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Unglücklich verliebt - kann man sich so täuschen?

S
Ich möchte das ganze Moralthema außen vor lassen (steht mir einfach auch nicht zu) und ganz platt mal schreiben, was mir beim ersten Lesen so durch den Kopf ging:

Ich kenne sehr wenig Frauen, denen es wirklich nicht auffällt, wenn ein Mann sich irgendwie gefühlsmäßig verrannt hat. Insofern glaube ich der Angebetenen auch nicht, dass sie so überhaupt nichts davon wusste.
Ich denke, dass hier eher eine Frau, die unglücklich verliebt ist, es toll für das Selbstbewusstsein fand, dass ein anderer (ebenfalls vergebener Mann) ihre Nähe gesucht hat und zwar kontinuierlich und über einen langen Zeitraum. Sie hatte zunächst überhaupt keinen Grund, diese Situation zu beenden; bis sie dann aus dem Ruder gelaufen ist. Spätestens da hätte sie eine schnelle Aufklärung anstreben müssen.
Warum sie es nicht getan hat, weiß ich nicht: die Gründe, die mir hierzu einfallen, sind aber alle nicht besonders originell.
Du kann sicher sein, dass Du die ganze Sache nicht besonders tief analysieren musst; hier ist ganz klar gesagt worden, dass das nichts wird: nicht so seltene Situation zwischen Mann und Frau und für beide Seiten unangenehm.
Es ist auch nicht schlimm, dass man heimlich mal für jemanden schwärmt und am Ende war es ja auch nichts weiter. Du hast Dich da ein bisschen reinsteigern dürfen, weil die Dame das auch ein bisschen zugelassen hat. Nicht mehr und nicht weniger.
Ob da je eine Affäre draus geworden wäre: Du weißt es nicht und wir erst recht nicht.
Für Deine Ehe sollte es nur dann relevant werden, wenn Du einschätzen kannst, dass es Deine Ehe/Gefühle zu Deiner Frau langfristig beeinflussen wird.
Ansonsten: willkommen im Eheleben. Da ist man eben manchmal überfordert und muss Versuchungen richtig einordnen und ihnen mehr oder weniger gekonnt widerstehen.
Versuch dieser ganzen Sache nicht mehr Platz in Deinem Leben zu geben, als sie es verdient.

19.08.2016 18:56 • x 2 #46


V
Zitat:
An deinen dunklen Seiten zu arbeiten, ist seit 3 Jahren ein Dauerthema.
Seit drei Jahren bist du auch verheiratet.
Das zeigt doch, dass schon deine Frau dich zu deinem Lebensthema geführt hat.
Aber wahrscheinlich konntest du nicht an dir selbst arbeiten, weil du für sie Supervision und Therapeut gemacht hast.
Daher ist jetzt die Situation mit der Kollegin die Herausforderung.


Sorry, da ist anscheinend was durcheinander geraten:
Verheiratet bin ich seit 2011, kennen gelernt habe ich meine Frau 2009. Als die Sache mit der Kollegin ihren Anfang nahm (Sommer 2014) war ich bereits drei Jahre verheiratet und sie hatte die erste Krise hinter sich.
Die intensivere Beschäftigung mit der Lebensthematik hatte (zunächst) weniger was mit der Ehe zu tun, sondern kam vor allem durch über 100 Stunden Selbsterfahrung im Rahmen meiner Weiterbildung.
Es ist aber richtig, zu sagen, dass durch die Beschäftigung mit der Problematik meiner Frau meine eigene Selbstfürsorge zu kurz gekommen ist, was schließlich wieder zur aktuellen Situation in Zusammenhang mit der Kollegin geführt hat - was jetzt momentan in der Tat die Herausforderung ist.

19.08.2016 20:37 • #47


A


Unglücklich verliebt - kann man sich so täuschen?

x 3


Biggy
Hallöchen @victim_of_love

Kann es sein, dass Du Dich lediglich in die Idee verliebt hast, Dich in diese Frau verliebt zu haben?

Während meiner Therapie, die mehr als schmerzhaft für mich gewesen ist, hab ich mich irgendwann auch mal in die Leichtigkeit des Verliebt-Seins geflüchtet..
Mein Leben war erzwungen strukturiert, meine Ehe absolut stabil und mein Noch war mein Fels in der Brandung.. aber er war auch der, der mich in meiner schlimmsten und schwersten Zeit meines Leben ge- und ertragen hat und ich hab mich unendlich für meine Unzulänglichkeit geschämt. Ich war nicht die perfekte Ehefrau, ich habe meine Diagnose und alle meine Macken.
Dann hab ich mich irgendwann in die Idee geflüchtet, dass ich mich in einen jungen Mann verliebt hab, mit dem ich bei jedem Strassenfest, Dorffest, bei jeder Party immer gelacht und getanzt habe.. Er kannte mich nur im Guten... er kennt mich also überhaupt nicht.
Dieser Jüngling war wahrscheinlich nur ein Sinnbild für locker und unbeschwert, also genau das, was ich wieder sein wollte...
Nachdem ich mit meinem Therapeuten darüber gesprochen habe, hab ich mich auch meinem Noch offenbart, aber niemals diesem Jüngling und mein Noch hat das Beste getan, was er hätte tun können..
Hat mich ins Auto gepackt und wir sind für ein langes Wochenende dem Alltag entflohen... Wellness-Tempel, Seele baumeln lassen und gute Zeit miteinander verbringen.

Du setzt Dich mit Dir ja auch auseinander und vielleicht ist es ähnlich.. Je wunder die Punkte, desto idyllischer die Fluchtpunkte.
An Deiner Stelle würde ich aber erst dann mit Deiner Frau darüber sprechen, wenn Du Dich etwas von Deinem Gefühlschaos beruhigt hast. Einen Schritt nach dem Nächsten.

20.08.2016 01:05 • x 1 #48


W
Hallo!

@victim_of_love
Über Deine Ehe und unter welchen Bedingungen diese zustande gekommen ist, kann ich natürlich nichts sagen. Die Vertrautheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl glaube ich Dir auch aufs Wort, auch die Leidenschaft. Die Frage ist aber, ob es tatsächlich um Liebe gegangen ist. Wie Du selber schreibst, hattet Ihr beide Schwierigkeiten mit Eurem Gefühlsleben. Das kann dazu führen, daß es zu einer kompensatorischen Beziehung kommt (salopp könnte man sagen: der eine ist die Krücke des anderen und soll dessen Defizite ausgleichen; auch das kann sehr verbinden, sogar abhängig machen, hat aber mit Liebe im eigentlichen Sinn nichts zu tun).
Jedenfalls ist mir aufgefallen, daß Du bei der Schilderung Deiner Geschichte Deine Frau nur in dem Sinne erwähnt hast, daß Du sie eben hast. Aber kein Wort von irgendwelchen Gefühlen oder auch verlorengegangen Gefühlen. Und das kommt, wenn man noch Gefühle hat (oder zumindest bedeutsamere hatte), eher sehr selten vor, weil das üblicherweise in solchen Fällen schon auch ein Thema ist, selbst wenn es nicht das Hauptthema ist.

Ich glaube, wenn ich das sagen darf, auch nicht, daß Dein Hauptproblem ein Nähe-Distanz-Problem ist. Denn wenn Du das tatsächlich hättest, in einer bedeutenden Form, dann hättest Du an Heirat nicht einmal gedacht. Nichts löscht die Möglichkeit, auf Distanz zu gehen, so gewiß aus wie eine Ehe. Es sei denn, Du hättest die manipulative Fähigkeit, Dich innerlich so dermaßen zu distanzieren und zurückzuziehen, daß Du Dich geschützt und befreit fühlst, Dir das aber im Außen nicht anzumerken ist. In jedem Fall aber wäre das für die Partnerin frustrierend und nicht durchzuhalten auf Dauer, ohne Schaden zu nehmen.
Ich glaube vielmehr, daß Du in hohem Maß verletzlich bist und Dich in Dir selber ganz ungeschützt und unsicher fühlst (eben mehr wie ein hilfloses Kind, ohne daß dies abwertend gemeint sein soll). Das wird nicht nur der Grund dafür sein, daß Du Dich so schnell angegriffen fühlst bzw. gleich einmal austeilst, wenn Du auf Kritik stößt (die Du offenbar vor allem von Frauen nicht aushältst), sondern auch dafür, daß Du dieser Frau Deine Gefühle nicht viel früher offenbaren konntest und das, als Du es dann gewagt hast, noch dazu auf eine flappsige Art, also eher wie ein Jugendlicher getan hast. Weil Dich offenbar eine mögliche Zurückweisung zu sehr verletzt und erschüttert hätte, wie es auch Kritik tut.
Und das scheint mir eben das Grundproblem zu sein, daß Du auf der emotionalen Ebene (noch) nicht auf einer erwachsenen Ebene angekommen bist und bei allem, was mit Emotionen und Gefühlen zu tun hat, auf einer kindlichen Stufe agierst und reagierst. Wie schon gesagt: dafür kannst Du nichts (mir ist klar, daß das mit Erfahrungen und Prägungen in der Kindheit zu tun hat), aber das ist es, scheint mir, woran Du wirklich arbeiten solltest. Mit dem Üben könntest Du z. B. sogar hier anfangen, indem Du eben versuchst, auf eine Moralkeulen-Kritik sachlicher zu reagieren, selbst wenn die Emotionen in Dir aufschäumen, und Deine Kritikerinnen auch nicht in diesem Jugendstil als meine Beste oder Ähnliches betitelst. Es geht nämlich auch durchaus anders, und das kann man auch lernen, wenn man sich etwas Mühe gibt und nicht die Pferde mit sich durchgehen läßt. Denn eben das unterscheidet kindliche von erwachsenen Reaktionsweisen, daß man die Kontrolle behält und nicht die Emotionen die Kontrolle übernehmen. Da geht es nicht einmal um dunkle Seiten, sondern um unkontrollierte Emotionen. Und deshalb ginge es letztlich darum, eben erwachsene Strategien zu entwickeln, wie man mit Emotionen umgehen kann, ohne sie zu verdrängen, aber auch, ohne ihnen einfach freien Lauf zu lassen, und auch den Ursachen für diese hohe Verletzlichkeit und Überempfindlichkeit auf den Grund zu gehen. Denn diese machen ja nicht nur Beziehungen, sondern das Leben insgesamt schwierig.
Noch etwas: lies Dir vielleicht einmal Deinen Eingangsbeitrag durch, als wäre das eine Dir fremde Geschichte, und lasse das erwähnte Alter und den Umstand einer Ehe bzw. Partnerin weg. Vielleicht wirkt das erhellend.

@BillePuppe
Also ich glaube, so kann man es aber nun wirklich nicht sehen, daß der TE Ausschau nach einer anderen gehalten hätte. Es macht schon einen bedeutenden Unterschied, ob jemand, der gebunden ist, tatsächlich aktiv nach einem anderen Partner (oder auch nur nach einem heimlichen Vergnügen) Ausschau hält oder ob das jemandem ganz unbeabsichtig passiert.
Auch erscheint es mir doch recht dogmatisch zu meinen, in einer Ehe habe man das Recht, alles vom anderen zu erfahren. Wenn Du selber so rigoros in Deiner Offenheit bist, ist das ja ok. Aber eine allgemeine Bestimmung würde ich daraus nicht ableiten, schon gar nicht ein Recht, das ohnehin nur ein leeres Recht wäre. Es gibt durchaus Dinge, die vielleicht gar nicht der Rede wert sind, aber dennoch den Partner verletzten könnten. Und wozu sollte man ihm und sich das antun? Über wesentliche Dinge soll man natürlich offen Reden, aber sich wie ein Elefant im Prozellanladen zu verhalten, wäre auch nicht gerade sehr ratsam. Es könnte ja sogar sein, daß der Partner gar nicht alles wissen will ...

Liebe Grüße

20.08.2016 04:22 • x 5 #49


V
Guten Morgen,

irgendwie bin ich noch ganz überwältigt von dem vielen Input, der gestern und auch noch heute früh von Euch gekommen ist. Das bedeutet mir sehr viel, da ich (leider) im Laufe der Zeit meinen Freundes- und Bekanntenkreis nach harten Kriterien sortiert habe.

Gestern gingen mir insbesondere die Fragen von @Ricky , wie ich zu meiner Frau und meiner Ehe stehe, warum ich überhaupt geheiratet habe etc ... die ganze Zeit im Kopf herum. Als ich dann gestern den Abend mit meiner Frau verbracht habe (nichts besonderes, haben zusammengesessen, Musik gehört, bisschen geredet und gekuschelt) ist mir noch ein Stück klarer geworden, dass es trotz der ganzen Probleme immer noch eine Menge gibt, was uns verbindet - und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Es kamen auch Gedanken aus den Anfängen der Beziehung wieder - als ich das Gefühl hatte endlich angekommen zu sein und bleiben zu wollen. Das war beileibe vorher nicht immer so ... Wir haben zusammen ihre Krise 2013/14 durchgestanden und auch den schwierige Prozess, bis klar war, dass es mit dem Kinderwunsch nichts werden wird. Vorher, als es ihr noch besser ging, hat sie mich 2012/13 unterstützt und ermutigt, mit Anfang 40 eine andere berufliche Richtung einzuschlagen. Es war also in der Tat nicht immer alles so schlecht, wie es mir jetzt am Schluss vorgekommen ist.

Warum ich sie geheiratet habe ... Sie ist ein herzensguter Mensch, fürsorglich,feinfühlig, immer hilfsbereit, geradlinig, bodenständig und naturverbunden. Intellektuell hat sie eine Menge auf dem Kasten - viele Gespräche zu Anfang drehten sich um unsere zurückliegendne Uni-Karrieren. Von ihrer Erscheinung und ihren Einstellungen her ist sie keines dieser überkandidelten Modepüppchen - ist sich nicht zu schade, auch mal ordentlich zuzupacken. Sie lässt mir den Freiraum und die Ruhe, die öfter einfach brauche, versucht nicht, mich krampfhaft verändern oder erziehen zu wollen. Mir ihr war es anfangs alles so herrlich unkompliziert - ich musste sie bei unserem ersten Date regelrecht bremsen, weil es mir etwas zu schnell gegangen ist *ggg* Und last but not least hat's im Bett auch ganz gut gepasst ...

Allerdings gibt es auch die Kehrseite: Als ich sie kennen lernte, war sie bereits wegen sozialer Angst in Therapie. Die Arbeit als wissenschaftliche Teilprojektleiterin (die sie so eigentlich nie hatte machen wollen) überforderte sie, so dass sie schließlich Promotion und eine weitere wissenschaftliche Karriere aufgab. Sie fand eine neue Berufung im Bereich Lehramt und Nachhilfe. Wir wissen seit Anfang 2014, dass hinter der Angst ursächlich ein ADS steckt - was im Nachhinein eine Menge erklären konnte. Mit der Zeit habe ich mich mit vielen, was das nach sich zieht arrangieren können ... dem Chaos und der Unordnung in ihren Sachen, der wenig ausgeprägten Pünktlichkeit, der Vergesslichkeit, dem Rumtrödeln und sich festbeißen in bestimmten Aufgaben, den blauen Flecken und den Knöllchen. Wenn dann mal wieder was passiert, kann ich ihr nicht wirklich lange böse sein ...

Bis zu diesem Punkt hatte ich noch das Gefühl, dass die ganze Beziehung noch halbwegs in der Balance ist.
Schwierig wurde es, als sie einen Job angenommen hat, bei dem es darum geht, mit einer schwierigen Klientel im Bildungsbereich zurechtzukommen. Sie fühlt(e) sich in vielen Bereichen überfordert (was aber auch wirklich daran liegt, dass aus Kostengründen qualifiziertes Fachpersonal fehlt) und fiel wieder in das alte Muster zurück: Kleinste Misserfolge führen zu extremer Selbstabwertung, Unsicherheit führt zu verstärktem Bedürfnis nach Unterstützung und Rückversicherung. Das kann sie in ihrer Firma nicht erwarten und da ich dummerweise vom Fach bin, muss(te) ich herhalten. Wiederum dem ADS ist es geschuldet, dass sie weniger als gesunde Menschen in der Lage ist, aus Rückmeldungen auch längerfristig die richtigen Konsequenzen zu ziehen, d.h. meine Versuche, mich diesbezüglich abzugrenzen waren immer nur von kurzer Dauer.
Dass ich auch einen nicht unerheblichen Anteil an der dann folgenden Entwicklung hatte, versteht sich quasi von selbst.

Thema Abhängigkeiten (Danke an @whynot60 für seine Hinweise):
Es ist natürlich schon so, dass wir uns von unserer psychischen Konstitution her in einer Reihe von Aspekten sehr gut ergänzen - wobei die Frage ist, ob das schon pathologisch ist oder noch Liebe. Von Dependenz im strengen Sinn würde ich nicht sprechen. Wir sind beide trotz allem ein Stück weit eigenständig unterwegs. Ich erkenne auch keine expliziten Strategien wie die weitgehende Unterordnung, nur um die Beziehung aufrechtzuerhalten.

Je mehr ich über diese Dinge nachdenke, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass es momentan ein Fehler wäre, alles hinzuschmeißen. Es spricht mehr dagegen als dafür, in der jetzigen Situation einen Cut zu machen. Die Schwierigkeiten kommen mir noch überwindbar vor - vorausgesetzt, wir beide wollen es und tun etwas dafür. Ich für meinen Teil bin im Rahmen meiner Möglichkeiten bereit dazu ...

20.08.2016 11:34 • x 3 #50


E
Hey,

bespreche mit deiner Frau genau das, was du hier jetzt geschrieben hast. Teile ihr deine Gedanke mit, sowohl positive, als auch ein bisschen die negativen Seiten.

Gemeinsam schafft man das und ich bin mir fast sicher, dass deine Frau glücklich ist, dich zu haben.

Meine Eltern sind fast 50 Jahre verheiratet und die haben, was weiss ich, alles erlebt und viel schlimmes auch. Aber sie haben über ihre Probleme immer geredet und das ist sehr wichtig innerhalb einer Partnerschaft.

L G Bille

20.08.2016 11:47 • x 1 #51


V
Zitat:
bespreche mit deiner Frau genau das, was du hier jetzt geschrieben hast. Teile ihr deine Gedanke mit, sowohl positive, als auch ein bisschen die negativen Seiten.


Das wird jetzt auch der nächste Schritt sein - wenn sie am Montag wieder da ist.
Bin momentan Strohwitwer, da sie vorher alleine zu einer Freundin gefahren ist, mit der ich nicht so wirklich klarkomme.


Da gibt's noch was, das mir dabei durch den Kopf ging (Danke @Embi für die direkte Frage) :

Zitat:
Mal angenommen, die andere Frau hätte ebenfalls Interesse an Dir bekundet - wie wärst Du vorgegangen?
Hättest Du Deine Frau betrogen oder wärst Du so fair gewesen, zuerst einen sauberen Cut zu ziehen, ehe Du Dich auf etwas einzulassen oder hättest Du generell zu Deiner Frau gehalten und hättest es gelassen?


Je länger ich darüber nachdenke, desto unwirklicher kommt mir dieses Gedankenexperiment vor, aber ok:

Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich die ganze Geheimniskrämerei, die Heimlichkeiten und Lügen lange hätte durchhalten können. Dafür wäre ich nicht kaltschnäuzig genug und zu ängstlich. Daher hätten mich wahrscheinlich das schlechte Gewissen und eine Art moralische Verantwortung dazu veranlasst, erst einen Schlussstrick zu ziehen. Wie gesagt - rein hypothetisch ...

Allerdings scheint es tatsächlich mehr so gewesen zu sein, wie es von verschiedenen Seiten gesagt wurde:
Es ging hier in erster Linie um eine Illusion, Fehlinterpretation, den Reiz einer Idee - deren Umsetzung in die Realität eine ganz andere Frage gewesen wäre. Denn je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich das eigentlich gar nicht wirklich wollte (s. vorheriger Post).

20.08.2016 12:15 • x 1 #52


Blanca
Zitat von victim_of_love:
Wie würdet Ihr jetzt weiter verfahren? Da bin ich immer noch reichlich ratlos ...

Zunächst mal eine Antwort auf Deine Frage im Threadtitel: Ja, man kann.

Deine Frau denkt vermutlich auch immer noch, Du hättest nur Augen für sie, und dennoch hast Du Dich längst in eine andere verliebt und es bislang vor ihr verborgen gehalten.

Jeder Mensch ist ein Abgrund.


Wie Du nun weiter verfahren sollst?

1. Halt Dich fern von dieser Kollegin, so gut Du kannst.


Sie hat Dir klar gesagt, daß sie nicht interessiert ist - weder an einem Techtelmechtel, noch an sonstwas mit Dir. Sie hat sich sogar ein Stück weit geöffnet und erläutert, warum. Das war direkt, höflich und respektvoll - aber es beendet auch die Vorstellung, sie erwidere Deine Gefühle.

Es ist natürlich leichter gesagt, als getan, aber bitte nimm ihr nein als ein solches hin und akzeptiere es. Du hast Dir keinen Zacken aus der Krone gebrochen, ihr Deine Gefühle zu gestehen, sie hat es verstanden und für meine Begriffe so anständig reagiert, wie es ihr möglich war. Der Tag wird kommen, an dem Du ihr dafür noch dankbar sein wirst.

Meide sie und beschränk den Kontakt aufs Berufliche. Jeder weitere Anbaggerversuch Deinerseits wäre eine Belästigung; bitte lass das sein.

2. Sag Deiner Frau erst mal nichts.

Letztlich ist nicht allzuviel passiert und die Wahrscheinlichkeit, daß die Kollegin ihr etwas erzählt, ist gleich null. An Deiner Stelle würde ich die kommenden Wochen vielmehr nutzen, tief in mich zu gehen und mich zu fragen, was mich an der Kollegin so getriggert hat - um festzustellen, was Dir in Deiner Ehe fehlt. Es ist sogar möglich, daß es gar nicht die Ehe ist, in der Dir etwas fehlt, sondern daß in Deinem eigenen Inneren eine Schieflage ist, die bearbeitet gehört. Vermutlich mußt Du Dich weniger um Deine Frau kümmern, als um Dich selbst.

Jemand schrieb es neulich bereits: Du wirkst merkwürdig kontrolliert. Auch bei mir kommst Du sehr kopflastig rüber. Man kann das positiv sehen: Du verstehst es, zu reflektieren; das ist ein sehr sympathischer Zug. Man kann es aber auch so sehen: Du verstehst Deine eigene Gefühlswelt nicht, kannst sie nicht einordnen, geschweige denn angemessen damit umgehen.

Konkret:

Die Kollegin hätte auch anders reagieren und sich beispielsweise empören können, daß Du - immerhin ein verheirateter Mann - ihr doch tatsächlich eine Affaire zumuten willst, statt aus Respekt vor Deiner Gattin und - jetzt kommt's! - vor ihr und ihren eigenen Gefühlen auf Abstand zu bleiben. Denn Du bist ja gar nicht in der Position, ihr mehr bieten zu können als ein bißchen Spaß. Wer liebt, der denkt aber auch und vor allem an den anderen, statt nur an die eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten. Die Kollegin hätte sauer reagieren und in ihrer Wut Deine Frau kontaktieren können. Was wäre dann jetzt los?

Schlimmer noch: Sie hätte sich auf Dich einlassen und eine Affaire mit Dir aufnehmen können. Nach ein paar Wochen oder Monaten hättest Du sie vielleicht satt gehabt, während sie sich mittlerweile ernsthaft in Dich verliebt hat. Du hättest Dich aus der Affaire zurückgezogen und sie hätte sich dafür gerächt, indem sie nicht nur Deine Frau, sondern auch alle Kollegen darüber informiert, was Du so für einer bist. Gibt genug Beispiele für solche Aktionen hier im Forum - aber auch im realen Leben. Was wäre dann erst los?

Hast Du darüber auch nur eine Sekunde lang nachgedacht, die letzten - gefühlten - 2 Jahre?
Nein, hast Du nicht - frag Dich bitte mal, warum - denn Du hast inmerhin mit Deiner Ehe gespielt!

Es liegt mir fern, Dir das vorzuwerfen. Mein Feedback entspringt einer sorgenden Haltung und nicht etwa der Absicht, Dich hier öffentlich zu geißeln - das steht niemand zu. Was mich sorgt ist vor allem die fehlende Reife, die Dich zwei Jahre lang hinter dieser Frau herträumen und schließlich ein Gespräch führen ließ, dessen moderater Ausgang in erster Linie dem Desinteresse dieser Frau gestundet war, aber sicher nicht Deiner Vernunft.

Hätte die Frau Dir gesagt, daß sie Deine Gefühle erwidert und sich darauf eingelassen - was wäre dann geschehen, hm? Du schreibst, schon ihre Umarmung habe Dich hin und weg sein lassen - da braucht es nicht viel Fanatasie, sich das vorzustellen.

Du schreibst auch, daß Du keine Trennungsabsichten hattest bisher. Ergo hast Du nicht nur Deine Ehe riskiert, sondern auch ihr gegenüber keine ernsthaften Absichten gehegt. Es ging also nicht um die Frauen - es ging um Dich dabei, die ganzen zwei Jahre lang.

Das ist der Punkt, an dem Du ansetzen solltest.

Ich glaube nicht, daß Du diese Kollegin liebst. Du projezierst etwas in sie hinein, was Dir fehlt - bitte finde heraus, was das ist (falls Du selbst nicht drauf kommst, such Dir professionelle Hilfe dabei, das ist keine Schande) und dann überdenk nochmal, um was es wirklich ging dabei.

Deine Frau würde ich nicht mit Details belasten, aber es wäre hilfreich, wenn Du ihr sagst, daß sich etwas in Dir spürbar bemerkbar macht und bearbeitet gehört und daß Du Dich dem in nächster Zeit verstärkt widmen wirst. Soviel Wahrheit muß sein.

Und dann tritt sie bitte an - die Reise in Dein Selbst. Viel Glück und Erfolg dabei.

20.08.2016 21:41 • x 5 #53


S
Blanca, deinem Beitrag ist nichts hinzuzufügen. Ich hoffe sehr, dass der TE diesen aufmerksam liest.
Ich teile deine Sicht der Dinge.

20.08.2016 22:40 • x 1 #54


J
Ich hab nicht jede Antwort bis ins letzte Detail durchgelesen, aber sehr viele eben doch und ich bin erschüttert. Ich bin hier selbst nicht lange angemeldet und habe nicht viel Erfahrung mit diesem Forum, aber ich habe bis eben drauf vertraut das dies ein Ort von Zuflucht und Verständnis ist, egal wie groß oder welcher Art der Kummer ist. Hier meldet man sich doch nicht an weil man scharf auf Vorwürfe ist. Man hat ein ernstes Problem und hofft auf Hilfe der zumindest einen Ort wo man mal Luft raus lassen kann.

@victim: ich kann gut nachvollziehen, warum du deiner Frau nichts erzählt hast und wenn ich deine Frau wäre, so vermute ich mal, das ich sowas auch nicht wissen wollen würde. Wenn eure Ehe eh schon belastet ist, wird das die ganze Sache vermutlich nur verschlimmern, weil deine Frau dir nicht mehr traut. Was dir geschehen ist kann jedem passieren, ob Ehering nun am Finger steckt oder nicht. Was deine Kollegin betrifft würde auch ich auf Distanz gehen und hoffen das es einfach besser wird mit der Zeit. Und falls nicht oder falls die Probleme in der Ehe zu stark überhand nehmen, musst du ganz unabhängig von deiner Kollegin entscheiden, ob du dich von deiner Frau trennen willst.

Übrigens ist es ein sehr angenehmer Zufall, dass auch andere sich in Sachen Beruf nicht so richtig einig werden. Mit frisch gebackener Ex und ich hatten zwar andere Probleme hinsichtlich des Jobs, aber die Firma war ein ewiges Diskussionsthema und hat laufend für Differenzen gesorgt. Ich dachte immer ich bin die einzige die sich wegen dem Job kloppt.

Gruß

20.08.2016 23:56 • x 1 #55


V
@blanca:

Danke für diesen tollen Beitrag, in dem sehr viel Wahres steckt - auch wenn die Wahrheit meistens weh tut.

Zitat:
Es liegt mir fern, Dir das vorzuwerfen. Mein Feedback entspringt einer sorgenden Haltung und nicht etwa der Absicht, Dich hier öffentlich zu geißeln - das steht niemand zu.


Sei versichert, dass ich das, was Du geschrieben hast, auch in diesem Sinn verstanden habe.

Zitat:
Es ist natürlich leichter gesagt, als getan, aber bitte nimm ihr nein als ein solches hin und akzeptiere es.


Das tue ich - und zwar bereits seit dem Abend, an dem sie es mir sagte.

Zitat:
. Das war direkt, höflich und respektvoll - aber es beendet auch die Vorstellung, sie erwidere Deine Gefühle.


Die Art und Weise, wie sie es getan hat, rechne ich ihr auch hoch an. Das hat es sehr erleichtert, die Botschaft, so wie so nun mal ist, anzunehmen und zu akzeptieren. Das war übrigens der Haupttenor des besagten Briefs, den ich ihr am letzten Samstag noch geschrieben habe.

Zitat:
Meide sie und beschränk den Kontakt aufs Berufliche. Jeder weitere Anbaggerversuch Deinerseits wäre eine Belästigung; bitte lass das sein.


Es hat nichts dieser Art gegeben und wird es auch nicht geben. Wenn ich auch ein emotionaler Krüppel bin, habe ich zumindest noch so viel Anstand im Leib, das zu respektieren.
Seit letztem Sonntag ist Funkstille. Dank meines momentanen Urlaubs wird das definitiv auch die nächste Woche noch so bleiben. Ab übernächster Woche wird es nicht vermeiden lassen, sich gelegentlich nicht vermeiden lassen, dass man sich über den Weg läuft.

Zitat:
Es ist sogar möglich, daß es gar nicht die Ehe ist, in der Dir etwas fehlt, sondern daß in Deinem eigenen Inneren eine Schieflage ist, die bearbeitet gehört. Vermutlich mußt Du Dich weniger um Deine Frau kümmern, als um Dich selbst.


Dem Letzteren stimme ich 100% zu.
Ich erkenne immer deutlicher ein schon seit der Jugendzeit bestehendes dysfunktionales Interaktionsmuster, das unflexibel und wenig angepasst ist. Dieses Muster hat sehr viel mit der Wahrnehmung von und dem Umgang mit negativen Emotionen zu tun. Dem liegen in der Tat generelle emotionale Defizite zugrunde.
Oder eben in Deinen Worten ausgedrückt:

Zitat:
Man kann es aber auch so sehen: Du verstehst Deine eigene Gefühlswelt nicht, kannst sie nicht einordnen, geschweige denn angemessen damit umgehen.


Zitat:
Jemand schrieb es neulich bereits: Du wirkst merkwürdig kontrolliert. Auch bei mir kommst Du sehr kopflastig rüber.


Ich verstehe die Wahrnehmung, weil ich sie nicht zum ersten Mal rückgemeldet bekomme.
Der geschärfte Intellekt und die Kühle rein rationaler Kompetenz sind die Mauern (je nach Schule nenne es Kompensation oder Abwehr), hinter denen sich ein Kind versteckt, das sich selbst nicht mehr leiden kann und im Grunde nur angemommen, geliebt und respektiert werden möchte.

Zitat:
Du verstehst es, zu reflektieren; das ist ein sehr sympathischer Zug.


Danke

Zitat:
Hast Du darüber auch nur eine Sekunde lang nachgedacht, die letzten - gefühlten - 2 Jahre?


Präzisionsfehlerwahrscheinlichkeit Null Prozent, Treffer mit hochwirksamer Detonation - schönen Tag noch!
(Tom Clancy - Clear and present danger / Das Kartell)

Zitat:
Nein, hast Du nicht - frag Dich bitte mal, warum - denn Du hast inmerhin mit Deiner Ehe gespielt!


Deutlicher kann frau es kaum noch formulieren ...

Zitat:
Ich glaube nicht, daß Du diese Kollegin liebst. Du projezierst etwas in sie hinein, was Dir fehlt - bitte finde heraus, was das ist (falls Du selbst nicht drauf kommst, such Dir professionelle Hilfe dabei, das ist keine Schande) und dann überdenk nochmal, um was es wirklich ging dabei.


Es ging im Grund dabei nur um mich alleine. Menschen wie Michael Nast, dessen vorletztes Buch ich in der letzten Woche gelesen habe, nennen das wohl narzisstische Liebe: Wir sind auf die Gefühle anderer angewiesen, um uns selbst zu bestätigen. Geht es dabei nicht erstmal um das, was Erich Fromm Selbstliebe nennt und als Voraussetzung dafür ansieht, jemand anderen überhaupt lieben zu können?

Zitat:
Du schreibst auch, daß Du keine Trennungsabsichten hattest bisher. Ergo hast Du nicht nur Deine Ehe riskiert, sondern auch ihr gegenüber keine ernsthaften Absichten gehegt. Es ging also nicht um die Frauen - es ging um Dich dabei, die ganzen zwei Jahre lang.


Strike! - Und da sind wir wieder bei meinem wunden Punkt. Meiner absolut tiefempfundenen Unzufriedenheit mit mir selbst - angefangen bei Äußerlichkeiten bis zu der Überzeugung, dass alle anderen mir immer irgendwie überlegen sind. Ich bin der unumstrittene Weltmeister der Selbstabwertung und mein härtester Kritik. Selten ist was wirklich gut. Darum muss ich auch stets auf andere neidisch sein, die anscheinend diese Dinge besser können und mehr Glück im Leben haben - ich muss sie dafür leidenschaftlich hassen und abgrundtief verachten!
Es macht mir Angst - es macht mich vor allem mich wütend und aggressiv. Aber wohin mit all dem?

Ich habe mein ganzes Leben auf eine einzige Karte gesetzt,
die keine Chance hatte herauszukommen.
Aber es wäre schön, wenn sie doch ausgespielt werden würde.
Inzwischen muss man warten und dabei andere leiden machen.
(Ferdinand Charles Ramuz)

Holy *beep* - ich kann nicht glauben, was ich da jetzt gerade selbst geschrieben habe ...

Zurück zum Thema: Ist das im Zwischenmenschlichen nicht wie an vielen anderen Stellen in der Gesellschaft auch? Permanent unzufrieden mit uns selbst sein zu müssen, damit das System der Bedarfserweckungsgesellschaft funktioniert? Das Gefühl, sich selbst nicht glücklich machen zu können bzw. dass andere Dinge oder Menschen oder die eigenen Gefühle verantwortlich sind? Gehts nicht im Kern um die Sehnsucht nach einem wohlwollenden Spiegel, in dem man ein Bild sieht, das seinem schmeichelt? Ich will nicht meine Fehler sehen, sondern Bestätigung. Ich projiziere ein Bild auf einen anderen Menschen und verliebe mich in eine Illusion, die perfekt zu mir passt, aber mit dem Menschen selbst nichts mehr zu tun hat. Ist diese Art der Verliebtheit in letzter Instanz nur der verzweifelte Versuch, sich selbst zu lieben? ... Womit wir wieder beim Anfang wären.

Zitat:
Hätte die Frau Dir gesagt, daß sie Deine Gefühle erwidert und sich darauf eingelassen - was wäre dann geschehen, hm? Du schreibst, schon ihre Umarmung habe Dich hin und weg sein lassen - da braucht es nicht viel Fanatasie, sich das vorzustellen.


Objection! - Aus der Erfahrung der Vergangenheit heraus wage ich eher zu prognostizieren, dass in diesem Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt letztendlich die Avoidance die Oberhand gewonnen hätte.
Das soll keine Entschuldigung sein - aber ich kenne mich. Zwischen dem Gedanken und dem tatsächlichen Verhalten liegt oftmals noch sehr viel. Bei jemand, der emotional stabiler ist, würde das wahrscheinlich so ablaufen, wie Du es prognostiziert hast. Allerdings ist mein Wert auf der Neurotizismusdimension knapp unter der Decke. Stress ist nun mal leider der natürliche Feind des Parasymphatikus, der den in dieser Situation dann erforderlichen Reflex kontrolliert

Zitat:
Deine Frau würde ich nicht mit Details belasten, aber es wäre hilfreich, wenn Du ihr sagst, daß sich etwas in Dir spürbar bemerkbar macht und bearbeitet gehört und daß Du Dich dem in nächster Zeit verstärkt widmen wirst. Soviel Wahrheit muß sein.


Ja - und das ist in der Tat der Plan.

Zitat:
falls Du selbst nicht drauf kommst, such Dir professionelle Hilfe dabei, das ist keine Schande


Kennst Du eine/n Therapeuten/in, der/die bereit ist, sich im F6x.xx-Bereich zu engagieren?
Gemeinhin stehen Patienten/innen mit diesen Diagnosen im Ruf, sehr umbequem und auf die Dauer super anstregend zu sein ... Bei vielen kommst Du mit der entsprechenden Verdachtsdiagnose gar nicht erst auf die Warteliste oder wirst spätestens nach der Probatorik aussortiert.

@sarina80:

Zitat:
Blanca, deinem Beitrag ist nichts hinzuzufügen. Ich hoffe sehr, dass der TE diesen aufmerksam liest.


Das hat er bereits getan und es hat ihm am frühen Morgen schon Kopfschmerzen beschert ...

@jeannebalou:

Zitat:
Ich dachte immer ich bin die einzige die sich wegen dem Job kloppt.


Bist Du ganz bestimmt nicht
Da steckt ein wahnsinniges Potential drin. Wenn Du Zeit und Lust hast, lies mal, was Micheal Nast über die heutige Wertigkeit von Beruf / Berufung schreibt und welche weitreichenden Folgen daraus für das partnerschaftliche Miteinander erwachsen.

Zitat:
Hier meldet man sich doch nicht an weil man scharf auf Vorwürfe ist.


Tja, dachte ich auch ...
Aber wie es schon gesagt wurde: Nenne die beiden Wörter verheiratet und verliebt in einem Satz, dann kannst Du Dir anscheinend gleich mal ein Schild mit Jehova, Jehova um den Hals hängen *ggg*
Mittlerweile kann ich mich ein Stück weit mehr in die entsprechenden Damen mit ihrem diesbezüglichen Erfahrungshintergrund einfühlen - was es ein Stück nachvollziehbarer, aber nicht unbedingt besser macht, erstmal die fette Moralkeule zu schwingen.

21.08.2016 06:51 • x 1 #56


V
Hallo victim of love!

Na, da hat sich ja der Thread erfreulicherweise noch richtig gut entwickelt, das Blatt hat sich gewendet
Auf was für eine Karte hast du dein ganzes Leben gesetzt?

Zitat von Blanca:
Zitat:
sondern daß in Deinem eigenen Inneren eine Schieflage ist, die bearbeitet gehört. Vermutlich mußt Du Dich weniger um Deine Frau kümmern, als um Dich selbst.

Ich denke, dass das das Problem (fast) aller ist. Wer von uns liebt schon so selbstlos und bedingungslos? Es heißt ja, dass wahre Liebe kein Leid verursacht. Mir geht es gerade auch so, dass ich durch den Liebeskummer angetrieben werde, mir Gedanken darüber zu machen, was mich ausmacht, was ich will und was ich in meinem Leben verändern kann.

Was ist das denn für eine Diagnose FXX.XX? Habe ich noch nie was von gehört.

Gruß

21.08.2016 07:45 • x 1 #57


V
@verliebtverlieb.

Hallo,

ja, läuft in der Tat momentan gar nicht schlecht. Es gibt Gott sei Dank noch Leute, die nicht nur blindlings Ihre eigenen Unsicherheiten, ihre eigene Wut und ihren Ärger auf andere abladen müssen.

Zitat:
Auf was für eine Karte hast du dein ganzes Leben gesetzt?


Das ist eher metaphorisch, als Bild, zu sehen - es beschreibt genau diese typischen Denkmuster:
Du bist total negativ und pessimistisch, strahlst das nach außen hin natürlich auch aus und alle die negativen Dinge, die Du schon vorausgeahnt hast, treten früher oder später ein. - Self-fulfilling prophecy ...
Dadurch bekommst Du immer mehr das Gefühl, das Du vom Leben ständig gef... wirst, siehst Dich als Opfer und realisierst lange nicht, dass es an niemand anderem als Dir selbst liegt.
Du wartest und wartest, dass es besser wird. Inzwischen denkst Du Dir immer wieder, dass Du schon Dein Leben lang im falschen Film bist. Hoffst, dass endlich Morpheus mit der roten Pille kommt und Dich aus der verdammten Matrix befreit.

Zitat:
Ich denke, dass das das Problem (fast) aller ist. Wer von uns liebt schon so selbstlos und bedingungslos?


Weisst Du, ich hab mich früher an der Uni auf der Suche nach Antworten, die die Psychologie nicht geben konnte, auch gerne mal in Philosophie-Vorlesungen rumgetrieben und dabei ganz erstaunliches erfahren:
Liebe entsteht generell aus einer Illusion. Sie ist die Sehnsucht nach absoluter Identität. Diese absolute Identität gibt es nicht und darum beruht die Liebe auf einem einzigen riesigen Missverständnis! Wir verlieben uns in eine Illusion, ein Trugbild, in was Falsches, das uns Halt und Kraft gibt. Diese Illusion ist für uns wahrer als die Wirklichkeit ... Im Grunde ist also nur das Falsche wirklich echt. Alles andere ist ein Versuch, der kläglich zum Scheitern verurteilt ist.

Wenn das keinen Mut macht, weiss ich es auch nicht ...

21.08.2016 08:36 • x 1 #58


R
@victim_of_love
sehr interessante Kopfarbeit hier.

Geht doch mal zu Deiner Frau und schau in Ihre Augen, wenn Du ihr eine klitzekleine Freude machst.

21.08.2016 08:46 • x 1 #59


V
Zitat:
Dadurch bekommst Du immer mehr das Gefühl, das Du vom Leben ständig gef... wirst, siehst Dich als Opfer und realisierst lange nicht, dass es an niemand anderem als Dir selbst liegt.

Aber jetzt hast du es realisiert (seit wann?) und dann kannst du deine Verhaltensmuster auflösen. Die Blume, die du wässerst, wächst (Thich nhat hanh), der Wolf, den du fütterst, wird siegen.
Zitat:
Du wartest und wartest, dass es besser wird. Inzwischen denkst Du Dir immer wieder, dass Du schon Dein Leben lang im falschen Film bist. Hoffst, dass endlich Morpheus mit der roten Pille kommt und Dich aus der verdammten Matrix befreit.

Schrecklich!

Zitat:
Diese absolute Identität gibt es nicht und darum beruht die Liebe auf einem einzigen riesigen Missverständnis! Wir verlieben uns in eine Illusion, ein Trugbild, in was Falsches, das uns Halt und Kraft gibt. Diese Illusion ist für uns wahrer als die Wirklichkeit ... Im Grunde ist also nur das Falsche wirklich echt. Alles andere ist ein Versuch, der kläglich zum Scheitern verurteilt ist.


Das stimmt sicher, ich kann es nachvollziehen, aber ich weiß nicht, ob es mir Mut macht. Die Liebe und die S.ualität sind so starke Kräfte – selbst wenn es eine Illusion ist, man erlebt doch in der Zweisamkeit ein unglaubliches Glücksgefühl. Wenn man darauf verzichtet, weil man weiß, dass es eigentlich nur eine Illusion ist, dann geht einem doch eine Menge verloren. Es muss doch eine Lösung für diese Frage geben.

21.08.2016 08:53 • #60


A


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