Hallo heart,
erst einmal - ich habe zu meiner Ex bis zum letzten Tag eine starke Bindung gefühlt. Diese hat sich bei mir komischerweise auch nicht abgenutzt. Und anfangs hatte ich überhaupt kein Verständnis für das, was da passiert ist. Ich war genauso in den Seilen gehangen wie viele andere hier auch.
Ich schrieb in meiner Antwort: Der Einzige, vor dem ich wirklich geschauspielert habe, das war vor EX. Sie hatte aus meiner Sicht in diesem Moment kein Anrecht mehr auf meine Gefühlslage. - Trotzig -
Ich schrieb in diesem Moment... , damals war ich nicht willens und in der Lage, ihr Verständnis entgegenzubringen. Dafür war der Schmerz in mir zu groß.
Ich verstehe inzwischen aber, warum sie gegangen ist und ich akzeptiere das auch. Sie hat bei mir etwas gesucht, was ich ihr nicht geben konnte und ich war auch ein Mensch, der nur auf einem Bein stand.
Ich dachte damals, ich liebe sie ja - sie sagte mir immer, sie liebe mich ja, also war ja (beinahe) alles in Ordnung.
Sehende Liebe: Sehende Liebe sieht und füllt ihre Grenzen.
Blinde Liebe: Blinde Liebe glaubt, sie sei unendlich.
Jakob SchneiderEs kommt nach einer Trennung öfter eine Veränderung der Sichtweise, eine Entwicklung der Persönlichkeit. Der Mensch verändert sich ja meist nur, wenn es ihm schlecht geht. Und ich stehe dem Thema Blinde Liebe inzwischen sehr kritisch gegenüber.
Ist einmal das Verständnis da, daß sich Gefühle füreinander verändern können, jeder die Grenzen des Anderen achtet und auch jeder weiß, daß alles im Leben vergänglich ist, wird man miteinander auch anders umgehen. Es wird eine andere, eine sehende Liebe sein. Um das erkennen zu können, muß man aber wohl erst einmal durch das Feuer marschieren. Sowas bekommt man ja selten geschult.
Ich weiß genau, was ich an meiner EX liebenswert fand, das habe ich nie aus den Augen verloren. Es hat das Feuer am Leben erhalten. Ich habe die Fehler meiner EX auch gut gekannt, manche gingen mir auch aufn Keks. Aber ich konnte damit gut leben. Ich sah die schönen Seiten an ihr - und verrückterweise bleiben Einem viele davon nach dem verarbeiteten Schmerz in Erinnerung. Ich respektierte ihre Macken und auch ihre Freiräume. Und ich denke, das ist wichtig, um eine Beziehung dauerhaft zu gestalten. Toleranz... Partnerschaft.
Und ist ein Gefühl der Vertrautheit nicht viel stärker als diese Sucht nach den Schmetterlingen im Bauch? Das ist die Frage...
Trotzdem gehören immer zwei zu einer erfolgreich funktionierenden Beziehung. Wenn einer immer mehr nur die negativen Seiten des Anderen sieht und die positiven ausblendet... sieht er bald garnichts mehr. Und da kann der Andere nen Hampelmann machen... es nutzt nichts.
Nur daß ich nicht falsch verstanden werde: ich akzeptiere aber auch die Lebensweise der seriellen Monogamie, der Lebens-abschnitts-Partnerschaft. Es gibt Menschen, die sich entlieben und sich dann sagen: Och, jetzt fehlt der Kick, ich brauch wieder was Neues. Dieser Mensch - sofern er immer das findet, was er sucht, mag vielleicht aus seiner Sicht auch sehr glücklich sein.
Wenn jemand für sich BEWUSST so lebt, ich betone, bewusst, reif, überlegt, dann weiß er, daß es nach einer gewissen Zeit soweit ist und er sich nun verabschieden und DANACH wieder auf die Suche gehen muß. Ich kenne einige Menschen, die so leben. Und es gibt auch noch andere Lebensmodelle - wenn die Menschen dabei glücklich sind, habe ich keine Probleme damit.
Es ist nur nicht mein Weg. Mir wird da oftmals zuviel verbrannte Erde hinterlassen.
Aber wer weiß? Vielleicht kommt bald die Ehe auf Vertragsdauer? Wir sind jetzt mal 5 Jahre verheiratet? In der heutigen verrückten Welt ist sowas durchaus mal denkbar. Danach muß man halt wieder heiraten, wenns noch passt... ???
Ein Problem habe ich dann, wenn der Partner ausbricht, weil er nur dem Neuen hinterherläuft mit der vermeindlichen Begründung, die Liebe sei abgenützt und es ist dann schon jemand Neuer da.
Weiterhin habe ich ein Problem damit, wenn mir ins Gesicht gesagt wird, daß dieses Verhältnis schon seit 8 Monaten besteht und mir davon kein Sterbenswort gesagt wurde (ich glaub, das hätte ich schon verdient gehabt - wohl wissend, daß mir das damals auch das Herz zerrissen hätte).
Und ich habe ein Problem, wenn sich in der neuen Beziehung dann Routine einschleicht und EX dann erkennt, daß der Verlassene dann auf einmal doch nicht so schlecht war, man auf einmal doch keine Scheidung mehr will...
Und wenn dann bei dem ganzen Theater noch Kinder involviert sind, dann - nein - dann hat mir damals einfach das Verständnis gefehlt.
So ein Verhalten finde ich nicht gerade weit gedacht. Aber auch das ist menschlich - es passiert ja täglich so. Inzwischen weiß ich sehr gut, was passiert ist.
Ich bin kein Mensch, der da sagt, jede Beziehung muß ewig halten. Es gibt genug Gründe zu gehen, wenn sich die Wege teilen, jemand eine andere Richtung gehen will, dann muß man das akzeptieren. Aber es sollte fair und sauber getrennt werden. Es tut immer weh, das ist mir heute schon klar. Aber es wäre gut gewesen, EX hätte mir gleich reinen Wein eingeschenkt. So hat das Ganze nach der jetzigen Zeit einen doch faden Nachgeschmack.
Ich schrieb vor ca. 3 Jahren hier einmal über das Gehen:
Zitat:Er hat verlassen - nungut. Damit muß ich mich abfinden als der Verlassene.
Aber er hat überlegt, sicherlich eine gewisse Zeit. Er hat selbstverständlich dem betroffenen Partner in diese Überlegungen mit eingeweiht, mit ihm also darüber geredet, daß er mit diesen Problemen die Beziehung auf Dauer gefährdet sieht, sicherlich. Er hat Briefe geschrieben, weil er vielleicht nicht den Mut hatte, es persönlich anzusprechen - auch ein Weg. Er hat sich Verbündete im Freundeskreis des Partners gesucht, die vielleicht vermitteln können. Er hat auch den Vorschlag gemacht, doch einmal externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel eine Paartherapie. Er hat sich selbst mit Literatur versorgt, die ihm hilft, sich mit den Paarproblemen auseinanderzusetzen. Er hat im Internet (hier z.B.) nach Lösungen aus seiner Misere gesucht.
Es hat nichts, alles nichts geholfen. Der Partner ist nicht bereit, sich zu ändern oder es passt einfach nicht mehr. Es wird eine schmerzhafte aber für beide verständliche Trennung werden. Man kann sich danach in die Augen sehen, weil man es versucht hat - egal ob einer alleine oder beide.
Wie oft haben die Verlassenden es versucht ? ??
Sagt es mir...
Ich wünsch ihr aber heute wirklich alles Gute, denn wenn es ihr gutgeht, dann geht es auch den Kindern gut. Und ich bin heute ganz froh, daß alles so kam, sonst hätt ich nie soviel lernen dürfen. Gruß, Gerd