Unglücklich fremdverliebt mit 67 Jahren

Zitat von Emmallein:

Ein Seitensprung ist ja in unserer Generation doch ein sehr schlimmes Vergehen.

So?
Woodstock, Otto Mühl, Baghwan, Frauenbewegung, Kommunen: S. Dro.Rock´Roll, würde ich sagen.

Ich bin etwa Dein Jahrgang.

Zitat von Lilalina:

So? Woodstock, Otto Mühl, Baghwan, Frauenbewegung, Kommunen: S. Dro.Rock´Roll, würde ich sagen. Ich bin etwa Dein Jahrgang.

Rischtisch
Sünde ist nur was für ... jedenfalls nicht für unsere Generation

Zitat von Lilalina:

So?
Woodstock, Otto Mühl, Baghwan, Frauenbewegung, Kommunen: S. Dro.Rock´Roll, würde ich sagen.

Diese Dinge sind leider alle an mir vorbei gegangen. Ich bin in einem kleinen sauerländischen Dorf aufgewachsen. Meine Jugend verbrachte ich u.a. in einer katholischen Jugendorganisation. Da war das o.g. meilenweit entfernt. Man hörte davon, schüttelte darüber aber bestenfalls den Kopf. Für mich war deshalb eheliche Treue eine große, sehr ernst zu nehmende Sache.

Als ich dann mit Anfang 50 völlig ausgehungert nach Liebe und Wertschätzung in meine Affäre rutschte, war mein Selbstbild total im Eimer. Ich musste mir zunächst klar darüber werden, was und warum das mit mir passierte. Mir selbst zu vergeben war ein wichtiger und sehr schmerzhafter Akt. War er doch mit der Erkenntnis verbunden, daß ich eben auch nur ein Mensch bin. Gleichzeitig wurde mir aber zum ersten mal im Leben bewusst, daß ich nicht nur Mutter, Hausfrau und Ehefrau bin, sodern darüber hinaus eine denkende und fühlende Frau. Durch die Affäre wurde mir zum ersten mal im Leben meine Sinnlichkeit, meine Lust und S. bewusst. Dafür bin ich neben aller Schuldgefühle bis heute dankbar.

Wenn auch mein Mann, mit dem ich bis heute zusammen lebe, sich anders als bei Barneylilly nicht merklich geändert hat, so habe aber ich mich durch diese Erfahrung nachhaltig geändert. Ich lasse mich heute einfach nicht mehr unterkriegen. Mein Mann lebt zum Beispiel am liebsten isoliert in den eigenen 4 Wänden vor sich hin. Ich dagegen will raus. Trotz oder gerade wegen meiner Erkrankung. So viele Jahre bleiben mir schließlich nicht mehr. Umso mehr leide ich unter dieser unsäglichen Pandemie, die mich in dieser Bestrebung seit 2 Jahren ausbremst.

Aber meine Sehnsucht nach Gesellschaft macht mich erfinderisch. U.a. deshalb bin ich wohl in diesem Forum hängen geblieben. Mich reizt die Möglichkeit, mich hier mit anderen Menschen auszutauschen. Allerdings nervt mich dieses ewige Herumlamentieren einiger Schreiber hier zunehmend. Und auch der latent aggressive Ton einiger Dauermitglieder stößt mich zunehmend ab. Daher werde ich es wohl so halten, wie Barneylilly und mich nur noch ab un zu hier melden.
ihr danke ich jedenfalls für ihre Antwort und wünsche ihr ebenfalls alles gute.

Ich kenne ja aus meinem Umfeld Menschen mit Makuladegeneration und weiß was das bedeutet. Ich wünsche dir Barneylilly, dass du das in den Griff bekommst. Dafür drücke ich beide Daumen.

Zitat von Emmallein:

Durch die Affäre wurde mir zum ersten mal im Leben meine Sinnlichkeit, meine Lust und S. bewusst. Dafür bin ich neben aller Schuldgefühle bis heute dankbar.

@Emmallein
Liebe Emmalein,
ich danke dir sehr für deine guten Wünsche. Bei der Diagnose AMD war ich zuerst ziemlich geschockt, da auch ich Fälle in meinem Umfeld kenne, bei denen es zur völligen Erblindung geführt hat. Ich habe aber für mich beschlossen, es vorerst möglichst zu ignorieren und zu hoffen, dass es sehr langsam voran schreitet. Vielleicht sterbe ich darüber hinweg und dann ist die ganze Aufregung umsonst gewesen.
Ich würde mich übrigens sehr freuen, noch weiterhin von dir zu hören.
Fühl dich fest gedrückt!
Ganz liebe Grüße
Barnylilly

@Barnylilly9911
Liebe Barnylilly,

Ihre Geschichte hat mich vermutlich auch deshalb so interessiert, da ich selbst das Gefühl kenne, vom Partner nicht gesehen zu werden. Dass man sich nach Zärtlichkeiten und Nähe sehnt. Ich bin zwar erst 6 Jahre mit meinem Partner zusammen und nicht annähernd so lange wie sie mit Ihrem Mann, aber für mich ist es dennoch eine lange Zeit. Er ist tatsächlich mein erster Partner, ich habe, was heutzutage ja eher ungewöhnlich ist, bis 24 Jahre gewartet, weil ich nicht jedes x-beliebigen nehmen wollte und zudem Bedenken wegen meines Vaters hatte.

Bei uns liegt es sicherlich auch daran, dass wir drei Kleinkinder haben, aber nicht nur. Mein Partner versinkt auch sehr oft in sein Handy, so wie Ihr Mann oft zu viel Fern gesehen hat. Manchmal habe ich das Gefühl unwichtig zu sein, zumindest für meinen Partner, denn meine Kinder brauchen mich natürlich rund um die Uhr.

Ich gebe aber nicht schnell auf, da ich denke, wenn ich es selbst schaffe wieder mehr auf meinen Partner zuzugehen, dann könnten wir es noch schaffen, wieder zueinander zu finden. Denn ich hatte auch schon mal den Gedanken, dass ich diese tiefen Gefühle wie am Anfang vermisse und habe mich gefragt, ob das nun mein Leben sein und bleiben muss. Ich könnte mir aber nicht vorstellen mir einen anderen Mann zu suchen bzw. bin ich gar nicht offen dafür. Ich möchte die Gefühle mit DIESEM Mann wieder erleben und unsere Bindung wieder festigen. Ob es mir/uns gelingt werden wir sehen.

Ich habe ihn schon gefragt ob er überhaupt noch mit mir zusammen sein will und er sagte ja. Er sagt auch er würde mich noch lieben. Ich spüre das oft nicht und er redet von sich aus auch nicht über Gefühle, er hat das nie gelernt. Ich habe das auch als Kind nur ganz selten gehört und mich oft nicht geliebt gefühlt, daher achte ich bei meinen Kindern darauf, dass ich ihnen sage und zeige, wie sehr ich sie liebe.

Aus Ihrer Geschichte habe ich gelernt, dass es selbst Menschen, die eigentlich immer total gegen Untreue waren und diese verurteilt haben, passieren kann, dass sie sich unter ganz bestimmten Umständen doch darauf einlassen. Und genau das möchte ich auf keinen Fall für mich, niemals. Daher muss ich jetzt etwas ändern, mich selbst bessern, wieder liebevoller sein, auch wenn es erst einmal ungewohnt sein wird. Mein Partner hat mich in der Vergangenheit extrem verletzt, da er mich betrogen hat und ich deshalb total verzweifelt war als unser erster Sohn gerade vier Wochen alt war. Ich denke nicht mehr oft daran, aber so ganz verarbeitet habe ich das auch noch nicht.

Die letzten zwei Jahre waren für uns sehr anstrengend, weil unsere Zwillinge 11 Wochen zu früh kamen und wir beide sehr unterschiedlich damit umgegangen sind. Ich kam nicht mit der so plötzlichen Geburt klar, hatte das Gefühl noch schwanger sein zu müssen und dass mir meine Kinder irgendwie weggenommen wurden. Ich war natürlich auch dankbar, dass sie in der Klinik versorgt wurde, aber sie waren die ersten zwei Monate ihres Lebens nicht bei mir, ich durfte nichts entscheiden, konnte mich in der Zeit um keines meiner drei Kinder so kümmern wie ich wollte. Diese Zeit hat auch Spuren bei uns hinterlassen und dass meine kleine Tochter vor einem Monat plötzlich wegen eines Hirntumors wieder in die Klinik musste, war natürlich auch wieder mit viel Angst und Stress verbunden. Zum Glück scheint das überstanden zu sein, sofern sich nicht wieder etwas bildet.

Ich denke bei meinem Partner und mir ist es wichtig, dass wir uns endlich wieder als Team sehen. Wir haben schon so viele schlimme Dinge überstanden, aber nicht immer richtig zusammen. Ich gebe uns nun noch eine Chance, die ich selbst richtig nutzen möchte und ich hoffe, dass wir, mit viel gutem Willen, Ausdauer und Liebe, unsere Beziehung auch wieder auf die Reihe bekommen.

Ein eigenes Thema habe ich nun tatsächlich eröffnet und freue mich über ein paar Ratschläge und verschiedene Meinungen.

Ich würde mich übrigens sehr über Bilder von Ihrem Buch freuen

Liebe Grüße,
Nasima

Liebe Nasima,
Wollen wir nicht zum du übergehen?

@Nasima
Bilder sind geschickt auf PN

Zitat von Barnylilly9911:

Liebe Nasima,
Wollen wir nicht zum du übergehen?

Liebe Barnylilly,

ja das können wir gerne machen. Im Internet duzen sich ja die meisten Menschen. Ich habe mich in diesem Fall nur fürs siezen entschieden, weil es mir irgendwie respektlos vorkam, jemanden, bei dem ich weiß, dass derjenige viel älter ist als ich, einfach zu duzen. Ich glaube das liegt bei mir aber auch etwas daran, dass ich meinen Vater schon im siezen musste.

Danke für die PN

@Nasima
Das dachte ich mir schon, dass der Altersunterschied der Grund ist.
Ist aber nicht nötig, ich bin da sehr locker.
Aber danke für den Respekt.

Zitat von Nasima:

Ich glaube das liegt bei mir aber auch etwas daran, dass ich meinen Vater schon im siezen musste.

Da wundert mich ja nix mehr

Zitat von Nasima:

dass ich meinen Vater schon im siezen musst

Soldat, Lehrer oder sonstiger irgendwo in der Vergangenheit Feststeckender?

@Heffalump, @meineMeinung

Mein Vater kommt aus Pakistan und meine Mutter hat es mir mal so erklärt, dass es dort ein du gibt was respektlos ist und das setzt er mit unserem du, was ja eher für Verbundenheit steht, gleich. Sie hatte ihm schon vor Anfang an erklärt, dass man beides nicht vergleichen kann.

Ihm war und ist Respekt den Eltern gegenüber sehr wichtig, in der pakistanischen Sprache gibt es auch Höflichkeitsformen (man hängt z. B. ein Gee hinter den Namen), so wie es das ja auch im japanischen gibt.

Meine Geschwister und ich sollten eigentlich auch unsere Mutter siezen, aber sie hat sich geweigert da mitzumachen, sie ist aber auch Deutsche. Meine jüngeren Halbgeschwister siezen ihre Mutter teilweise, aber das ist ja deren Sache.

Ich könnte mir mittlerweile gar nicht vorstellen meinen Vater zu duzen, das wäre seltsam für mich. Wir haben aber eh seit September 2018 keinen direkten Kontakt mehr und ich weiß nicht, ob wir den jemals wieder haben werden, von daher liegt das eigentlich alles in der Vergangenheit.

@Barnylilly9911
Ich hoffe das OT war nicht so schlimm

@Nasima
Überhaupt kein Problem

@Nasima , ich finde es sehr sympathisch, daß du nicht ungefragt duzen willst. Ich musste leider in meinem Ehrenamt miterleben, daß junge Pflegekräfte die hochbetagten Altenheimbewohner durchweg mit Du ansprachen. Das fand ich sehr respektlos, zumal da oft noch das obligatorische Schätzchen dazu kam. Einfach nur schlimm!