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Umgang mit toxischer Mutter

Polly89
Hallo,

meine Mutter ist seit 20 Jahren Alk., ich war damals 10 Jahre alt gewesen, als es angefangen hat. Ganz schlimm wurde es 3 Jahre später, als sie ihren damaligen Lebensgefährten kennengelernt hat. Ebenfalls Alk., Kettenraucher, Gewalttätig. Hatte dann 4-5 Jahre kaum Kontakt zu ihr, weil ich nicht mitansehen wollte, wie er sie mehr und mehr kaputt macht. In der Zeit gab es immer iweder Zwischenfälle mit Polizei und Co - ich war ein Teenager und hatte meine eigenen, teils heftigen Probleme mit Panikattacken.
Lange Rede kurzer Sinn. Mein großer Bruder und ich haben über all die Jahre immer wieder versucht ihr zu helfen und für sie da zu sein. Adressen rausgesucht, wo sie sich hinwenden könnte, allg. Tipps gegeben, um wieder Freude am Leben zu bekommen usw. Nichts hilft. Ihren gewalttätigen Exfreund ist sie zum Glück seit nunmehr 8 Jahren los, aber sie selbst ist total kaputt.
Im Suff ruft sie ständig an oder schreibt mir, wie missraten ich doch sei, dass sie sich wünscht uns Kinder nie bekommen zu haben, ich irgendwann alleine enden und sterben werde (weiß nicht, woher sie diese Annahme nimmt). auf den sozialen Netzwerken wettert sie weiter über uns, insbesondere, wenn wir den Kontakt einschränken.
Mein Bruder und ich haben schon mehrmals den Kontakt abgebrochen, teils über mehrere Jahre. Als sie vor 2 Jahren meinte, dass sie sich umbringen will, habe ich den Kontakt wieder zu ihr aufgenommen. Habe mir versucht klarzumachen, dass sie krank ist, aber ich komme immer wieder an meine Grenzen.
Mir geht es seit geraumer Zeit auch nicht gut, hatte ein Burnout und muss mich beruflich neu orientieren, dazu habe ich noch Liebeskummer.
Sie macht mich weiterhin psychisch fertig, ich finde sie einfach nur anstrengend. Eine Mutter ist sie für mich schon lange nicht mehr (seit meiner Jugenden eigentlich schon nicht mehr). Abwer ich habe sie natürlich trotzdem lieb und möchte nicht, dass sie sich was antut, oder dass es ihr schlecht geht, wenn ich den Kontakt abbreche. aber so kann es für mich auch nicht weitergehen.

Habt ihr einen Rat? Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Wie seht ihr das alles?

20.02.2019 13:10 • #1


E
Zitat von Polly89:
. Abwer ich habe sie natürlich trotzdem lieb


Warum das? Das klingt nach eingimpfter gesellschaftlicher Konvention.

20.02.2019 13:15 • x 2 #2


A


Umgang mit toxischer Mutter

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Sway82
Es ist durchaus legitim sich aus einer toxischen Eltern-Kind-Beziehung zu lösen. Du musst nicht in dieser Situation verharren.
Du bist nicht für das Wohl deiner Mutter verantwortlich. Auch wenn es schmerzt zu sehen, was sie aus ihrem Leben macht und wie sie euch behandelt. Ziehe Konsequenzen für DEIN Leben. So wie sich dein Post liest, hast du grundsätzlich gerade ein paar Dinge zu schultern. Achte auf dich und sei mutig, den Schritt des Lösens zu gehen.

20.02.2019 15:23 • x 2 #3


LastUnicorn
Zitat von AlexH:

Warum das? Das klingt nach eingimpfter gesellschaftlicher Konvention.


Was für ein Quatsch!
Hast Du schon mal Kleinkinder gesehen, die vom Jugendamt aus ihrem Elternhaus gerissen wurden weil sie dort misshandelt oder vernachlässigt worden sind und diese trotzdem gefleht und gebettelt haben und wieder nachhause wollten, weil es nun mal ihre Eltern sind?

Als Kind suchst Du automatisch eine Bindung zu einem Erwachsenen, weil es auch Dein Überleben bedeutet und diese Bindung die Du in den frühen Lebensjahren aufbaust, ist schwer zu kappen!

Ich habe selber ein sehr schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter, auch wenn die Problematik nicht ganz so stark ausgeprägt ist wie bei Dir liebe TE.
Ich kann mir aber vorstellen wie Du Dich fühlst.
Bist Du jemals psychologisch bereut worden aufgrund dieser Situation mit Deiner Mutter?
Ich sehe es tatsächlich auch so, dass Du trotz (und gerade wegen) der emotionalen Erpressung versuchen müsstest Dich zu lösen und die Verantwortung für ihr Leben Deiner Mutter überlassen solltest.
Alk. in dieser ausgeprägten Form ist ja auch schon eine Art Selbstmord, für den Du auch nicht die Verantwortung trägst.
Manchmal muss man anderen Menschen (auch Familienmitgliedern) eine gewisse Härte entgegen bringen, um sich selber zu schützen, auch wenn Dein Gewissen Dich anfangs auffrisst.
Wenn Du zulässt das sie mit ihrer Manipulation Erfolg hat, wird sie es immer wieder tun.

Und ja, sie ist krank und bräuchte Hilfe, aber diese hast Du ihr ja schon mehrfach angeboten. Das alles spricht sie aber nicht davon frei Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Wie steht denn Dein Bruder dazu?

20.02.2019 15:39 • x 2 #4


Polly89
Danke für eure Antworten.
Ich weiß, dass ich nicht für sie verantwortlich bin und mir keine Vorwürfe machen muss, aber dann ist da gleichzeitig diese innere Stimme die sagt, dass man seine Eltern nicht im Stich lassen darf. Ich weiß, dass sie immer darunter leidet, wenn wir in der Vergangenheit den Kontakt zu ihr abgebrochen haben.

Zitat von LastUnicorn:

Was für ein Quatsch!
Hast Du schon mal Kleinkinder gesehen, die vom Jugendamt aus ihrem Elternhaus gerissen wurden weil sie dort misshandelt oder vernachlässigt worden sind und diese trotzdem gefleht und gebettelt haben und wieder nachhause wollten, weil es nun mal ihre Eltern sind?

Als Kind suchst Du automatisch eine Bindung zu einem Erwachsenen, weil es auch Dein Überleben bedeutet und diese Bindung die Du in den frühen Lebensjahren aufbaust, ist schwer zu kappen!


Ganz genau. Die ersten Lebensjahre bis ins Kindesalter, habe ich eigentlich ausschließlich gute Erinnerungen an sie. Sie war sehr liebevoll und ich war in der Zeit auch ein totales Mamakind. Diese Erinnerungen machen es schwer zu akzeptieren, was für ein Mensch sie geworden ist.

Zitat von LastUnicorn:
Bist Du jemals psychologisch bereut worden aufgrund dieser Situation mit Deiner Mutter?


Generell ja. Nicht nur wegen ihr, sondern wegen der gesamten Familiensituation, die uns damals alle belastet hat. Ich habe Panikattacken entwickelt, meine Mutter wurde eben Alk.. Dadurch bedingt und durch die traumatischen Erfahrungen mit ihrem Exfreund habe ich Verlustängste entwickelt. Ich komme mittlerweile so weit gut mit mir zurecht. Manchmal denke ich, dass das meine Mutter sieht und dadurch mit ihren eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten konfrontiert wird. Sie also quasi unbewusst eifersüchtig auf meine Stärken ist. Ich kann mir sonst nicht erklären, warum sie mich so runter machen muss.

Zitat von LastUnicorn:
Ich sehe es tatsächlich auch so, dass Du trotz (und gerade wegen) der emotionalen Erpressung versuchen müsstest Dich zu lösen und die Verantwortung für ihr Leben Deiner Mutter überlassen solltest.


Das Lösen geht bei ihr anscheinend nur ganz oder gar nicht. Selbst wenn ich versuche den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken und dann auch nur auf die schönen Dinge, kommen immer wieder Anfeindungen oder alte Geschichten zu Tage.

Zitat von LastUnicorn:
Manchmal muss man anderen Menschen (auch Familienmitgliedern) eine gewisse Härte entgegen bringen, um sich selber zu schützen, auch wenn Dein Gewissen Dich anfangs auffrisst.
Wenn Du zulässt das sie mit ihrer Manipulation Erfolg hat, wird sie es immer wieder tun.


Das Problem ist, dass mein Bruder und ich es ihr auch genau so immer wieder sagen. Nämlich dass wir den Kontakt abbrechen werden, wenn sie uns weiterhin so emotional fertig macht. Sie sagt dann zwar immer, dass es nicht wieder vorkommt, aber es geschieht trotzdem - oft aus heiterem Himmel. Irgendeine Erinnerung, dann kommt der Alk und dann wettert sie los und kann richtig eklig werden.
Wenn wir uns dann von ihr abwenden sind wir die bösen Kinder, die sie angeblich nicht mehr lieben würden.

Zitat von LastUnicorn:
Wie steht denn Dein Bruder dazu?


Mein Bruder hat seit ca 2 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihr, bzw. tauschen wir uns natürlich aus, aber offiziell meidet er sie.
Davor hatte ich ca 2 Jahre keinen Kontakt zu ihr, bis diese Androhung mit dem Selbstmord via FB kam. Ich weiß, dass das ein Hilferuf war, aber sie war schon öfters mit der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht worden (schlimme Leberwerte, Alk., usw.).
Ihr geht es generell besser, wenn sie zumindest mit einem von uns in Kontakt steht. Sie trinkt zwar, aber nicht so exzessiv, dass sie ins Krankenhaus muss.

Was ich eben nicht verstehe ist diese Aggressivität gegenüber uns Kindern. Sie vergleicht uns auch ständig mit den Kindern ihrer Freunde und Bekannten, die scheinbar beruflich erfolgreicher sind. Dann sagt sie diese schlimmen Dinge, die ich schon erwähnt habe usw. Wie kann eine Mutter so etwas nur immer wieder betonen und das, obwohl mein Bruder und ich ihr schon immer gesagt haben, dass wir den Kontakt abbrechen werden, wenn sie uns so nieder macht. Sie macht es trotzdem! Was stecken da für Beweggründe hinter?

20.02.2019 17:52 • #5


E
Wenn ich sowas lese,blutet mir als Mutter das Herz.Du hättest es besser verdient.Da du so jung in das Drama deiner Mutter gezogen wurdest, kann ich dir nur ans Herz legen, dir für deinen Weg therapeutische Unterstützung zu suchen.Du hast nicht die Verantwortung für sie.Du kannst ihr nicht helfen, du kannst nur selbst bei dem Versuch zu Grunde gehen.
Ich bin mir nicht sicher, ob die Suchthilfe nicht auch in deinem Fall zusätzlich unterstützen könnte?
Es tut mir wirklich unglaublich leid und ich wünsche dir, dass du es schaffst dich zu befreien.

20.02.2019 18:11 • x 1 #6


Polly89
@EchtJetzt

Danke für deine Worte. Ich habe auch schon mal überlegt zur Suchthilfe zu gehen, bzw. zu irgendwelchen Angehörigentreffen. Weiß aber nicht, ob mich das vielleicht nicht noch mehr runterziehen würde.

20.02.2019 18:22 • x 1 #7


LastUnicorn
Das ist wirklich sehr traurig Polly, was Du da mit Deiner Mutter mitmachen musst, das tut mir ehrlich ehrlich Leid.

Zitat von Polly89:
Dann sagt sie diese schlimmen Dinge, die ich schon erwähnt habe usw. Wie kann eine Mutter so etwas nur immer wieder betonen und das, obwohl mein Bruder und ich ihr schon immer gesagt haben, dass wir den Kontakt abbrechen werden, wenn sie uns so nieder macht. Sie macht es trotzdem! Was stecken da für Beweggründe hinter?


Ich bin kein Psychologe und kann da auch nur mutmaßen, aber ich denke das verhält sich wie mit allen Menschen, die mit sich selber nicht klar kommen. Wenn sie euch angreift und klein macht, kompensiert sie wohl ihr eigenes Versagen (wenn man das so nennen darf). Ich denke in klaren Momenten wird ihr schon bewusst sein, das in ihrem Leben gehörig etwas schief läuft. Aber durch das Trauma und den Alk. hat sie sich einfach nicht im Griff. Das hat aber letztlich nicht wirklich etwas mit Dir oder Deinem Bruder zu tun. Ich glaube sie ist wirklich nicht anders in der Lage eine Verbindung zu euch herzustellen. Und sie möchte auch die Verantwortung für ihre Situation nicht übernehmen. Also schiesst sie gegen euch.

Zitat von Polly89:
Sie also quasi unbewusst eifersüchtig auf meine Stärken ist. Ich kann mir sonst nicht erklären, warum sie mich so runter machen muss


Ich denke das hast Du hier schon richtig erkannt.
Sie müsste eigentlich diejenige sein die euch haltet bietet und das sie das nicht kann ist ihr wohl bewusst. Und ihre Verzweiflung äußert sich dann eben dadurch das sie euch runter macht.

Zitat von Polly89:
Wenn wir uns dann von ihr abwenden sind wir die bösen Kinder, die sie angeblich nicht mehr lieben würden.

Das ist auch ganz klar der Fall von emotionaler Erpressung, sie weiß ja was sie dadurch bei Dir und Deinem Bruder auslöst.

Zitat von Polly89:
Das Lösen geht bei ihr anscheinend nur ganz oder gar nicht. Selbst wenn ich versuche den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken und dann auch nur auf die schönen Dinge, kommen immer wieder Anfeindungen oder alte Geschichten zu Tage.


Vielleicht ist das auch letztlich der einzige Weg damit Du Ruhe findest.
Solange Sie ihr Problem nicht erkennt und einen Entzug macht wird sich ihr Verhalten vermutlich auch nicht verändern. Du kannst da nicht wirklich viel machen. Ihr kann nur geholfen werden, wenn sie dies selber will, alles andere macht keinen Sinn.
Vielleicht solltest Du doch nochmal psychologische Hilfe in Anspruch nehmen oder eine Gruppentherapie aufsuchen für Angehörige für AA? Du gehst ja sonst daran kaputt.

20.02.2019 18:25 • x 2 #8


LastUnicorn
Zitat von Polly89:
@EchtJetzt

Danke für deine Worte. Ich habe auch schon mal überlegt zur Suchthilfe zu gehen, bzw. zu irgendwelchen Angehörigentreffen. Weiß aber nicht, ob mich das vielleicht nicht noch mehr runterziehen würde.


Es geht ja hierbei auch darum sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu sehen wie andere damit umgehen, auch mit dem eigenen Schuldgefühl. Denn ich denke, das ist es was es Dir am schwersten macht.
Wirklich viel positives kannst Du ja aus eurem Mutter/Tochter-Verhältnis nicht mehr ziehen, aber das schlechte Gewissen und das Du das Gefühl hast für sie verantwortlich zu sein hält Dich ja auch davon ab den Kontakt zu ihr abzubrechen.

Ich denke das wäre eine gute erste Anlaufstelle.
Ich persönlich finde es immer sehr befreiend sich mit Menschen auszutauschen die in Deiner Lebenssituation stecken, so dass man das Gefühl hat verstanden zu werden.
Wenn alle um einen herum mit Deinem Problem nichts anfangen können, weil sie es nicht nachempfinden können, kann man sich schon sehr einsam fühlen.

20.02.2019 18:29 • x 1 #9


S
Hey... heftige Sache!

Deine Idee zu einer Angehörigengruppe mal zu gehen ist sicher nicht verkehrt.

Du musst auf dich schauen, hast Liebeskummer und eigene Probleme... find das echt schwer wenn sie dich immer wieder kontaktiert und hinunterzieht.

Bei so einem Treffen kann man sich austauschen und da erfährst du sicher bessere Tipps!

Komme auch aus einem toxischen Elternhaus... und leider ist das dann oft auch der Grund für viele Probleme die man im weiteren Leben hat. Ich minimier den kontakt zb auf ein Minimum... doch dann tut es mir leid und verbringe zb Zeit mit meiner Mutter... Resultat ich fühle mich nachher immer sehr schlecht und gehe wieder mehr auf Distanz. Auch nicht optimal....

Was man alles im Leben nicht braucht...

20.02.2019 18:56 • x 1 #10


Kontra
Liebe Polly,
Ich habe deinen Thread mit viel Mitgefühl gelesen - aus deinen Worten kann ich deutlich deine Zerrissenheit herauslesen, dein innerer Zwiespalt zwischen Liebe zur Mutter und Selbsterhaltungswillen. Du fragst nach dem Umgang mit einer toxischen Person, gerade wenn es die Mutter ist, bleibt oft nur der eine Weg, dort noch halbwegs heile raus zu kommen: Kompletter Kontaktabbruch. Denn mit toxischen Personen ohne Krankheitseinsicht und Änderungswunsch, in Kombination mit einer Suchterkrankung, gibt es nur einen möglichen Umgang: keinen.
Ich bin auch eine dieser bösen Töchter, die ihr eigenes Wohl über die fehlgeleiteten und erpresserischen Bedürfnisse ihrer Mutter gestellt hat, und ich sage dir eins: Ich habe keinen einzigen Tag diese Entscheidung bereut. Ich hatte vorher mehr Ängste als danach, vorher mehr negative Gefühle als danach, vorher stellte ich es mir so wahnsinnig schwierig vor - und dann war es doch, mit einem Mal, eine solche Erlösung. Das heißt nicht, dass es jedem - dir - auch so gehen wird, aber ich möchte dir Mut machen, auch an Das Undenkbare zu denken: dass ein Leben ohne die toxische Person, auch und gerade wenn es die eigene Mutter ist, manchmal ein besseres ist.

Ich verlinke dir außerdem noch @ramse der eine ähnliche Entscheidung zu treffen hatte (hoffe das ist in Ordnung, ramse!), vielleicht kann er auch noch was dazu sagen.

Man hat nur eine Mutter, aber die muss man nicht behalten.
Vergiss nicht: Du darfst für dich selber Grenzen setzen!

P.s. die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Süchtigen heißt Al-Anon, das sind sehr kompetente und erfahrene Mitglieder, kann ich nur empfehlen!

20.02.2019 19:02 • x 7 #11


E
Zitat von Polly89:
@EchtJetzt

Danke für deine Worte. Ich habe auch schon mal überlegt zur Suchthilfe zu gehen, bzw. zu irgendwelchen Angehörigentreffen. Weiß aber nicht, ob mich das vielleicht nicht noch mehr runterziehen würde.


Vielleicht einfach versuchen? Vorher nimmst du ja Kontakt zur Suchthilfe auf,da kannst du deine Bedenken auch ansprechen. Vielleicht gibt es ja auch weitere Angebote, abgesehen von einer Angehörigengruppe?
Ein Anruf schadet nicht und du kannst da jederzeit wieder aussteigen.

20.02.2019 19:14 • x 1 #12


L
Zitat von Polly89:
Wie kann eine Mutter so etwas nur immer wieder betonen und das, obwohl mein Bruder und ich ihr schon immer gesagt haben, dass wir den Kontakt abbrechen werden, wenn sie uns so nieder macht. Sie macht es trotzdem! Was stecken da für Beweggründe hinter?


Na - in erster Linie der Alk., der enthemmt. Durch die Sucht läuft sie davor weg ein eigenverantwortliches Leben zu führen und an der eigenen Frustration zu arbeiten.

Einfach klarkriegen, dass ihr eurer Mutter und euch auch am besten helft wenn ihr getrennte Wege geht.

Ohne Drama - einfach ne klare Ansage, sich nicht durch Emotionen beeindrucken lassen.

Ich stamme aus einer Familie voller Egozentriker. Richtige Bindungen untereinander, ein normales Familienleben und Nähe gab es nicht. Es ging nur um Leistung und gegenseitige Abfeierei.

Interessant fand ich auch, dass sowohl meine (getrennten!) Eltern als auch meine Geschwister Partner hatten, die sie absolut vergötterten und sich nur um sie drehten. Das hatte nahezu skurrile Züge.

Am heftigsten fand ich es als meine Mutter schwer erkrankte und sich die gesamte Familie nahezu täglich darüber austauschte, was zu tun ist, um wirklich jeder Befindlichkeit nachzugeben und im Wochenrhythmus Pfleger ausgetauscht wurden, weil dies oder jenes nicht passte.

Eigenverantwortlichkeit, Schwierigkeiten und Probleme anzunehmen und so zu lösen, dass nicht jeder sich komplett aufopfern muss - Fehlanzeige.

Mein Leben ist meine Sache. Schwierigkeiten muss ich so gut es geht alleine lösen und ich habe auch kein Recht dazu zu erwarten, dass mir andere helfen oder zu Diensten sind. Das ist mir unglaublich wichtig.

Ich war diese Dramen irgendwann absolut Leid. Und ich war auch nicht mehr dazu bereit jedem meiner Familie zu bestätigen wie toll er/sie ist.

Deswegen habe ich dann begonnen sowas ins Leere laufen zu lassen, gar nicht mehr darauf einzugehen. Zumal ich durch einen längeren Auslandsaufenthalt auch mit einer Familie zu tun hatte, in der es kein Drama gab, kein wer ist der tollste etc. Sondern jeder hat eben sein Ding gemacht, auch mal was erzählt, aber die meiste Zeit hat man einfach schöne Aktivitäten miteinander unternommen, die meistens recht unspektakulär waren. Schön und entspannend. In dieser Zeit ging es mir emotional so gut wie noch nie.

Sprich es gab wirkliche Nähe und gleichzeitig ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Da möchte man auch von sich gerne helfen, wenn mal wirklich Not am Mann ist, weil man weiß, dass es nicht die Regel ist, sondern die Regel ist, dass man meistens eine gute Zeit miteinander hat.

Von meiner Ursprungsfamilie habe ich mich nach und nach komplett verabschiedet. Auch ganz unspektakulär - und das interessante - es hat kaum jemanden gejuckt, weil von mir keine narzisstische Zufuhr mehr kam. Sprich ich hatte keinen Nutzen für sie.

Auch nicht im Bösen - ich denke mir eben, dass sie so sind wie sie sind. Bewusst wollte mir keiner schaden, aber es bringt eben nichts wenn du nach jedem Treffen dich erstmal 2 Tage erholen musst. In erster Linie ist man für sich selbst verantwortlich und das Leben kann schneller vorbei sein als man denkt.

Mir hat diese Entscheidung eine große positive Kehrtwendung gebracht - viel mehr Energie, ich wurde viel offener und lebensfroher.

20.02.2019 19:44 • x 3 #13


B
Zitat von Polly89:
Ich weiß, dass ich nicht für sie verantwortlich bin und mir keine Vorwürfe machen muss,
aber dann ist da gleichzeitig diese innere Stimme die sagt, dass man seine Eltern nicht im Stich lassen darf.

Ich weiß, dass sie immer darunter leidet, wenn wir in der Vergangenheit den Kontakt zu ihr abgebrochen haben.

Woher kommt die Stimme, wessen Stimme in dir ist das?
Wer in dir sagt das du deine Eltern nicht in Stich lassen darfst ?
Ist es nicht eher so, dass sie dich in Stich lassen und manipulieren ?
Du bist das Kind und übernimmst eine Verantwortung, die du nicht haben brauchst,
du hast aufgrund deiner Erfahrungen selber mit Verlustängsten und Panikattacken zu tun,
kümmere dich gut um dich, deine Mutter ist alt genug um für sich selbst zu sorgen, sie hat noch keinen Vormund, sodaß davon auszugehen ist, daß sie noch zurechnungsfähig ist.
Sie weiß wo sie Hilfe bekommen kann wenn sie wirklich will.
Lasse sie los, damit du dein Leben leben kannst bevor es dich noch mehr vergiftet.

Manche Alk´s müssen erst in der Gosse landen bevor sie wirklich bereit sind etwas zu verändern.

Alles Gute für dich !

21.02.2019 00:40 • x 4 #14


Polly89
Ich danke euch für eure vielen Antworten!
Nachdem mich meine Mutter bei Whatsapp erneut fertig gemacht hat (schriftlich und per Sprachnachricht), habe ich ihr geschrieben, dass ich Abstand nehmen möchte. Sie solle endlich mal lernen zu begreifen, dass ihr Umgang mit mir nicht fair und alles andere als mütterlich ist. Sollte sie irgendwann ihre Fehler einsehen oder bewusst werden, kann sie sich bei mir melden. Bis dahin kann sie nichts von mir erwarten.

- So habe ich das geschrieben.
Allerdings steht ihr Geburtstag vor der Tür und dann wird es ihr wieder schlecht gehen, weil ihre Kinder den Kontakt zu ihr abgebrochen haben


Zitat von Benita:
Woher kommt die Stimme, wessen Stimme in dir ist das?
Wer in dir sagt das du deine Eltern nicht in Stich lassen darfst ?


Meine eigene. Ich habe schon früh Verantwortung übernehmen müssen. Mein kleiner Bruder (habe ich bisher nicht erwähnt), kam behindert auf die Welt (auch ein Grund, warum meine Mutter angefangen hat zu trinken). Sie war damals komplett überfordert mit 3 Kindern, Haus und Garten. Mein Vater war viel arbeiten. Ich habe dann irgendwann angefangen ihr Arbeit abzunehmen und mich viel um meinen kleinen Bruder zu kümmern. Ich war selbst noch ein Kind und als meine Mutter mit dem Alk angefangen hat, ging viel kaputt und ich hatte plötzlich das Gefühl für meinen kleinen Bruder UND für sie da sein zu müssen. Diese Verantwortung konnte ich bis heute nicht ganz ablegen. Das sind auch Gründe, warum ich ein Burnout erlitten habe. Ich neige dazu zu viel zu machen. Mir zu viel aufzuhalsen. Für alles und jeden da zu sein und mich und meine eigenen Bedürfnisse zu übergehen... da rauszukommen ist extrem schwer. Ich gebe mein Bestes..

21.02.2019 07:59 • x 1 #15


A


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