Hallo alle zusammen,
ich lese seit Wochen Eure Gedanken und Gefühle mit und denke und fühle mit Euch. Vieles kenne ich und kann es nachempfinden. Es hat mir oft geholfen, zu lesen, dass es nicht nur mir allein so geht. Ich hoffe, es ist okay für Euch, wenn ich mich mit einklinke?!
Ich habe vor vier Wochen einen Abschiedsbrief von meinem Freund bekommen - nach 4 von 5 von ihm gewünschten Wochen Auszeit, nach drei Jahren Fernbeziehung, nachdem er im letzten Herbst drei Mal in vier Wochen Schluss gemacht hat. Und im Kopf ist mir klar, dass es wahrscheinlich besser so ist. Aber es fühlt sich einfach nur schrecklich und falsch an.
Ich mache mir Vorwürfe, was ich alles falsch gemacht habe, bereue, was ich gesagt und getan hab oder eben nicht gesagt und getan habe. Und ich idealisiere ihn und unsere Beziehung. Das kann ich gut.
Er sagt, er liebt mich nicht mehr und ich kann es nicht glauben, will es nicht wahrhaben.
Die Auszeit war ganz schrecklich für mich - bin eher so´n Klammeraffe mit viel Bedürfnis nach körperlicher Nähe, Bestätigung. Insofern war die Fernbeziehung auch echt schwer auszuhalten. Für einen großen Schritt hat uns beiden aber in den letzten drei Jahren der Mut gefehlt. Er ist Anfang 50 und hat einen Job, den er so nicht wieder findet. Ich bin 39, geschieden und hab zwei Kinder und wollte meine Süßen nicht schon wieder aus allem rausreißen und dann mit der Ungewissheit, ob das funktioniert mit uns beiden bzw. vieren.
Die Auszeit hat mir am Ende aber bewusst gemacht, was ich möchte - ihn, auch wenn es heißt, die Kröte Fernbeziehung, sein Bedürfnis nach Freiraum (er hat noch nie mit einer Frau zusammengelebt, ich bin die längste Beziehung, die er jemals hatte) zu schlucken. Und dann kam sein Brief.
Bin jetzt kein Experte in Sachen Horoskope, aber die Konstellation er Krebs (mein Ex-Mann übrigens auch schon und auch er deutlich älter) und ich Widder und dann unsere unterschiedlichen bisherigen Lebensentwürfe kommen sicher erschwerend hinzu. Aber ich bin ein Kämpfer und hoffnungslos romantisch und dachte immer, wenn man sich liebt, dann sind das alles Peanuts. Ich war oft sehr schnell, er hat von Anfang an gebremst - am Anfang fand ich das süß und romantisch. Irgendwann tat es einfach weh, hat es in mir etwas kaputt gemacht, hat es dafür gesorgt, dass ich anfange zu zweifeln, ich hab mich zurückgezogen. Aber aufgeben wäre für mich nicht infrage gekommen. (Um meine Ehe (14 Jahre) habe ich mehr als vier Jahre lang gekämpft.) Aber meine Widderart hat ihn oft erschreckt, überfordert, er hat sich unter Druck gefühlt, hatte Angst, was falsch zu machen. Dabei wollte ich doch bloß ein Gefühl der Sicherheit, ein JA zu mir, zu uns. Kein Trauschein, nur das Gefühl, dass wir zusammengehören, dass er mich, uns will. Sind das zu hohe Erwartungen?
Nach seinem Brief war ich erst mal ein paar Tage wie gelähmt, dann hab ich ihn um ein Treffen gebeten - so wie es auch vor der Auszeit vereinbart war. Er kam, mit all meinen Sachen, er hat gesagt, dass er mich nicht mehr liebt. Ich konnte es nicht glauben. Dann bin ich eine Woche später zu ihm gefahren - die ganzen zweihundert Kilometer, ich hab gesungen, hatte ein Comic gezeichnet, habe ihn um eine echte zweite Chance gebeten (verdreht Ihr grad die Augen?) - das volle Programm. Und bin wieder nach Hause geschickt worden. Der Deal war dann, wir wollen in Kontakt bleiben, wollen uns auch sehen. Ich dachte, ich könnte das, wäre stark genug, aber ich gehe daran kaputt. Jedes Lebenszeichen von ihm weckt neue Hoffnung - nicht dass er das tut, aber ich versuche jedes noch so kleine Fitzelchen zwischen den Zeilen rauszufiltern. Von außen betrachtet total bescheuert. Alle sagen, lass es, renn ihm nicht hinterher, erniedrige dich nicht. Aber ich empfinde das so nicht. Für mich ist das Kämpfen, nicht aufgeben. Und das ist sicher der Widder. Jetzt wollte ich ihn morgen noch mal sehen. Und er sagte ja und fragte warum. Ich schrieb, dass ich ihn liebe und auf zwei Seiten, warum ich ihn liebe. Und seine Reaktion? Aber es ist trotzdem vorbei, und Du wirst es lernen müssen... MEIN Krebs, mein Sensibelchen, mein gefühlvoller ein-Schritt-vor-und-zwei-zurück-Freund - so kalt, so hart, so unerbittlich. Ich kann es nicht glauben!
Und in all diesem Chaos meine beiden Süßen. Und ich quäle mich damit, dass sie das nun schon zum zweiten Mal erleben müssen. Ich mache mir Sorgen, wie die beiden das verkraften. Zumal sie halt auch sehen, wie schlecht es mir geht. Ich will und ich muss für meine Beiden stark sein und das kostet so unendlich viel Kraft.
Einige von Euch haben doch auch Kinder - wie ist das bei Euch, wie geht Ihr und Eure Kinder damit um?
Sorry, dass es so ein Roman geworden ist. Das Schreiben hat ein wenig gut getan.
Ohne Euch wirklich zu kennen, umarme ich Euch alle von ganzem Herzen!
javascriptemoticon(':seufzen:') MarieAnn
09.08.2014 10:35 •
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