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Unglücklich fremdverliebt mit 67 Jahren

S
Hallo liebe Barnylilly,

Mensch, ich freue mich ehrlich, dich hier wieder zu treffen. Auch wenn wir beide wohl noch nicht so wirklich der Lösung unserer Probleme näher gekommen sind. Ich habe immerhin inzwischen verstanden, dass mein AM eine Luftnummer war. Dass ich einer Illusion aufgesessen war und in einen Menschen verliebt war, den es so nie gab. Das hat mir soviele Probleme beschert, dass ich jetzt wirklich froh bin, am Leben und immernoch in meiner Komfortzone zu sein, die ich nicht vorhabe, zu verlassen.

Dich sehe ich da, wenn ich deine letzten Posts so lese, in einer anderen Position. Du hast es genauso wenig wie ich geschafft, deinen Mann grundlegend umzuerziehen. Du bist aber unabhängig und reif genug, nun doch noch den Absprung zu schaffen. Und ich glaube, du bist kurz davor.

Ich arbeite ja in der ambulanten Seniorenbetreuung und sehe da jeden Tag quasi unser aller Zukunft. Meistens sind es alleinstehende Herrschaften, die ich da betreue, immer öfter aber auch Ehepaare. Und was viele von denen da durchmachen, kann ich nur als Hölle bezeichnen. Da war z.B. der demente und körperlich eingeschränkte Ehemann, der auf professionelle Pflege und auf die tägliche Hilfe seiner Frau angewiesen war. Als ich ihn betreute, erzählte er mir stolz und im Beisein seiner Frau von seinen Liebschaften, die er als Außendienstler wohl so ziemlich in jeder Stadt hatte. Ich kann mir vorstellen, was da in seiner Frau vorgegangen sein muss.

Und dann war da das Paar, wo er dement aber körperlich fit und sie im Rollstuhl war. Sie brauchte eine Engelsgeduld, um ihm jede Handreichung mehrfach genau zu erklären, damit er sie in ihren täglichen Verrichtungen unterstützen konnte. Beide bekamen zwar professionelle Hilfe, die kann aber nur 3 x täglich für 20 Minuten vor Ort sein. Ansonsten sind die beiden sich selbst überlassen.

Was da zwischen den Eheleuten abläuft, ist der Nährboden für Wut, Hass und häusliche Gewalt, die es sicher hinter verschlossenen Türen auch gibt. Zumindest in der psychischen Variante. Bisher habe ich nur ein einziges Paar erlebt, das mir den Glauben an die Liebe zurück gab. Beide waren hochbetagt und gingen trotz aller Einschränkungen sehr liebevoll miteinander um. Sie waren seit mehr als 70 Jahren verheiratet.

Die große Mehrheit aber zeigte mir eher die Kehrseite der Medaille. Die Lage wird sich also nicht verbessern, liebe Barnylilly, auch wenn wir uns das so sehr wünschen. Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Leid und Tod werden die Situation verschlimmern. So lange bis von der Liebe nichts mehr übrig ist und sie sich vielleicht sogar in Hass verwandelt hat.

Mein Mann und ich haben da Vorkehrungen getroffen und vereinbart, dass sollte einer von uns pflegebedürftig werden, der andere das Recht und die Pflicht hat, ihn in ein Heim zu geben. Besser finden wir dass derjenige dort professionelle Rund-um-die-Uhr-Pflege bekommt und der andere ihn so oft wie möglich besucht. Wahrscheinlich, aufgrund meiner diversen Vorerkrankungen, werde ich diejenige sein, die zuerst in so eine Einrichtung geht. Bis dahin haben wir aber hoffentlich noch einige Jahre Zeit, die wir zusammen genießen wollen. Sofern uns das denn gelingt!

Momentan sieht es so aus, als könnten wir es schaffen, uns das Leben noch angenehm zu gestalten. Sollte das nicht gelingen, werde ich die Konsequenzen ziehen, obwohl ich finanziell leider nicht so gut aufgestellt bin, wie du. Ich habe ja nicht durchgängig gearbeitet und war lange Zeit nur Hausfrau mit diversen Nebenjobs. Immerhin aber wäre ich wohl zumindest unabhängig von Hartz 4, dank meiner jetzigen Berufstätigkeit, die ich durch viel Glück und mit viel Fleiß zurück erobern konnte.
Dennoch würde ich keiner jungen Frau mehr raten, ihren Beruf der Kinder zu Liebe aufzugeben, so wie ich es tat. Die neuen Scheidungsgesetze (die ja von Männern gemacht wurden!) lassen das nicht zu.

Liebe ist für mich (besonders heute morgen) ein sehr abstrakter Begriff geworden. Eigentlich eine leere Worthülse. Mir geht es nicht mehr um Liebe, sondern um ein gutes und möglichst angenehmes Leben. Zusammen mit meinem Mann oder alleine. Was besser ist..., wir werden sehen!

So, jetzt trinke ich meinen Kaffee aus und stürze mich in den Tag. Wie du vielleicht bemerkt hast, bin ich heute ein bisschen auf Krawall gebürstet, weil ich gestern mal wieder deutlich über meine Kraftgrenzen gehen musste. Was du tun und wie du weiterleben sollst, dazu kann ich dir heute keinen guten und durchdachten Rat geben. Außer vielleicht, genieße den heutigen Tag und das schöne Herbstwetter! Koche Marmelade, kauf dir ein neues Kleid oder Schuhe oder mindestens eine Handtasche und mach mal Pause von der Grübelei über die Zukunft und deinen Freund!

Es kommt sowieso so, wie es kommen muss und wie wir es uns vielleicht heute noch garnicht vorstellen können. Gott sei Dank!

LG Shedia

19.10.2018 07:08 • x 1 #376


Barnylilly9911
Guten Morgen liebe Shedia,

Danke für deinen Beitrag und bitte mach dir den Tag so angenehm wie möglich. Solche Tage wie deinen gestrigen kenne ich auch... wenn einem alles zuviel ist und man nur seine Ruhe möchte.
Aber die gehen vorbei, das weiß ich auch. Ganz sicher!

Ja manchmal kommt es, wie es kommen soll aber ich denke, wir müssen auch etwas dazu beitragen.
Ich werde sicher noch ein wenig brauchen für eine endgültige Entscheidung, sie wird aber kommen.
Mein Mann und ich haben vor längerer Zeit von unserem jüngsten Sohn und seiner Freundin einen Kurzurlaub geschenkt bekommen und wir haben gestern besprochen,diesen nun kurzfristig anzutreten.
Vielleicht können wir allein in einer entspannten Atmosphäre nochmal einiges klären.
Ich würde es mir schon wünschen. Anderenfalls werde ich... vielleicht erst einmal vorübergehend...in eine Pension ziehen. Es gibt hier eine mit kleinen Appartement in einer schönen Lage.
Vielleicht öffnet ihm das dann die Augen. Wir werden es sehen.

Was meinen Freund angeht... auch da werde ich mich mehr zurückziehen. Ich möchte zwar den Kontakt nicht ganz einstellen, aber ich werde ihn noch mehr reduzieren.

So und nun frisch ans Werk... Marmelade kochen, Kuchen backen und, und, und.

Bis bald und einen schönen Tag
LG Barnylilly

19.10.2018 09:21 • #377


A


Unglücklich fremdverliebt mit 67 Jahren

x 3


@barny
Sei froh,dass hier ein reifer respektvoller Umgang in schriftform herrscht.
Leider gibt es das zu selten.
Dein Handeln wird wie guter Wein sein.Es gibt eine Gärung,und die dauert,wenn sie auch schon begonnen hat.
Nimm den Druck raus.
Wu wei. ..lass es fließen.
Viele Menschen schreien bei dem Gedanken an Veränderung innerlich um Hilfe.
Glaube mir,sie denken nicht dabei an ein einen guten Ausgang, welchen es aber FAST IMMER gibt.

19.10.2018 10:38 • #378


Barnylilly9911
Zitat von 20011:
@barny
Sei froh,dass hier ein reifer respektvoller Umgang in schriftform herrscht.
Leider gibt es das zu selten.
Dein Handeln wird wie guter Wein sein.Es gibt eine Gärung,und die dauert,wenn sie auch schon begonnen hat.
Nimm den Druck raus.
Wu wei. ..lass es fließen.
Viele Menschen schreien bei dem Gedanken an Veränderung innerlich um Hilfe.
Glaube mir,sie denken nicht dabei an ein einen guten Ausgang, welchen es aber FAST IMMER gibt.


Ja ich werde sehr besonnen vorgehen, nichts überstürzen was ich bereuen könnte. Aber auch nicht mehr alles so belassen, was mich unzufrieden und unglücklich macht.

19.10.2018 15:08 • x 1 #379


M
Zitat von Barnylilly9911:
Aber auch nicht mehr alles so belassen, was mich unzufrieden und unglücklich macht.

ja mach das bitte, man muss nicht Alles hinnehmen und man sollte sich auch nicht alles gefallen lassen. Immerhin sind zwei Erwachsene am Start, da kann man auch Rücksicht von der Gegenseite erwarten

19.10.2018 15:29 • x 1 #380


Barnylilly9911
Zitat von mcteapot:
ja mach das bitte, man muss nicht Alles hinnehmen und man sollte sich auch nicht alles gefallen lassen. Immerhin sind zwei Erwachsene am Start, da kann man auch Rücksicht von der Gegenseite erwarten


Eben, das denke ich inzwischen auch. Mir fehlt manchmal eine gesunde Portion Egoismus.

Das war aber leider schon immer so. Erst kommen alle anderen dran, dann zum Schluss ich selbst.
Aber ich arbeite dran!

19.10.2018 15:50 • x 2 #381


T
@Barnylilly9911
Zitat:
Eben, das denke ich inzwischen auch. Mir fehlt manchmal eine gesunde Portion Egoismus.
Das war aber leider schon immer so. Erst kommen alle anderen dran, dann zum Schluss ich selbst.
Aber ich arbeite dran!


Genau so ist es, dem Partner sollte man auch dieselbe Dosis Egoismus gönnen, die man selbst für sich in Anspruch nimmt, dann klappts auch mit dem Nachbarn.
Man sollte einfach vermeiden, dass man, wenn die Kinder aus dem Haus sind, die restliche Familie weiter zu erziehen versucht. Das kann nicht gut gehen.
Alternativ irgendwelche Strohfeuer zu entzünden, kann natürlich kurzzeitig wärmen, aber sie sind eben nicht nachhaltig, wenn es nur um das gebalze geht. Danach kommt eben sehr schnell wieder das Tagesgeschäft

21.10.2018 13:57 • #382


Barnylilly9911
Na ja, so hat jeder seine Sichtweise. Aber was weißt du schon von mir?

Ich muss und will niemanden umerziehen, ich erwarte nur etwas Respekt, Anerkennung und Unterstützung von Seiten meines Mannes. Und das ist nicht zuviel verlangt.

Übrigens sind die Kinder NICHT aus dem Haus!

21.10.2018 14:47 • x 1 #383


T
@Barnylilly9911
Zitat:
ich erwarte nur etwas Respekt, Anerkennung und Unterstützung von Seiten meines Mannes. Und das ist nicht zuviel verlangt.


Nein, sicher nicht, sofern du das was du erwartest umgekehrt auch zu geben bereit bist.
Die Welt kann manchmal sehr einfach sein

21.10.2018 15:42 • x 1 #384


H
Zitat von Tempest:
@Barnylilly9911


Nein, sicher nicht, sofern du das was du erwartest umgekehrt auch zu geben bereit bist.
Die Welt kann manchmal sehr einfach sein


Sehr seltsame Wahrnehmung der TE, bzw. NULL Wahrnehmung.
Einfach nur irgendwas draufgestülpt, was vermutlich irgendwie mit Deiner eigenen Story zu tun hat.

Hier handelt es sich um eine typische Frau einer Generation (oder besser gesagt: Einer sozialen Gruppe, die mit den Aufbrüchen jener Generation nichts zu tun hatte) die sich immer zurückgenommen hat.
Eine Art Pastorengattin, die für ihre Familie lebte, Marmelade einkocht und sich dem Gatten anpasste.

Die Frage ist grade eher, wieso Du das Offensichtliche nicht sehen kannst, sondern auf Deiner eigenen Klaviatur reitest. - Das sind tiefe Kommunikationsdefizite. ich kenn ich und Deine Liebesprobleme nicht, aber - vielleicht - haben sie was damit zu tun?

21.10.2018 17:41 • x 1 #385


T
@Holle

Zitat:
Die Frage ist grade eher, wieso Du das Offensichtliche nicht sehen kannst, sondern auf Deiner eigenen Klaviatur reitest. - Das sind tiefe Kommunikationsdefizite. ich kenn ich und Deine Liebesprobleme nicht, aber - vielleicht - haben sie was damit zu tun?


Weder noch.
Kommunikationsdefizite habe ich nicht, ich denke das weißt du, wenn du meine Beiträge gelesen hast:
Liebesprobleme habe ich nur dann, wenn das Ganze anfängt, sich dem Egoismus und dem Kapitalismus zuzuwenden.

Zitat:
Eine Art Pastorengattin, die für ihre Familie lebte, Marmelade einkocht und sich dem Gatten anpasste.


Na und? Das machen viele Frauen, und zwar deshalb weil sie es so wollen und weil es ihnen Spaß macht.
Dieses eintönige Ich hab mich nur aufgeopfert kann ich ehrlich gesagt nicht mehr hören. Ohne Rollenverteilung geht es in meinen Augen eben nicht.
Es bringt nichts, wenn beide Partner die großen Fische fangen und niemand dazu bereit ist sie zuzubereiten. Umgekehrt bringt es nichts, wenn beide gerne kochen und keiner fängt die Fische.

Aber vielleicht erlangst du ja dazu auch noch die nötige Erkenntnis, die Zeit spielt in diesem Fall für dich

21.10.2018 18:04 • #386


H
Zitat von Tempest:
@Holle



Weder noch.
Kommunikationsdefizite habe ich nicht, ich denke das weißt du, wenn du meine Beiträge gelesen hast:
Liebesprobleme habe ich nur dann, wenn das Ganze anfängt, sich dem Egoismus und dem Kapitalismus zuzuwenden.



Na und? Das machen viele Frauen, und zwar deshalb weil sie es so wollen und weil es ihnen Spaß macht.
Dieses eintönige Ich hab mich nur aufgeopfert kann ich ehrlich gesagt nicht mehr hören. Ohne Rollenverteilung geht es in meinen Augen eben nicht.
Es bringt nichts, wenn beide Partner die großen Fische fangen und niemand dazu bereit ist sie zuzubereiten. Umgekehrt bringt es nichts, wenn beide gerne kochen und keiner fängt die Fische.

Aber vielleicht erlangst du ja dazu auch noch die nötige Erkenntnis, die Zeit spielt in diesem Fall für dich


Au ja, die gute alte Opfernummer:
mein einziger Fehler war es, immer zu gutmütig zu sein - brummmm - Familie passiv manipulier....wer sich erniedrigt, wird erhöht werden... das kennen wir ja.

Schon klar. - Nichtsdestotrotz ordnet die TE sich unter (unter WAS eigentlich?) mit ihren - nun wirklich bescheidenen - Ansprüchen an Liebe und Leben.
Da gibts ganz andere Mittsechziger.

21.10.2018 18:15 • x 1 #387


T
@Frau Holle,

lass es einfach schneien, dann wird alles gut

21.10.2018 18:18 • x 1 #388


S
Hallo liebe @Holle und @Tempest ! Von wem redet ihr hier? Lest doch mal genau nach! @Barnylilly9911 war immer berufstätig und hat den Haushalt nebenbei gewuppt. Ich denke, sie ist eine sehr quirlige Frau, die an der Gefühlskälte ihres phlegmatischen Gatten verzweifelt. Dass sie nicht schon lange mit fliegenden Fahnen zu ihrem Freund ist, ist ihr hoch anzurechnen und zeugt von innerer Reife.

Also immer erst lesen, dann urteilen!

LG

22.10.2018 06:57 • x 4 #389


Barnylilly9911
Seit gestern gibt es eine einschneidende Änderung... Kontakt eingestellt.
Wir haben in den letzten drei Wochen mehrfach darüber gesprochen und ich war der Meinung, dass es besser sei, es komplett zu beenden. ER war unsicher, hat nun aber gestern doch den Kontakt eingestellt.
Da wir uns in der letzten Zeit auch wieder über unsere Gefühle unterhalten haben, mussten wir die Notbremse ziehen! Insgeheim habe ich es schon lange befürchtet, nun ist es soweit. Seltsamerweise bin ich noch ziemlich gelassen, bis auf ein paar traurige Augenblicke. Kommt das erst noch? Bestimmt!
So konnte es aber auch nicht weitergehen. Immer dieses auf und ab. Immer wieder dieser schlimme Schmerz. Seit einiger Zeit konzentriere ich mich ja nun mehr auf mich, gehe mit Freundinnen frühstücken, habe ein wenig angefangen zu sporteln und die Ernährung umgestellt, um einige Kilos loszuwerden. Es macht mir wieder Freude und meine Gedanken sind nicht mehr laufend bei IHM.
Ich scheine auf einem guten Weg zu sein... hoffentlich!

Euch einen schönen Abend
Barnylilly

21.11.2018 22:57 • x 2 #390


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