Unglücklich fremdverliebt mit 67 Jahren

Zitat von ElGatoRojo:

Sollte man vielleicht doch machen.

Auf jeden Fall! Ich würde so nicht mit mir umgehen lassen. Eine entsprechende Information an den Arzt, also den Chef der jungen Dame, wäre hier wohl zu empfehlen.

Zitat von ElGatoRojo:

Nö - das regel ich schon selber mit der Tussie.

Sehr gut!

@Emmallein

Ich kann mir das im persönlichen Gespräch noch viel weniger als im Internet vorstellen, auf die Idee zu kommen, eine viel ältere Person einfach zu duzen. Ich habe mal mit 14 Jahren ein Praktikum in einem Pflegeheim gemacht, während meine Mutter dort war um wieder laufen, essen und alles zu lernen (sie war nicht so alt wie die anderen Bewohner) und da wurden alle älteren Herrschaften selbstverständlich gesiezt. Wenn einem das du angeboten wird, kann man es ja annehmen.

Ich muss aber zugeben, dass ich im Internet auch die meisten Menschen duze und ich weiß selbst nicht, wo ich da die Grenze ziehe. Aber wenn ich sicher weiß, dass jemand zum Beispiel 60+ ist, dann kann ich nicht einfach duzen, weil mir da eben so respektlos vorkäme.

Ist aber so ähnlich wie die Sache mit dem Platz anbieten in der Bahn. Ich frage mich schon seit Jahren was falsch läuft mit den Jugendlichen, aber auch Menschen in meinem Alter. Da kommen so viele nicht auf die Idee älteren Menschen den Platz anzubieten, was für mich selbstverständlich ist. Ich hatte da während meiner ersten Schwangerschaft sogar ein Erlebnis, da stand keiner auf für ein älteres Ehepaar und mein Partner und ich sind dann aufgestanden, weil der Mann ganz wackelig auf seinen Beinen stand. Seine Frau sah dann, dass ich schwanger war und wollte wieder aufstehen, aber wir wollten das nicht und mein Partner passte ja auch mit auf, dass mir nichts passierte. Aber es hat mir wieder gezeigt, dass heutzutage einiges falsch läuft und Respekt vor älteren Menschen, oder überhaupt gegenseitiger Respekt, immer mehr zurück geht...

Ich kann nur sagen, dass ich das auch sehr befremdlich finde, wenn alte Menschen in Heimen einfach geduzt werden. Wir haben das bei meiner Schwiegermutter vor Jahren auch erlebt, sie war 94 Jahre alt. Sich wenn sie dement war, sind ihr viele Dinge nicht verborgen geblieben. Ich erinnere mich an eine Aussage: Es ist schon demütigend, wenn fremde Menschen dir alles vorschreiben..wann du isst, wann du schläfst, wann du zur Toilette gehst, was du anziehst. Und sie reden mit einem, als währest du völlig bekloppt
Und dann weinte sie und ich hätte sie am liebsten ins Auto gepackt und mitgenommen. Allerdings wohnten wir fast 300 km entfernt und sie wollte nicht umziehen. Sie hatte ihre Tochter dort wohnen und die besuchte sie jeden Tag.
Trotzdem ist sie dort nie richtig zu Hause gewesen. Ich verstehe sehr gut , dass Pflegekräfte keine Zeit haben, sich mit jedem Insassen intensiv zu beschäftigen aber etwas Respekt vor dem Menschen wäre oft schon wünschenswert.

@Barnylilly9911 , ja ich verstehe die Pflegekräft auch. Zum Glück gibt es nicht nur die respektlosen Dilletanten. Es gibt auch ganz wunderbare Menschen in der Pflege, die ihr letztes Hemd für ihre zu betreuenden Bewohner geben würden. Es ist einfach ein schlimmes System, das die dort arbeitenden Menschen oft total überfordert und manchmal zu unmenschlichen Maschinenwesen werden lässt. Wann man über Jahre so hart arbeitet mit vielleicht 100 und mehr Überstunden auf dem Konto, Wechselschicht, Wochenend- und Feiertagsdiensten, dann ist man vielleicht irgendwann einfach nur noch ausgepumpt und hat keine Kraft mehr für Respekt und würdevollen Umgang.

Ja und dann gibt es natürlich die meist sehr jungen Menschen, die aufgrund eines miserablen Schulabschlusses gezwungen sind, in der Pflege zu arbeiten, weil ihnen der Zugang zu ihrem Wunschberuf verwehrt blieb. Die sind dann meist als Pflegehelfer dort beschäftigt und müssen die körperlich anstrengendsten und niedrigsten Arbeiten verrichten. Auch da kann man wohl irgendwann keinen Respekt mehr erwarten.

Es ist schlimm und ich wünschte, alles das würde mir erspart bleiben. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, daß ich irgendwann pflegebedürftig stationär leben muss sehr hoch. Gerade jetzt leide ich krankheitsbedingt unter heftigen Schluckstörungen, die auch trotz Logopädie und entsprechendem Training weiter bestehen bleiben. Ich habe schon sehr abgenommen und befürchte, daß allmählich die Zeit herannaht, in der ich mich mit dieser Zukunft auseinander setzen muss. Meine Kräfte schwinden. Das kann ich nun nicht mehr lange leugnen.

Dir wünsche ich noch viele gute Jahre und eine schöne Zeit mit deinem Mann. Schön, daß ihr euch trotz allem wiedergefunden habt. Ich hoffe ihr verliert euch nun nicht mehr aus den Augen.

Liebe Grüße
Emma

@Emmallein
Liebe Emma,
es stimmt natürlich, es gibt viele tolle Pflegekräfte und es ist meist einfach das Problem des fehlenden Personals und der fehlenden Zeit. Meine Schwester ist Anästhesistin in einer großen Klinik und bekommt das nun auch schon Jahrzehnte zu spüren.

Es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht und du in diese ungewisse Zukunft gehst. Ich bewundere deinen Mut und hoffe von Herzen, dass du nicht zu sehr leiden musst und du liebe Menschen findest, die dich zusätzlich unterstützen.
Ich danke dir für deine guten Wünsche und ich bin sicher... mein Mann und ich gehen den Rest des Weges gemeinsam!

Alles, alles Liebe.
Barnylilly

Hier eine Antwort einer Pflegekraft. Professionelle Pflege schreibt über jeden Bewohner eine Pflegeplanung. Es ist eindeutig festgelegt, das bei Bewohnern nur das Du erlaubt ist, mit der Diagnose Demenz und wenn ich ihn oder sie mit dem Vornamen und dem Du besser erreichen kann. In der Pflegeplanung wird dieser Grund dann festgeschrieben und dann darf die Pflegeperson duzen. Wir pflegen keine Kinder, sondern erwachsene Personen!
Es gibt auch Häuser, die darauf achten. Bitte wehrt euch als Angehörige, Beschwerde, ab zur Einrichtungsleitung oder Pflegedienstleitung.
Ja, es ist ein schwerer Beruf, aber er kann auch sehr schön sein. Lieben Gruss

@Kopfweide1
Danke für deine Stellungnahme.
Ich bin sicher, dass es Unterschiede gibt, kann aber nur aus unserer Erfahrung berichten. Ich fand es sehr befremdlich und es wurden alle Bewohner ohne Ausnahme geduzt...dement oder nicht.
Wenn dann ein 20jähriger eine 95jährige beim Waschen duzt, muss das für einen so alten Menschen schon befremdlich sein.
Ich habe aber vor Menschen wie dir allergrößten Respekt, das möchte ich hier ganz klar betonen.

Liebe Grüße
Barnylilly

@barnylilly99

Es tut mir leid was deine Schwiegermutter erleben musste und was sicher viele andere ältere Menschen erlebt haben und weiterhin erleben. Für mich gibt es ehelich gesagt auch keine wirkliche Rechtfertigung dafür, jemanden, nur weil er alt ist, zu behandeln als wäre er nicht mehr zurechnungsfähig. Ja der Job ist stressig, ich habe als Jugendliche zumindest etwas mitbekommen wie unterbesetzt die Pfleger in der Einrichtung waren, aber die älteren Menschen müssen trotzdem mit Respekt behandelt werden. Ich hatte natürlich viel Zeit für die Bewohner und habe mich mit ihnen auch in Ruhe unterhalten können. Wäre ich nicht damals schon und vor allem später weiterhin depressiv gewesen, wäre das eigentlich ein Beruf gewesen den ich mir für mich hätte vorstellen können, mein Opa war schon in der Pflege tätig (OP Helfer).

Na ja, ich wusste nicht, dass man demente Menschen duzt um einen besseren Zugang zu ihnen zu bekommen, aber es ergibt für mich Sinn. Nur duzen und jemanden von oben herab behandeln ist etwas unterschiedliches. Ich habe das auch erlebt als ich in einer Psychiatrie war. Gut ich war 17/18, aber ich habe mich schon damals manchmal gefragt wieso manche Therapeuten eigentlich meinen irgendwie was besseres zu sein und einen von oben herab zu behandeln. Meine Meinung ist, dass man, egal wem gegenüber respektvoll sein sollte. Egal ob bei älteren Menschen) da besonders), Patienten, eigenen Kindern, Eltern oder dem Partner.

Und ich hoffe inständig, dass ich meinen Kindern das mit auf den Weg geben kann und es für sie irgendwann vollkommen normal ist älteren Menschen gegenüber Respekt und auch mal Mitgefühl zu zeigen.

Wollte mich nach doch sehr langer Zeit nochmal zu Wort melden..
Für alle, die mich noch von damals kennen und hier noch aktiv sind:
Es gibt mich noch und da ich noch schreiben kann hat sich meine Augenerkrankung zum Glück immer noch sehr wenig negativ verändert, worüber ich sehr froh bin.
So geht es mir bis auf kleine Beschwerden, die der zunehmenden
Verrostung geschuldet sind, doch recht gut.
Meine Ehe ist wieder sehr harmonisch und mein Mann und ich leben jeden Tag so intensiv es nur geht.
Wir haben uns gemeinsame und auch getrennte Hobbys zugelegt und das bekommt uns sehr gut.
Da unser jüngster Sohn bei uns im Haus wohnt, mangelt es auch hier nicht an Abwechslung.

Was meinen AM angeht...wir haben immer noch hin und wieder zu besonderen Anlässen freundschaftlichen Kontakt wie zu Geburtstagen, Weihnachten, Ostern.
Ich kann damit inzwischen sehr gut umgehen.
Das Wichtigste ist meine Familie für mich und ich bin sehr dankbar, dass ich sie habe und dass ich nach doch schweren Kämpfen damals diesen Weg gegangen bin.

Ich kann nur sagen: kämpfen lohnt sich!

Für heute liebe Grüße
Barnylilly

Wie schön von Dir zu hören!
Das was Du erzählt macht mir auch Mut !Danke
Liebe Grüße

@Hexe27
Das freut mich sehr!

Hallo Lilly
Es freut mich auch, von dir zu lesen.
Absolut erfreulich, dass du immer noch so glücklich mit deinem Mann bist.
Ihr habt es geschafft.
Weiterhin alles Gute und Liebe