@tonja
zuerst einmal: Entschuldigung, dass meine Antwort wieder so lang ausfällt.
Danke. Ich suche in mir durchaus intensiv nach der Antwort auf deine Frage, ob ich nicht doch etwas wie Liebe für meine Frau empfinden könnte (bzw. empfunden habe), schließlich waren wir 14 Jahre zusammen. Was kann einen so lange zusammenhalten.
Liebe, Angst, Gewohnheit. Es gab verschiedene Stationen in unserer Beziehung. Nach der Fernbeziehungsphase konnte ich nicht einfach die Ehe sofort beenden, ohne ihr (der Ehe) eine Chance zu geben. Dann kam die große OP meiner Frau, an die sich eine Rehaphase von ca. einem Jahr anschloss. Klar, dass ich da nicht meine Ehe hinterfragt habe. Da ist einfach Beistand geboten, was mir auch nicht schwer gefallen ist. Dann ging es in die Familienplanungsphase und auch da gab es bei mir wieder die Hoffnung, dass dieser Schritt nun endlich der Startschuss zu einer vollwertigen Familie wird. Intimitäten (s.uelle) nahmen in der Phase logischer weise etwas zu, weil es da ja das Ziel (Kind) gab. Davor war es aber schon ziemlich wenig gewesen. Danach nochmal weniger.
Damit im Falle einer Trennung beide Eltern für die Kinder da sein können, darf die räumliche Trennung nicht zu groß sein. Wenn meine Frau in ihr Heimatland zurückkehren sollte, gäbe es da keine Chance. Habe nun gelesen, dass die Vaterfigur ca. ab dem 5 Lebensjahr immer wichtiger wird. Meine Große ist kürzlich 4 geworden.
Wo sehe ich uns in 10 Jahren? Momentan fällt mir für uns nicht viel ein. Ich wollte immer mal nach USA für einige Zeit, und das hätte auch fast geklappt. Letztlich müsste ich dafür aber auch mehr im Job leisten, was sie eher nicht einsieht. Sie wäre aber mitgekommen, wenn es geklappt hätte.
Ansonsten habe ich, wie die meisten anderen Menschen wohl auch, diverse materielle Wünsche. Seit kurzem verlieren diese aber immer mehr an Bedeutung vor dem Hintergrund, dass ich erkenne, dass man sich auf diese Weise kein Glück kaufen kann.
Ich glaube, meine Frau hat nie eine andere Vision für ihr Leben gehabt, als einen halbwegs guten Bürojob zu finden. Der Rest wäre dann das normale Dasein als Konsument. Wohl möglich reichte ihr das, weil sie mich liebt, und es einfach genug wäre. Mir aber reicht das nicht und dieser Hunger nach mehr zeigt mir, dass ich unterbewusst nach etwas suche, von dem ich bis jetzt nicht wusste, was es war.
Echte Liebe, die ich meiner Frau wohl bisher nicht gegeben habe. Symbiose, Höflichkeit, Anpassung, ja.
Ich habe ja als junger Mensch in der Schule sehr viel Ablehnung erfahren. Das gräbt sich in die Seele und vielleicht schützt diese sich nun davor, sich zu sehr auf jemanden einzulassen, aus Angst davor wieder Ablehnung zu erfahren. Stattdessen werde ich nun zu demjenigen, der ablehnt. Wenn diese Selbstanalyse zutreffen sollte, wäre wahrscheinlich professionelle Hilfe angezeigt.
Es würde auch bedeuten, dass es mit der nächsten Beziehung nicht zwingend besser werden würde.
Ich muss aber relativierend dazu sagen, dass die andere Frau meine Seele sehr gestreichelt hat insofern sie wiederholtes spontanes Interesse an Treffen mit mir hatte. Das allein ist aber nicht der Punkt, denn da gibt es auch andere Menschen, auf die das zutreffen würde. Die Entscheidende Komponente für mich ist, dass ich diese Frau von Anfang an nicht nur respektiert habe, sondern zu ihr aufschauen kann, ohne mich dabei kleiner machen zu müssen. Von so einem Menschen diese Art von Akzeptanz zu erfahren ist das schönste Gefühl, dass ich seitdem in meinem Leben habe. Insofern heilt diese Frau meine Seele und das ist etwas, das meine Frau leider nie bei mir ausgelöst hat. Diese Erkenntnis wiegt sehr schwer für mich.
15.12.2017 17:27 •
x 3 #42