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Unglücklich verliebt - kann man sich so täuschen?

S
Bleiben wir mal bei Erich FrommIst Lieben eine Kunst? Er beschreibt darin den ersten Grundirrtum: Nämlich die Frage Wie werde ich am besten geliebt anstatt zu fragen Wie ich einem anderen Liebe schenken kann. Erwartet man von dem anderen am besten geliebt zu werden, sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Nenne es Deillusionierung. Das kann nämlich kein Mensch leisten.
So wie du dein Inneres beschreibst, sehe ich viel Dunkles in dir. Pessimismus, fehlende Selbstliebe, den Hang zur Kontrolle, in der Matrix gefangen. Kann es dir so gelingen jemandem Liebe zu schenken um dann auf ganz natürliche Art und Weise Liebe zu erfahren? Suchst du dein Heil/Erlösung im anderen, wird das leider ein vergeblicher Versuch bleiben. Es erlöst dich niemand, das kannst nur du selbst.
Stelle dich weiter deinen Ängsten, schaue dir deine Narben an und mache dich auf die Reise zu dir selbst. Deine Frau wird dich dabei begleiten, aber mit deinen inneren Abgründen aufräumen, musst du ganz alleine.
Ich glaube du bist auf einem guten Weg. Viel Kraft dafür

21.08.2016 09:09 • x 1 #61


R
Zitat:
Die Liebe und die S.ualität sind so starke Kräfte – selbst wenn es eine Illusion ist, man erlebt doch in der Zweisamkeit ein unglaubliches Glücksgefühl. Wenn man darauf verzichtet, weil man weiß, dass es eigentlich nur eine Illusion ist, dann geht einem doch eine Menge verloren. Es muss doch eine Lösung für diese Frage geben.


Nur weil die Liebe nicht das ist, für was man sie gehalten hat, soll man es ganz lassen?
absolute Identität. Mann, was soll das bringen ausser in Glas gegossenen Stillstand ?

Und all das Schöne und so Lehrreiche, das uns die Liebe beschert, ist nun nur eine Illusion?

Es quakt der Frosch die Sonne an.

21.08.2016 09:09 • x 1 #62


A


Unglücklich verliebt - kann man sich so täuschen?

x 3


V
@Random

Zitat:
Geht doch mal zu Deiner Frau und schau in Ihre Augen, wenn Du ihr eine klitzekleine Freude machst.


Ich kann mir vorstellen, was Du meinst. Da ist manchmal wieder dasselbe Glänzen, dass Sie hatte, als ich sie beim ersten Date vom Zug abgeholt habe.

Leider ist sie momentan übers Wochenende bei einer Freundin. Ich vermisse sie und freu mich, wenn sie morgen abend wieder da ist

21.08.2016 09:12 • #63


V
Zitat:
Aber jetzt hast du es realisiert (seit wann?)


Seit ich im Rahmen meiner Weiterbildung (ab 2013) quasi mit sanftem Druck gezwungen wurde, mich mehr mit mir selbst zu beschäftigen. Vorher gab es auch schon Ansätze, aber da habe ich eher an den Kosten (Depression, Burnout) herumlaboriert, statt den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Zitat:
Schrecklich!


In der Tat nicht besonders angenehm. - Das Problem: Du akzeptierst es lange Zeit als einen ganz natürlichen Teil von Dir. - Motto: Ich habe halt Zeit meines Lebens immer nur mit Idioten zu tun gehabt.

Zitat:
Das stimmt sicher, ich kann es nachvollziehen, aber ich weiß nicht, ob es mir Mut macht.


Sorry, ich wollte nur etwas provozieren.

Es gibt evtl. eine Lösung: Auch wenn Du in dem Bewusstsein aufgewachsen und erzogen worden bist, dass Du was Besonderes und Einzigartiges bist, muss Dich dieses Bewusstsein nicht gänzlich daran hindern, Dich auf andere einzulassen. Die Überwindung dieser Problematik ist der Weg der Liebe. Wenn man sich wirklich verliebt, lässt man die erwähnten gesellschaftlichen Konventionen hinter sich. Dann interessieren wir uns wirklich für unser Gegenüber. Dann können wir wieder Mensch sein und kein degeneriertes Produkt unserer Gesellschaft. Wenn Du in so einer Situation den Impuls verspürst, aus Liebe zu jemandem ein besserer Menschen werden zu wollen, dann ist das ein ganz wichtiger Schritt.

Was ähnliches gilt übrigens auch für Liebeskummer: Über gekränkte Eitelkeit hinaus geht es noch um etwas ganz anderes dabei. Indem Du Schmerz, Trauer, Wut, Ärger und Enttäuschung zulässt und aushälst, kannst Du ein reiferer und empathischerer Mensch werden und Demut lernen. Du kannst die Erfahrung machen, dass Du robuster bist, als Du bisher angenommen hast und dass Du das aushalten kannst, auch ohne genau zu wissen, wann der Schmerz nachlässt. Du erlebst eigene Kraft und Stärke und gewinnst dadurch an Sicherheit. Sich von jemand in einem Trauerprozess ablösen zu können, ist ein Zeichen einer gereiften Persönlichkeit.

21.08.2016 09:30 • x 3 #64


P
Zitat von victim_of_love :
Was ähnliches gilt übrigens auch für Liebeskummer: Über gekränkte Eitelkeit hinaus geht es noch um etwas ganz anderes dabei. Indem Du Schmerz, Trauer, Wut, Ärger und Enttäuschung zulässt und aushälst, kannst Du ein reiferer und empathischerer Mensch werden und Demut lernen. Du kannst die Erfahrung machen, dass Du robuster bist, als Du bisher angenommen hast und dass Du das aushalten kannst, auch ohne genau zu wissen, wann der Schmerz nachlässt. Du erlebst eigene Kraft und Stärke und gewinnst dadurch an Sicherheit. Sich von jemand in einem Trauerprozess ablösen zu können, ist ein Zeichen einer gereiften Persönlichkeit.


thats the key! und daher ist jede (verlorene) liebe auch immer eine chance, herausforderung und ein geschenk sich besser kennen zu lernen, authentischer zu werden, mehr zu sich selbst zu finden und sich letztlich selbst mehr zu lieben. am ende wirst du immer wieder auf dich selbst zurückgeworfen. und dass ist auch gut so. wenn das ich in der schwebe hängt, tendiert es schnell (unbewusst) dazu, seine liebe im externen zu suchen. wenn du realisierst, dass du nichts, außer dich selbst brauchst, um deine bedürfnisse/sehnsüchte zu pflegen/stillen, erst dann kannst du ehrlich, authentisch und auf augenhöhe dich und deine/n partner/in lieben.

deine erkenntnisse sind super, bleib dran. ich bin beeindruckt über den kurzen zeitraum, den du gebraucht hast, um soweit in deine seele vorzudringen.

stell dich darauf ein, dass das reine theoriewissen aber nicht reicht, es bedarf zeit und geduld, bis sich diese erkenntnisse auch tief in dir setzen. ist aber voll okay, dont hurry, du hast alle zeit der welt, denn es ist nur für dich. ein größeres geschenk kannst du dir nicht machen.

21.08.2016 11:48 • x 2 #65


V
Zitat:
deine erkenntnisse sind super, bleib dran. ich bin beeindruckt über den kurzen zeitraum, den du gebraucht hast, um soweit in deine seele vorzudringen


Danke! - Aber wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen.
Ein Teil davon war mir durch Selbsterfahrung sowie Supervision schon vorher bewusst und wurde durch die aktuellen Ereignisse losgetreten - aber nur mit Eurer Hilfe konnte ich die Mosaiksteinchen sortieren und zusammensetzen. Das ist die eigentliche Leistung, an der Ihr alle, die Ihr bisher hier geschrieben habt, einen nicht unwesentlichen Anteil habt! - Dafür bin ich Euch allen sehr sehr dankbar!

Zitat:
es bedarf zeit und geduld, bis sich diese erkenntnisse auch tief in dir setzen.


Ich werde vor allem auch ein bisschen professionelle Unterstützung brauchen.
Mal schauen, dass ich da jemand passendes finde ...

21.08.2016 13:06 • x 1 #66


V
Life goes on ...

Der Übergang von Phase II in Phase III: Neuorientierung durch Selbsterkenntnis.
Gestern nach dem vorläufigen Ende der intensiven Selbstreflexion erst einmal Erschöpfung.
Ich bin lieb zu mir - gönne meinem Körper das, was in den letzten anderthalb Wochen zu kurz kam:
Ruhe, Essen, Pflege, Licht und Luft, Schlaf.

Back to life, back to reality ...

22.08.2016 10:28 • x 2 #67


V
Ich denke manchmal, das ganze Leben ist eine Illusion.
Ja, warum soll das nur für die Liebe und Verliebtheit gelten?
Wenn man jung ist, hat man die Illusion, dass sich das große spannende Leben in der Zukunft abspielt, dass da noch wer weiß was auf einen zukommt. Und irgendwann kommt der Wendepunkt, wo man erkennen muss, dass man schon soviel Zukunft hinter sich hat, dass da die Rechnung gar nicht mehr aufgehen kann.
Ich zumindest habe im Laufe der Jahre soviel an Ehrgeiz und Zielstrebigkeit verloren. Ist zwar kein Drama, aber in bestimmten Bereichen würde mir ein wenig davon noch sehr helfen. Oder aber ich habe es verinnerlicht, im Jetzt und Hier zu leben. Ich weiß es nicht so genau.

Nur die Gedanken bestimmen unsere subjektiv wahrgenommene Wirklichkeit. Schafft man es, die Gedanken einmal wirklich ganz abzustellen, und man erleidet in dem Moment gerade keine körperlichen Schmerzen oder ähnliche Qualen, dann geht es einem in dem Moment gut. Die Gedanken können einen runterreißen, in einen gefährlichen Strudel bringen. Und man kann sich Sachen denken, die gar nicht stimmen. Man denkt, der andere denkt dies und das, aber woher will man das wissen? Gar nichts weiß man. Es kann eben auch gaaanz anders sein.

22.08.2016 12:06 • #68


V
@verliebtverliebt:

Zitat:
Ich zumindest habe im Laufe der Jahre soviel an Ehrgeiz und Zielstrebigkeit verloren. Ist zwar kein Drama, aber in bestimmten Bereichen würde mir ein wenig davon noch sehr helfen. Oder aber ich habe es verinnerlicht, im Jetzt und Hier zu leben. Ich weiß es nicht so genau.


Es gibt aus den Bereichen Resilienz und erfolgreiche Entwicklung ein Konzept, wonach in jungen Jahren viel durch die Konsequenz der Zielverfolgung erreicht werden kann, in der zweiten Lebenshälfte und später im Alter aber die Flexibilität der Zielanpassung sehr wichtig wird. Motto: Mach das Beste aus dem, was (noch) möglich ist!

Zitat:
Und man kann sich Sachen denken, die gar nicht stimmen.


Mark Twain sagte einmal: Ich habe ziemlich viel erlebt - ein Teil davon ist tatsächlich passiert!
In ACT gibt es die tolle Frage: Glauben Sie wirklich alles, was Sie denken?

22.08.2016 13:45 • x 1 #69


V
@victimoflove
Zitat:
Mark Twain sagte einmal: Ich habe ziemlich viel erlebt - ein Teil davon ist tatsächlich passiert!
In ACT gibt es die tolle Frage: Glauben Sie wirklich alles, was Sie denken?


Den Spruch muss ich mir merken!

24.08.2016 05:55 • x 1 #70


V
Kurzer Inside-Check:

Die Füße stehen wieder halbwegs fest auf dem Boden.
Der Kopf ist wieder in der Realität angekommen, statt in Luftschlössern zu schwelgen.
Der Weg ist das Ziel - ich versuche, besser in Kontakt mit meiner Gefühlswelt zu bleiben:
Wahrnehmen, Erkennen, Benennen - und die schwierigste Frage: Was jetzt damit tun?

Auch ein Weg von 1000 Kilomentern beginnt mit dem ersten Schritt. (Luise Reddemann)

24.08.2016 08:22 • #71


E
Der Kopf ist wieder in der Realität angekommen, heißt, der Verstand weiß, was das Beste ist. Und was sagt dein Gefühl? Hängt es dem Kopf noch hinterher?

24.08.2016 08:26 • x 1 #72


V
Natürlich ist da immer noch Traurigkeit, der ich den Raum gebe, den sie momentan noch braucht.
Der Raum wird jedoch stetig geringer, weil er mehr und mehr von anderen Gefühlen ausgefüllt wird:
Freude darüber, dass meiner Frau gegenüber wieder eine Annäherung möglich ist - durch Gespräche und Achtsamkeit. Hoffnung, dass die Krise überwindbar ist - da beide Seiten bereit sind, ihren Teil daran zu arbeiten.
Stolz, den Anfang geschafft zu haben und die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Komme mir ein bisschen vor wie Tommy Jauds unglückseliger Protagonist in Resturlaub (Buch!, nicht dieser schreckliche Film), der erst im wahrsten Sinne des Wortes um die halbe Welt reisen muss, um in Argentinien zu sich selbst zu finden und dann in die fränkische Heimat zurückkehrt. Der in Buenos Aires der Illusion eines lusxusverwöhnten argentinischen Ex-Vogue-Models erliegt, um schließlich zu erkennen, dass er die für ihn richtige Frau schon längst gefunden hat.

24.08.2016 08:53 • x 1 #73


E
Ich glaube, es ist auch wichtig, der Traurigkeit Raum zu geben. Man muss es zulassen, um dann wieder mit sich ins Reine zu kommen.
Ich wünsche euch, dass du und deine Frau wieder zu euch findet. Vielleicht kannst du deine Frau auch wieder mit anderen Augen sehen. Was war es genau, was dich an der anderen Frau anfänglich so in ihren Bann gezogen hat? Wie sie gelächelt hat, wie sie sich bewegt hat, wie ihre Stimmlage ist,..? Vielleicht all die Dinge, die bei deiner Frau für dich Gewohnheit waren? Vielleicht kannst du jetzt bei deiner Frau genauer auf diese Dinge achten, sie anschauen und neues liebenswertes entdecken? Vielleicht schafft ihr es, euch neu ineinander zu verlieben und die Sehnsüchte, die ihr (du) bei anderen sucht, bei euch zu suchen. Über diese Sehnsüchte sprechen, über Wünsche und Bedürfnisse, verrückte Dinge tun, ausgelassen sein, manchmal albern sein, sich gegenseitig überraschen, ganz was neues ausprobieren - all dies sind Dinge sind hilfreich, den anderen wieder ein Stück anders zu sehen, vielleicht so wie am Anfang, als man sich ineinander mehr und mehr verliebte.

24.08.2016 09:14 • x 1 #74


V
Nochmal etwas Raum für Abschiede ...
Hab sie heute in der Klinik kurz gesehen - ein Blick im Vorbeigehen und schon war sie wieder weg.
Seit 13.08. definitive Kontaktsperre - und dabei bleibt es vorerst auch. Mein Vertrag in der Klinik läuft im September aus - ich habe heute abgelehnt, ihn zu verlängern. Werde sie dann nur noch gelegentlich in der Praxis sehen ... Business as usual!?

Ein Blick - ein kurzer Stich - kein langer Schmerz, dafür Erleichterung - ich kann loslassen!


Als ich eines Tages dachte, daß ich verloren bin
begraben und verloschen - lachtest du mir Sinn
in mein verstaubtes Leben, in meiner Seele Eis
und ich begann zu glauben, ein Feuersturm wär heiß...

Mach's gut Du Herzensschöne nun lasse ich dich ziehn
vergiß was ich gewollt hab, auch Scherben können blühn
mach's gut, mein kühles Feuer und laß mich weiter friern
wer weiß im nächsten Leben werd ich dich wiedersehn.

Was mich das Lieben lehrte, bis dann vergaß ich bald
zu schön war das Erleben, so schön und doch so alt
so alt und so verdorben, zu oft zu früh gesagt
daß Worte Herzen morden, doch Seelen bleiben kalt.

Mach's gut Du Herzensschöne, nun lasse ich dich ziehn
vergiß was ich gewollt hab, auch Scherben können blühn
mach's gut, mein kühles Feuer, und laß mich weiter friern
wer weiß im nächsten Leben, werd ich dich wiedersehn.

(Rosenstolz)

25.08.2016 14:29 • x 1 #75


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