Liebe Wilde Flocke,
danke für Deinen Beitrag, der mich zum Nachdenken angeregt hat.
Ob seine Eltern spießbürgerlich sind oder nicht, kann ich nicht sagen. Wenn sie es wären, würden sie dann nicht auf jeden Fall versuchen ihren Sohn zu überreden, mich zu heiraten, damit alles in geordneten Verhältnissen verläuft? Aber sie tun ja genau das Gegenteil. Sie wollen nicht, daß T. mit mir verkehrt... Das widerspricht sich doch irgendwie, oder?
Ich selbst empfinde es schon ein wenig als Schande, verlassen worden zu sein, obwohl meine gesamte Umwelt sehr lieb zu mir ist und mich eher unterstützt, mir Mut zuspricht und meine Haltung bewundert. Ich gebe mir nur zu gerne die Schuld für alles, was passiert ist: war keine gute Partnerin, habe ihn nicht glücklich genug gemacht, etc. Vielleicht bin ich selbst ein wenig spießbürgerlich... Es ist nicht leicht, mit solchen Schuldgefühlen umzugehen bzw. sie abzubauen.
Es wundert mich, daß Du glaubst, daß es T. peinlich war, mir kein Bild von seinen Eltern zu geben. Ich glaube nicht, daß er die Entscheidung seiner Eltern in Frage stellt. Er empfindet es als legitimes Verhalten, seine Eltern nicht zu hintergehen indem er ein Bild auf eigene Faust nachmachen ließe, deshalb glaube ich nicht, daß er das Nichteinhalten seines Versprechens als Blamage empfunden hat. Er ist hier Opfer - Opfer der Entscheidung seiner Eltern. So sieht er das. Er hat schließlich guten Willen gezeigt und es versucht.... Traurig finde ich dabei nur, daß ich dieses Bild nicht für mich, sondern nur für unseren gemeinsamen Sohn haben wollte, damit er sich ein Bild machen kann, wie seine leiblichen Großeltern aussehen. Man möchte immer seine Wurzeln kennenlernen. Ich verstehe nicht, daß seine Eltern ihren eigenen Enkel so sehr ablehnen. Ich habe ihnen zwar auch nie etwas getan, aber dieses Kind ist absolut unschuldig und es ist ihr eigen Fleisch und Blut!!!!Er ist T's Sohn. Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß sie nicht neugierig sind, ob er genauso aussieht wie T.
Meine Mutter meinte schon auf dem letzten Ultraschallbild eindeutig T.'s Nase und Kinn gesehen zu haben....
Ich verstehe auch nicht, warum T. mich sogar vor seinen Freunden verleugnet. Wovor hat er Angst? Ich weiß es wirklich nicht. Seine Freunde sind fast alle eingefleischte Singles. Ich glaube kaum, daß er aus diesen Reihen Kritik zu erwarten hätte... Männer halten doch zusammen! Aber irgendwovor muß er Angst haben, sonst könnte er offen über die Situation reden. Wahrscheinlich schämt er sich für sein eigenes Verhalten (Zu Recht!), selbst wenn er keine offene Kritik gesagt bekommt. Manchmal reicht es schon, wenn man sich ausmalt, was die anderen denken, aber nicht aussprechen.... Ich mache mich auch viel zu oft abhängig von den Meinungen anderer Leute, fühle mich schlecht, wenn sie etwas schäbiges gesagt haben, meine mich rechtfertigen zu müssen...
Liebe Chiara,
auch vielen Dank für Deinen Beitrag. Heute habe ich entschieden, in welchem Krankenhaus ich entbinden werde. Es war die 3. Krankenhausbesichtigung und heute habe ich mich zum ersten Mal sofort richtig wohl gefühlt! Ich fühle mich dort aufgehoben. Alle sind sehr freundlich. Die Klinik ist gut ausgestattet. Es finden jedoch im Durchschnitt nur maximal 2 Geburten pro Tag statt, so daß man das Gefühl hat das ganze Ärzte und Hebammenteam kümmert sich nur um Dich! Es werden alle Geburtsarten angeboten und auch die schmerzlose Geburt ist durch ein individuell nachdosierbares Narkosemittel (selbst bei einer Wassergeburt) durchgängig möglich. Die Betreuung vor und nach der Geburt ist einzigartig. Kostenlose Akupunktur, individuelle Stillbetreuung, etc. Die heutige Besichtigung hat mir ein wenig die Angst vor der Geburt genommen!
Ich hoffe, daß ich meinen kleinen Jannik glücklich machen kann! Ich habe so viel geweint in meiner Schwangerschaft. Hoffentlich kommt er nicht schon als trauriges Kind auf die Welt, weil er durch mich so viel Traurigkeit mitbekommen hat!
Ich wünsche mir immer noch, daß T. dieses einzigartige Erlebnis - die Geburt seines Sohnes - selbst miterleben wird, um meinetwillen (alle anderen Frauen haben ihren Partner als Unterstützung zur Seite) aber auch um seiner selbst Willen. So war T. wenigstens in dem ersten wichtigsten Moment seines Sohnes - den Eintritt ins Leben - dabei. Ein solches Erlebnis wird man nie wieder vergessen! Wir werden sehen, ob er sein Versprechen einlöst oder ob er sich auch davor drückt. Falls er nicht da ist, dann ist es halt so.
Das Wichtigste ist mir jedenfalls, daß es meinem Kind in jeder Hinsicht gut geht.
Danke noch mal für die Aufmunterung, Chiara!
02.07.2002 22:44 •
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