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Ungleichgewicht Beziehung nach Affäre

Löwin45
Zitat von fengaraki:
Es ist vielleicht das Gefühl, auf der Strecke geblieben zu sein.

Ohh, das klingt nicht nach einem guten gelungenen Neustart.
Wenn du jetzt danach das Gefühl hast, dass du letztendlich zu kurz gekommen bist, dann wärest du in meinen Augen jetzt ebenfalls hochgradig affärengefährdet. Lediglich dein moralischer Anspruch an dich, hielte dich davon ab.
Vielleicht fehlt zur Zeit auch die Versuchung. Die wird es aber möglicherweise irgendwann geben.

Wenn es nicht auf das alte Spiel Aug-um-Aug / Zahn-um-Zahl hinaus laufen soll, würde ich ganz dringend ein Gespräch suchen.

Ich hatte schon mit dem Begriff Ungleichgewicht ein Problem.
Denn ungleich darf es danach eben nicht sein.

Okay, in der Zeit der Aufarbeitung schwankt alles hin-und-her. Es ist ein schwerer und schmerzhafter Weg.
Aber irgendwann ist dieser Prozess abgeschlossen.

Nun, abgeschlossen bedeutet aber auch, dass ich damit wirklich abgeschlossen habe und keinen Groll und keine Rachegedanken habe.

Ja klar kann ich mir deine Gedanken gut vorstellen und hatte die zu mindest ansatzweise auch. Aber, das führt zu nix.

Meines Erachtens hat es dein Mann bis heute nicht geschafft, dir das richtige Gefühl zu vermitteln. Seine Taten reichten scheinbar eben nicht aus, um deine Wunden (so weit das durch eine andere Person überhaupt möglich ist) zu schließen.

Weißt du, was du dir von ihm wünschen würdest - nicht nur an Worten sondern auch an Taten?
Was müsste er tun, damit du es nicht mehr als ungleich empfindest?

13.03.2019 19:32 • x 1 #16


I
Zitat von Löwin45:
Nun, abgeschlossen bedeutet aber auch, dass ich damit wirklich abgeschlossen habe und keinen Groll und keine Rachegedanken habe.

Ja klar kann ich mir deine Gedanken gut vorstellen und hatte die zu mindest ansatzweise auch. Aber, das führt zu nix.


Nun ja, ich bin ja auch noch in der Aufarbeitungsphase, aber ganz ehrlich , so einen richtigen heissen Flirt, einfach mal fürs eigene Ego, hätte schon was.

13.03.2019 19:40 • x 1 #17


A


Ungleichgewicht Beziehung nach Affäre

x 3


B
Zitat von Löwin45:
Ohh, das klingt nicht nach einem guten gelungenen Neustart.


Für mich klingt das völlig normal. Vor allem, wenn man noch in der Anfangsphase ist. Da ist eh alles ungerecht.

Die Affäre meiner Frau ist 5 Jahre her und trotzdem gibt es immer mal wieder ein kurzes Gefühl des Ungleichgewichts. Im Alltag, aber gerade auch in 6ueller Hinsicht. Bis zur Affäre hatten meine Frau und ich schon 15 gemeinsame Jahre auf dem Kilometerzähler. Da bleibt es gar nicht aus, dass der 6 nicht mehr so leidenschaftlich und spontan ist wie kurz nach dem Kennenlernen.

In den Chats zwischen meiner Frau und ihrem AP war es aber genau so wie bei uns früher. Leidenschaftlich, unabhängig von äußeren Umständen. Noch heute frage ich mich manchmal, warum sie bei mir nicht auch wieder so sein kann. Ich habe doch mit eigenen Augen gelesen, dass sie das noch kann! Genau da ist dann das Ungleichgewicht.

Nun muss ich aber auch objektiv betrachtet zugeben, dass sich dieses Neu-Gefühl nicht erzwingen lässt. Schon gar nicht nach inzwischen 20 Jahren. Dafür aber ist es heute viel vertrauter als früher. Auch intensiver. Da habe ich dann etwas, was der AP nie bekommen hat. Da ist das Gleichgewicht dann wieder her gestellt.

Leider ist es aber so, dass man sich dieses Gleichgewicht (auch außerhalb des Schlafzimmers) immer mal wieder vor Augen führen muss. Das Gleichgewicht ist leider nicht mehr selbstverständlich.

13.03.2019 19:47 • x 5 #18


fengaraki
Zitat von Löwin45:
Ohh, das klingt nicht nach einem guten gelungenen Neustart.
Wenn du jetzt danach das Gefühl hast, dass du letztendlich zu kurz gekommen bist, dann wärest du in meinen Augen jetzt ebenfalls hochgradig affärengefährdet. Lediglich dein moralischer Anspruch an dich, hielte dich davon ab.
Vielleicht fehlt zur Zeit auch die Versuchung. Die wird es aber möglicherweise irgendwann geben.

Wenn es nicht auf das alte Spiel Aug-um-Aug / Zahn-um-Zahl hinaus laufen soll, würde ich ganz dringend ein Gespräch suchen.

Ich hatte schon mit dem Begriff Ungleichgewicht ein Problem.
Denn ungleich darf es danach eben nicht sein.

Okay, in der Zeit der Aufarbeitung schwankt alles hin-und-her. Es ist ein schwerer und schmerzhafter Weg.
Aber irgendwann ist dieser Prozess abgeschlossen.

Nun, abgeschlossen bedeutet aber auch, dass ich damit wirklich abgeschlossen habe und keinen Groll und keine Rachegedanken habe.

Ja klar kann ich mir deine Gedanken gut vorstellen und hatte die zu mindest ansatzweise auch. Aber, das führt zu nix.

Meines Erachtens hat es dein Mann bis heute nicht geschafft, dir das richtige Gefühl zu vermitteln. Seine Taten reichten scheinbar eben nicht aus, um deine Wunden (so weit das durch eine andere Person überhaupt möglich ist) zu schließen.

Weißt du, was du dir von ihm wünschen würdest - nicht nur an Worten sondern auch an Taten?
Was müsste er tun, damit du es nicht mehr als ungleich empfindest?


Genau, dieser moralische Anspruch an mich selbst ist es, der mich davon abhält. Wir haben darüber auch schon mehrmals gesprochen. Er kennt also meinen inneren Zwiespalt. Aber er fühlt sich machtlos irgendwie. Er fragt immer wieder, was er tun könnte, aber ich kann und ich will ehrlich gesagt auch nicht einfach eine Patentlösung hinwerfen. Ich finde, er ist nun am Zug, er will ja was von mir (hoffe ich jedenfalls). Es ist diese innere Unsicherheit, ob er nun einfach in den bequemen Ehehafen zurück rudern will, weil es laut seiner Aussage ja nicht so prall gelaufen ist. Ich hinterfrage das innerlich einfach ständig.

13.03.2019 20:25 • #19


fengaraki
Zitat von benzr:

Für mich klingt das völlig normal. Vor allem, wenn man noch in der Anfangsphase ist. Da ist eh alles ungerecht.

Die Affäre meiner Frau ist 5 Jahre her und trotzdem gibt es immer mal wieder ein kurzes Gefühl des Ungleichgewichts. Im Alltag, aber gerade auch in 6ueller Hinsicht. Bis zur Affäre hatten meine Frau und ich schon 15 gemeinsame Jahre auf dem Kilometerzähler. Da bleibt es gar nicht aus, dass der 6 nicht mehr so leidenschaftlich und spontan ist wie kurz nach dem Kennenlernen.

In den Chats zwischen meiner Frau und ihrem AP war es aber genau so wie bei uns früher. Leidenschaftlich, unabhängig von äußeren Umständen. Noch heute frage ich mich manchmal, warum sie bei mir nicht auch wieder so sein kann. Ich habe doch mit eigenen Augen gelesen, dass sie das noch kann! Genau da ist dann das Ungleichgewicht.

Nun muss ich aber auch objektiv betrachtet zugeben, dass sich dieses Neu-Gefühl nicht erzwingen lässt. Schon gar nicht nach inzwischen 20 Jahren. Dafür aber ist es heute viel vertrauter als früher. Auch intensiver. Da habe ich dann etwas, was der AP nie bekommen hat. Da ist das Gleichgewicht dann wieder her gestellt.

Leider ist es aber so, dass man sich dieses Gleichgewicht (auch außerhalb des Schlafzimmers) immer mal wieder vor Augen führen muss. Das Gleichgewicht ist leider nicht mehr selbstverständlich.


Die Affäre meines Mannes ist nun knapp 1 1/2 Jahre her, wir sind 16 Jahre verheiratet, 21 Jahre zusammen. Es dauert wahrscheinlich einfach seine Zeit

Ich hab ihn auch gefragt, warum er nicht mal mit mir so heiße leidenschaftliche Dinge texten konnte. Hätte mir auch gefallen. Stattdessen immer der Einheitsbrei, tagein tagaus. Das ärgert mich auch bis heute, und das hab ich ihm schon x-mal gesagt, dass uns mal Spontanität und Leidenschaft gut tun würde. Ich bin kein Landei und auch nicht von gestern. Stattdessen bin ich jetzt meist derjenige, der tut und er läßt tun. Komisch, bei der AF wars aber anders.

13.03.2019 20:33 • x 1 #20


paulaner
Zitat von fengaraki:
Es geht um dieses berüchtigte Ungleichgewicht in der Beziehung, nachdem die Affäre aufgeflogen ist.

Darf ich einen anderen Aspekt einbringen?
Ich warte nicht auf Antwort

Bei uns war (und ist) es so, dass dadurch, dass wir damals nichts verarbeitet haben, einfach weitergemacht haben, als wäre ein bisschen Geschirr zerdeppert (Kurzfassung), sich ein Ungleichgewicht eingeschlichen hat. Das ist mir aber erst in den letzten Jahren so richtig klargeworden.
Das hat etwas mit diesem ungestraft zu tun. Meine Frau hat interpretiert, dass ich nicht eifersüchtig sei, dass mir gelegentliche intensive Flirts, oder was auch immer , nichts ausmachen, solange sie nur bei mir bleibt.
Sie hatte dadurch, ohne dass das jemals irgendwie ausgemacht war, mehr Rechte.
Sie war natürlich auch viel eifersüchtiger als ich. Das ist aber oft eine Folge von eigenem Fremdgehen. Weil man ja am eigenen Leib erfahren hat, wie leicht das passiert. Da projiziert man das unbewusst auf den Partner.

Jetzt, nach so vielen Jahren, ist eine Änderung der Beziehung hin zu mehr Gleichgewicht, ziemlich schwierig und anstrengend.

Also Ungleichgewicht im Sinne von Gleichberechtigung oder Augenhöhe.

13.03.2019 20:52 • x 2 #21


paulaner
Was mir auch wahnsinnig viel ausmacht ist das Ungleichgewicht Wissensvorsprung.
Es gibt so viele Situationen meines Lebens, die höchstwahrscheinlich ganz anders verlaufen sind, als ich das dachte oder empfunden habe.
Sowas wie Als wir zusammen . . . war das überhaupt ehrlich, Als sie in xx war . . .
Man weiß einfach nichts über diese Zeit, das ist fast schon ein bisschen wie eine Amnesie, oder zwei Menschen, die den gleichen Film, aber in völlig unterschiedlichen Versionen, in zwei Kinosälen geschaut haben. Und du weißt, dass du nie die komplette andere Version erfahren darfst.
Das sind so die Dinge, die mir da so einfallen. Mit denen ich zu kämpfen habe.

13.03.2019 21:03 • x 7 #22


B
Zitat von fengaraki:
Ich hinterfrage das innerlich einfach ständig.


Ich habe keine Ahnung, wie lange die Entdeckung bei Dir her ist, aber ich kann Dir aus meiner Erfahrung folgendes sagen: diese Hinterfragen hört irgendwann auf. Weil es der Erkenntnis weicht, dass er sowieso nichts sagen oder tun kann, was seinen Seitensprung erklärt, rechtfertig oder gar entschuldigt. Der Schmerz muss mit der Zeit verblassen. Alles andere wäre unrealistische Kino-Romantik. Man wünscht sie sich zwar, aber man weiß ebenso genau, dass es nicht funktioniert.

Bis dahin bleibt Dir eigentlich nicht viel anderes übrig, als Dir immer wieder zu sagen: Er kann keine Gedanken lesen!, denn das kann er tatsächlich nicht. Sage ihm, wenn es Dir schlecht geht und Du einfach in den Arm genommen werden willst. Oft hilft das mehr als jedes Wort. Sprich mit ihm, wenn Du einen Frage hast. Aber erwarte nicht, dass er von alleine weiß, was er tun kann. Denn er hat wirklich keine Ahnung, was er in Dir alles angerichtet hat. Sei (so hart es klingt) ein wenig nachsichtig in Deinen Erwartungen. Du wirst voran kommen. In ganz ganz kleinen Schritten.


Zitat von löwin45:
Ich hab ihn auch gefragt, warum er nicht mal mit mir so heiße leidenschaftliche Dinge texten konnte. Hätte mir auch gefallen. Stattdessen immer der Einheitsbrei, tagein tagaus. Das ärgert mich auch bis heute, und das hab ich ihm schon x-mal gesagt, dass uns mal Spontanität und Leidenschaft gut tun würde. Ich bin kein Landei und auch nicht von gestern. Stattdessen bin ich jetzt meist derjenige, der tut und er läßt tun. Komisch, bei der AF wars aber anders.


Ja, das habe ich mir auch gewünscht und nie bekommen. Aber wahrscheinlich hätte es auch schal geschmeckt.

Im Verlauf der Aufarbeitung haben meine Frau und ich uns allerdings auch irgendwann sehr intensiv über unsere 6uellen Wünsche ausgetauscht. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen... aber die Knöpfe, die ich heute bei meiner Frau drücken kann (und während dessen auf keinen Fall die Kinder im Haus sein dürfen) hat der AP nicht mal durch Zufall gefunden. Und die Knöpfe, die meine Frau heute bei mir drücken kann... von denen weiß der AP nicht mal dass er sie hat.

Will sagen: ja! Dieses naive, jung verliebte rumge[wasauchimmer] hat sicher seinen Reiz. Aber hey: Spaß macht es doch erst, wenn man sich wirlich intensiv kennt. Und DAS hat der AP nie gehabt. Man muss es nur erkennen. Und das dauert (leider).

13.03.2019 21:18 • x 2 #23


D
Es erfordert eine unglaubliche Kraft und Geduld, eine Affäre zu verarbeiten.
Selbst ganz alleine und auf sich selbst fokussiert, ist das schon enorm anstrengend.
Wenn man die Beziehung nicht beendet, dann hat man aber nicht nur mit sich selbst zu kämpfen, sondern zusätzlich auch noch den Partner mit seinem Gepäck zu tragen.
Als ob die eigenen Gedanken und Gefühle nicht schon schlimm genug sind, ist man zwangsläufig mit denen des Partners beschäftigt, das ist eine große Belastung, die nicht jeder tragen kann und will.
Es funktioniert eben nicht, dass jeder für sich die Dinge verarbeitet, statt dessen ist es nötig, permanent, und mit viel Invest von Zeit und Nerven, dem Partner zuzuhören und gebetsmühlenartig Verletzungen widerzukäuen und Heilung herbei zu reden.
Ich selbst glaube nicht, dass das gesund ist.

Der aktuelle STERN behandelt genau das Thema, der Leitartikel behandelt die Möglichkeiten und Grenzen, die ein Paar nach einer Affäre erlebt.
Wachstum und Entwicklung durch Schmerzen ist für mich aber kein Rezept, man kann durchaus Größe haben und sich menschlich ganz enorm entwickeln, indem man dem Dauerschmerz energisch einen Riegel vorschiebt.
Weil aber niemand ermessen kann, ob Pest langfristig besser als Cholera ist, verharren viele Menschen (mit den besten Vorsätzen) in der angeschlagenen Partnerschaft.

Das Leben selbst ist anstrengend genug mit all seinen Anforderungen.
Eine Affäre nötigt einem ungefragt etwas ab, was man erst einmal leisten MUSS, wenn man die Sache gemeinsam verarbeiten will:
Zeit, Nerven, Geld (die vielgelobte Paar-Therapie ist obsolet) und Gesundheit.
Das Leben des Betrogenen steht auf dem Kopf, der Job leidet, die Existenz hängt oft daran, nicht jeder kann mal eben ein paar Monate aussteigen, um Beziehungsarbeit zu leisten oder um in einer Klinik zu verschwinden.
Schlafprobleme, Angstzustände, Ernähungs-und Verdauungsprobleme, all das kommt oft noch gratis mit dazu.
Die Frage der offenen oder verdeckten Handhabung stellt ebenfalls ein Problem dar: das aktuelle und zukünftige Standing des Betrügers gegenüber dem vertrauten Familien-und Freundeskreis liegt oft in der Hand der betrogenen Partei: noch eine Belastung, die man tragen muss.

Das Gesamtpaket ist also gewaltig, der Herzschmerz und die Verletzung ist nur ein kleiner Teil davon.
Es hängt da so dermaßen viel dran (Kinder, Geld und Verbindlichkeiten ohnehin), dass ich jeden Menschen verstehe, der sich das nicht geben will oder auch nicht geben kann.
Es gibt keine Patentlösung, aber individuell ganz sicher etwas Passendes ( wobei dieses Wort in dem Kontext scheusslich klingt).

13.03.2019 21:30 • x 8 #24


B
Zitat von paulaner:
Das hat etwas mit diesem ungestraft zu tun. Meine Frau hat interpretiert, dass ich nicht eifersüchtig sei, dass mir gelegentliche intensive Flirts, oder was auch immer , nichts ausmachen, solange sie nur bei mir bleibt.
Sie hatte dadurch, ohne dass das jemals irgendwie ausgemacht war, mehr Rechte.


Damit hast Du eigentlich einen sehr wichtigen Punkt genau getroffen. Ich habe Zeit meines Lebens gesagt Betrügt mich meine Frau, dann bin ich weg!. Als es dann soweit war, bin ich allerdings geblieben. Ich habe gekämpft, mich erniedrigt, mich selbst wieder aufgebaut... volles Programm.

Ich habe immer auf eine Begründung für all das gewartet. Oder auf eine Entschuldigung. Kam auch alles. Hat aber nichts geholfen. Loslassen (und damit anfangen zu verzeihen) konnte ich erst als meine Frau mir gesagt hat, dass sie sieht, was ich alles für uns getan habe und (und jetzt wird es wichtig:) sie weiß, dass ich das nicht noch einmal für uns tun würde bzw. könnte.

Erst da, als meine eziehungsarbeit gewürdigt wurde UND ich nicht selbstverständlich war, konnte ich anfangen loszulassen und ein neues Leben mit ihr beginnen.

13.03.2019 21:30 • x 7 #25


D
Bei uns ist die Aufdeckung ziemlich genau drei Jahre her. Ich kann mich nicht entscheiden, ob das lange her ist oder kurz.

Für mich gab es mehrere Meilensteine und jedes Mal kamen wir/ ich weiter raus aus dem Mist. Einer der letzten war, dass ich mir eingestanden habe, dass ich den Mann ( in ihm) der mir das angetan hat schlicht und ergreifend hasse. Da war mein Ungleichgewicht. Diesen Mann ( ein bisschen schizo) habe ich gespürt während er die kurze Affäre hatte, von der ich erst später erfuhr. Ich habe mir manchmal gewünscht, dass er noch mal eine Affäre hat, damit ich mich an ihm schadlos halten kann. Aber mein Mann war -spätestens nach der Aufdeckung- einfach ein guter Mann und damit hatte ich zu kämpfen.

Irgendwann kamen wir darauf zu sprechen, konnten auch diesen Teil, seine und meine Gefühle sehen und benennen. Ich konnte verstehen aus welcher Quelle das kam und dass es diesen Teil von ihm nicht mehr gibt. Nun spüre ich diesen Hass nicht mehr und damit habe ich meinen Frieden.

Vor kurzem meinte mein Mann, er habe Nachrichten von ihm an mich in der Zeit gelesen (ich habe alles gelöscht) und im Nachgang könne er nicht verstehen, warum er die Affäre hatte, denn er habe sich mir auch damals nah gefühlt und Pläne mit mir gehabt. Ich hatte das such so empfunden und es war gut zu hören, dass ich mich nicht geirrt hatte.

Ja, es ist ein langer Prozess und ohne Ehrlichkeit geht keine nachhaltige Aufarbeitung. Es ist hart und tut weh. Aber es ist machbar, wenn beide dazu bereit sind.

14.03.2019 07:46 • x 5 #26


Löwin45
@benzr
Zitat von benzr:
Zitat von löwin45:Ich hab ihn auch gefragt, warum er nicht mal mit mir so heiße leidenschaftliche Dinge texten konnte.

Sorry, damit hast du nicht mich zitiert. Das habe ich nicht geschrieben.

14.03.2019 07:52 • #27


fengaraki
Zitat von benzr:
Dieses naive, jung verliebte rumge[wasauchimmer] hat sicher seinen Reiz. Aber hey: Spaß macht es doch erst, wenn man sich wirlich intensiv kennt. Und DAS hat der AP nie gehabt. Man muss es nur erkennen. Und das dauert (leider).


Das hat mein Mann jetzt auch schmerzlich erkannt.

14.03.2019 08:32 • #28


K
Moin fengaraki,
interessantes Thema. Und ich glaube, dass du aus der Denkschleife, in die du dich da manövriert hast, nur alleine raus kommen kannst. Dein Mann ist mittlerweile machtlos. Er kann sich auf den Kopf stellen und dir jeden Wunsch von den Augen ablesen es würde nicht reichen, denn deine Wünsche sind diffus, unrealistisch und entspringen einer Denkweise, die dir und euch als Paar absolut nicht gut tut.

Um dich mal da heraus zu holen, überzeichne ich, provoziere ich. Und ich hoffe, dass du den Kern dessen, was ich sagen will, erkennen kannst und dein Denken dann bestenfalls auch verändern kannst.

Im Mittelpunkt deiner Denke steht aus meiner Sicht (und die kann natürlich falsch sein, dann korrigiere mich bitte) die Tatsache, dass dein Mann SCHULD an all dem ist, was dir fehlt. Er hatte schließlich seinen Spaß und du hast ihm vergeben und gnädig wieder aufgenommen. Das ist der erste Denkfehler. Niemand hat dich gezwungen ihn wieder aufzunehmen. Es war DEINE Entscheidung und ich gehe davon aus, dass du die nicht getroffen hast, um ihm einen Gefallen zu tun, sondern dass du es DEINETWEGEN getan hast. DEIN Lebensplan wäre am Ende gewesen, deine Umgebung weg, alles ein Scherbenhaufen und irgendwie hätte es weiter gehen müssen. Darum hast du dich entschieden, einen Neuanfang mit ihm zu wagen und die Beziehung zu erhalten. Nochmal: Du hast das DEINETWEGEN getan, weil es dir damit besser ging.

Zitat:
Andererseits, er hatte das prickelnde Erlebnis, das Abenteuer, Abwechslung, Begehrtwerden und Hormonrausch und ich hänge hier immer noch in der Langzeitehe ohne das alles rum.

Nächster Denkfehler. Er HATTE das. Ist lange her, war kurz und verdammt anstrengend. Er war zerrissen, hat das schließlich beendet und zahlt seitdem an dich zurück. Seit 1,5 Jahren ist er in der Rolle des Täters und du bist das Opfer. Seit eineinhalb Jahren beschäftigt er sich mit seinen Schuldgefühlen und versucht es irgendwie wieder gut zu machen, während du ihm klar machst, dass es so einfach nicht ist. Der Preis, den er zahlt, ist verdammt hoch. Mag sein, dass das angemessen ist, aber wie lange soll er noch zahlen?

Ich sage es mal ganz provokant: Es steht dir doch frei, genau dasselbe zu tun. Dann kriegst du auch mal einen schönen Hormonschub, beendest es, bittest deinen Mann dich zurück zu nehmen und dann zahlst du denselben Preis und versuchst 1-2 Jahre lang, alles wieder gut zu machen. Klingt völlig bescheuert - ist es ja auch aber es kann helfen, solche schrägen Denkversuche mal zu machen und damit mal in die Rolle des anderen zu schlüpfen.

Zitat:
Aber er fühlt sich machtlos irgendwie. Er fragt immer wieder, was er tun könnte, aber ich kann und ich will ehrlich gesagt auch nicht einfach eine Patentlösung hinwerfen. Ich finde, er ist nun am Zug, er will ja was von mir (hoffe ich jedenfalls).

Und hier zeigt sich, wie groß dieser Denkfehler ist. Wie lange ist er denn noch am Zug mit dem Wiedergutmachen? Wann hört das endlich mal auf, wann seid ihr wieder ebenbürtig und auf Augenhöhe? Ich sehe hier immer den unausgesprochenen Satz: Auf die Knie, wenn du was von mir willst! und das ist gruselig. Du bist der Richter, er ist der Angeklagte. Nicht mehr rund um die Uhr, aber immer mal wieder mit kleinen Nadelstichen. Denn er hatte etwas, das du nicht hattest. Dann soll er sich mal lang machen. Du wartest ab, was er sich noch einfallen lässt. Gänsehaut.

Zitat:
Es ist diese innere Unsicherheit, ob er nun einfach in den bequemen Ehehafen zurück rudern will, weil es laut seiner Aussage ja nicht so prall gelaufen ist. Ich hinterfrage das innerlich einfach ständig.

nun einfach? Erstens ist das nicht nun, sondern es ist viel Zeit vergangen. Zweitens ist das schon gar nicht einfach.

Zitat:
Die Affäre meines Mannes ist nun knapp 1 1/2 Jahre her, wir sind 16 Jahre verheiratet, 21 Jahre zusammen. Es dauert wahrscheinlich einfach seine Zeit

Nein. Die Zeit heilt da gar nichts. Das müsst ihr schon selber hinkriegen, vor allem aber du bist jetzt an der Reihe. Habt ihr denn beim Neuanfang professionelle Hilfe dazu geholt, um die Verletzungspakete mal auf den Tisch zu legen und nach Möglichkeiten zu fragen, wie man die heilen kann?

Zitat:
Ich hab ihn auch gefragt, warum er nicht mal mit mir so heiße leidenschaftliche Dinge texten konnte. Hätte mir auch gefallen. Stattdessen immer der Einheitsbrei, tagein tagaus. Das ärgert mich auch bis heute, und das hab ich ihm schon x-mal gesagt, dass uns mal Spontanität und Leidenschaft gut tun würde.

Gesagt? Oder hast du es auch schon versucht? Dein Wunsch und dein Anliegen ist völlig in Ordnung, aber es geht dabei um euch als PAAR. Ihr habt zur Zeit ein GEMEINSAMES Problem, es ist nicht sein Problem. Nicht ER kann das lösen, sondern nur ihr als Paar könnte das lösen.

Dafür noch mal an den Anfang zurück: Es war DEIN Wunsch und Wille, dass die Ehe fortgesetzt wird und ihr miteinander einen Neuanfang wagt. Niemand hat dich dazu gezwungen und die Nachteile, die du bei einer Trennung gehabt hättest, wären groß gewesen (vermute ich zumindest). Wenn sie nicht groß sind, kannst du immer noch gehen. Es steht dir frei, du bist frei. Er ist frei. Ihr seid freiwillig zusammen. Und weil das so ist, habt ihr auch beide die Aufgabe, daraus das denkbar Beste zu machen. Aber bitte ebenbürtig und auf Augenhöhe, gleich berechtigt und nicht einer auf den Knien während der andere sagt: Das reicht nicht!

Ich hoffe, du kannst trotz der krassen Überzeichnung verstehen, was ich sagen will. Ich hoffe ebenso, dass du erkennen kannst, wo der wahre Kern darin steckt und dass du selber eine ganze Menge an deiner Gedankenwelt verändern kannst, damit es für euch als Paar wieder besser und ausgeglichener wird.

Euer Problem ist nicht neu, es ist nicht einzigartig, es tritt täglich auf und wird täglich gelöst. Und damit es auch bei euch gelöst werden kann, braucht es nicht noch mehr Jahre, sondern das kann morgen beginnen. Alles Gute wünsche ich euch!

14.03.2019 09:49 • x 10 #29


G
Danke KPeter,sehr gut geschrieben!

14.03.2019 10:05 • x 1 #30


A


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