Alles klar, Freya, here we go:
es gibt ein Thema in meiner Familie, welches meine Kindheit ziemlich erschwert hat und welches dazu geführt hat, dass ich mir ganz bestimmte Verhaltensmuster angeeignet habe, um mich vor seelischer Grausamkeit bzw. Angriffen auf meinen Frieden zu schützen. Es war keine körperliche gewalt, sondern viel subtilerer kram, der aber die Entwicklung meines selbstbewußtseins stark beeinträchtigt hat.
das wiederum hat dazu geführt, dass ich mich mind. 2x auf Beziehungen eingelassen habe, in denen ich mich aus verschiedenen gründen unter wert verkauft habe bzw. in kauf genommen habe, dass manche Themen tabu waren. zum Beispiel habe ich es viel zu lang hingenommen, dass mein ex freund mit mir nicht über Zukunft reden wollte obwohl wir viele viele jahre zusammen waren. stattdessen ging unsere fernbeziehung immer weiter immer weiter und ich war 2 jahre lang unglücklich damit ...
über die zeit habe ich meinen ex freund aber zu meinem Gegengewicht gemacht: das heißt immer wenn ich auch heute noch (als erwachsener mensch) von meiner mutter runter gemacht wurde, war er mein Gegenpol, bei ihm konnte ich mich anlehnen (und wenn auch nur am Telefon), am Wochenende war er dann immer da und hat meinen schmerz kompensiert. und das ist schon die kurzversion. das war mir natürlich damals nicht klar, aber je härter meine mutter zu mir war, desto näher bin ich an ihn gerückt. und auch umgekehrt ... das ist nicht erwachsen ...
tja, und als sich unsere wege trennten, bin ich in ein tiefes loch gefallen, weil es sich für mich lebensbedrohlich anfühlte, weil ich niemanden mehr hatte, der mich auffing, wenn ich mich in der Familie wieder unwohl fühlte ... absurderweise fing meine mutter dann auch noch an, mich wegen der Trennung runter zu machen, was dann alles noch schlimmer gemacht hat ...
lange rede, komplizierter sinn: das vermissen eines menschen, der starke Liebeskummer, den wir alle haben, ist ausdruck alter wunden, die wir (vermutlich in der Kindheit) früher erlebt haben. oder anders gesagt: unsere Trennungen tun deswegen so weh, weil sie uns an alte unverarbeitete emotionale schmerzen erinnern, die wir für uns (vermutlich weil wir alle noch deutlich jünger waren) als sehr sehr bedrohlich erlebt haben. da wir diese Verletzungen nie bearbeitet haben, sondern sie mit anderen dingen oder menschen abgedeckt haben, fehlt uns da ein Baustein.
wenn wir also (unbewußt) mit diesen alten Verletzungen konfrontiert werden (so wie ich weihnachten 3 tage mit meiner Familie verbracht habe), sind ganz tief in uns die Erinnerungen an die schmerzen, die wir dort gespürt haben und das treibt unsere Psyche dazu, das zu tun, was sie dann immer getan hat (bei mir war es zu ihm ausweichen). da das heute nicht mehr geht, weil er weg ist, grüble ich. und der schmerz über sein weg sein rückt in den Vordergrund, ist so schön simpel und klar, dabei geht es eigentlich um etwas anderes.
Kannst du nachvollziehen, was ich meine? Das klingt total spooky, esoterisch, abgedreht, ich weiß und an so Tagen wie gestern drehe ich völlig ab, grüble rum, träume von ihm, und frag mich immer, warum es so unfassbar weh tun kann, an ihn zu denken ... aber jeden tag wächst die Erkenntnis, dass es wirklich so ist. ich habe einen unendlich hilfreichen kumpel, an den ich mich zB gestern abend mit meinen plötzlich schlimmer werdenden Grübeleien gewandt habe und der dann nur sagte: Na, hast du deine Eltern gesehen? Und es stimmte ...
Vielleicht gelingt es Euch ja auch, einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem Berühren eines alten Themas (und das können zig verschiedene sein) und dem grübelanfall im anschluss daran ...
Wenn man diesen zusammenhang findet, ihn akzeptiert und ein paar mal beobachtet hat, dann gelingt es, Mechanismen zu finden, mit deren hilfe man verhindern kann, dass man abdriftet ... so weit bin ich leider auch noch nicht, aber das ist das ziel ...
ich habe zum Beispiel auch gemerkt, dass ich menschen/freunde in meinem leben habe, die keine wirklichen sind. und damit will ich gar nicht sagen, dass die etwas schlimmes getan haben, aber das was wir hatten war keine Freundschaft, das war zeit totschlagen ohne jegliche Qualität ... sie haben mich belastet. mich von ihnen zu lösen (ganz ohne böses blut), war unglaublich befreiend und hat nährboden für unzufriedenes gegrübel entzogen.