Liebes Forum,
ich denke es ist mal Zeit für mich, meine Geschichte zu erzählen. Seit 8 Monate leide ich wie ein Hund unter meinem Liebeskummer, und es ist so frustrierend und zermürbend.
Aber von vorne:
Ich hatte mich nach 14 Jahren von meiner Partnerin getrennt, weil wir einfach nicht mehr passten. Wir mochten uns einerseits, viel davon war Gewohnheit, aber wenn ich ehrlich zu mir bin, hätte ich es viel früher beenden müssen, bzw. wir, denn auch sie hat sehen können, dass es uns beiden nicht gut tut. Aber nach so langer Zeit, mit einer gemeinsamen Wohnung, das gibt man nicht einfach aus. Die Differenzen waren aber unüberbrückbar. Das ging zu tief.
Ich hatte dann das wahnsinnige Glück meine jetzige Ex kennenzulernen. Eigentlich ging es mir nur um Freundschaft und auf der Ebene trafen wir uns auch. Wir haben einen großen Altersunterschied (sie ist fast 20 Jahre jünger, war damals Anfang 20) und von daher war Flirten kein Thema.
Wir freundeten uns an, denn wir konnten über alles sehr schnell sehr offen reden. Die Nächte durch. Sie sprach mir Mut zu und baute mein Selbstvertrauen auf, das in der Beziehung davor ziemlich gelitten hatte (man kann sagen, ich hatte nur wenig Selbstwert übrig). Ich unterstützte sie moralisch bei ihrem Studium, sie erzählte mir von ihren Datingversuchen. Sie hat es da ziemlich leicht, ihr folgen mehrere 1000 Leute auf Facebook, da sie sehr gutaussehend ist. Nicht falsch verstehen. Sie postet ungefähr alle 3-4 Monate mal ein paar Fotos aus einem Urlaub oder wenn sie mit ihren Freundinnen unterwegs war, auch auf Instagram sehen eigentlich nur ihre Freunde, was sie so macht. Sie ist da eher schüchtern. Aber die Profilbilder allein reichen wohl vielen Männern aus, um sie anzuschreiben. Ihre Datingmasche war dann also, dass sie ab und zu die eingehenden Nachrichten durchforstet und wenn da jemand auf den ersten Eindruck anständig und interessant wirkt, schreibt sie zurück und verabredet sich ziemlich schnell auf einen Spaziergang. Da wird der Kerl dann abgecheckt auf Herz und Nieren. Ein zweites oder drittes Date gibt es eigentlich nur, wenn dann wirklich Sympathie und Kompatibilität stimmen. Sehr vernunftgesteuert ist ihr Ansatz da.
Das war also auch Redestoff, aber bei weitem nicht unser vorrangiges Thema. Das ganze lief wirklich sehr entspannt ab. Irgendwann wurden die Treffen regelmäßiger, so einmal die Woche und wir texteten dann auch öfter.
Nach einem halben Jahr merkten wir dann beide, dass sich etwas verändert hat. Wir hatten Gefühle für einander entwickelt. Wir wurden beide kurz panisch, weil wir auf keinen Fall unsere Freundschaft gefähren wollten. Ich kann für mich sagen, dass ich in meinem Leben (immerhin 46 Jahre mittlerweile) nur 2-3 Menschen getroffen habe, mit denen es so geklickt hat. Der Gedanke, eine Affäre zu starten, die dann damit endet, dass man sich nicht mehr in die Augen sehen kann, hat uns beiden Angst gemacht.
Sie hat also wieder ihre Dating-Masche angeworfen und ich hab so ein bißchen meine Wunden geleckt, weil es ja nun nicht oft passiert, dass an jemanden trifft, mit dem man so harmoniert.
Der Plan hat nicht funktioniert, sie hat bei ihrem Date ständig an mich gedacht und ich an sie.
So kam eins zum anderen und wir wurden ein Paar. Leicht haben wir uns die Entscheidung nicht gemacht, aber die Gefühle waren eben sehr stark. Für sie war es eine komplett neue Erfahrung, denn sie ging an die Partnersuche ja immer mit Vernunft heran. Kopfgesteuert. Doch diesmal waren die Gefühle stärker und haben ihren Kopf quasi ausgehebelt.
Die Beziehung war eineseits extrem harmonisch. Es gab nie wirkich Streit. Wir haben uns so oft gesagt, dass wir uns lieben etc. ich kannte das vorher so nicht. Das hat uns beiden unglaublich viel gegeben.
Ihr fragt euch sicher, wo ist der Haken. Nun, der kommt jetzt: auf Grund des Altersunteschieds und weil sie vom Dorf kommt, wo ständig getratscht wird, haben wir die Beziehung nie komplett öffentlich gemacht. Ihre Unifreundinnen wussten es, unsere Familien und meine Freunde wussten es, aber ein Teil ihrer Bekannten und die Freundinnen, die sie als intolerant eingeschätzt hat, wurden nicht eingeweiht.
Uns war klar, dass das kein Dauerzustand sein wird, und es nach einer Weile egal ist, mit wem sie zusammen ist, aber anfangs eben den Ball flach zu halten. Im Nachhinein ist mir natürlich klar, dass sie da eine Schwäche hat und sich zu viel Gedanken darüber macht, was andere von ihr denken.
Dennoch hatten wir im Großen und Ganzen eine tolle Zeit. Sie ist bei mir eingezogen und wir haben echt sehr viel Zeit miteinander und mir ihrer Familie verbracht. Ich habe mich sehr geborgen gefühlt und das alles sehr genossen.
Nach 1,5 Jahren Beziehung gab es dann zwei kurze Phasen wo sie ins Grübeln kam. Das waren meist ein paar Tage und wir haben dann offen miteinander geredet. Sie hatte gleichzeitig auch diese Phase im Studium erreicht, wo man an allem zweifelt und Zukunftspläne, Freundschaften und eben auch die Partnerschaft auf den Prüfstand stellt. Die Frage, ob ich nun der Mann fürs Leben oder eben nur ein Mensch fürs Leben bin.
Nach zwei Jahren hat sie es dann beendet. Eine Woche vor Weihnachten. Für mich brach meine Welt zusammen. Ich verlor meine Partner, meinen besten Freund, eine Familie (mit Hunden. die vermisse ich auch tierisch), letztlich mein Gefühl eine Heimat zu haben.
Ich habe mir dann ziemlich schnell Hilfe gesucht, weil ich mental stark und schnell abgebaut habe. Es ist im Nachhinein echt gruselig, wie krass man und sein Leben in sich zusammenfallen kann. So 5-6 Wochen nach der Trennung hat sie den Kontakt abgebrochen. Ein Anruf zu meinem Geburstag, dann wieder geghostet. Sie hat mich auf den Social Media Accounts entfreundet etc.
Ich leide darunter sehr. Die Gedanken kennt ihr alle: sie hat für sich festgestellt, dass ihr Leben ohne mich schöner ist als mit mir. Obwohl ich mir zum Zeitpunkt der Trennung nicht zu Schulden hab kommen lassen oder so. Wie gesagt: wir hatten nie wirklich Streit.
Dieses Ich will keinen Kontakt zu dir. arbeitet stark in mir.
Dazu kommt, dass ich wenig Freunde habe. Wer mit Mitte 40 keine Familie mit Kindern hat, ist irgendwie immer das 5. Rad am Wagen. Es gibt ein, zwei befreundete Paare in meinem Umfeld und ansonsten leben mein besten Freundinnen weit weg und haben gerade selber ihre Krisen.
Man kann seinen Freundeskreis auch nur so und so lang mit dem ganzen Mist nerven. Und da ich (offensichtlich) immer sehr lang brauche, um so etwas abzuschließen, verbringe ich meine Wochenenden oft in einer sehr stillen Wohnung.
Fazit: es tut immer noch weh wie am ersten Tag und ich habe wenig Freude an den Sachen, die mir sonst immer Spaß gemacht haben. Die Therapie hilft für den Moment, aber hat nun auch noch keinen nachhaltigen Effekt, glaube ich.
So, das war es erstmal.
Falls das jemand wirklich gelesen haben sollte: vielen Dank für die Geduld.
08.09.2024 21:04 •
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