Hallo liebe Leute,
das hier wird ein sehr langer Post werden, da ich, damit ihr das gesamte Ausmaß meines Dilemmas/Problems/Kummers verstehen könnt, ganz zum Anfang zurück und sowohl sie, mich, als auch ihre Eltern kurz vorstellen muss. Ich finde das ganze durch verschiedene Faktoren sehr kompliziert und kann nicht ganz nachvollziehen, wieso passierte was passiert ist. Meine Freundin hat vorgestern nach unserem ersten Streit (7 Monate Beziehung) Schluss gemacht. Mein Problem ist, dass ich nicht wirklich weiter weiß und am Boden zerstört bin, nicht verstehe wieso sie so plötzlich Schluss gemacht hat und mich frage, ob ich das noch retten könnte oder sollte. Vielleicht habt ihr ja Ratschläge und könnt die Situation als objektive Beobachter besser beurteilen. Vielen Dank schon einmal fürs Lesen dieser Textwand im Voraus
Zu mir
Ich bin 25 Jahre alt, habe zwei Geschwister und bin im September letzten Jahres in ihre Stadt gekommen, um dort mein Master-Studium zu beginnen. Ich hatte es so geplant, dass ich durch eine völlig neue Stadt einen Neuanfang wage, neue Leute kennenlerne, endlich auch mal wieder eine Freundin finde. Endlich deshalb, weil meine letzte Beziehung zu diesem Zeitpunkt etwa 7 Jahre her war und ich 6x betrogen wurde. Entsprechend verbittert und verstört war ich lange Zeit, seitdem hatte ich auch eine Heidenangst vor Frauen und vor Annäherung an diese, aus Angst, wieder derartig verletzt zu werden. Ich habe das über die Jahre hinweg langsam abgelegt und war nun endlich bereit, für etwas Neues. Gesagt, getan, Lovoo geholt und meine jetzige Ex-Freundin, um die es hier auch gehen wird, dort kennengelernt. Wir haben uns sofort super verstanden, waren total auf einer Wellenlänge. Ich hatte mir geschworen, in meiner neuen Beziehung grundauf ehrlich zu sein; immer zu sagen, wenn mir etwas nicht gefällt, ihr regelmäßig zu zeigen, dass ich sie liebe. und das tat ich auch. Ich kann aufrichtig sagen, dass ich noch nie jemanden so geliebt habe wie sie und habe in der kurzen Zeit eine unfassbare Gefühlswelt aufgebaut. Auch meine Familie bemerkte das und freute sich, dass ich so aufblühte. Das waren wirklich die besten 7 Monate meines Lebens. Entsprechend am Boden bin ich jetzt allerdings.
Zu ihr und ihren Eltern
Sie ist 24 Jahre alt, Einzelkind und lebt in der Stadt, in die ich wie angesprochen neu kam. Sie hat einen anstrengenden 08:00-18:00 Uhr Job, sodass sie schon am Anfang sagte, dass wir uns unter der Woche eher nicht sehen werden, da sie abends völlig kaputt ist und eigentlich nichts mehr machen möchte. Sollte also eine Wochenendbeziehung (Freitag Samstag) werden. Das fand ich ein wenig blöd, aber da sie da auch nicht mit sich reden ließ, habe ich das so hingenommen und mich wie ein König auf die Wochenenden gefreut. Mir fiel auf, dass sie fast nie Zärtlichkeiten von sich aus initiierte, die gingen immer von mir aus. Sie lebte anfangs bei ihren Eltern - die sind eines der Hauptprobleme in dieser Geschichte -, hat sich aber vor 3 Monaten eine eigene Wohnung angemietet. Ihre Mutter ist eine sehr spezielle Person - wenn man mich als Laien fragen würde, würde ich ihr eine Neurose diagnostizieren. Sie hat einen übermäßigen Kontrollzwang und steht in der Dreiecksbeziehung Mutter-Vater-Tochter eigentlich ständig im Mittelpunkt, da wenn es nicht nach ihrem Willen geht, es erheblichen Stress gibt und das System ins Wanken gerät. Sie nimmt meiner Ex eigentlich alles ab, was erwachsene Menschen selbst machen würden, z.B.:
- packt sie Sachen für alle, wenn es in den Urlaub geht
- will eine neue Strecke mit meiner Ex abfahren, bevor sie sie alleine fährt
- putzt manchmal die Wohnung ihrer Tochter
Kurzum ist sie stets bemüht, ihren Einfluss auch weiter geltend zu machen, auch wenn es um Dinge geht, die sie eigentlich nichts angehen. Sie etabliert und reproduziert also ständig eine allumfassende Kontrolle und Abhängigkeit der Familienmitglieder von ihr. Und die tragen das mit, da sonst das etablierte Familiensystem ins Wanken gerät und es Stress gibt. Da wird das dann natürlich alles gerechtfertigt, was ihre Mutter so übertriebenes macht. Das Packen der Koffer vor dem Urlaub wird dann bspw. damit begründet, dass sie ja ein spezielles Packsystem hat und die anderen es nicht so gut können. Das ist natürlich Quatsch, führt aber dazu, dass meine Ex sich über die Jahre hinweg immer in diesem System bewegt hat und sich selbst mittlerweile nicht so viel zutraut. Um zu checken, ob der Herd aus ist, hat sie bspw. ihrer Mutter ein Bild davon gemacht, weil die ja Ahnung davon hat.
Kompromisse gibt es nicht. Es wird gemacht, was die Mutter sagt, sonst schweigt die ihr Gegenüber auch gern mal 10 Jahre an. Kein Witz, sie spricht seit 10 Jahren nicht mehr mit ihrem Bruder, weil der sie mal beleidigt hat. Probleme oder Streitereien werden mit Schweigen und Ignoranz, also Liebesentzug bestraft. Dieses Konfliktverhalten wird später noch wichtig werden. Mit der Anmietung ihrer eigenen Wohnung hatte ich gehofft, dass sich das ändert und sie langsam aber sicher eigenständiger wird, eigene Bemühungen der Ablösung zeigt und eine Persönlichkeitsentwicklung vollzieht. Mittlerweile kann ich aber sagen, dass die Wohnung eigentlich nur ein Schlafplatz mit Feuerstelle für sie ist; sie ist nach wie vor immer bei ihren Eltern und reproduziert damit natürlich aktiv die Abhängigkeit. Bestreben, das irgendwie zu lösen zeigt sie nicht.
Zur Trennungssituation
Eigentlich kam es zu einer Serie von Missverständnissen, die ich aufklären wollte. Bis sie dann plötzlich wegen (m.M.n.) herbeigezogenen, vorgeschobenen Punkten die Beziehung beendete.
Letzte Woche startete bei uns eine große Kirmes von Mittwoch - Samstag, die war meiner Ex sehr wichtig. Sie war Mittwoch und Donnerstag nach der Arbeit jeweils dort. Natürlich wollte sie mir diese Kirmes auch zeigen, sodass sie plante, Freitag mit ihrer besten Freundin und mir hinzugehen und den Samstag dann mit mir und ihren Eltern dort zu verbringen. Ich fragte tags zuvor noch zum besseren Verständnis, welchen Zeitplan wir da hätten. Sie wollte an beiden Tagen von Nachmittags 15:00 Uhr bis Abends um 22:00 Uhr dort verbringen. Da wir uns aber wie bereits erwähnt nur am Wochenende sehen, hatte ich den Wunsch, einen dieser Tage zu einem Tag zu machen, an dem wir beiden etwas allein nur für uns machen. Das ist denke ich auch absolut verständlich. Da ich wusste, dass ihr die Kirmes wichtig ist, habe ich meinen Wunsch auf Gefühlsebene formuliert. Ich habe da also richtig die Hosen runtergelassen und ihr meine Gefühlswelt offengelegt, weshalb ich gern einen der beiden Tage zu einem Tag nur für uns machen würde, damit es so vorwurfsfrei wie möglich rüberkommt. Ich schlug also vor, Freitag Abend auf die Kirmes zu gehen und Samstag dann den Tag für uns zu haben. Sie antwortete, dass Freitag Nacht ein Feuerwerk sei, welches sie unbedingt sehen wolle. Also schlug ich stattdessen vor, dort am Freitag hinzugehen und dann einfach den Samstag für uns zu haben.
Und ihre Antwort war ein Schlag ins Gesicht: sie schrieb nein, dann sehen wir uns halt nicht. Einfach so. Da hätte sie auch gleich schreiben können, schei. auf dich. Ich habe ihr meine Gefühle offengelegt und sie hat drauf geschissen, so fühlt es sich zumindest für mich an.
Ich war total perplex und tief verletzt und meinte, dass ich solch eine Antwort auf eine so ehrliche Nachricht von mir als eine Lächerlichkeit empfinde. Aus meiner Verletzung heraus wünschte ich ihr noch ein schönes Wochenende auf der Kirmes und meldete mich dann auch nicht mehr. Sie ging also an diesem Tag allein dorthin und ließ auch nichts mehr von sich hören.
Am nächsten Tag versuchte ich dann die Situation mit ihr zu besprechen, schrieb ihr, dass ich mich gern mit ihr treffen würde, um das persönlich zu klären. Ist halt blöd per Chat, weil dort vieles untergeht und falsch verstanden werden kann.
Sie ignorierte aber alle meine Anrufe, obwohl sie offensichtlich am Handy war (war online bei Whatsapp). Nach dem 5. ignorierten Anruf wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen und schrieb ihr, dass sie aufhören solle, Kindergarten zu spielen und setzte ihr eine Frist, bis wann sie sich zu melden hätte. Das fand ich selbst blöd, aber ich bin jemand der Probleme anspricht und sie nicht totschweigt, ich wusste mir einfach nicht mehr anders zu helfen.
Zurück kam, dass ich dass ich es ja wäre, der Kindergarten spielt, weil ich so einen Aufstand wegen einer Kirmes mache. Es sei geplant gewesen, den Samstag tagsüber für uns beiden zu haben. Das hat sie aber nie erwähnt! Und selbst wenn, hätte sie mich auch einfach ruhig korrigieren können und alles wäre gut gewesen. Dazu warf sie mir noch allerhand anderer Dinge vor den Kopf, die ich irgendwann mal gesagt haben sollte und sie auch nicht gut fand. Ich bat erneut um ein persönliches Treffen und stellte dann ihre Punkte richtig. Es ging mir ja gar nicht um die Kirmes, sondern darum, dass ich Zeit mit ihr allein möchte und dass ich mich durch ihre verletzende Antwort zurückgewiesen gefühlt habe. Die anderen Punkte hatte sie allesamt falsch verstanden, darin ging es um meine Lebenseinstellung zu Kindern, Job und Frau. Auch die stellte ich richtig, es war somit eigentlich klar, dass es da ein Kommunikationsproblem gegeben hatte.
Aber ihre anderen, vom eigentlichen Thema losgelösten Punkte waren dann der Trennungsgrund für sie.
Nicht mein Wunsch nach Zeit mit ihr. Nicht meine zugegeben übertrieben harte Antwort und die Frist. Sondern die Punkte, die sie falsch wiedergegeben und ich richtig gestellt hatte, die mit dem eigentlichen Disput überhaupt nichts zu tun hatten. Es sei ja offensichtlich, dass unsere Lebenseinstellungen grundlegend anders seien und es keinen Sinn hätte, wenn man so unterschiedlich ist.
Ich antwortete noch, dass man natürlich nicht immer einer Meinung sein kann, aber man ja Kompromisse machen könnte. Das macht schließlich jedes Paar. Aber für sie war es vorbei, sie meldete sich dann auch gar nicht mehr.
Es geht mir damit echt mies. Ich liebe sie immernoch sehr, fühle mich ungerecht behandelt, bin tief verletzt und finde, der Trennungsgrund war von ihrer Seite aus an den Haaren herbeigezogen. Klar, das mit der Frist war sch. und ich hätte auch nicht so sauer reagieren sollen, aber ich fühlte mich wirklich mies von ihr behandelt und wusste nicht, wie ich sonst erreichen soll, dass sie sich meldet.
Ich weiß wirklich nicht, wieso sie sich getrennt hat. Man kann doch Kompromisse eingehen? Und selbst wenn wir unterschiedlich sind, bis benannte Punkte überhaupt mal relevant werden, vergehen doch noch mindestens 10-20 Jahre?! Sie wirft diese gemeinsame Zeit im Prinzip für nichts weg.
Der einzige Grund den ich mir für die Trennung vorstellen kann ist der, dass sie nie gelernt hat, Konflikte richtig zu führen, deshalb Angst davor hat und sie lieber vermeidet. Das würde erklären, wieso sie meine Anrufe ignorierte und trotz mehrfacher Nachfrage nicht auf ein Treffen einging. Denn dann müsste sie sich der Situation stellen. Woher soll sie das auch lernen? Von einer Familie mit einem Abhängigkeitsverhältnis zur Mutter, deren Kontrollzwang den Takt vorgibt sicher nicht. Das würde aber auch bedeuten, dass sie generell konfliktunfähig ist, sodass der Zeitpunkt des Konflikts eigentlich irrelevant ist und die Beziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Wenn es den entscheidenen ersten Konflikt jetzt nicht gegeben hätte, dann in drei Wochen/Monaten/Jahren. Dass sie dann unsere angeblich unvereinbaren Lebenseinstellungen als Trennungsgrund nannte, kann ich mir nur mit einer kognitiven Dissonanz erklären. Vielleicht hatte sie mit der Trennung den Konflikt vermeiden wollen - denn wenn sie sich trennt, muss sie sich ihm nicht stellen -, aber mit den richtiggestellten Punkten meinerseits fehlte ihr die Grundlage. Da sie dann aber ihre Entscheidung zur Trennung irgendwie anders vor sich selbst rechtfertigen musste als Konfliktvermeidung, zog sie einfach diesen Grund heran. Was anderes will mir partout nicht einfallen. Man beendet doch nicht einfach eine Beziehung über Dinge, die weite Jahre in der Zukunft liegen und die man auch einfach verhandeln kann?!
Ich denke ständig daran, dass noch alles gut gewesen wäre, wenn ich einfach nichts gesagt hätte. Und daran, dass ich sie nicht verlieren will. Aber selbst wenn ich es retten könnte und wir es noch einmal versuchen, wenn ich nach Studium hier bleiben würde, müsste ich mich ins bestehende Abhängigkeitssystem der Familie einfügen. Oder sie müsste es schaffen sich zu lösen, wofür sie bisher allerdings keinerlei Bestrebungen zeigte.Was erneut zu einem großen Konflikt ausarten kann und dann könnte es noch einmal auf eine Trennung hinauslaufen. Und die Frage bleibt, wie wir zukünftige Konflikte bearbeiten würden. So wie diesen jedenfalls nicht.
Ich bin wirklich ratlos
Aber es tat echt gut, sich das mal alles so von der Seele zu schreiben.
Wie seht ihr das? Verstehe ich sie nur einfach nicht? Sind meine Vermutungen nachvollziehbar? Sollte ich versuchen, es zu retten? Sollte ich es einfach gut sein lassen? Es steht gewissermaßen Rationalität gegen Emotionen.
Was haltet ihr von einer generellen Aussprache, ohne Blick auf Weiterführen der Beziehung? Ich bin eigentlich ein Mensch, der alles so positiv wie möglich abschließen möchte und finde es blöd, dass es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Ich möchte zumindest zurückblicken können und mich an die schönen Dinge erinnern, als später nur daran zu denken, wie negativ es zuende ging.
Danke an Alle, die es bis hierhin ausgehalten haben. Ich hoffe, es war nicht zu wirr.
16.10.2018 12:47 •
#1