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Umgang mit starken Emotionen

T
Hallo liebes Forum,

ich würde mich echt über euer Feedback freuen

Ich habe und hatte schon immer folgendes Problem:
Wenn eine Person die mir sehr nahe steht (feste Freundin oder jemand, mit dem sich gerade etwas ernsthaftes entwickelt) etwas macht oder nicht macht, was mir gegen den Strich geht, löst das in mir immer einen emotionalen Strudel aus.

Diesen Strudel habe ich mittlerweile einigermaßen unter Kontrolle. Sprich, ich verhalte mich nicht komplett anders und fang an zu streiten, diskutieren oder dergleichen, sondern bleib einigermaßen ruhig.
Innerlich brodelt es aber in mir. Es fühlt sich dabei nicht wirklich wie Wut an, sondern es ist ein ganz intensives unangenehmes Gefühl.

Rational gesehen ist mir bewusst, dass meine Gefühle viel zu intensiv sind, vor allem, weil der Auslöser selten eine derart große Bedeutung hat.
Es ist manchmal einfach Kleinigkeiten, wie z.B. versetzt zu werden.

Ich möchte nochmals betonen, dass ich weiß, dass ich (viel) zu intensiv auf viele Auslöser reagiere.
Und genau da möchte ich ansetzen!

Kennt jemand dieses Problem?
Wie geht ihr damit um?
Versucht ihr den Auslöser zu relativieren?
Lenkt ihr euch ab?

Vielen lieben Dank für jede Rückmeldung!

24.09.2020 21:54 • x 2 #1


E
Ich denke Du solltest darüber nachdenken, welche Situationen genau das sind, die diese Gefühle in Dir auslösen. Vielleicht 'triggert' Dich da etwas - erinnert Dich also unbewusst an ähnliche Situationen, die Dich stark verletzt haben.
Wenn Du die Ursache kennst, kannst Du vielleicht besser damit umgehen, weil Du weißt, dass es gar nicht an Deiner Freundin in der akuten Situation liegt, sondern es eigentlich um etwas ganz anderes geht!

24.09.2020 22:00 • x 4 #2


A


Umgang mit starken Emotionen

x 3


T
Hallo Emma,

vielen Dank für deine Antwort

Ich denke ich bin ein ziemlich selbstreflektierender Mensch. Sprich, ich tu mir auch leichter gewisse Ursachen zu erkennen.

In dem konkreten Fall bin ich indirekt versetzt worden. Ich hab dadurch das Gefühl, dass sie die Gesellschaft anderer bevorzugt. Das verunsichert mich und ich fühl ich auch ein wenig unfair behandelt, weil ich mir eigentlich den Abend für sie freigehalten hätte.

24.09.2020 22:07 • #3


E
Zitat von tester:
Das verunsichert mich und ich fühl ich auch ein wenig unfair behandelt, weil ich mir eigentlich den Abend für sie freigehalten hätte.

Na das ist ja erst mal eine völlig normale Reaktion. Was genau macht Dir dabei so Angst?

24.09.2020 22:11 • x 2 #4


T
Zitat von Emma75:
Na das ist ja erst mal eine völlig normale Reaktion. Was genau macht Dir dabei so Angst?


Vorweg: Wir sind nicht zusammen
Wir kennen uns schon seit rund 2 Jahren, hatten aber nicht mega viel Kontakt.
Seit rund 2 Monaten entwickelt sich etwas, wobei nicht wirklich klar ist, worauf das genau hinausläuft.

Das ist die Ausgangssituation, die vermutlich auch eine Rolle spielt, aber nicht entscheidend sein soll.

Was mir Angst macht?
Dass sie weniger investiert in diese Sache als ich.

Ich kann dir nicht sagen woher das kommt, weil mir bewusst ist, dass ...
a) Ich selbst bestimmen kann, wie viel ich investiere
b) Sie umgekehrt zu nichts zwingen kann

Irgendwo habe ich einfach diese idealisierende Vorstellung, dass beide involvierten Menschen in etwa gleich viel geben. Und ich für meinen Teil hätte die heutige Situation vermutlich einfach anders gelöst.

24.09.2020 22:19 • #5


E
Zitat von tester:
Was mir Angst macht?
Dass sie weniger investiert in diese Sache als ich.

Aaah - daher weht der Wind. Du hast Angst, abgelehnt zu werden oder irgendwie nicht richtig gewollt zu sein. Wenn man das Bauchgefühl hat, dass jemand weniger involviert ist als man selbst, ist da entweder was dran oder man hat eine frühere Zurückweisung noch nicht richtig verdaut. Zusätzlich kommt noch der Ärger, dass man weniger entspannt ist als man sich gibt und sich selbst vormacht - ist da was dran?

24.09.2020 22:24 • x 1 #6


T
Zitat von Emma75:
Aaah - daher weht der Wind. Du hast Angst, abgelehnt zu werden oder irgendwie nicht richtig gewollt zu sein. Wenn man das Bauchgefühl hat, dass jemand weniger involviert ist als man selbst, ist da entweder was dran oder man hat eine frühere Zurückweisung noch nicht richtig verdaut. Zusätzlich kommt noch der Ärger, dass man weniger entspannt ist als man sich gibt und sich selbst vormacht - ist da was dran?


Ja, absolut.

Ob sie wirklich weniger involviert ist als ich, weiß ich nicht genau. Aber ich vermute es eigentlich eher nicht. Sie zeigt es nur auf eine andere Art und Weise.

An den beiden anderen Punkten ist natürlich was dran. Das stimmt zu 100%

24.09.2020 22:26 • #7


tlell
Ich mach dann immer einen bildlichen Schritt zur Seite. Ich mach mir klar der andere gehört mir nicht und hat keine Verpflichtung mir gegenüber. MIr hilft es immer zu relativieren. Sie muss die andere Person nicht lieber haben als dich. Vielleicht hat eine ihr wichtige Person eine persönliche Krise/ Ärger/ Streit. Sie hat vielleicht die Zeit deswegen mit der anderen Person verbracht. Kann auch umgedreht sein sie selber hatte eine schwierige Situation und ihr steht euch noch nicht nah genug um sich an dich zu wenden. So gibt es eine Menge Möglichkeiten die gewesen sein können und nichts über deine Wichtigkeit aussagen. Mir hat dieses verinnerlichen geholfen, gelassener reagieren zu können. Das kann man in vielen Situationen auf viele Weisen anwenden. Vielleicht hilft es dir auch.

25.09.2020 00:19 • x 2 #8


C
Zitat von tester:
Es fühlt sich dabei nicht wirklich wie Wut an, sondern es ist ein ganz intensives unangenehmes Gefühl.


Setz dich mal mit dem Begriff Emotionsregulation auseinander.

Ich bin Impulsiv und suchte für die Regulation meiner Gefühle immer etwas im außen. Mittlerweile kann ich es ganz gut selbst.

Habe aber auch ADS und das hört zum Krankheitsbild dazu.

Aber es gibt viele Gründe dafür, vielleicht begründet sich das bei dir, wie Emma sagte darin, dass es dich triggert, aufgrund von Erlebnissen von früher.
Angst vor Enttäuschung spielt dabei auch eine Rolle, denke ich.

Und GANZ WICHTIG: Gefühle, besonders solche Intensiven nie in dich hinein fressen, also irgendeine andere Art von Ventil suchen, un sie dann raus zu lassen.
Denn sie im ersten Moment zurück zu halten ist zwar ok (auch damit es nicht bei Kleinigkeiten ausartet) aber trotzdem muss das dann nachher irgendwie raus.

Als Ventil sollte man sich eine Bewältigungsstrategie aussuchen die Individuell zu einem passt, aber halt echt nicht Schädigend für dich oder andere ist.

Mein Ex hatte das z.b nicht und schädigte sich mit Alk. und Dro. selbst.
Er wusste zwar dass ihm das nicht gut tut (zumindest mit dem Alk.) aber anscheinend war er aufgeschmissen wenn es darum ging eine andere Bewältigungsstrategie zu finden.

Zitat von tester:
Gefühle viel zu intensiv sind



Gefühle sind NIE zu Intensiv. Höchstens reagiert man mal über, aber das hat ja dann auch seine Gründe. Und wenn es gerechtfertigt ist, weil z.b etwas sehr schlimmes passiert ist, dann ist das auch ok, so lange man sich wie gesagt nicht dauernd im Ton vergreift oder Schädigend sich oder andere gegenüber verhält.

Außerdem sind solche Leute, die quasi Ausschläge in die Negative Richtung haben, auch das sehr intensive positive Gefühle und daran ist ja echt gar nichts schlecht, da würde man ja dann auch nichg sagen: die Gefühle sind zu intensiv.

25.09.2020 05:30 • x 2 #9


C
Zitat von tester:

Vorweg: Wir sind nicht zusammen
Wir kennen uns schon seit rund 2 Jahren, hatten aber nicht mega viel Kontakt.
Seit rund 2 Monaten entwickelt sich etwas, wobei nicht wirklich klar ist, worauf das genau hinausläuft.

Das ist die Ausgangssituation, die vermutlich auch eine Rolle spielt, aber nicht entscheidend sein soll.

Was mir Angst macht?
Dass sie weniger investiert in diese Sache als ich.

Ich kann dir nicht sagen woher das kommt, weil mir bewusst ist, dass ...
a) Ich selbst bestimmen kann, wie viel ich investiere
b) Sie umgekehrt zu nichts zwingen kann

Irgendwo habe ich einfach diese idealisierende Vorstellung, dass beide involvierten Menschen in etwa gleich viel geben. Und ich für meinen Teil hätte die heutige Situation vermutlich einfach anders gelöst.



Ah, also geht es eher um Ängste.

Dachte so wie du es formuliert hast, ginge es um starke Emotionen die du versuchst zu unterdrücken.

25.09.2020 05:33 • x 1 #10


C
Zitat von Cathlyn:
Gefühle sind NIE zu Intensiv. Höchstens reagiert man mal über, aber das hat ja dann auch seine Gründe. Und wenn es gerechtfertigt ist, weil z.b etwas sehr schlimmes passiert ist, dann ist das auch ok, so lange man sich wie gesagt nicht dauernd im Ton vergreift oder Schädigend sich oder andere gegenüber verhält.

Außerdem sind solche Leute, die quasi Ausschläge in die Negative Richtung haben, auch das sehr intensive positive Gefühle und daran ist ja echt gar nichts schlecht, da würde man ja dann auch nichg sagen: die Gefühle sind zu intensiv.



Edit: außer natürlich es liegt eine Borderlinestörung oder vergleichbares vor. Weil da gibt es eine starke Idealisierungsphase gefolgt von Abwertung. In dem Kontext sind dann solche starken Emotionen nicht normal im herkömmlichen Sinne, sondern bedingt dadurch.

25.09.2020 05:51 • x 1 #11


Zweizelgänger
Hallo,
also erstmal würde ich sagen, dass versetzt werden nicht unbedingt eine Kleinigkeiten ist.
Natürlich spielt es eine Rolle ob es ein versetzt werden war und du umsonst gewartet hast oder ob dir jemand einfach abgesagt hat und sich dafür bei dir ganz normal gemeldet hat, sich dafür entschuldigt hat und ihr einen neuen Tag vereinbart habt.

Ich denke es ist auch wichtig, dass du gut auf dein Bauchgefühl hörst und nicht unbedingt an etwas festhältst, das dir nicht gut tut.

Das Andere ist, dass du dir auch mal anschauen solltest wie es mit deinem Selbstwert aussieht.
Wenn du für dich eher Dinge mit dir machen lässt, die dir nicht gut tun, du die Schuld eher bei dir suchst und keine Grenzen hast, solltest du überlegen warum das so ist.
Natürlich heißt das nicht, dass du dich gar nicht hinterfragen solltest, aber ein gesundes Maß an persönlichen Grenzen solltest du schon haben und diese auch für dich und deine Umwelt leben.

Wie alt bist du denn?
Grundsätzlich ist mir das zwar egal, aber es ist eben schon so, dass man im Laufe der Zeit Erfahrungen macht und immer auch lernt und deshalb finde ich, dass man jemanden besser unterstützen kann, wenn man ein paar Informationen hat.

25.09.2020 06:13 • x 1 #12


T
Zitat von tlell:
Ich mach dann immer einen bildlichen Schritt zur Seite. Ich mach mir klar der andere gehört mir nicht und hat keine Verpflichtung mir gegenüber. MIr hilft es immer zu relativieren. Sie muss die andere Person nicht lieber haben als dich. Vielleicht hat eine ihr wichtige Person eine persönliche Krise/ Ärger/ Streit. Sie hat vielleicht die Zeit deswegen mit der anderen Person verbracht. Kann auch umgedreht sein sie selber hatte eine schwierige Situation und ihr steht euch noch nicht nah genug um sich an dich zu wenden. So gibt es eine Menge Möglichkeiten die gewesen sein können und nichts über deine Wichtigkeit aussagen. Mir hat dieses verinnerlichen geholfen, gelassener reagieren zu können. Das kann man in vielen Situationen auf viele Weisen anwenden. Vielleicht hilft es dir auch.


Hi

Danke für deine Nachricht!

Du hast da was missverstanden. Dass sie mir wegen einem Freund absagt ist vollkommen in Ordnung und sie auch begründet.
Dass ihr Treffen aber kürzer gedauert hat als gedacht und sie dann nicht auf mich zu, sondern auf eine Feier gegangen ist, hat mich verletzt.

Das was du sagst, macht absolut Sinn

Tief in mir drinnen sind leider extreme Besitzansprüche gegenüber einem (potentiellen) Partner verankert. Ich nehm mal an, das hat mit Verlustängsten und der Kindheit zu tun?
Das verschärft jede Situation enorm, weil man Menschen nie kontrollieren kann und logischerweise auch nicht sollte!

25.09.2020 09:25 • #13


T
Zitat von Cathlyn:

Setz dich mal mit dem Begriff Emotionsregulation auseinander.

Ich bin Impulsiv und suchte für die Regulation meiner Gefühle immer etwas im außen. Mittlerweile kann ich es ganz gut selbst.

Habe aber auch ADS und das hört zum Krankheitsbild dazu.

Aber es gibt viele Gründe dafür, vielleicht begründet sich das bei dir, wie Emma sagte darin, dass es dich triggert, aufgrund von Erlebnissen von früher.
Angst vor Enttäuschung spielt dabei auch eine Rolle, denke ich.

Und GANZ WICHTIG: Gefühle, besonders solche Intensiven nie in dich hinein fressen, also irgendeine andere Art von Ventil suchen, un sie dann raus zu lassen.
Denn sie im ersten Moment zurück zu halten ist zwar ok (auch damit es nicht bei Kleinigkeiten ausartet) aber trotzdem muss das dann nachher irgendwie raus.

Als Ventil sollte man sich eine Bewältigungsstrategie aussuchen die Individuell zu einem passt, aber halt echt nicht Schädigend für dich oder andere ist.

Mein Ex hatte das z.b nicht und schädigte sich mit Alk. und Dro. selbst.
Er wusste zwar dass ihm das nicht gut tut (zumindest mit dem Alk.) aber anscheinend war er aufgeschmissen wenn es darum ging eine andere Bewältigungsstrategie zu finden.




Gefühle sind NIE zu Intensiv. Höchstens reagiert man mal über, aber das hat ja dann auch seine Gründe. Und wenn es gerechtfertigt ist, weil z.b etwas sehr schlimmes passiert ist, dann ist das auch ok, so lange man sich wie gesagt nicht dauernd im Ton vergreift oder Schädigend sich oder andere gegenüber verhält.

Außerdem sind solche Leute, die quasi Ausschläge in die Negative Richtung haben, auch das sehr intensive positive Gefühle und daran ist ja echt gar nichts schlecht, da würde man ja dann auch nichg sagen: die Gefühle sind zu intensiv.


Danke Cathlyn!

Darf ich dich vielleicht nach konkreten Strategien fragen? Was machst du beispielsweise?
Liebendgerne auch per DM

25.09.2020 09:27 • #14


S
Zitat von tester:
Tief in mir drinnen sind leider extreme Besitzansprüche gegenüber einem (potentiellen) Partner verankert. Ich nehm mal an, das hat mit Verlustängsten und der Kindheit zu tun?
Ja. Hat es . Weiss ja nicht wie extrem und belastend das extrem bei Dir so ausfällt. Wenn es zu arg ist und Du es alleine nicht gut beschwichtigt bekommst , macht ggf. eine Therapie Sinn. Die Beherrschung nach außen ist auf jeden Fall schon mal ein guter Fortschritt . Nur ist das natürlich mehr als unschön, wenn es dafür nun die ganze Zeit in Deinem Inneren kocht. Da geht es bei Dir ja gegen die Lebensqualtität , die Du in/mit einer Beziehung erreichen kannst .

25.09.2020 09:39 • x 2 #15


A


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