sehr viel schwerer tut.
Zitat: Und ich bin der Überzeugung, dass du in erster Linie an deinen dunklen Seiten arbeiten musst.
Das ist seit spätestens 3 Jahren ein Dauerthema. Ich werde gleich noch bisschen mehr dazu schreiben.
@p86:
Zitat:ich glaube, dass du deine ehefrau liebst, und dir nichts sehnlicher wünscht, als dass es wieder gut zwischen euch läuft.
Chapeau! - Im Grunde hast Du vollkommen Recht!
Zitat:leider ist deine frau/eure beziehung, durch ihre/deine (emotionale) instabilität, zur zeit/seit längerem für dich/sie eher kräfte-zehrend, als ausbalanciert.
Ja, auch das ist wahr. Diese ganze Sache ist einfach nur wahnsinnig anstrengend. Von der ursprünglichen Leichtigkeit und Unbeschwertheit, die sie / wir hatte(n), als wir uns kennenlernten, ist nicht aktuell mehr viel übrig.
Mit dem Terminus emotionale Instabilität tue ich mich in diesem Zusammenhang allerdings bisschen schwer, zumindest, wenn er tatsächlich im Sinne von F60.30 / F60.31 gemeint sein sollte.
Mein Kernproblem ist ein etwas anderes - ich werde dazu gleich noch etwas mehr schreiben, wenn es um den Beitrag von @whynot60 geht.
Zitat:ist die emotionale instabilität deiner frau eine konsequenz aus deiner nun 2-jahre anhaltenden heimlichen liebe zu der anderen frau heraus entstanden? (menschen fühlen/nehmen unterbewusst mehr auf/wahr, als es sich manchmal vorstellen lässt.)
Das würde ich nicht völlig ausschließen wollen, denn soziale Angst basiert nicht unwesentlich auf einer verstärkten und leider auch verzerrten interpersonellen Wahrnehmung.
Zitat:führte die emotionale instabilität deiner frau dazu, dass du, aufgrund von eigenen defiziten, (du erwähntest deine kindheit..), dich von einer anderen frau hast triggern lassen, anstatt genauer hinzuschauen, was da gerade in euer beziehung/bei dir falsch läuft?
Auch das trifft mit Sicherheit zu, denn diese ganze Entwicklung innerhalb der Ehe hat dazu geführt, dass grundlegende Bedürfnisse, die bei mir aufgrund der spezifischen Erfahrungen ausgeprägter sind als bei anderen Menschen, ziemlich auf der Strecke geblieben sind: Ich fühlte mich weder ausreichend anerkannt noch wahrgenommen in der Situation. Das permanente Reingedrängt-werden in eine professionelle Helferrolle trotz meiner Versuche, mich abzugrenzen, ist eine Grenzüberschreitung. Natürlich hat das den Weg geebnet, mein Heil zunächst außerhalb der Ehe suchen zu wollen, statt genauer hinzugucken, was gerade den Bach runter geht.
Zitat: deine frau scheint in einem gewissen maße von dir abhängig zu sein, während du dich von einer anderen frau abhängig gemacht hast.
Auch das finde ich einen sehr interessanten neuen Aspekt. Allerdings muss ich da erst mal in Ruhe drüber nachdenken ...
Zitat:inwieweit bist du mit dir selbst und deinem leben zufrieden?
Touché! - Ich bin mit mir selbst genauso unzufrieden wie mit meinem Leben.
Es gab von Anfang an durch Abwertung, Kontrolle und Bevormundung sowie Grenzüberschreitungen kaum eine Chance, ein gesundes Maß an Selbstwert zu entwickeln. Leistung und Intellekt wurden meine Kompensationsstrategien. Bestätigung war immer von der Außenwelt oder von sichtbaren bzw. meßbaren Größen (vor allem Titeln und Qualifikationen) abhängig. Aber das funktoniert nicht wirklich - Du eckst ständig irgendwo an, weil Du mit Autoritäten nicht klarkommst, neidisch, zynisch, nörglerisch, streitsam und pessimist geworden bist. Es gibt unterschiedliche Wege, damit umzugehen - meine Wege waren / sind Rückzug, Isolation und Essen. Ich kann mich ehrlich gesagt an keinen Punkt in meinen Leben erinnern, an dem ich mich mal hätte zufrieden zurücklehnen können ...
Zitat:ich glaube du sehnst dich einfach nach liebe und nähe zu dir selbst.
Unterschreib ich blind!
Zitat:du solltest deine baustellen angehen, vielleicht könnte eine therapie dir gut dabei helfen.
Wie schon gesagt, ist das seit ca. 3 Jahren ein Dauerthema. Durch meine Weiterbildung ist mir die volle Tragweite der Problematik erstmal bewusst geworden und ich bin quasi beruflich dazu gezwungen, mich diesbezüglich immer wieder selbst zu reflektieren bzw. mich innerhalb der Supervision reflektieren zu lassen.
Wir reden hier allerdings über Interaktionsmuster, die über 30 Jahre wirksam sind - das ist leider was anderes als eine Erkältung, die man in einer Woche auskuriert.
@lucky123:
Zitat:Hier im Forum geht es um Trennungsschmerz,
Und auch um Liebeskummer!?
Zitat:willst Du Dich von Deiner Frau trennen ?
Das stand bisher nie zur Debatte.
Zitat:Wenn Du mit ihr was hättest, wäre das eine knallharte Affäre, ohne Rücksicht auf Deine Ehefrau 'in guten und in schlechten Zeiten', wie das Eheversprechen sagt.
Vollkommen korrekt.
Allerdings frage ich mich mittlerweile, ob ich nicht im letzten Moment im wahrsten Sinne des Wortes den *beep* eingezogen hätte, wenn es wirklich hart auf hart gekommen wäre. Vielleicht hat mir einfach allein schon der Gedanke gefallen, wieder einmal als Mann und nicht nur als Therapeut und Supervisor gesehen zu werden (wobei frau mit den Letzteren unter normalen Umständen ja auch nicht in die Kiste steigt).
@whynot60:
Zitat:Noch dazu, wenn es einem scheint, wie es mir eben scheint, daß Du Deine Frau nicht aus Liebe geheiratet hast, sondern aus Zweckmäßigkeit,
Das würde ich so nicht ohne weiteres stehenlassen wollen. Wir hatten beide zum Zeitpunkt des Kennenlernens und auch der Hochzeit unsere Schwierigkeiten mit unserem jeweiligen Gefühlsleben. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass (rückblickend) sowohl Vertrautheit wie Zusammengehörigkeit und auch Leidenschaft (schönen Gruß an Robert Sternberg) bei mir eine Rolle gespielt haben, als ich meine Frau fragte, ob sie mich heiraten will.
Zitat:Also nimm es mir nicht übel, wenn ich das so direkt sage, aber ein solches Verhalten läßt auf schwerwiegende emotionale Probleme und Fehlentwicklungen schließen (für die Du aber natürlich nichts kannst). Offenbar bis Du hier entwicklungsmäßig sehr frühzeitig steckengeblieben, denn anders ist das nicht zu erklären.
Das ist zwar ziemlich krass formuliert, trifft aber schon den Kern der Sache: Bis vor drei Jahren habe ich das relativ unreflektiert hingenommen - Motto: So bin ich nun mal.
Mittlerweile bin ich soweit, sagen zu können, dass ich mit verschiedenen Emotionen so meine Probleme habe: Vieles, was mit Nähe und Bindung zu tun hat, trifft ein arg frustriertes Bedürfnis, allerdings bedeutet Nähe zuzulassen, andere Menschen über bestimmte persönliche Grenzen zu lassen (die bei mir eben leider etwas weiter gezogen sind). Wenn Du so willst, ist das ein Problem mit der Nähe-Distanz-Regulation. Meine Strategie ist, die Menschen auf Distanz zu halten, um meine Grenzen zu wahren (denn andere tun es nicht!). Das ging / geht leider oft genug in die Hose.
Ein zweites Problem ist Ärger und Wut. Auch das hast Du vollkommen richtig erkannt. Mir fehlen die Strategien für einen sozialverträglichen Umgang mit Ärger. Aus einer großen Angst heraus, habe ich oft genug Konflikte nicht offen ausgetragen, sondern hinten herum zu lösen versucht. Nenne das meinetwegen auch passiv-aggressiv. Genau das ist gestern hier auch passiert ... da das Muster zwar erkannt, aber leider noch nicht konsequent unterbrochen ist.
Zitat:Zwar würde ich Dir das wünschen, aber ich fürchte, es wird schon alleine daran scheitern, daß das bei Dir auf keine Einsicht stößt und nur eine (wütende) Abwehrhaltung provoziert.
Das muss ich etwas korrigieren: Ob ich was einsehe, hängt wesentlich von der Art ab, mit der eine Botschaft vermittelt wird. Deine Argumentation und Kritik kann ich sehr wohl annehmen, weil sie absolut nicht so dogmatisch und absolut rüberkommt, wie die ersten Beiträge. 100% richtig, dass das Ziel sein sollte, irgendwann von dieser Doppelbelichtung wegzukommen und die alten von den aktuellen Gefühlen trennen zu können.
Wenn Du das als emotionale Reife definierst, kommen wir da ganz gut zusammen.