Manchmal interessieren sich ja Leute für den Verlauf einer Geschichte. Für die schreibe ich jetzt mal kurz ein paar Zeilen.
Meine Geschichte beginnt ab Seite 22.
Was mich betrifft, ist es nicht unbedingt nötig, darauf zu antworten. Wenn aber etwas von Herzen kommt, lese ich es natürlich gern, hier oder als PN. Was ich mir aber ausdrücklich nicht wünsche, sind Wertungen. Vielen Dank..
Ich habe seit meinem lezten Post, gegen Ende Januar, sehr viel gelesen. Meine Frau und ich waren auf einem Marriage-Encounter, ich habe eine Gestalttherapie begonnen, gehe zum Psychologen und habe eine Visionssuche gemacht. Die Paartherapie haben wir im Mai dann sein lassen. Meine Frau und ich streiten kaum, reden sehr wenig, aber immerhin etwas offener. Meistens sind es Problem- oder Sach-Gespräche (Kinder, etc.). Es hat sich definitiv ein wenig verbessert, wie wir nun Situationen wahrnehmen. Außerdem bin ich meinen Kindern ein großes Stück näher gekommen, glaube ich.
Leider hat dies alles aber nicht dazu geführt, dass ich meine Frau mehr liebe. Ich denke weiter sehr viel an die andere Frau, die, wie ich am Montag zufällig mitbekommen habe, sich inzwischen anderweitig orientiert hat. Ich habe sie mit einem anderen Mann händehaltend in Richtung ihres Hauseingangs gehen sehen, als ich daran vorbeifuhr. Es war kurz vor Ladenschluss, also dunkel und sie hat mich nicht gesehen.
Rückblende:
Es war Funkstille.
Im April begegneten waren wir uns dann zufällig in der Mensa und ich setzte mich ersteinmal woanders hin, ehe sie später zu mir kam. Damals war natürlich alles ungeklärt und ich bekam ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Frau, aber auch gegenüber ihr, weil ich noch immer nicht weiter wusste. Wir verabschiedeten uns nach einem kurzen Spaziergang und es blieb ein leicht ungutes Gefühl zurück. Danach tauschten wir noch ein paar Nachrichten aus, weil ich wohl etwas bedrückt gewirkt habe.
Dann wieder Funkstille.
Ende Juno kam eine Kurznachricht, in der sie mich wissen lies, dass sie mich vermisse und hoffe, es ginge mir gut. Ich antwortete, dass sie mir sehr fehlt.
Funkstille.
Im Oktober schrieb ich einen Brief anlässlich ihres Geburtstages, der aber zuletzt unbeantwortet blieb. Ich glaube ich begann mit jedem Tag, der ohne ein Zeichen von ihr blieb, mich innerlich immer mehr auf etwas Unerfreuliches vorzubereiten.
Und letzten Montag abend sehe ich sie nun mit einem Anderen. Ich habe ihr dann kurz etwas geschrieben, wo ich sie gewissermaßen wissen lies, dass ich es ihr gönne, dass sie sich, so scheint mir jedenfalls, loslösen konnte und jemanden gefunden hat. ( er scheint gut zu dir zu passen und du siehst gut aus, was ich so im Vorbeiradeln erkennen konnte)
Mir war klar, das ein Tag irgendwann neue Fakten bringen würde, aber trotzdem, bin ich erstmal innerlich zusammengefallen. Ich rechnete nicht damit, von ihr eine Antwort zu bekommen, oder vielleicht höchstens eine Floskel.
Aber sie antwortete. Dass sie noch oft an mich denke, aber dass sie eine Entscheidung treffen musste und zwar an dem Tag im April, wo ihr Verstand ihr sagte, dass wir keine Chance haben und sie für sich einen Abschluss finden muss. Es sei schlimm für sie, dass es mir nicht wirklich besser geht. Sie blieb mit der Frage, was sie mir nur wünschen solle.
Ich schrieb dann noch eine letzte längere Kurznachricht, in der ich ihr nochmal bestätigte, dass sie wahrscheinlich das Richtige für sich tue und dass unsere Zeit wohl einfach noch nicht gekommen ist. Ich wünschte ihr am Ende Alles Liebe
Ich werde jetzt eine ganze Weile brauchen, um damit klar zu kommen, denn ich habe keinen Grund anzunehmen, dass der Andere für sie nur eine kurze Ablenkung ist. Sie hat mindestens 8 Monate lang auf mich gewartet, während ich versucht habe, meine Gedanken und Gefühle zu klären, was mir aber bis heute noch nicht abschließend gelungen ist. Auf dieser Basis wäre es sowieso keine Gute Idee gewesen, eine neue Beziehung einzugehen.
Leider wird dadurch nicht automatisch meine Motivation größer, nun verstärkt an meiner Ehe zu arbeiten. (In Wirklichkeit bin ich zu Tode erschöpft mit der ganzen Lebenssituation) Aber ich denke, dass ich nun mit der Zeit wenigstens eine offene Klärung anstreben kann. Wenn am Ende doch die Trennung stehen sollte, so wäre diese insofern fair, als wir dann beide ohne Partner wären.
Meine Frau hat indes in den letzten Monaten ebenfalls angefangen, die Krise als Chance zu begreifen und hat sich sogar zwei drei mal bei mir explizit dafür bedankt. Weil sie sonst wohl immer noch in diesem Dornröschenschlaf liegen würde. Sie hat viel über sich gelernt. Anders als ich, hatte sie dazu das Glück, in ihrem Bekanntenkreis eine Tiefenpsychologin (die ihre Muttersprache spricht) zu finden, mit der sie seit einigen Monaten regelmäßig Skype-Sitzungen macht. Da kommt immer mal wieder etwas ans Licht, wodurch mir auch das ein oder andere klar wird. Das letzte größere Ding war erst jetzt am Montag, dass sie sich, aufgrund von Kindheitserlebnissen mit ihrem Vater, selbst nicht erlauben würde zu lieben. Bei mir liegen die Ursachen woanders, aber auch ich habe Probleme, mich wirklich einzulassen. Rückblickend kann ich auch nicht sagen, dass ich oft eine echte Verbindung zu meiner Frau gespührt habe. Ob das daran gelegen hat, dass sie sich nicht erlaubte, zu lieben, weiß ich aber nicht. Es ist nur ein Gedanke.
In den letzten Monaten ist besser geworden, dass ich ein wenig mehr auf meine eigenen Gefühle achten kann, die ich lange Jahre weggepackt habe (auch wegen Kindheit).
Initialzündung für das alles war die andere Frau, auf die ich mich mit der Zeit einfach einlassen konnte, weil es auf eine Art gepasst hat, die ich nicht kannte und die ich auch heute noch nicht 100%ig erfasst habe. So jemandem begegnet man nicht oft im Leben und dann hat man nur ein kurzes Zeitfenster zu reagieren. Mein Fenster scheint fürs Erste geschlossen und ich muss nun irgendwie Kräfte sammeln, um weiterzumachen.
07.11.2018 13:22 •
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