Hallo zusammen,
ich habe mich die letzten Tage viel durch das Forum gelesen, um meine Tränen loszuwerden, und versucht irgenwie zu verarbeiten, was in meinem Leben gerade passiert. Nun bin ich an einem Punkt an dem ich denke, dass es mir gut tun würde euch zu erzählen, was bei mir passiert ist und eure Gedanken dazu zu hören. Leider muss ich das Ganze recht ausführlich schreiben, damit ihr es verstehen könnt. Ich hoffe der ein oder andere unter euch, nimmt sich die Zeit. Das wäre wirklich schön.
Ich bin heute 38 Jahre alt. Als ich meinen jetzt Ex-Lebensgefährten (ich nenne ihn hier Kai, möchte ihn nicht blos stellen) kennenlernte, war ich Anfang 30. und er erst Anfang 20. Ich war damals technische Leitung in einem Industrieunternehmen und er war für mich ein ganz normaler Mitarbeiter, bis ich mitbekommen habe wie schlecht es ihm psychisch ging. Da ich als Jugendliche auch eine depressive Phase hatte, konnte ich gut nachvollziehen wie es ihm ging. Er hatte sonst niemanden (nur falsche Freunde), an den er sich wenden konnte. So haben wir uns besser kennengelernt und ich war für ihn da. Aufgrund der Arbeitsbeziehung sowie des Altersunterschiedes war es für uns beide einfach ein Vertauensverhältnis - wann Gefühle entstanden sind, kann ich tatsächlich nicht sagen. Da sie so vergraben waren, da ich sie wiklich nicht wahrgenommen habe. Es war auch einfach eine unmögliche Situation in der ich auch nie Gedacht hätte, dass sich da irgendwas entwickeln könnte - der Altersunterschied, das Arbeitsverhältnis und vor Allem war ich damals verheiratet und über 15 Jahre mit meinem Exmann zusammen. Kai und ich haben uns mit der Zeit immer mehr angefreundet und er hatte damals auch einen Selbstmordversuch, was mich sehr mitgenommen hatte. Dann hatte mein Exmann einen persönlichen Schicksalsschlag, den er nicht verarbeiten wollte und sich auch keine Hilfe geholt hat, und hat sich dann sehr zum Negativen verändert hat (sehr egoistisch, Beziehung war ihm plötzlich egal, nur noch Parties, nur noch Urlaube mit Freunden,. ). Durch die schwierige Beziehung mit meinem Exmann ging es auch mir mit der Zeit schlechter. Eines Tages ging es mir nicht gut und ich bat meinen Exmann bei mir zuhause zu bleiben und sich mit mir einen schönen Kuschelabend zu machen. Ihm war es egal und er ging feiern. Das war der Abend an dem ich mich entschied mich zu trennen. Für mich brach eine Welt zusammen, da ich mit meinem Exmann so lange zusammen war, wir Kinder wollten und einfach die ganze Lebensplanung von jetzt auf gleich zusammenbrach, aber es ging einfach nicht mehr. Kai war für mich da, hatte gerade selbst seine Beziehung beendet und plötzlich während einer freundschaftlichen Umarmung machte es bei uns beiden Klick. Wir wussten selbst nicht so richtig wie uns geschah und küssten uns. Ab dem Moment - das war vor 8 Jahren - war plötzlich alles so einfach, Luft und Liebe hat uns zum Leben gereicht. Seine Depressionen und auch sein Dro gen problem, waren auch ab dem Moment einfach weg. Wir hielten unsere Beziehung über ein Jahr geheim, da sonst in der Arbeit und auf dem Dorf die Bombe hochgegangen wäre. Wir sind auch direkt zusammengezogen, da ich aus meiner alten Wohnung rausmusste und er ebenso. Das Leben schien plötzlich perfekt. Die Trennung von meinem Exmann habe ich parallel mit psychologischer Hilfe aufgearbeitet. Nachdem wir ca. 1 Jahr zusammen waren, kam heraus, dass er nun wieder zu Dro gen griff (erst war es Kannabis und dann auch einmal eine Party Dro ge), wenn er ohne mich unterwegs war. Es war nicht häufig, aber dennoch. Wir haben viel geredet, er hat sich auch Hilfe geholt und dann war auch das Problem wieder erledigt.
Kai war mit seiner beruflichen Situation damals sehr unzufrieden. Ich bin dann für ihn, für uns und mit ihm aus der Heimat (war für mich nicht schlimm, habe kein Heimatgefühl) weggezogen. Zum einen, damit wir ohne Vorurteile frei zusammen sein konnten und zum anderen damit er dort sein Abitur nachholen und studieren konnte. Ich habe ihn mit allem unterstützt was ich geben konnte, ihm beim Lernen geholfen und auch im Alltag, da er aufgrund von ADS sich sehr schwer damit tut, seine eigenen Termine einzuhalten, sich Struktur zu geben usw. Selbst bei seiner Diplomarbeit habe ich mit ihm die Nächte um die Ohren geschlagen und ihn unterstützt. Es war alles sehr anstrengend, aber ich habe es gerne für ihn gemacht. Nach einer Weile bekam ich Krebs, was nicht einfach war, sicherlich für uns beide nicht. Er hat bis heute nicht gelernt mit seinen Gefühlen umzugehen und diese zu verarbeiten, so dass er auch zu dieser Zeit sich lieber ablenkte, feiern ging usw. während ich im Krankenhaus lag. Ich hätte mir gewünscht einmal von ihm zu hören ich habe auch Angst, aber wir schaffen das, das kam jedoch nie. Stattdessen hat er immer alles verdrängt und nur das positive Gesehen (was ich auch irgendwie an ihm liebe).
Und wieder ein paar Jahre später, nachdem das Dro genthema erledigt war, erzählte er mir dass er Hilfe bräuchte und wieder Dro gen nehmen würde. Dieses mal waren es psychedelische Dro gen, er hätte sich durch die Einnahme irgendwelche Erkenntnisse erhofft, das habe aber nicht gepklappt. Im Sinne von Selbsttherapie. Dro gen waren für mich im Zusammenhang mit ihm immer ein rotes Tuch, da der Selbstmordversuch und die Zeiten in denen er ganz unten war, immer damit verknüpft waren. Somit habe ich ihn diesbezüglich auch kontrolliert und im letzten Fall sagte er, dass er Abstinenztests machen möchte, um noch eine weitere Hürde in seinem Kopf zu haben, um sie nicht zu nehmen a la es kommt raus wenn ich sie nehme also lasse ich es. Die Tests waren seitdem ca 1 Jahr her immer negativ, aber natürlich hatte ich trotzdem immer Angst wenn er alleine unterwegs war, was immer mehr wurde.
Nun hat er seinen Traumjob gefunden und ist dort super glücklich. Wir sind vor 3 Monaten zusammen in ein Haus gezogen, das er geerbt hat (weit weg von der Heimat) und haben es gerade fertig renoviert, dort habe ich auch einen neuen Job angefangen (diesmal bewusst ohne Leitungsfunktion, um mehr Zeit für uns privat zu haben - das war ein Wunsch von uns beiden). Aufgrund des Erbes ist er auch finanziell versorgt und hat keinerlei Probleme mehr. Also ist er jetzt auf dem Höhepunkt seines Lebens. Vor 3 Wochen waren wir noch in einem Kurzurlaub und haben über unsere Zukunft gesprochen und er sagte, wie sehr er mich liebe und dass er sich freue mit mir in dem Haus alt zu werden usw.
Und dann vor 10 Tagen kam er nach Hause und sagte wir müssen reden. Seit unserem Kurzurlaub hätte er nachgedacht und er habe an dem Tag gemerkt, dass er gar keine Gefühle mehr für mich hätte und mich nicht mehr liebt. Da sei auch nichts mehr an was wir arbeiten können. Das war wie ein Schlag ins Gesicht, ich habe soviel für die Beziehung gegeben, ihn in allem untertützt und jetzt wo er alles hat und einen Höhenflug hat, liebt er mich nicht mehr. Er sagte er hätte es verdrängt weil er auch so sehr wollte, dass unsere Beziehung funktioniert, dass er nicht gemerkt hat, dass keine Gefühle mehr für mich da seien. Ich kann ihm das nichtmal vorwerfen - auch bei meinem Exmann hatte ich das von einem Tag auf den anderen registriert und davor war ich zu beschäftigt damit die Beziehung zu retten, um zu spüren dass gar nichts mehr da war.
Nun stehe ich sprichwörtlich vor dem Nichts ohne Freunde (sind auch keine mehr von Früher da), in einer neuen Stadt, mit einem neuen Job der aufgrund von eventueller Insolvenz des Unternehmens auch noch auf der Kippe steht, und das ganze mit unendlich Liebeskummer, da ich nicht weiss wie ich ohne ihn Leben soll. Ich liebe ihn einfach so sehr.
Ich bin dann aus der Wohnung raus und lebe gerade auf verschiedenen Sofas bei verschiedenen Bekannten, da ich erst 3 Monate in der Stadt wohne habe ich noch keine richtigen Freunde. Er meinte da noch er gibt mir die Zeit mich neu zu orientieren. Keine 4 Tage später, hat er mir erzählt er sei jetzt mit seiner Vorgesetzten zusammen, die Beziehung müsse aber geheim bleiben, da er sonst seinen Job los ist. Sie hätte ihn getröstet und da haben sie gemerkt, dass sie Gefühle füreinander haben, sich dann umarmt und geküsst haben. Also 1 zu 1 wie bei uns damals. Und er könne mir jetzt nicht beistehen, da ihn das zu sehr runter ziehen würde und er dann wieder Dro gen nehmen müsste. Es fällt ihm eh gerade schwer, das nicht zu tun. Und wenn ich will, dass er die Trennung mit mir verarbeitet, sei ich egoistisch, da ich ihn damit so runterziehen würde - ob ich das wirklich wolle. Jetzt hat er gefragt wie meine weitere Planung ist, da er das wissen müsse, damit es ihm gut geht. Ihm geht es vermutlich um das Haus, da solange ich da ja irgendwie wohne seine Neue nicht mit rein kann, aber er meint es geht nur darum dass ich ihn emotional ja runter ziehe, weil es mir nicht gut gehe. Ich kenne ja seine psychische Vergangenheit und es wäre ja egoistisch von mir, seine Unterstützung zu erwarten, weil er dann wieder da hinkommt wo er mal war.
Wow, nach 8 Jahren ist mein Leben innerhalb von 5 Minuten zerstört worden. Ich kenne ihn auch als Mensch nicht mehr. Er schiebt mich weg, spielt noch mit meiner größten Angst damit ich ihn mit meiner Situation nicht belästige. Und tauscht mich eins zu eins aus. Exakt dieselbe Situation wie damals, nur mit einer anderen. Er hat die Neue sogar schon seiner Familie vorgestellt. Ich habe so schlimmes Kopfkino mit den beiden, wie er ihr erzählt was er mir erzählt hat, wie er sie in den Arm nimmt und küsst usw. Nur ist sie genauso alt wie er.
Ich weiss einfach nicht was ich tun soll. Die Gefühle sind so schlimm (Antidepressiva habe ich schon vom Arzt bekommen), dass ich nicht weiss wie ich es aushalten soll. Zu wissen, dass er bei ihr ist und sein Leben mit ihr so lebt wie vor 10 Tagen noch mit mir. Er schwebt gerade auf Wolke 7, ich kann auf unseren iPhones sehen was er für Musik mit ihr gemeinsam hört (alles Liebeslieder und alles super fröhlich). Er antwortet nicht auf Nachrichten und verlangt von mir mich anzumelden, wenn ich Sachen aus dem Haus holen will. Ich kann auch nicht ewig auf Sofas schlafen. In dem Haus - in dem ich auch noch theoretisch wohne - wohnt auch noch sein Onkel, er hat mir angeboten vorerst bei ihm unterzukommen. Aber ich sehe dann dauernd wenn Kai weg ist und weiss wo er ist. Ich könnte auch in seinem Haus noch eine Weile bleiben, ich denke seine Familie lässt nicht zu, dass ich sofort rausgeschmissen werde, aber auch da weiss ich wenn er über Nacht nicht da ist wo er ist und ich halte das Kopfkino nicht aus. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen jetzt alleine in eine Wohnung zu ziehen - weder finanziell noch emotional. Also ich könnte mir schon eine Wohnung leisten, aber nur eine die mich depressiv macht und das packe ich jetzt nicht. WG wäre noch eine Idee, aber eine Erwachsenen-WG fällt auch nicht von heute auf Morgen vom Himmel.
Zudem verstehe ich ihn einfach nicht. Ich liebe so sehr an ihm, dass er immer für andere da ist, sich für andere Menschen einsetzt und aufopfert. Aber mich schiebt er jetzt einfach weg als Belastung. Gründe, warum er mich nicht mehr liebt, konnte er mir keine nennen. Er meinte nur meine gesundheitliche Zukunft sei ja ungewiss (Krebs kann ja zurückkommen) und die damit verbundene Angst sei ihm zuviel Belastung. Und das Leben in dem Haus mit mir sei jetzt zu real quasi das klassische Spießerleben (das er sich selbst rausgesucht hat!) und das obwohl wir immernoch viel ausgegangen sind, wollten beide keine Kinder usw. - also vernab vom Spießerleben, wie er das ausdrückt. Und die Dro genthematik wäre wie ein Damoklesschwert über unserer Beziehung - aber was hat er denn erwartet, wenn er sagt er braucht Hilfe und die Kontrolle, um sie nicht zu nehmen. Und dann ist er eine Weile clean und ich soll alle Ängste diesbezüglich über Board werfen - ich bin doch auch keine Maschine die Angst, Gefühle und Vertauen per Knopfdruck an und ausmachen kann. Er bräuchte nun Zeit für sich, um sich weiterzuentwickeln und zu finden und die Neue gebe ihm diese Freiheit. Klar, die hat das alles mit ihm ja auch nicht durchgemacht, und Sorgen hat er auch keine mehr - nur mich als Ex, die eine Krankenvorgeschichte hat, und sein Haus besetzt. Ich kenne ihn einfach nicht mehr, ich verstehe nicht wie er mir das antun kann. Dass er von heute auf morgen merkt, dass er mich nicht mehr liebt, tut unendlich weh, aber lässt sich nicht ändern. Aber dass er sich auch noch so verhält verstehe ich einfach nicht. Ich habe soviel für ihn getan, im Alltag damit alles irgendwie funktioniert, alles geplant und gemacht, ihm in Schule und Studium unterstützt, die Dro genthematik und und und. Ich fühle mich wie benutzt und nun weggeschmissen. Und das mit der Neuen halte ich erst recht nicht aus, dieses besch. Kopfkino. Ich habe sie letztens auch zusammen gesehen.
Vielen Dank, dass ihr bis hierhin durchgehalten und gelesen habt. Ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben.
Vielleicht habt ihr Tipps für mich wie ich das alles überstehen soll?
Ganz lieben Dank an euch, ich kann sonst mit kaum jemanden reden,
eure Ella
08.10.2023 15:49 •
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