Vielen Dank, liebe Barnylilly für deine einfühlsamen Worte. Und auch allen anderen Danke, die zu meinem Problem Stellung genommen haben. Ich will aber Barnylillys Thread hier nicht sprengen und werde vielleicht doch noch einmal einen eigenen aufmachen. Hier nur so viel:
Ich hatte nach und durch die Affäre und ihre schwierige Aufarbeitung einen schweren depressiven Schub bekommen. Das war die Hölle, das könnt ihr mir glauben! Ich saß Tage und Wochen nahezu bewegungslos auf dem Sofa, habe versucht, das alles einzuordnen und habe mich schließlich in Behandlung begeben, die aber leider zunächst nicht viel gebracht hat. Erst jetzt habe ich nach einem Wechsel des behandelnden Psychiaters und der Therapeutin erste Erfolge zu verzeichnen. Ich spüre, wie meine Lebensenergie zurück kommt. Leider kommt jetzt auch wieder eine heftige Wut auf meinen ExAm auf, der mich wirklich über Jahre am Gängelband geführt hat. Ihm zuliebe und auf seinen Wunsch hin habe ich nach meiner Kündigung im alten Job (Der ExAm war ein Kollege) alle Kontakte zu ehemaligen Arbeitskollegen abgebrochen. Die haben das natürlich nicht verstanden. Die haben schon meine Kündigung nicht verstanden und halten mich jetzt wahrscheinlich für eine schlimme Dramaqueen.
Mein Mann hätte das übrigens nie von mir verlangt. Er war zwar erleichtert, dass ich keinerlei Kontakt mehr zum ExAm hatte, er hätte aber niemals verlangt, dass ich kündige oder gar die anderen Kollegen nicht mehr sehe. Er wusste ja, wieviel mir die Arbeit dort bedeutet hat.
Als ich dann hörte, dass der Ex schon längst mit einer anderen Kollegin verbandelt war, was mir eine ehemalige Auszubildende zusteckte, war ich so schockiert und von Sinnen, dass ich anfing, den Ex zu beobachten. Dabei stieß ich dann auf seine neue Freundin und meine ehemalige Kollegin, die mich wüst beschimpfte und auch vor Drohungen nicht zurück schreckte. Ich muss euch nicht sagen, was das für mich bedeutete. Es ging mir so schlecht, dass ich in dieser Phase auch an Suizid gedacht habe. Ich fühlte mich dermaßen benutzt, verarscht und hintergangen, ich finde fast keine Worte dafür. Gleichzeitig konnte ich meine Gefühle nicht ausleben. Ich konnte ja meinen Mann nicht noch weiter mit hineinziehen. Und er war sicher auch nicht der richtige, mich in meinem Kummer zu trösten, auch wenn er der einzige war, der das letztlich tat.
Mit Freunden zu sprechen verbot sich. Für die war ich ja die schlimme Fremdgängerin. Die hatten ihr Urteil längst gefällt, also wendete ich mich an dieses Forum und tatsächlich bekam ich hier neben wüsten Beschimpfungen auch hilfreiche Antworten. U.A. von Barnylilly. Die Beschimpfungen aber konnte ich in dieser Phase nicht ertragen. Ich war doch schon am Boden. Warum wurde weiter auf mir herum getrampelt? Ich reagierte mit dem verzweifelten Versuch mich zu wehren und schließlich mit Rückzug.
Inzwischen ist viel passiert. Ich weiß um meine Schuld gegenüber meinem Mann. Ich weiß aber auch, was mich dafür anfällig gemacht hat. Teilweise liegen die Gründe dafür weit zurück in meiner Kindheit und in meinem Männerbild, das natürlich sehr von meinem Vater geprägt wurde. Teilweise liegen die Gründe in unserer Ehe, die eigentlich von Beginn an von Problemen belastet war und die wir beide daher zu sehr vernachlässigt haben. Teilweise liegt der Grund aber auch am ExAm, der ein geschickter Verführer war und noch nichtmal davor zurück schreckte, den tragischen Tod seiner Frau für diesen Zweck zu nutzen. Die Mitleidsmasche zieht eben immer.
Ihr könnt mich jetzt gerne weiter verurteilen und auseinander pflücken. Ich werde hasserfüllte Kommentare von vielleicht selbst durch eine Affäre verletzte Menschen zwar lesen aber nicht mehr an mich herankommen lassen. Ich verstehe, dass Menschen so etwas aburteilen. Ich erwarte aber auch, dass anerkannt wird, dass nicht jeder Mensch, dem eine Affäre passiert gleich ein notorischer Fremdgänger und unmoralischer Geist ist. Manchmal passiert so etwas ungewollt aber immer aus gutem Grund. Dann gilt es, das ganze als Ehepaar aufzuarbeiten. Da muss sich jeder seiner Verantwortung stellen, auch der betrogene Partner. Und er muss sich z.B., wie in meinem Fall, mit den Gründen für die Affäre auch auseinander setzen wollen. Nicht jeder Partner ist dazu bereit! Es ist ja so einfach zu sagen, DU bist fremd gegangen, also bist DU das Problem!
Dabe liegt in einer gründlichen Aufarbeitung eine riesige Chance! Wird sie gut und gründlich betrieben, bekommt der Partner Einblicke in die Psyche Fremdgängers, die er ansonsten in dieser Tiefe niemals erreicht hätte. Vorraussetzung ist aber die Fähigkeit des betrogenen Partners, sich trotz aller Verletzung und Wut zunächst mal vorbehaltlos einzulassen. Dazu muss natürlich noch Liebe vorhanden sein, tiefe Liebe, die noch nicht durch die Aufdeckung der Affäre kaputt gegangen ist. Uns hat das alles neu miteinander verbunden. Schon jetzt! Und wir sind noch lange nicht am Ende der Aufarbeitung!
Sorry für den langen Text in deinem Thread liebe Barnylilly!
LG Shedia
16.10.2018 08:25 •
x 2 #336