Umgang nach Beziehung mit Kollegin - wie verhalten?

W
Hallo,
ich habe hier mal quer gelesen und hier ist eines der wenigen oder sogar einziges Forum, wo man wirklich gute Tipps bekommt.

Ich fange einmal ganz von vorne, an, ich hoffe, es wird detailliert genug und ich erwähne alles Wichtige. Vor einem knappen halben Jahr habe ich eine Frau kennengelernt, die neu in unsere Behörde gekommen ist. Sie ist 21 Jahre alt, ich bin 10 Jahre älter. Sie gefiel mir von Anfang an, eine umwerfende Ausstrahlung. Sie war anfangs recht kalt, ich habe versucht, sie näher kennenzulernen und viel später erst erfahren, dass sie total verschossen in mich ist. Da ich das schon längst war, kamen wir irgendwie zusammen. Sie hat mich gegeistert. Durch und durch. Gerade auch durch ihre verschlossene Art war sie interessant.

Kurz nach dem wir zusammen kamen, erfuhr ich mehr und mehr, dass sie alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist. In vielerlei Hinsicht, feiern, S. und alles was dazu gehört. Da sie mich kannte, wusste sie von meiner sehr konservativen Einstellung, wusste auch, dass sie Gefahr laufen würde, wenn sie mir das verrät, dass ich mich sofort abwende. Hab ich nicht getan, weil ich sie wahnsinnig mochte. Trotzdem war ich nicht begeistert. Insbesondere hatte sie einen Monat vor unserem Kennenlernen wohl noch 2 parallele Affären laufen. Beziehungen mit Gefühlen waren ihr fast fremd, sagte sie hatte sie erst einmal vor meiner Zeit. Sie stellte mich als Freund ihren Freunden vor, ihren Eltern. Ich war quasi der zweite Freund überhaupt, den sie vorzeigte. Das war schon etwas Besonderes und das hab ich auch gefühlt.

Nach kurzer Zeit wurde es komplizierter, weil sie einfach keine Zeit hat. Sie wohnt von unserem Büro 120km weg, ich wohne nicht einmal 12km weg. Anfangs kam sie Sa/So zu mir, musste aber stets um 10 Uhr Sonntags fahren. Das nervte und zwar ordentlich, denn ich kam mir vor wie ein Stundenhotel auch wenn die Zeit mit ihr einfach himmlisch war. Viel zu kurz insgesamt.

Sie hat in ihrem Wohnort ein eigenes Haus, das aber den Eltern gehört, sie hat 1 sehr zeitintensives Hobby, sie reitet Turnier. Im Gegenzug muss sie in der Gaststätte ihrer Eltern helfen, und zwar täglich, zudem kommt das Pferd. Das heißt sie ist täglich 3-5 Stunden nach der Arbeit weg, inkl. Wochenende auch. Dann eben vormittags. Ein Alltag undenkbar. Mir wurde schnell klar, dass man SO eigentlich nur Affären führen kann, wo man kaum redet, wo man keine Fragen stellt, sondern S. hat und sonst nichts.

Gerade am Anfang fand ich das nicht sonderlich schön, dass ich Priorität 4 oder 5 war. Ihre Freunde waren von mir nicht begeistert, da ich weder rauche noch saufe, als einziger studiert habe und irgendwie nicht in die Dorfgruppe passe. Schade, ich hab mich dort ganz wohl gefühlt.

Mit der Zeit kam bei mir Misstrauen auf, denn ich war nie bei ihr, oben geschriebenes habe ich erst viel viel später erfahren, dass es tatsächlich so ist. Mein Misstrauen wurde genährt durch ständiges Vibrieren des Handys, es waren ständig alte Affären von ihr, das weiß ich heute, die scheinbar nie darüber aufgeklärt wurden, dass sie in einer Beziehung ist. Heute weiß ich auch, dass sie einfach so ist, sie gibt keine Erklärung oder Begründung ab, aber ich weiß auch, dass sie mir treu war. Ich weiß auch, dass sie tatsächlich im Reitstall war, stundenlang ihren Eltern geholfen hat.

Aber damals kam es mir einfach komisch vor, täglich 3-5h nie erreichbar sein, auch nicht per Handy, ich durfte sie nicht besuchen dort in der Gaststätte und auch nicht im Stall, ich war nur bei den Eltern in der Wohnung und in ihrer Wohnung jeweils zwei Mal.

Alles komisch und ich bin sowieso ein misstrauischer Mensch, so kam es, dass ich sie einfach spontan mal im Stall besuchen wollte und als ich dort aufschlug, war alles ok, aber sie machte mir eine Szene, als ob ich sie kontrollieren wollte, eigentlich kam ich vorbei, um sie zu überraschen.

Es ist auch unerheblich, ich habe sie auf dem falschen Fuß erwischt, sie fühlte sich von mir kontrolliert und wollte sofort eine Auszeit, da waren wir gerade einmal 3 Monate zusammen.

Man sollte nicht unerwähnt lassen, dass es eine der egoistischsten Personen ist, die ich je erlebt habe. Sie rief an, wann sie wollte, sie kam zu mir, wann ihr es passte, sie plante ihre Freunde wann ihr es passte und wenn es ihr nicht passte, nahm sie mich einfach nicht mit, ich lief so neben her. Jeder, der mich sah, schüttelte den Kopf und fragte mich, wieso tust du dir so jemanden an?

Optisch passen wir nicht zueinander, sie ist eher der Jogginghosentyp, ich der Anzugträger, und trotzdem ich war total verliebt in sie und auch heute klingen meine Gefühle nur langsam ab.

Diese Kontrollaktion hat vieles zerstört, aber auch ihre Verschlossenheit, die erst dazu geführt hat - da scheiden sich unsere Meinungen.

Die Beziehung ist vorbei und ich denke auch kaum, dass ein zweiter Start geholfen hätte, denn sie hat schlicht weg keine Zeit, bis auf Samstag ab 18 Uhr bis Sonntag 10 Uhr und so kann ich keine Beziehung führen, so kann ich niemanden ehrlich kennenlernen und ihm vertrauen. Geht bei mir nicht.

Sicher habe ich eigene Hobbys, aber die sind allesamt beziehungskompatibel, ich bin unheimlich viel unterwegs, bin Marathonläufer und trainiere auch im Fitnessstudio aber ich kann mir das auch halbwegs so gestalten, dass ich nicht 20h pro Woche trainiere, sondern vielleicht nur 10 Stunden.


Da sie die Beziehung sofort erkalten ließ, gab ich ihr drei Wochen Auszeit, während ich sie vermisst habe und fast krank wurde vor Sehnsucht, gab sie sich cool. Auf meine Whatsapp Nachrichten insbesondere an den Feiertagen reagierte sie mit stundenlanger Zeitverzögerung und irgendwann kam dann ein ich vermisse dich total und will dich zurück. Ich fiel einerseits aus allen Wolken und freute mich natürlich andererseits.

Aber Zeit für ein gemeinsames persönliches Gespräch fand sich plötzlich nicht in den 14 freien Tagen. Auch nicht an Weihnachten. Ich fühlte mich sofort wieder veräppelt, denn eine Whatsapp Beziehung führe ich nicht. Aus dem Alter bin ich raus. Wir trafen uns dann doch noch einmal mit vielem Hin und Her und ich merkte eine abweisend kalte Art wie nie zuvor, entschloss mich relativ spontan, diese kaputte Beziehung zu beenden. Sie weinte bitterlich, ich bereute (innerlich) meine Entscheidung, aber da sie gegen die Entscheidung nichts tat, nicht einmal verbal den Anschein machte, als ob sie mich wirklich wollte, beließ ich es bei meiner Entscheidung. Im ersten Moment fühlte es sich wirklich richtig an, dieses Hin und Her zu beenden.

Am ersten Arbeitstag im Büro ging ich auf sie zu, von ihr kam nicht einmal ein Blick. Dann viele Tränen und Trauer und ansatzweise der Hinweis, sie würde wieder gern mit mir zusammen sein, irgendwann küssten wir uns wieder und es war wie vorher. Aber am Wochenende war sie mal wieder so ausgeplant, dass wir uns schon wieder nicht hätten sehen können.

Irgendwie schrieben wir uns dann auch übers Wochenende nicht mehr über Whatsapp, sahen uns Montags wieder im Büro und sie hatte wieder kaum Empathie für mich, kein Blick in meine Richtung, ich kam mir richtig blöd vor, als ob ich ihr nachrenne - was ich auch irgendwie tat. Und ich war sauer auf mich. Ging in mein Büro und sprach diese Woche kein Wort mehr mit ihr, grüßte sie nicht, schrieb ihr nichts und ausser dienstlichen Belangen kein Ton von mir.

Am Wochenende dann auch keine Nachricht, ich fühlte mich im Büro einfach nur beschissen, zu hause ging es interessanterweise besser, wenn ich sie nicht in der Nähe wusste. Anfangs war es genau umgekehrt, da war ich um jede Sekunde froh die ich sie sah im Büro, zu hause hatte ich Sehnsucht. Nun hab ich im Büro keine ruhige Minute mehr und laufe quasi vor ihr weg, ich habe keine Lust mehr ihr in die Augen zu schauen und ihr zu begegnen. Fühle mich total unwohl in ihrer Gegenwart, weil ich mit ihr nicht umgehen kann.

Erst signalisiert sie mir, sie kann nur von mir los kommen, wenn ich auf Abstand gehe, dann tu ich das, dann ist sie tottraurig und beleigt, als ob jederzeit die Möglichkeit bestanden hätte, dass das wieder wird mit uns....

Ich habe das Bedürfnis mit ihr zu sprechen, einfach zu reden, oder ihr zu schreiben. Das Bedürfnis hab ich seit einer Woche und ich würde es gern tun, doch heute hatte ich wieder einen Vorgeschmack, da habe ich versucht mit ihr zu sprechen, nur kurz mal über die weitere Situation, dass ich gern wieder ein normales Verhältnis hätte, ohne den anderen jeweils aktiv zu ignorieren. Sie ließ sich auf kein Wort ein, tippelte am Smartphone herum und ignorierte mich. Ich kam mir vor wie ein Vollidiot, der im Regen stehen gelassen wird. Und geärgert hab ich mich auch darüber, dass ich mal wieder den Klügeren spielen wollte und auf sie zugehen wollte.

Ich kann mit dieser Situation im Büro nur schwer umgehen, unsere negativen Spannungen führen nämlich dazu, dass auch viele andere Kollegen genau das mit bekommen, was wir beide nicht wollten, nämlich dass wir scheinbar eine Beziehung hatten, die auch noch offenbar in die Brüche gegangen ist.

Außerdem finde ich es traurig, da ich sie wirklich immer noch sehr gern habe, eigentlich auch noch verliebt bin. Ich würde ihr das aber nicht mehr sagen wollen, weil ich ahne, dass sie dicht macht.

Wie soll ich umgehen, soll ich kalt zu ihr bleiben, auch wenn dadurch das Betriebsklima leidet? Soll ich wie bisher auch professionell meinen inneren Schmerz überspielen und weiter auch mal mit ihr Small Talk quatschen, wenn wir mit anderen Kollegen in der Pause sind? Oder soll ich der Gefühle wegen sogar versuchen nochmal an sie heranzu kommen?

Ich weiß nicht weiter, wir sind nun einige Zeit getrennt und diese Frau geht mir einfach nicht aus dem Kopf, ich habe sowas noch nie erlebt.

10.01.2014 15:29 • #1


Morgaine
Hallo,

ufff das ist wirklich hart für dich. Sie jeden Tag zu sehen hilft auch nicht gerade dabei, dass Ende euer Beziehung zu akzeptieren. Beim Lesen deiner Geschichte habe ich das Gefühl, dass sie noch in ihrer Findungsphase ist und diese Zeit ist bei den Meisten von Egoismus geprägt. Im Moment kann ich bei euch keine gemeinsame private Beziehung erkennen, weil ihr keinerlei Berührungspunkte habt.

Aus Erfahrung würde ich die dienstliche Beziehung weiter auf eine unpersönlich distanzierte Ebene halten. Getratscht wird auf der Arbeit eh und ich hätte Bedenken, dass wenn du ihr weiterhin deine Gefühle offen zeigst, es eventuell so Ende könnte, dass sie dich im Dienst vor Kollegen lächerlich macht. Ist bei uns kürzlich passiert, wo die Kollegin von Ihrem Freund verlassen wurde und sie nichts besseres zu tun hatte, als allen anderen Kollegen mitzuteilen, wie er im Bett war. Der Kollege war dermaßen von Ihr denunziert worden, dass er sich freiwillig in eine Klinik einweisen ließ, damit er es überhaupt verarbeiten konnte. Für uns Anderen war es eine sehr unangenehme Situation, weil egal was wir sagten, sie einfach nicht aufhörte. Naja anderes Thema.

Ich habe das Gefühl, du warst nur eine reizvolle Erfahrung für sie, weil ihr sehr unterschiedlich seit. Hätte sie für dich die gleichen intensiven Gefühle wie du für sie, hättet ihr auch einen Weg gefunden, die Freizeit gemeinsam zu verbringen. Nur dafür hätte sie auch wollen müssen. Und dazu war sie bei dir nicht bereit.

Drücke dich mal fest und wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit

10.01.2014 18:01 • #2


W
Danke für die Worte, die ich genau so befolgen werde. Dienstliches Verhältnis, nicht mehr und eher weniger.

Den Eindruck, dass ich einen gewissen (vielleicht auch) s.uellen Reiz auf sie ausgeübt habe, also ein Abenteuer war, hab ich auch, das macht mich nicht gerade glücklich oder stolz, eher ziemlich traurig, da ich somit auch ein Stück weit an meiner Menschenkenntnis zweifeln muss. Aber es gibt immer wieder Situationen, wo man sich irrt im Leben.

Ansatzweise hab ich genau das, was Du beschreibst bereits entdeckt: Lächerlich machen vor Kollegen. Wir haben das Ritual, im großen Kreis mit 10 Leuten die Pause zu verbringen und früher hielt sie sich einfach raus und zurück. Mittlerweile kommen Spitzen, nach dem Motto Du hast doch mal gesagt, dass du dies und jenes gemacht hast, wo ich dann eben reagieren muss, sie will testen, wie weit kann sie gehen und wie reagiere ich. Ein wenig Abgleichen dessen, was ich ihr mal unter 4 Augen gesagt habe, wie erzähle ich es der Gruppe in der Pause. Das nervt, daher hab ich mich da auch entfernt.

Weitere Sache ist, dass sie mich zwar noch einige Male per Whatsapp kontaktiert hat, aber sehr oberflächlich, mehr als Test ob ich noch antworte, das letzte Mal hab ich nicht mehr geantwortet. Vorgestern habe ich ihr deutlich gemacht, dass ich ein angemessenes dienstliches Verhältnis schätze, mehr oder weniger hat sie so getan als höre sie es garnicht.

Ihr Verhalten ist für mich absolut schleierhaft, dieses extreme Ignorieren vor allem. Ich leide auch unter der Situation und vermutlich sogar mehr als sie, ich versuche sie aber zu respektieren. Sie dagegen behandelt mich wie den letzten Dreck.

Abstand ist wohl der einzige Weg, so weit es geth.

11.01.2014 07:55 • #3




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