Zitat von Lilli66:@EchtJetzt , @E-Claire , @juliet ! Was sind eigentlich eure Themen, bzw. was sucht ihr in diesem Forum?
Ich finde bei euren Nicks keine Themen.
Also ich kann da ja nur für mich sprechen .
Schön, daß Du Dich für meine Geschichte interessierst. Wie die meisten hier im Forum habe ich eine, sie ist eben nur ein bißchen verteilt auf verschiedene Beiträge in verschiedenen Themen.
Warum das so ist?
Nun ja, weil ich eben verschiedene Themen habe. Ich bin ja eigentlich kein Freund von Vereinfachungen, aber um es mal herunter zu brechen:
ich bin Einzelkind einer Verbindung aus Borderline-Mutter und passender Komplimentärstörung meines Vaters und hatte 2010 erst am Anfang des Jahres einen richtig schweren Unfall und am Ende über Weihnachten ist meine Mutter an den Folgen ihrer nennen wir es mal Selbstmedikamentation völlig überraschend innerhalb weniger Tage gestorben. Sie wurde 56 Jahre alt, ich war gerade 32 Jahre ledig und ohne weiteren Anhang.
Mein Vater hat binnen weniger Monate meine Mutter ersetzt, mit der dann ein gemeinsames Schlafzimmer im Zimmer meiner Mutter eingerichtet, weil es so schön groß ist (Mietwohnung) und mir vorgeworfen, als ich nach 12 Wochen noch immer benebelt von Unfall und Verlust noch trauerte, ich würde ihm halt sein Glück nicht gönnen.
Zu meinem Vater besteht seitdem nur bruchstückhafter Kontakt, so stand ich also da 2010, keine Eltern, kein Partner, kaputtes Bein und eine ganze Reihe von wirklichen Problemen, vor allem zutiefst unglücklich. Ratlos.
Nun ja, mit so einer Geschichte landet man entweder in der Gosse oder eben auf der Couch.
Die Therapie finanziere ich selbst, habe ich in den ganzen Jahren selbst finanziert, weil relativ einfach so lange genug Kohle für Kippen da ist und andere selbstschädigende Dinge, muß auch die Kohle dafür da sein, jedenfalls den Versuch zu unternehmen, nicht so zu enden wie die, die die Ursachen für meine Schwierigkeiten gesetzt haben.
Manchmal ist Leben einfach richtig gesch.issen.
Wenn man dann auf der Couch sitzt und das ganze ernsthaft betreibt, dann tauchen halt Fragen auf. Meine erste und dringendste war, wie um Himmels Willen, ich mit der Trauer und dem Verlust umgehen soll. Wie machen denn andere Leute das so?
Trauerforen haben mich total getriggert, weil da fast nur Leute drin waren, die völlig gelitten haben.
Mein Schmerz aber war ambivalent, ich war unendlich traurig, sie fehlt mir bis heute, aber ich war eben auch erleichtert. Was jeder, der mit Persönlichkeitsstörungen als Angehöriger Erfahrung hat, vermutlich nachvollziehen kann. Frei haus gibt es dennoch ein schlechtes Gewissen, des ich war es nicht wert, daß sie sich ändert und auch nett, ich konnte ihr nicht helfen, weil ich nicht gut genug darin war.
Da man mit so einer Kindheit natürlich auch ein Händchen für Partnerwahl hat und wir alle, web native oder auch nicht, im 21. Jahrhundert leben, fängst halt irgendwann an, das Orakel des eben solchen zu befragen und landest bei Google.
Schwupp war ich im Forum. Die meisten, die hier aufschlagen, müssen mit Verlust umgehen lernen, loslassen, sich neu erfinden, sind aber doch auch eben in Ambivalenz gefangen.
Und da war, was ich lernen wollte.
Also mitlesen.
Aufrichtig betriebene Therapie, ist sicher kein Garant dafür, daß es voran geht, aber statistisch gesehen erhöhen sich die Chancen. Selbstzahler zu sein, muß man sich leisten können aber dann doch auch oft leisten wollen, erhöht die Chance weiter, weil man sich natürlich in einer besseren Position befindet hinsichtlich Auswahl und Wartezeiten.
(Lustig mir fällt grad auf, daß ich über die Jahre gesehen, davon sicher zwei neue Nase und wenigstens einen tummy tuck hätte kaufen können. wenn den Preisangaben den Boulevardpresse zu trauen ist).
Weiter gemacht. Damit ändern sich eben auch die Fragen. Vom loslassen ging es dann erst zum Umweg, Wahrnehmen und Begreifen.
Ist ja nicht so, daß man auf die Welt kommt oder in dieser herumspaziert und Eltern oder Partner begrüßen einen mit schön, dich zu sehen, ich habe übrigens eine Persönlichkeitsstörung. Passiert irgendwie dann doch recht selten.
Also wieder fleißig mitgelesen, diesmal zu anderen Themen.
Kumpel Trauer hat ja immer seine beste Freundin Wut mit im Schlepptau. Ab und zu dann mal einen oder den anderen ironisch, zynischen Beitrag verfasst.
Ansonsten weiter mit lesen.
Dann ging es zum nächsten Brocken, ist ja schön, wenn man weiß, woher Dinge kommen, aber bloß weil auf der Kippenschachtel draufsteht, daß der Inhalt mich umbringt, höre ich ja nicht einfach so auf.
Daher vom Wahrnehmen ins Fühlen, in den Versuch zu verstehen, welche Prozesse abgehen.
Womit wir bei einem ganz tollen und viel verwendete Begriff wären, Selbstliebe.
Da man diese leider weder essen noch inhalieren kann und die auch nicht in einem hübschen Whiskeyglas kommt, das nächste Problem. Was genau ist denn das bitte?
Und wie geht das?
Die ersten Schritte mit mehr Beiträgen hier im Forum gemacht.
Ansonsten weiter brav Auseinandersetzung in der Therapie betrieben.
Von der Selbstliebe kommst Du unweigerlich zum inneren Kind. Das bringt Dich mit dem Überlandbus (von wegen erste Klasse und so) zum Ego.
Aber wenn Du dort angekommen bist, Ego wohnt natürlich auf einem wunderschönen aber wirklich hohen Berg, es will ja runterschauen, wirfst Du so einen Blick ins Tal und Dir wird dann klar, daß Du zu irgendeinem Zeitpunkt, in irgendeinem Moment, so viel Wegstrecke zurück gelegt hast, daß Du irgendwann aufgehört hast, Dich als Opfer zu fühlen. Du hast Verantwortung übernommen.
Ist ja auch ein geeigneter Zeitpunkt auf so ner schicken Alm so im Sonnenschein. Klar, Du bestellst noch noch immer ein, zwei oder fünf große Hopfenkaltschalen und rauchen, tja das tust du auch immer noch. Aber große Feststellung: immerhin bist Du nicht mehr unglücklich. Es geht also voran.
Über das innere Kind, Selbstliebe und vor allem Ego, kann man hier echt viel lesen. Also auch weiter im Forum.
Kann man ja mal was zu schreiben.
Und dann passiert, was im Leben halt immer so passiert. Life throws you a curveball. Aber man ist eben nicht mehr, die ganz am Anfang stehende, sondern hat halt auch ein paar Techniken.
Und gleichzeitig findest Du die Stimme, die Du eh schon immer gehabt hast.
Und auf einmal schreibst Du einen Beitrag nach dem anderen.
Weil es jetzt ok ist, aufzuschreiben, was Du denkst. Weil Du nicht mehr sofort, den Rechner zuklappst und nicht weißt, ob du hoffst, daß es keiner oder viele lesen. Sondern, weil Auseinandersetzung ok wird.
Weil es ok ist, zu sagen, hach ich seh das aber anders.
Und weil das Thema sich gewandelt hat. Jeder der hier aufkreuzt hat eine Agenda. Jeder will gesehen werden. Jedem geht es grad nicht toll. Und das ist ok. Auseinandersetzung ist ok.
Sich zu streiten ist ok.
Ab und zu den Rechner zuzuklappen oder nicht zu wissen, wie wir morgen hierher zurückkommen sollen, nachdem letzten Beitrag ist ok.
So lange wir das Forum brauchen, kommen wir zurück.
Und wir lernen zu geben.
Weil ein Forum eben nur so existiert.
Manchmal geben wir, weil wir empfangen haben, manchmal geben wir anderen nur eins mit, weil jeder von uns eben noch ein Thema hat . Machmal wollen wir den Raufbold spielen, um uns auszuprobieren und manchmal sind wir einfach nur absolut berührt.
Manche von uns lesen einfach nur, andere eröffnen ein Thema nach dem anderen, wieder andere wechseln ihre Namen und schließlich andere schreiben irgendwann einfach nur ohne eigenes Thema.
@Lilli66 wir wissen beide, daß Dich nicht nur die Neugier nach meinem Thema schauen ließ, sondern auch die Frage, ob ich besser oder schlechter, richtig oder falsch, dieses oder jenes bin. Ein Teil von Dir war neugierig, ein anderer aber suchte Angriffsfläche.
Heute Abend habe ich jemandem, der eigentlich nur schauen wollte, ob ich überhaupt das Recht habe zu schreiben, was ich schreibe, mal meine Geschichte geschrieben.
Wie das geht? Weil ich immer wieder Verantwortung übernommen habe, egal wie doof ich das Konzept finde. Wie jeder hier habe ich Baustellen, bin weit weg davon perfekt zu sein, aber ich hatte Dir etwas zu sagen:
Dramaspirale.
Ich wünsch Dir alles Liebe.
ach und Shedia, ist jemand, von der ich glaube, daß ihr viele gemeinsame Gesprächsthemen hättet.