Hallo zusammen,
ich möchte die Ereignisse, die mich gerade bewegen, einmal verschriftlichen und mir ein paar anonyme Meinungen einholen.
Meine Partnerin hat sich am Wochenende nach 2,5 Jahren Beziehung unerwartet von mir getrennt. Wir sind beide Ende 30. Ich habe zwar in den vergangenen Wochen bemerkt, dass sie streckenweise etwas distanzierter wurde, auf Nachfrage wurde dies jedoch negiert oder mit Stress abgetan. Das sie Stress empfand, weiß ich. Im letzten Jahr ist ihre Mutter verstorben, danach gab es Probleme mit den Kindern (3 Kinder im jungen Erwachsenenalter), die auch nicht ohne waren, mit Psychiatrie, Probleme in der Ausbildung, etc., dazu kam eigener Stress bei ihr ohne Ende auf der Arbeit. Seit dem Tod der Mutter ging es kontinuierlich, wenn auch langsam, bergab. Hilfe hat sie sich extern begleitend nicht geholt. Ich habe sie dazu ermutigt und auch über meinen Arbeitgeber tolle und kostenlose, sofort verfügbare professionelle Hilfe an der Hand. Dies wurde abgelehnt. Natürlich habe ich mir viele Sorgen gemacht, da ich davon ausging, dass der Stresslevel irgendwann zu viel wird.
Irgendwann begann meine Partnerin dann damit, mir meine Macken vorzuhalten. Ich gebe zu, dass ich manchmal nicht das beste Gedächtnis habe, was mich selbst stört. Auch bin ich manchmal zu fürsorglich; allerdings sah ich auch immer meine Partnerin, die so viel Druck alleine geschultert hat während all der Jahre vor uns und auch wie oben beschrieben in den vergangenen Monaten. Ich wollte ihr gerne den Druck und das Gewicht abnehmen, damit sie atmen kann. Dafür habe ich mich auf sie und ihre Vergangenheit (3 Kinder von 3 Partnern, früher BTM-Konsum, Gewalterfahrung) eingelassen und das nie in irgendeiner Weise verurteilt. Für mich war das früher einfach früher, nicht heute. Ich hatte immer den Eindruck, dass sie sich sehr stark verändert haben muss um der Mensch zu sein, der sie heute ist oder zu sein scheint. Verantwortungsbewusst, liebevoll, schlau. Ich bin im letzten Jahr knapp 60 Kilometer von meiner Heimat in ihre Stadt gezogen, da ich ungebundener war und bin und ich mit meinem Arbeitgeber quasi überall in Deutschland arbeiten kann, wenn eine Stelle frei ist. Aktuell pendele ich jedoch täglich 70km hin und zurück auch nochmal. Aus Liebe habe ich das gern auf mich genommen.
Dann kam am Wochenende die Breitseite. „Ich habe deine Sachen schon im Auto“ – zack, vor vollendete Tatsachen gestellt. Darauf stehe ich ja ziemlich.
Meine Argumentation, dass wir bereits schon an anderen Stellen standen und unsere Beziehung dennoch funktionierte, wurde überhört. Für sie wäre es nicht tiefgehend genug, sie wolle einfach mal wieder „sein“, und ich würde ständig „A“ sagen und „B“ machen. Mit dem Vorwurf habe ich mich seit kurzem auseinandergesetzt und ja, manches Mal mag ich Dinge besser machen, achte im Brass vielleicht jedoch noch nicht immer darauf, wobei ich an vielen Stellen bereits ihr Feedback aufnahm und es umgesetzt habe – die Fürsorglichkeit herunterzuschrauben als bestes Beispiel. Total logisch, nachdem sie mir ihre Gedanken erklärt hatte. Allerdings kommen Verhaltensänderungen auch nicht unbedingt immer sofort über Nacht. Wie dem auch sei, am Wochenende waren dann alle Bemühungen quasi vergebens.
Ich bin ihr nicht böse oder wütend, allerdings weiß ich selber noch nicht genau, wie es weitergehen soll. Trauer verspüre ich aktuell kaum. Bin wohl ziemlich abgewichst was solche Situationen angeht, da ich leider schon öfters hart verarscht wurde. Vielleicht lasse ich mich ja auch immer wider besseren oder unbewussteren Wissens auf die falschen Personen ein, ich muss darüber noch reflektieren.
Für mich stellt sich die Frage, ob ich hier bleibe oder ob ich zurück in meine Heimatregion gehe. Dabei sind folgende Punkte zu beachten: Ich bin gerade so langsam hier angekommen, habe eine tolle Wohnung, inzwischen kenne ich mich hier halbwegs aus, habe Ärzte gefunden, alles super. Eventuell kann ich in dieser Region auch irgendwann eine passende Stelle erhalten.
Ein soziales Netzwerk habe ich hier nicht, dass hatte ich aber auch kaum in meiner alten Region. Bin eher das Modell „einsamer Wolf“.
Zurückzugehen würde ich jedoch als scheitern ansehen. Ich würde auch definitiv nicht mehr in meine alte Region zurückwollen, sondern in eine neue Region, unweit meiner noch lebenden Familie. Allerdings würde sich dadurch nicht wirklich viel verändern – die Strecken zum Motorradfahren wären näher, das ist aber auch alles. Und so ein Umzug kostet Zeit, Geld, Nerven, Urlaubstage, etc.
Momentan tendiere ich dazu, meine Ex einfach meine Ex sein zu lassen (ein zurück gibt es bei mir definitiv nicht, da bin ich härter als Krupp-Stahl) und mir in dieser Region ein neues Leben aufzubauen.
Das waren viele Gedanken. Ich bedanke mich, wenn es jemand bis hierhin gelesen hat. Ich weiß, ich bin nicht perfekt, habe meine Fehler und meine Macken. Ich versuche jedoch jeden Tag ein bisschen besser zu werden. Ich fand es sehr respektlos, wie ich vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, nachdem ich wirklich viel auf mich nahm, um mit einem Menschen gemeinsam eine tolle Zukunft zu gestalten.
Gestern 14:44 •
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