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Tod des Partners - Erfahrungen und Hilfe für Betroffene

S
Liebe Simply!

Danke für dieses tolle Thema. Ich habe zwar noch keinen Partner verloren aber meine Eltern und innerhalb kurzer Zeit fast alle Onkel und Tanten. Irgendwie war das so, als hätten die sich im Himmel verabredet, so wie früher immer sonntags bei den Großeltern zum Kaffee mit Kuchen. Diese Vorstellung hat mir tatsächlich sehr geholfen.

Und im Bekanntenkreis gibt es inzwischen viele verwitwete Menschen. Sie alle sind zwar traurig über ihren Verlust aber auch dankbar, für die Zeit mit dem geliebten Partner. Das Loch, das du hinterlässt wird groß sein und bleiben aber deine Familie wird lernen, damit zu leben.

Wie wäre es, wenn du jedem Familienmitglied einen Brief hinterlässt, in dem du ihnen sagst, wie sehr du sie liebst, dass du über sie wachen wirst und was du dir für ihr weiteres Leben wünscht? Damit gibst du ihnen einen wertvollen Leitfaden an die Hand und du kannst dir alles von der Seele schreiben.

Ich wünsche dir aber, dass du noch lange bei ihnen bleiben kannst und jede Stunde genießt! Wir kennen uns zwar nicht aber du bist ganz offensichtlich ein ganz besonderer und wundervoller Mensch!

Alles Liebe dir!
Shedia

12.06.2019 12:54 • x 2 #16


Vicky76
Zitat von SimplyRed:
Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm wehtun muss und ihn lange vor der Zeit verlassen muss

Ich könnte Menschen, die ich über alles liebe , nicht vorenthalten, daß ich Brustkrebs habe.
Haben nicht grade diese Menschen , ein recht darauf, Klarheit zu haben?
Sowas zerrt tatsächlich an den Nerven.
Natürlich wird da ein großer Schock sein.
Aber keiner wird enttäuscht sein, weil du Brustkrebs hast.
Krankheiten sind keine geplanten Angelegenheit.
Du hast dir das nicht ausgesucht.
Enttäuscht kann man sein, wenn etwas willkürlich passiert.

12.06.2019 13:02 • x 2 #17


A


Tod des Partners - Erfahrungen und Hilfe für Betroffene

x 3


E
Die Frage die ich mir persönlich gerade stelle, bitte verzeih wenn zu direkt oder indiskret. Dann gib bitte kurz Zeichen, ja?

Also: du hast die Diagnose Brustkrebs. Hast du denn auch die Tendenz das dies nur noch paliativ begleitet/therapiert werden kann? Oder ist es deine Angst, das du sterben wirst?

Ich finde es schwierig, das dein Mann nicht reden möchte. Aber jeder geht damit anders um und das muss akzeptiert werden.

Das du ihm seine Zeit geklaut hast, solltest du aus einem anderen Blickwinkel betrachten: er dürfte die Zeit mit dir und du mit ihm verbringen. Und: er hat sich, Mann und erwachsen genug wie er ist, dazu entscheiden genau diese Zeit mit dir zu verbringen.
Mal überspitzt gesagt: was gibt dir das Recht ihm dies abzusprechen bzw. seine Entscheidung die Zeit die er mit dir verbracht hat, in frage zu stellen?

Das ist jetzt sehr spitz formuliert, aber manchmal braucht man das. Ich hoffe du verstehst es nicht falsch.

12.06.2019 13:07 • x 2 #18


K
@simplred

vor Rührung stehen mir die Tränen in den Augen....und das Bekenntnis dazu, dass das ALLE irgendwann angehen wird, macht das Thema zu einem sehr brisanten.

Ja... ein sehr wichtiges Thema ist das, was mit Ernsthaftigkeit allein NICHT zu diskutieren ist.
Die Thematik an sich gibt Mut, gibt Zuversicht, gibt Hoffnung...weil es uns ALLE erreichen wird.

Jederzeit zu gehen bereit zu sein - das hörte ich von einem amerikanischen Onkologen in
einem seiner Vorträge. ER war dazu bereit, nicht mal 70 Jahre alt, seiner Meinung nach gesund
und mitten im Leben stehend.

Kurze Zeit später lag mein Schwager palliativ-medizinisch bestens versorgt in einer Klinik. Es
war abzusehen, dass er gehen wird. Die Tage waren zu zählen . eine unheilbare Krebserkrankung - ja, die gibt es immer noch. Die ihn betreuende Krankenschwester sprach mit den Angehörigen.... auch mit mir. Und sie eröffnete das Thema des Sterbens. Ja...ich war dafür dankbar - so komisch sich das anhört.
Mein Schwager verstarb.... ich fühlte mich durch die Gespräche vorbereitet. Ich nahm den Anruf aus der Klinik entgegen, auch wenn ich den Anruf so früh nicht erwartet hätte.

Der Onkologe verstarb....knapp über 70 Jahre, unvorhergesehen. Sein Referat, die Gespräche mit der Krankenschwester...und nein, nicht nur eine Krankenschwester war sie... und meine eigenem Krebserkrankungen (Plural) bewegen mich, rühren mich zu Tränen - aber NICHT wegen der oben beschriebenen Geschehnisse, sondern weil das ein TEIL des Lebens ist.....zu gehen.

Ja... du sprichst es an, dass wir Menschen zurücklassen werden, die wir lieben, die uns geliebt haben, mit denen wir viel Spaß und viel Leid geteilt haben - und wir werden aus deren Mitte gerissen - vorbereitet oder unvorbereitet.

Ich habe gute familiäre Gene, steinalt zu werden - so sagte das auch der Onkologe von sich.
Der Onkologe verstarb gut 3 Jahre nach seiner Aussage - plötzlich und unerwartet! Was mich angeht - ich möchte gesund alt werden. Mich trotz der multiplen Krebsdiagnosen gesund zu fühlen, ist möglich.... und bin selbst AUCH bereit, jederzeit zu gehen.

Sensible Themen - meist sogar tabuisiert. Warum tabuisiert?

Mit der Geburt bereiten wir uns auf das Sterben vor!

12.06.2019 13:12 • x 6 #19


Y
ich habe noch nie beim Lesen eines Threads so geweint wie jetzt
Simply
Das Thema ist meine Achillesverse. Habe panische Angst meine Liebsten zu verlieren und habe trotz vieler guter Gedanken dazu noch keinen Trost gefunden und das, obwohl ich davon überzeugt bin, dass wir nie ganz verschwinden können, nur der Körper stirbt.
Das Lesen in diesem Thread hat mich jetzt so weich getrommelt, dass ich heute alle Menschen mit Samthandschuhen anfassen muss.

12.06.2019 13:16 • x 3 #20


E
Zitat von regenbogen05:
Wie gehst Du mit Deiner Diagnose um?


Hm, eine sehr gute Frage @regenbogen05 - um ehrlich zu sein, bin ich selbst mit mir im Reinen, ich gehe einen anderen Weg, als die meisten anderen in meiner Situation, habe mich sehr intensiv mit dem Thema befasst und gebe mir jede Mühe, meine Lebensweise zu verändern, meiner Gesundheit den Vorrang zu lassen, was nicht wirklich meine Stärke ist - auch das ist eine Erkenntnis, die ich erst nach der Diagnose erlangt habe und die sehr wichtig für mich war - besser zu mir selbst zu sein, mehr auf mich zu achten....

Zitat von Tempi-Gast:
Gib Dich noch nicht geschlagen..


Auf gar keinen Fall, aufgeben liegt so gar nicht in meiner Natur - wie Recht Du damit hast

Zitat von Shedia3:
Ich habe zwar noch keinen Partner verloren aber meine Eltern und innerhalb kurzer Zeit fast alle Onkel und Tanten.


Das tut mir sehr Leid, liebe @Shedia3 - eine ganz schreckliche Vorstellung - ich habe bislang diese Erfahrung nur ein einziges Mal gemacht, durch einen Suizid, was aber natürlich nicht zu vergleichen ist, mit meiner Situation gerade. Eventuell fühle ich mich auch darum so schuldig, weil ich den Suizid damals als so übergriffig und so unfair erlebt habe, damals war ich 19 Jahre alt....ich weiß es ehrlich gesagt nicht!

Zitat von Shedia3:
Wie wäre es, wenn du jedem Familienmitglied einen Brief hinterlässt, in dem du ihnen sagst, wie sehr du sie liebst, dass du über sie wachen wirst und was du dir für ihr weiteres Leben wünscht? Damit gibst du ihnen einen wertvollen Leitfaden an die Hand und du kannst dir alles von der Seele schreiben.


Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen, ja - das ist sicherlich eine schöne Idee....

Zitat von Vicky76:
ch könnte Menschen, die ich über alles liebe , nicht vorenthalten, daß ich Brustkrebs habe.
Haben nicht grade diese Menschen , ein recht darauf, Klarheit zu haben?


Das würde ich auch niemals tun und habe ich auch nicht getan....

Simply

12.06.2019 13:20 • x 2 #21


Z
Puh... auch ich habe gerade echt geweint....

Auch wenn du deine Familie verlassen musst, dann wiegt die andere Seite doch soviel mehr.
Du hast Leben geschenkt, Vertrauen geschenkt, Liebe geschenkt und das Leben deiner Familie und wahrscheinlich noch vieler anderer Menschen bereichert und tust es noch jetzt.
Und wenn dein Mann eine traumatische Vorgeschichte mit in eure Beziehung gebracht hat, dann hat er doch durch dich gelernt, dass es eben auch anders geht. Ein sehr großes Geschenk

12.06.2019 13:29 • x 2 #22


Barbina
Zitat von SimplyRed:
Eventuell fühle ich mich auch darum so schuldig, weil ich den Suizid damals als so übergriffig und so unfair erlebt habe, damals war ich 19 Jahre alt....ich weiß es ehrlich gesagt nicht!
Simply


Zitat von SimplyRed:
Wie nur werde ich dieses schlechtes Gewissen los? Den anderen verletzen - das ist doch genau das, was man auf gar keinen Fall möchte in einer Partnerschaft oder Ehe. Aber ich werde es evt. tun und kann es dann nicht mehr aufhalten, das fühlt sich einfach nur schrecklich an - so schuldig habe ich mich selten gefühlt. Ich habe immer einen Ausweg gefunden und wenn keinen Ausweg, dann eine Möglichkeit mit dem Sturm zu leben.

Aber das jetzt - ich komme einfach nicht damit klar, meinem Mann soetwas anzutun, ich habe doch versprochen soetwas niemals zu tun..



warum verschleierst Du hier so Deine Überlegung - magst Du es, wenn wir raten ?

Es ist Deine Entscheidung. - Aber wenn Dein Mann nicht mit Dir über Deine Krankheit und Tod sprechen kann und will - wie über Suizid?

12.06.2019 13:35 • x 2 #23


E
Zitat von SimplyRed:
, ich gehe einen anderen Weg, als die meisten anderen in meiner Situation, habe mich sehr intensiv mit dem Thema befasst

Keine Chemo, keine Bestrahlung?

Klärst Du uns auf?

Ich würde das für mich auch nicht wollen, da ich das Leid vor Augen hatte. Darüber zu sprechen war tabu, Tränen ebenso.

Letztendlich würde ich mich wahrscheinlich doch zu den Keulen überreden lassen.
Wenn es bereits zu spät wäre..?
Kann sein.

12.06.2019 13:37 • x 2 #24


R
Zitat von SimplyRed:
Eventuell fühle ich mich auch darum so schuldig, weil ich den Suizid damals als so übergriffig und so unfair erlebt habe, damals war ich 19 Jahre alt....ich weiß es ehrlich gesagt nicht!

Suizid ist, ja, die freiwillige Entscheidung, aus dem Leben zu scheiden. Und in vielen Fällen ist man geneigt, Feigheit dahinter zu vermuten. Das kann ich irgendwo nachvollziehen.

Zitat von SimplyRed:
Hm, eine sehr gute Frage @regenbogen05 - um ehrlich zu sein, bin ich selbst mit mir im Reinen, ich gehe einen anderen Weg, als die meisten anderen in meiner Situation, habe mich sehr intensiv mit dem Thema befasst und gebe mir jede Mühe, meine Lebensweise zu verändern, meiner Gesundheit den Vorrang zu lassen, was nicht wirklich meine Stärke ist - auch das ist eine Erkenntnis, die ich erst nach der Diagnose erlangt habe und die sehr wichtig für mich war - besser zu mir selbst zu sein, mehr auf mich zu achten....

Ich denke, dass jeder Mensch mit solchen Diagnosen anders umgeht. Jeder muss für sich seinen Weg finden. Ein Patentrezept gibt es nicht.
Der Sohn meiner Freundin hat furchtbar schlechte Prognosen. Seine Reaktion darauf: Ich bekomme jetzt Bestrahlungen und Chemo. Dauert alles in allem 6 Wochen. Danach bin ich wieder so gut wie neu.
Wie gesagt: jeder findet seinen Weg, damit umzugehen

12.06.2019 13:41 • x 1 #25


M
Liebe Simply,

Du hast mich sehr berührt und ich habe gerade das Bedürfnis Dir den Schmerz ein wenig zu nehmen.

Zitat von SimplyRed:
Hat jemand von Euch schon einmal einen Partner verloren? Wie konntet Ihr damit umgehen, wie geht es Euch heute damit? Wie ist Euer Partner selbst damit umgegangen, was hättet Ihr Euch gewünscht von ihm, oder was hat es Euch unnötig schwer gemacht?

Ich habe innerhalb von zwei Jahren zwei meiner besten Freundinnin und zwei sehr gute Freundinnin verloren. Letztes Jahr meinen Vater. Es ist natürlich nochmal eine andere Geschichte, wenn es der Partner ist. Ich hatte bei keinem eine Chance mich zu verabschieden und eine lange Zeit blieben noch quälende Was wäre wenn -Fragen
Ich fühlte mich allein. Das Gefühl dass sich die Welt einfach weiter dreht, während ich in der Schockstarre stand, überwältigte mich. Aber ich lebte weiter und ich lernte damit umzugehen. Habe mir erlaubt zu trauern und mich nicht unter Druck gesetzt. Mich hat seither der Tod nie wirklich losgelassen und ich arbeitete eine kleine Weile im Hospitz und einige Jahre später in der Onkologie.( Ich wollte eine Ausbildung zur Kontaktsperre machen) Dort habe ich viel mit Familien und sterbenen Menschen zu tun gehabt. Vielleicht war es für mich auch ein Weg um zu erkennen, dass der Tod nicht grausam ist. Ja, er hinterlässt viele Narben aber es entstehen auch neue Wege.
Wenn ich die Chance gehabt hätte, hätte ich mir gewünscht, dass ich jeden einzelnen von ihn begleiten hätte können. Wenn ich die Chance habe, meine Lieben zu begleiten, wenn sie einschlafen, dann werde ich es machen. Immer. Als man mich anrief um mir zu sagen, dass mein Vater gestorben ist, habe ich im KH angerufen und denen gesagt, dass sie warten sollen, weil ich mich erst verabschieden musste. Abschied nehmen ist für viele Hinterbliebene sehr wichitg. Selbst dann, wenn das Verhältnis nicht so toll war.
Ich habe bei der Beerdigung meines Vaters noch kurz in sein Grab geschimpft. Das brauchte ich in dem Moment und es tat gut.

Hast Du mal Bücher von Elisabeth Kübler-Ross gelesen?

https://www.amazon.de/Interviews-mit-St...waysr=8-2


Zitat von SimplyRed:
Ich versuche mir vorzustellen, obwohl das ganz sicher nicht gut ist, ob so ein Verlust wirklich jemals richtig verarbeitet werden kann, ob ich damit erst den Beginn einer langen Tragödie setzen werde, obwohl ich das gar nicht möchte. Ich fühle mich so hilflos und so verdammt schuldig, dennoch weiß ich, dass ich das nicht sollte, es wird aber irgendwie nicht besser - eher im Gegenteil.

Ein Verlust wird immer im Herzen bleiben. Aber das Leben geht weiter. Ganz unweigerlich. Ja, solch ein Verlust, kann mit oder auch ohne Hilfe richitg verarbeitet werden. Und man kann auch das Leben wieder genießen.

Du bist nicht der Beginn einer langen Tragödie.

Ich kann nachempfinden, dass Du dich schuldig fühlst. Das ist bei Sterbenen kein seltenes Gefühl. Vorallem dann, wenn Kinder oder Partner mit im Spiel sind. Wenn man im Leben ein Mensch war, der sich um alles und jeden gesorgt hat, sind die Schuldgefühle sehr stark. Bist Du solch ein Mensch?


Darf ich Dich fragen, warum dein Mann nicht mit Dir darüber reden will?

Zitat von SimplyRed:
Das tut mir sehr Leid, liebe @Shedia3 - eine ganz schreckliche Vorstellung - ich habe bislang diese Erfahrung nur ein einziges Mal gemacht, durch einen Suizid, was aber natürlich nicht zu vergleichen ist, mit meiner Situation gerade. Eventuell fühle ich mich auch darum so schuldig, weil ich den Suizid damals als so übergriffig und so unfair erlebt habe, damals war ich 19 Jahre alt....ich weiß es ehrlich gesagt nicht!

Ja, ich war 17 jahre alt als eine meiner besten Freundinnin durch Gewalt starb. Ich fühlte genau wie Du. Es war Übergriffig. Dieses Gefühl aber wird dein Partner nicht haben, nicht wenn Du ihn teilhaben lässt.

12.06.2019 13:47 • x 2 #26


E
Zitat von Ente:
Hast du denn auch die Tendenz das dies nur noch paliativ begleitet/therapiert werden kann? Oder ist es deine Angst, das du sterben wirst?


Zum Einen ist es ein Weg, der vom Umfeld und von behandelnden Ärzten nur schwer akzeptiert wird:

Zitat von Tempi-Gast:
Keine Chemo, keine Bestrahlung


Mein Mann steht allerdings voll hinter dieser Entscheidung, wir haben sie gemeinsam gefällt und er würde das auch nicht wollen.

Nein, ich bin noch nicht in der paliativen Betreuung, dennoch stelle ich mir täglich die Frage, ob dieser Weg der richtige ist, ob ich dann wirklich auch alles versucht habe, um am Leben zu bleiben. Es ist wie gesagt nicht einfach, einen solchen Weg zu gehen, man fragt sich, ob man egoistisch ist, ob man nicht quasi verpflichtet ist, diese Behandlungen über sich ergehen zu lassen, obwohl man nicht von deren Nutzen überzeugt ist, eine Entscheidung, die nicht so einfach ist zu tragen für mich....

Zitat von Ente:
Ich finde es schwierig, das dein Mann nicht reden möchte. Aber jeder geht damit anders um und das muss akzeptiert werden.


Das sehe ich ganz genauso, nur damit umzugehen ist wieder etwas anderes, das auch zu leben dem Partner gegenüber ist leider leichter gesagt, als gelebt....

Zitat von Ente:
was gibt dir das Recht ihm dies abzusprechen bzw. seine Entscheidung die Zeit die er mit dir verbracht hat, in frage zu stellen?


Eine sehr berechtigte Frage! Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich nicht das Recht habe, dies für ihn zu entscheiden. Darum geht es mir auch nicht - denn er selbst gibt mir dieses Gefühl auch zu keiner Zeit. Es ist mehr eine Art Abrechnung mit mir selbst.

Mein Mann hatte bevor er mich traf beschlossen, dass Emotionen und Gefühle, dass Familie für ihn Konzepte darstellen, die für ihn nicht erstrebenswert sind, weil er nur negative Erfahrungen gemacht hatte bis dahin. Ich erinnere mich noch wie heute, als ich ihm sagte, dass es nicht immer so enden muss, im Schmerz und mit Verlust - wir haben sehr viel darüber gesprochen, über seine tief verwurzelte Angst, Gefühle zuzulassen, Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft zu haben - es hat viele jahre gedauert, bis er damit gut umgehen konnte.

Ich fand irgendwann kleine Zettelchen in der Wohnung, mit Nachrichten an mich darauf, Du hast mir gezeigt, wie es ist, zu lieben, oder durch Dich habe ich erfahren, wie wunderbar Gefühle sein können, ich habe endlich keine Angst mehr, fühle mich davon nicht mehr bedroht, ich kann Dir nicht sagen, wie sehr das mein Leben bereichert hat und ich weiß endlich, es muss nicht immer im Schmerz enden, daran glaube ich ganz fest....

Diese Zettelchen lese ich inzwischen jeden Tag - und ich komme mir so schäbig vor - woher nahm ich denn damals das Recht, ihm soetwas zu sagen, ihm seine Ängste zu nehmen, er hatte beschlossen, dass er niemals wieder so empfinden möchte, er tat es dennoch - meinetwegen und alles was ich ihm sagte erscheint nun so falsch und dafür könnte ich mich....

Zitat von kuddel7591:
sondern weil das ein TEIL des Lebens ist.....zu gehen.


Ja, das ist wahr und dennoch hoffen wir alle, dass es nicht vor der Zeit so sein wird.

Zitat von kuddel7591:
Mich trotz der multiplen Krebsdiagnosen gesund zu fühlen, ist möglich.... und bin selbst AUCH bereit, jederzeit zu gehen.


Du sprichst mir aus der Seele, Kuddel ...

Zitat von YsaTyto:
Das Thema ist meine Achillesverse. Habe panische Angst meine Liebsten zu verlieren und habe trotz vieler guter Gedanken dazu noch keinen Trost gefunden und das, obwohl ich davon überzeugt bin, dass wir nie ganz verschwinden können, nur der Körper stirbt.


Dann geht es Dir, wie meinem Mann, liebe Ysabell, auch was die Gedanken daran betrifft...ganz genauso!

Zitat von Zugaste:
Du hast Leben geschenkt, Vertrauen geschenkt, Liebe geschenkt und das Leben deiner Familie und wahrscheinlich noch vieler anderer Menschen bereichert und tust es noch jetzt.


Wunderschön, danke @Zugaste

Zitat von Zugaste:
Und wenn dein Mann eine traumatische Vorgeschichte mit in eure Beziehung gebracht hat, dann hat er doch durch dich gelernt, dass es eben auch anders geht. Ein sehr großes Geschenk


Du hast Recht und das sehe ich auch ganz klar - und doch, am Ende bekommt er genau das, wovor er solche Angst hatte und was er niemals wieder erleben wollte...

Zitat von Barbina:
warum verschleierst Du hier so Deine Überlegung - magst Du es gern, wenn wir raten ?


Was meinst Du damit genau? Ich verschleiere gar nichts, ich dachte das eigentlich gut dargelegt zu haben. Auch glaube ich, das Thema ist zu ernst um Ratespielchen damit zu verknüpfen, meinst Du nicht?

Zitat von Barbina:
Aber wenn Dein Mann nicht mit Dir über Deine Krankheit und Tod sprechen kann und will - wie über Suizid?


Warum sollte ich mit ihm denn über Suizid sprechen, ich kann Dir jetzt gerade nicht folgen, entschuldige...

Simply

12.06.2019 14:07 • x 2 #27


K
Du fragst u.a., ob es besser oder schlechter für die Liebsten ist, wenn man darüber redet.

Ich habe keinen Partner verloren, aber eine gute Freundin und perspektivisch auch meine Mutter (sowie eine Reihe von Menschen, die mir nicht so nahe standen, wie diese beiden).

Aus meiner Sicht ist es, wenn Du im Rahmen Deiner Möglichkeiten den Hinterbliebenen gerecht werden willst, wichtig, darüber zu reden, was Du von ihnen brauchst. Was würde Dir gut tun? Welche Art von Kontakt, welche Nähe, welche Hilfe usw.? Meine Freundin hat das nicht getan und mir wurde dann auf ihrer Trauerfeier von einer dritten Person gesagt, ich hätte mich ihr gegenüber falsch verhalten und sie hätte viel mehr von mir gebraucht, als ich gegeben habe/geben konnte.

Ich habe meiner Freundin damals weitestgehend die Zügel überlassen, weil ich dachte, das sei richtig, weil ich dachte, sie könne dann den Kontakt und wieviel sie leisten kann und will entsprechend ihrer Verfassung steuern. Das Problem war wohl, dass sie das nicht getan und sich allein gelassen gefühlt hat und dass sie gar nicht mehr in der Lage gewesen sein wird, Zügel in der Hand zu halten. Das hängt mir bis heute nach, obwohl es mittlerweile mehr als 15 Jahre her ist.

Natürlich war da auch ein Teil Vogel-Strauß-Taktik von meiner Seite dabei, denn ich war vorher noch nie so nah mit dem Sterben konfrontiert worden und natürlich machte mir auch Angst, was ich da zu sehen bekam. Dennoch hätte ich anders gehandelt, wenn ich um ihre Bedürfnisse gewusst hätte. Niemals hätte ich gewollt, dass sie sich von mir allein gelassen fühlt. Auf einmal war sie nicht mehr da und ich konnte nichts mehr besser machen.

Das hatte zwar insofern auch etwas Gutes, als dass es mir ermöglichte, mit meiner Mutter anders/besser/angemessener umzugehen, als diese kurz danach erkrankte, aber trotzdem macht es mich natürlich traurig, dass ich es aus Unwissenheit und weil ich dazu nicht heraus gefordert war meiner Freundin gegenüber nicht konnte.

Worauf ich hinaus will: gib Deinem Mann und Deinen Kindern die Gelegenheit, genau das Richtige für Dich zu tun, artikuliere Deine Bedürfnisse, damit sie im schlimmsten Fall nicht eines Tages denken müssen, sie hätten alles doch anders machen sollen. Gib ihnen das Gefühl, dass sie genau das tun, was Du brauchst, aber bleibe dabei bei Dir und mache ihnen nichts vor, um es ihnen leichter zu machen. Sie würden es sowieso merken.

Ich verstehe, dass Du es ihnen so wenig schwer wie möglich machen willst, aber ich glaube, in der Zeit danach wäre es nicht ihr Wunsch, von Dir geschont worden zu sein, sondern Dich unterstützt zu haben, wo es nur geht.

Alles Gute für Dich!

12.06.2019 14:26 • x 3 #28


B
Zitat von SimplyRed:
Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm wehtun muss und ihn lange vor der Zeit verlassen muss, er bringt eine sehr schwierige Lebenserfahrung mit in die Beziehung mit sehr traumatischen Erfahrungen im Bereich Vertrauen und emotionale Sicherheit - nun soll ausgerechnet ich diejenige sein, die ihm das erneut antut, das macht mich einfach nur fertig...


Mit dir zusammen hat dein Mann neue Erfahrungen machen dürften, die das Erleben von Vertrauen und emotionale Sicherheit für ihn bedeutete, das ist dein Geschenk an ihn und das wird bleiben.
Dieses stirb und werde gehört zu unserem Leben und wie unser Leben verläuft können wir nicht immer beeinflussen, deshalb ist es unnötig deshalb ein Schuldgefühl zu haben.

Versuche im Hier und Jetzt mit deinem Mann zu leben, geniesst die gemeinsame Zeit, die euch verbleibt, du weißt nicht wielange deine oder seine Lebenszeit noch andauert.

Was Abschiednehmen müssen bedeutet erleben wir bei Trennungen immer wieder neu, es ist ein Prozess -wie der Sterbesprozess- er läuft bei jedem ähnlich und doch wieder anders weil jeder andere Erfahrungen damit macht.

Meine beste Jugendfreundin war sehr krank, wir hatten uns für Ostern verabredet und den Ostersonntag zusammen verbracht, da fühlte sie sich schon sehr schwach und schob es auf den Stress, den sie mit ihrem Hausverkauf hatte. Ich telefonierte danach täglich mit ihr und und bekam 3 Tage nach Ostern keine Verbindung mehr, nachdem Nachbarn ihre Katze länger schreien hörten, benachrichtige eine von Ihnen deren Tochter, die ihre Mutter tot vor dem Bett fand.
Ich hätte mir gewünscht, daß wir uns noch vorneinander verabschieden könnten, unseren gemeinsamen Lebenslauf mit seinen Höhen und Tiefen nochmal Revue passieren und uns sagen könnten was uns noch wichtig war.
Für mich selbst ist es einfacher zu verarbeiten wenn noch Zeit geblieben war um Abschied zu nehmen.

Jeder muss für sich selbst entscheiden welche Therapien er sich zumuten und welchen Weg er gehen will, ich habe viele Menschen leiden sehen und fand es erstaunlich, das einige trotz der ganzen Gifte, die in sie hineingepumpt wurden noch überleben konnten, denn das, was dem Menschen hilft wieder zu gesunden, das Immunsystem, wird komplett lahmgelegt bei der Chemo und die Stammzellen kriegt die Chemo auch nicht kaputt. Das ist meine persönliche Meinung und jeder muss das für sich selbst entscheiden.
Ich wünsche dir viel Zeit und Glück !

12.06.2019 14:28 • x 1 #29


K
@

es macht keinen Sinn, getroffene Entscheidungen von Erkrankten im Umgang mit sich und ihren Angehörigen in Frage zu stellen. Alle Beteiligten haben einen Umgang mit der jeweiligen Situation
zu finden - Betroffene, wie Angehörige. Und ja....Angehörige sind ebenso Betroffene - indirekt
Betroffene.

Absprachen untereinander zu tätigen, die Kommunikation aufrecht zu erhalten, nach dem Befinden zu fragen, das eigene Befinden mitzuteilen - egal wie es einem geht - ist eine GUTE Basis, einen guten Umgang miteinander aufzubauen und zu erhalten ....eigene Erfahrungen über jetzt 21 Jahre
lassen grüßen. Und vor allem - ehrlicher Umgang miteinander...das A und O im Umgang miteinander. Beispiel - wenn es einem mies geht, dann ist das eben so. Und wenn es einem ausgesprochen gut geht - das gibt es bei solchen Diagnosen auch, dann ist das auch so! Auch die Angehörigen zu fragen, wie es ihnen geht, ist sehr wichtig....auch SIE sollten offen und ehrlich ihre jeweiligen Befinden schildern. Denn... wenn es den Angehörigen GUT geht, freuen sich Betroffene mit ihnen. Geht es einem Betroffenen GUT/besser - freuen sich die Angehörigen mit einem.

Ja @SimplyRed ...hehre Gedanken ziehen ein und wieder aus. Sie zuzulassen - mal gelingt es, mal ganz und gar nicht. GUT über die eigene Situation informiert zu sein - das ist eine Grat-Wanderung, Es gibt Leute, die wollen das....es gibt Leute, die halten das nicht aus.
Ein guter Draht ist wichtig - zu den nahestehensten Menschen im direkten Umfeld. Ihnen zu vertrauen, dass diese ALLES mittragen werden....umgekehrt auch Vertrauen zu bekommen, dass nichts trennen wird, hilft allen Beteiligten.

Es geht bei dem Thema aber sicher nicht nur um den Umgang mit heftigen Erkrankungen, die zum Tod führen können. Es gibt andere Erkrankungen, die nicht unmittelbar dazu führen....wie auch Krebs nicht mehr unmittelbar zum Tode führt. Die meisten Menschen sterben MIT Krebserkrankungen...nicht unbedingt DURCH ihre Krebserkrankungen. Das gilt auch für andere Indikationen.

Alle Tanten und Onkel habe ich durch Krebs verloren. Andere Angehörige durch andere Erkrankungen verloren zu haben, 2 Geschwister verloren zu haben, gute Freunde, Arbeitskolleg/innen in meinem Alter verloren zu haben - prägt das? Bewegt das? Stumpft das ab?

Menschen in prekären Situationen gehen mit ALLEM anders um, denn diese prekären Situationen verändern diese Menschen - auch die direkten Angehörigen. Sich dann an Gewohnheiten zu orientieren - NO.....funktioniert nicht mehr! Das einzugestehen und zuzugestehen, ist nicht immer leicht....und da werden Betroffene wie Angehörige schon mal sehr komisch im Umgang mit sich, mit den Angehörigen und nicht direkt Beteiligten. Das gilt es auszuhalten...und macht ein weiteres großes Feld an Themen auf.

Ja...es gibt tatsächlich Themen, mit denen Angehörige NICHT mit einem reden - weil sie nicht wollen, weil sie nicht können. Das gilt es zu akzeptieren - egal wie nah einem diese Angehörigen wirklich sind. Auch EP/LG kann das widerfahren.
Umgekehrt gilt das natürlich auch - selbst nicht mit Anderen über bestimmte Themen sprechen zu
wollen, bzw. nicht zu können.
Im Selbsthilfegruppen-Geschehen habe ich das mehrfach erlebt....auch ICH konnte nicht immer reden oder zuhören - Angehörigen gegenüber. Es ist schwer, damit umzugehen, das auszuhalten und nötigt viel Respekt ab.

Eine ganz andere Kategorie ist - ein Schulkamerad, sogar Tischnachbar, wurde von seinem Vater immer mit seinen älteren Schwestern verglichen - an den schulischen Leistungen. Der Tischnachbar musste das Gymnasium verlassen, weil es schulisch nicht reichte.
In einer Ferienzeit erschoss der Tischnachbar seine Eltern und eine seiner Schwester - getarnt als Einbruch in die Wohnung. Man kam ihm auf die Schliche...logo...und er wurde zu 10 Jahren Jugendstrafe verurteilt.

Jeden Tag des Lebens SO zu nehmen, wie er ist, jeden Tag so zu gestalten, wie es möglich ist - das wird meist dann erst bewusst, wenn Frau/Mann erkennt, wie endlich LEBEN tatsächlich ist.....und dass das Ende minütlich/stündlich da sein kann - ohne jede Vorwarnungen...

@SimplyRed

Therapien abzulehnen - das bedeutet nicht, abgeschlossen zu haben. Therapien abzulehnen, kann bedeuten. zu mehr Lebensqualität beizutragen, die dann zwar nur kurzfristig gegeben sein kann, aber viel wichtiger sein kann, als sich über längere Zeiträume unter Therapien mies zu fühlen.

Gebt den Tagen mehr LEBEN.... nicht (unbedingt) dem Leben mehr Tage!

Dass Therapien Wirkungen haben sollen - logo. Dass Wirkungen heutzutage an Nebenwirkungen geradezu gekoppelt sind, die NICHT alles med. beherrschbar sind, ist bekannt. Mögliche Nebenwirkungen anzuführen.... das wäre quatsch.

Eine scheinbar belanglos klingende Immuntherapie war DIE Keule....DER Kracher, was Nebenwirkungen anging. Die Nebenwirkungen waren über Monate so heftig - das will niemand wirklich wissen. Mit dem Wissen, dass es diese Nebenwirkungen gibt - auch heute noch - ich weiß nicht, ob ich das noch einmal machen würde....

...obwohl mir DIESE Therapie das Leben gerettet hat. Das wusste man aber nicht bei Beginn der Therapie, dass das so kommen wird. Heutzutage ist das bei meiner Indikation immer noch die Standard-Therapie und viele Patienten brechen die Therapie ab, wegen....der Nebenwirkungen.

Zitat von SimplyRed:

Zitat:
Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihm wehtun muss und ihn lange vor der Zeit verlassen muss, er bringt eine sehr schwierige Lebenserfahrung mit in die Beziehung mit sehr traumatischen Erfahrungen im Bereich Vertrauen und emotionale Sicherheit - nun soll ausgerechnet ich diejenige sein, die ihm das erneut antut, das macht mich einfach nur fertig...


...als ich das gerade las, wurden meine Augen erneut wässrig. Dass du das nicht beeinflussen kannst, was auf dich zukommen kann/wird, sind DIR die Hände gebunden. Mit der Tatsache umzugehen, es irgendwann zu MÜSSEN - dass du ihm wegtun musst, ihm wehgetan hast - ist schwierig...bei beide Seiten. Offener Umgang? Oder doch eher verschonen? Was ist richtig? Da kann es keinen Tipp zu geben....sondern sich auf eigenes Ermessen berufen, ob und wie du handelst.

12.06.2019 14:50 • x 1 #30


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