Hallo in die Runde,
ich bin ganz neu hier. Hätte nicht gedacht, dass ich so ein Forum mal brauchen werde, aber nun bin ich hier gelandet und bin froh um die zahlreichen Ratschläge, merke ich bin mit meinem Schmerz nicht alleine.
Mein Partner und ich waren fast 8 Jahre zusammen. Er war meine erste Liebe, meine große Liebe. Für mich stand bis vor 6 Tagen fest, dass wir füreinander bestimmt sind, unser Leben miteinander verbringen werden, zusammen glücklich alt werden. Wir haben uns Anfang 20 kennengelernt. Nun bin ich 30 und habe den Großteil meiner 20er mit ihm verbracht.
Er war mein erster Partner, ich konnte mich vorher auf niemanden einlassen - Bindungsproblematik von zuhause aus. Er wollte mich damals unbedingt, für ihn war es Liebe auf den ersten Blick, ich habe länger gebraucht aber dann wollten wir uns nicht mehr loslassen. Wir haben jeden Tag und jede Nacht miteinander verbracht.
Es war wunderschön, ich hatte so etwas noch nie zuvor gespürt. Für mich war es ein riesiger Schritt mich fallen zu lassen.
Nach 6 Monaten merkte, ich dass ich mich immer mehr einschränkte, immer mehr Verantwortung an ihn abgab, sodass ich schon bald das Gefühl hatte, immer weniger alleine zu können. ich entwickelte eine Angststörung.
Ich war plötzlich komplett abhängig von ihm. Das war ab einem bestimmten Punkt so schlimm, dass ich sehr unglücklich war, abgenommen habe und in eine Klinik gegangen bin um wieder zurecht zu kommen.
Er stand mir die ganze Zeit bei.
Wir waren immer füreinander da. Er für mich und ich für ihn. Leider hat sich daraus eine (gegenseitige) Abhängigkeit entwickelt. Wir waren so eng miteinander, dass Distanz sich falsch anfühlte. Heute weiß ich dass das nicht gesund war. Und er weiß es auch. Trotz der Abhängiglkeit haben wir eine wunderschöne Zeit verbracht. Wir hatten beide Bindungsprobleme und genossen das absolute Vertrauen, die Nähe, Treue und Intimität. Früher war mir nicht bewusst, dass auch er von mir abhängig war.
Ich weiß nun, dass ich mit diesem abhängigen Beziehungsverhalten sozialisiert wurde und habe hart daran gearbeitet, unabhängiger zu werden und Distanz zuzulassen. Hat auch gut geklappt.
Zurück zum Thema.
Irgendwann ging es mir besser und ich ging meinen Weg weiter, bearbeitete meine Ängste. Viele Jahre lang. Auch heute noch. Ich habe viel mehr zu mir selbst gefunden und bin heute selbstständiger und glücklicher.
Vor 3 Jahren konnte und wollte ich das Wort Trennung noch nicht mal hören, weil ich so abhängig von ihm war.
Heute bin ich nun getrennt und gehe trotzdem zur Arbeit, lebe noch.
Naja.
Schwierige Punkte waren unser S., seine enorme Unsicherheit (möchte zu oft allen alles recht machen), meine Angststörung und die genannte Abhängigkeit voneinander.
Er war mein erster Liebes- und S., d.h. ich war sehr unerfahren.
Zu Beginn war es schön aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nicht zufrieden bin. Ich habe zu Anfang Dinge getan, die ich eigentlich nicht wirklich wollte, um ihn glücklich zu machen. Als ich anfing eigene Wünsche zu äußern war das für ihn schwierig. Da er fast nur an sich selber dachte - wahrscheinlich hat er es nie anders gelernt - hatte ich irgendwann keine Spaß mehr daran. Manchmal war es auch schön aber nicht so wie ich es mir wünschte. S. wurde ein belastendes kompliziertes Thema.
Ich weiß, S. ist wichtig, es gab aber eine Vielzahl von Eigenschaften und Faktoren in der Beziehung und an ihm die ich liebte und deswegen war es okay für mich. Er hatte sehr viele wundervolle Seiten und wir waren unglaublich liebevoll miteinander, haben es genossen. Ich war glücklich mit ihm und er war auch glücklich mit mir. Wir verbrachten viel Zeit, unternahmen schöne Unternehmungen und Urlaube, genossen die Zeit miteinander. Wir hatten beide einige Selbstzweifel und waren füreinander da. Mittlerweile habe ich das Gefühl dass er unsicherer war als ich.
Ich glaube dass Corona auch einiges dazu beigetragen hat dass die Probleme mehr wurden, weil ich lange Zeit ängstlich war und er schon um einiges früher begann, sein Sozialleben wieder zu leben, sich mit Freunden zu treffen und auf Konzerte zu gehen, etc. Es nervte ihn irgendwann, dass ich mich noch isolierte und noch nicht so traute unter Leute zu gehen.
Je mehr Zeit verging wurde es schwieriger. Einerseits die Abhängigkeit (Bist du mit mir zusammen weil du mich liebst oder weil du nicht alleine sein kannst?), meine Angststörung (mit z.T. depressiven Verstimmungen) und unser S. waren belastend.
ich arbeitete an meiner Abhängigkeit, machte Therapie, ließ viele Bücher, etc.
Aber das Problem mit dem S. wurde so kompliziert, dass wir alleine nicht mehr weiterkamen.
Vor einem Jahr kam es zur ersten Krise. Er wusste nicht mehr ob er die Beziehung noch wollte, weil er das Gefühl hatte, es mir nicht recht machen zu können, egal was er tat. Er hatte das Gefühl, dass ich ihn und seine Bedürfnisse nicht wahrnehme. Dabei hatte ich das Gefühl ihm immer alles recht machen zu wollen. Aber irgendwann sah ich ein, dass ich teilweise zu sehr auf meine Ängste fokussiert war und wir zu wenige unbelastete, leichte Momente hatten. (insb wegen Corona). Er überlegte es sich dann anders und entschied sich für mich und die Beziehung. Ich verstand was er meinte und fing ich an das zu verändern. Dann lief es wieder gut.
Ein halbes Jahr später fuhr er mit Kumpels in Urlaub. Als er zurück kam war er ganz verändert in seiner Wahrnehmung, Verhalten, Wesen. Ich dachte es lag an seiner Suchterkrankung und weil er Rückfälle dort hatte. (evtl psychotisches Verhalten. ). In der Art wie er sprach und sich verhielt, so verwirrt, es war so komisch, so anders, nicht altersgemäß und überhaupt nicht wie er selbst.
Er sagte dass er die Freiheit dort so sehr genossen hat und dass das mit mir nicht gehe. Dass er an der Beziehung zweifle und dass ich das nicht verdient habe.
Ich sagte ihm dass er sich genau überlegen soll was er will und dass ich nicht mit jemandem zusammen sein will, der zweifelt. Er entschied sich dann nach ein paar Tagen doch für die Beziehung.
Wir begannen eine Paartherapie, stellten die Wohnung um, änderten unseren Beziehungsrahmen, machten mehr alleine und mit Freunden, aber waren trotzdem noch eng und liebevoll miteinander. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl, dass wir durch die Veränderungen einen soliden Grund für unsere Zukunft geschaffen haben. Wir fühlten uns wieder mehr verbunden, der S. besserte sich durch die Paartherapie, ich war sehr glücklich und auch zufrieden. Und hatte aufgrund seines Verhaltens, seiner Worte und allem auch das Gefühl dass es ihm so geht. Wir waren wieder Seelenverwandte. Konnten mitunter die Gedanken der anderen Person lesen, so eng waren wir und so sehr liebten wir uns.
Weil mein Vertrauen wieder aufgebaut war hatte ich auch kein Problem damit, dass er nochmal mit seinen Freunden in Urlaub fuhr (selbe Arbeitskollegen, selber Ort). (das war nun vor 2 Wochen). Vor dem Urlaub schrieb er mir einen wundervollen Brief, der so romantisch war, dass er mir Tränen in die Augen trieb. Dass ich für ihn durch niemanden zu ersetzen sei, dass sein Zuhause dort sei, wo auch ich bin. Dass ihn nichts glücklicher machen könne, als mein Gesicht wenn ich mich über etwas freue und dass sich die letzte Krise sicher nicht wiederholen wird und dass er sich über alles freut wieder bei mir zu sein . solche Dinge. 3 Seiten handgeschrieben, super romantisch. Während er im Urlaub war telefonierten wir jeden Tag, schrieben, schickten uns Bilder. Es war alles gut.
Ich war froh als er wieder da war. Wir hatten tolle Pläne für dieses Jahr: gemeinsamer Hauskauf, erste gemeinsame Fernreise und vieles mehr. Es gab für mich im letzten halben Jahr keine Anzeichen, dass er in irgendeiner Weise Zweifel an der Beziehung hatte.
Von einem Tag auf den anderen war er dann wieder genauso seltsam verhaltens- und wahrnehmungsverändert wie letztes Mal. Als ich merkte, dass der gleiche Albtraum wieder beginnt, bin ich sofort zu einer Freundin gefahren, bei der ich nun auch noch bin. Er schrieb mir verwirrte Nachrichten, die sich auch wiedersprachen. Er schrieb auch dass er Zweifel hat und dass wir es dieses Mal nicht schaffen würden.
Wir trafen uns wenige Tage später zu einem Gespräch (vor 4 Tagen). Ich hatte so große Angst davor, wünschte mir dass er es sich doch anders überlegt, dass wir es hinbekommen.
Aber er war so brutal zu mir. Er kam mir vor wie ein Fremder, als wäre mein Partner, so wie ich ihn 8 Jahre kennen- und liebengelernt habe, nicht mehr da. Als wäre dieser gestorben und nun ist da nurnoch dieser herzlose egoistische Mensch, der mir so fremd erscheint. In 4 Minuten hat er so schreckliche Dinge zu mir gesagt, jeder Satz fühlte sich an als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Insb. mit der Vorgeschichte, dass er mir vor dem Urlaub noch sagte wie kostbar ich für ihn bin und durch nichts zu ersetzen.
Er sagte dass er merkt dass er Interesse an anderen Frauen hat und dass er im Urlaub die ganze Zeit geflirtet habe und Nummern mit welchen getauscht und immernoch Kontakt habe. Das war so ein Schock. Insg. war er in diesen 4 Minuten so herzlos und kalt, ich will garnicht schreiben, was er noch zu mir sagte. Er wollte mir sogar sein Freundschaftsarmband zurückgeben - wieso auch immer. was soll ich denn damit anfangen? Ich habe es ihm vor 7 Jahren geschenkt und er hat mir eins vor 7 Jahren geschenkt. Wir tragen sie immer. Diese Geste, als er es öffnete und mir geben wollte, brach mir das Herz. Ich sagte lass mich in Ruhe, lauf mir nicht nach und von ihm kam nur lass es uns nicht unnötig in die Länge ziehen. Das war so krank, so herzlos. als hätten ihm die 8 Jahre nichts bedeutet.
Wie gesagt, er scheint mir von einem Tag auf den anderen fremd geworden zu sein. Kann man sich so sehr in einem Menschen täuschen? Hat er mir das letzte halbe Jahr etwas vorgespielt? Was war überhaupt noch wahr, was kann ich ihm glauben?
Ich wurde in meinem ganzen Leben noch nie so verletzt. Ich fühle mich, als hätte er mich aufgeschlitzt und liegen gelassen, als würde ich verbluten. (Entschuldigung für diese schreckliche Metapher aber so fühle ich mich). Ich weiß nicht wohin ich mit meinem Schmerz soll. es fühlt sich an als wäre er gestorben, weil er nicht mehr der selbe zu sein scheint.
Mir kommen innige Momente der Liebe, Worte, Gesten, schöne Erinnerungen in den Sinn und ich fühle mich unfassbar traurig. Bis vor wenigen Tagen haben wir unser Leben miteinander geteilt, liefen in eine Richtung, waren da füreinander, beste Freunde, Geliebte und nun. soll von einem Tag auf den anderen alles aus sein. Wenn ich daran denke, dass er vielleicht jetzt schon was mit einer anderen hat dreht sich mir der Magen um. Unerträglich.
Im einen Moment dachte ich, wir wären unzutrennbar und im nächsten liegt mein Herz in einem Scherbenhaufen vor mir.
Ich weiß, dass es nun keine Hoffnung gibt. Er hat mein Vertrauen so sehr verletzt und missbraucht, dass für eine Beziehung keine Basis mehr da ist. Das tut so weh.
Ich will das irgendwie überstehen, überleben. Ich weiß garnicht mehr wie es ist, alleine zu sein. Ich weiß nicht wie ich das schaffen soll und ob ich irgendwann wieder glücklich werden kann.
11.05.2023 13:49 •
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