Guten Abend,
mir geht es gerade leider gar nicht gut. Ich habe ein paar Themen still mitgelesen und weiss, dass es hier manchen viel schlimmer geht als mir. Dennoch würde ich gerne meine Geschichte mit euch teilen, da sie einerseits total absurd ist, mich aber trotzdem so runterzieht. Ich hoffe der Austausch hier, kann mir etwas helfen.
Mein Exmann und ich haben uns Anfang letzten Jahres getrennt. Wir waren knapp 15 Jahre verheiratet. Damals sind wir schon nach dem ersten Treffen direkt zusammen gewesen - ich weiss ich ticke da anders als die meisten. Wenn ich jemanden kennenlerne ist direkt entweder nichts da - dann entwickelt es sich aber auch nicht mehr - oder ich habe sofort Schmetterlinge und bin Mitten in den Gefühlen. Das war schon immer so. Auch wenn die Trennung einvernehmlich war, musste ich erstmal damit klarkommen, mit der gescheiterten Zukunftsplanung, dem Allein sein und, dass halt einfach niemand da ist, wenn man nach Hause kommt. Aber es ging mit der Zeit immer besser und ich habe mich auch in meinem neuen Zuhause und in meinem neuen Ich sehr wohl gefühlt, so dass ich auf das ein oder andere Date gegangen bin, was mir auch Spaß gemacht und gut getan hat. Aktuell orientiere ich mich gerade beruflich neu und habe deshalb auch viel zu viel Zeit zum Nachdenken.
So und nun zum eigentlichen Thema. Ich habe online jemanden kennengelernt. Wir haben wochenlang gefühlt Tag und Nacht geschrieben, außer natürlich wenn einer von uns arbeiten musste, und die Nächte lang durchtelefoniert. Leider konnten wir uns nicht früher treffen, weil dauernd einer von uns krank oder auf Geschäftsreise oder sonst was war. Das hat uns eine enorme emotionale Verbindung gegeben, von der wir beide selbst sehr erschrocken waren, wir haben immer gesagt, das kann man echt niemandem erzählen, die halten uns alle für verrückt und das können Außenstehende nicht nachvollziehen. Vor Kurzem gab es dann bei ihm sogar schon ich würde sagen Eifersucht, er meinte er ist verletzt, was mir dann auch nochmal gezeigt hat, dass er es doch schon ernst meint. Ich habe versucht trotzdem Abstand zu wahren, da in 95% der Fälle die Männer nie so toll waren, wie man sie sich vorgestellt hatte. Da hatten wir beide auch tatsächlich etwas Angst gehabt, dass dieses Traumszenario, was man sich ja so vorstellt, dann platzen könnte. Jedenfalls wollten wir uns dann endlich treffen und waren beide super nervös aber haben uns auch riesig darauf gefreut. Er hatte mir dann per WhatsApp noch gute Nacht gewünscht und meine Antwort 2 Stunden später hat er nicht mehr gelesen. Und dann kam von ihm gar nichts mehr, er las nichts, antwortete nicht und ging nicht ans Telefon. Ich habe dann einen sehr guten Freund von ihm kontaktiert, von ihm hatte er öfter gesprochen und dank Social Media und einigen Stunden Detektivarbeit ist mir das dann auch gelungen. Ich war super hin und her gerissen zwischen - war das alles nur Fake und ist da irgendwas passiert. Ich muss dazu sagen, dass ich aufgrund von schlimmen Erfahrungen aus der Vergangenheit auch in so einem Szenario, vorgeschädigt bin was die Angst um Menschen in so einer Situation ausmacht. Jedenfalls hat der Freund mich dann sofort angerufen und gemeint, dass er ihn auch nicht erreiche und sich genauso Sorgen mache. Leider wohnt der Freund inzwischen mehrere Stunden weg, so dass der Freund und ich dann vereinbarten, dass ich zu ihm fahre und er hat mir dann seine Adresse gegeben, das war aber schon 4 Tage nach dem Kontaktabbruch. Super nervös habe ich dann geklingelt, er hat dann auch aufgemacht und ich dachte einfach nur Oh Mist: 1. weil er richtig psychisch fertig aussah und 2. weil er sogar noch mehr mein Typ war in einfach Allem, als ich mir vorgestellt hatte. Laut seinem Freund, sieht er das bei mir wohl auch nicht anders, was ja schonmal eine gute Grundlage wäre. Jedenfalls haben wir uns dann vors Haus gesetzt und 3 Stunden gesprochen oder auch viel geschwiegen. Er hatte wohl früher schon depressive Phasen und steckt plötzlich wieder mittendrin. Nach seiner letzten Nachricht hat er wohl den Anruf bekommen, dass sein Patenonkel gestorben sei, der hat ihm wohl viel bedeutet. Und es ist noch irgendwas dahinter, wo ich aber auch nicht drängen und nachfragen wollte, das muss er selbst erzählen wollen. Wir sind uns auch näher gekommen, Händchen halten, in den Arm nehmen, streicheln - halt die allerersten Schritte, aber man hat gemerkt, dass ihm das genauso viel bedeutet hat wie mir. Er hat sich auch entschuldigt, dass er mir nicht Bescheid gegeben hat und mich im Ungewissen gelassen hat, aber er konnte nicht mehr klar denken. Trotzdem war er wohl die 4 Tage arbeiten und da geht dann bei mir das Kopfkino los. Mein Exmann war leider auch so, ganz viel gesagt aber nie was für den anderen getan - du bedeutest mir viel, aber irgendwas für dich tun mache ich nicht. Das hat mich geprägt und das wollte ich nie wieder. Wie kann er arbeiten gehen, aber nicht einen einzigen Satz auf Whatsapp schreiben?! Er ist wohl in solchen Phasen immer so damit umgegangen, dass er sich eingesperrt und komplett abgeschottet hat - außer die Arbeit eben. Und aus eigener Erfahrung und auch aus Erfahrung mit Freunden kann ich leider nachvollziehen, wie sich Depressionen anfühlen und weiss, dass man nicht richtig funktionieren kann, und bin der Meinung, dass einsperren da nicht der richtige Weg ist um wieder rauszukommen. Er bat um 1-2 Tage um klar zu kommen und wollte sich dann wieder melden. Und ich wusste mit dem Moment, ich bin verloren was die Gefühle angeht. Sein Charakter - zumindest wie ich ihn kennengelernt hatte, seine Ausstrahlung, sein Aussehen, seine Stimme - alles passt. Ich bin aufgrund von Erfahrungen in der Vergangenheit ein Mensch, der sich stark um Menschen sorgt, die mir wichtig sind. Nach 4 Tagen habe ich ihn dann nochmal angerufen (die 4 Tage nichts zu tun, waren die Hölle für mich). Ich war und bin mir ja auch immernoch nicht ganz sicher, ob er wirklich die Nähe zu mir gesucht hat, weil ich es war oder weil ich halt gerade da war. In seiner emotionalen Lage ist das schwer zu unterscheiden. Er ging nicht hin, schrieb mir aber, dass er ein schlechtes Gewissen habe, es ihm aber immer noch nicht besser gehe, es ihm viel bedeutet hat, dass ich da war und wir uns näher gekommen sind, und er mich sehr vermisse. Gleichzeitig stößt er mich komplett weg. Leider habe ich an dem Tag davor von einer schweren Krankheit eines Familienmitgliedes erfahren, weshalb ich deshalb und wegen den Sorgen um ihn selbst emotional ziemlich unten war. Dann habe ich ihm geschrieben, dass und warum es mir auch nicht gut geht, und ob wir uns nicht nach der Arbeit treffen können - habe ihm auch angeboten ihn zu holen und dass wenn er müde ist auch gerne bei mir (gerne im Gästezimmer) übernachten kann, ich ihn jetzt aber wirklich brauchen würde. Die letzten Wochen hatten wir soviel Kontakt - wenn auch eben nur am Telefon. Und dadurch, dass ich immernoch nicht verstehe, wie er sich von heute auf morgen gar nicht mehr melden aber arbeiten gehen kann, wollte ich damit auch herausfinden, ob er auch bereit ist für mich da zu sein bzw. wir uns gegenseitig stützen, da es mir echt besch. ging und ich einfach wissen musste wie ernst er es meint und ich mir auch sicher war, dass es ihm gut tun würde aus der Umgebung rauszukommen. Das Ergebnis: Er hat es in den falschen Hals bekommen, ich würde ihn unter Druck setzen und ihm Vorwürfe machen und für ihn Entscheidungen treffen und das packt er gerade nicht. Ich wollte das Missverständnis aufklären, aber er verweigerte das Telefonieren und meine Nachricht hat er seitdem auch nicht mehr gelesen.
Mir geht es seitdem richtig schlecht, sicher habe ich Fehler gemacht und hätte meine Worte vielleicht anders wählen sollen, dennoch hatte er mich mit dem nicht melden so verletzt, dass ich irgendwie wissen musste, ob alles nur leere Worte waren. Ich mache mir Sorgen um ihn, vermisse ihn, habe richtig Liebeskummer - 4kg abgenommen in den paar Tagen - und ich kann nichts tun. Er will den Abstand um klar zu kommen, das muss ich respektieren. Jede Kontaktaufnahme zusätzlich wäre eigentlich schon übergriffig von mir. Und das schlimme ist, ich weiss nicht woran ich bin. Er meinte kurz vor dem Kontaktabbruch, dass er gerne hätte dass wir exklusiv sind, auch wenn wir uns bisher noch nicht gesehen haben, weil ich ihm so wichtig sei. Also was soll ich denn jetzt bitte mit den vielen Fragezeichen in meinem Kopf machen? Ich kann nicht anfangen zu versuchen das Thema abzuschließen, da ich immernoch Hoffnung habe (auch wenn mir das Verhältnis zwischen uns sichtlich aktuell nicht gut tut und ich aufgrund seines Verhaltens immernoch nicht weiss, wieviel ich ihm tatsächlich wert sind, da es ihm egal war, dass es mir schlecht ging), hänge aber komplett in der Luft. Ich kann mich ja auch schlecht reservieren für die Option, dass er in 2 Tagen/Monaten/Wochen/Jahren doch noch den Kontakt zu mir aufnimmt. Diese Ungewissheit macht mich wahnsinnig, dieses Gefühl einfach nichts aktiv machen zu können um die Situation zu ändern, ihn zu unterstützen oder den Streit aufklären. Ich muss ständig an ihn denken, fühle mich leer, vermisse unsere Gespräche und schau ständig auf das Handy, ob er sich nicht doch irgendwie gemeldet hat.
Ich weiss, dass das für Außenstehende total absurd klingen mag, aber wir haben wirklich eine tiefere Verbindung zusammen aufgebaut, haben zusammen gelacht und geweint, auch wenn wir uns noch nicht getroffen hatten. Und auch schon gemeinsame Pläne gemacht, wo wir mal in den Urlaub hin könnten, einfach so ein bisschen vor uns hin geträumt, waren uns aber beide immer bewusst, dass das alles vom persönlichen Treffen abhängt. So ein bisschen wie love is blind auf Netflix, nur dass wir Fotos hatten. Das ging ja mehrere Wochen, fast 24h am Tag. Und ich stecke mitten im Liebeskummer und fühle mich plötzlich so leer und einsam.
Wie soll ich mit der Situation nur umgehen?
04.03.2024 18:34 •
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