Hallo zusammen,
ich bin schon etwas länger stille Mitleserin und könnte ein paar Gedankenanstöße „von Außen“ gebrauchen, wie ich irgendwie vernünftig mit meiner Situation und meinen Gefühlen umgehen kann.
Ich hatte eine Affäre mit einem Arbeitskollegen (damaliger Vorgesetzter). Mein AM ist fast 10 Jahre älter, langjährig verheiratet, vier Kinder. Ich selbst damals auch noch in einer langjährigen Beziehung. Die Affäre lief in etwa ein Jahr, hauptsächlich emotional, Intimitäten aufgrund der Entfernung (wir arbeiteten in unterschiedlichen Städten) nur unregelmäßig. Mein AM und ich haben gegen Ende der Affäre immer häufiger über Trennung und gemeinsame Zukunft geredet. Allerdings habe ich relativ schnell gemerkt, dass seinen Trennungsgedanken nicht so recht der Tatendrang folgen wollte… Ich war dann irgendwann emotional komplett durch den Wind, habe mich hingehalten gefühlt und wusste nicht mehr so richtig wo mir der Kopf steht. Im Oktober 2022 habe ich dann nach einem Jahr mein bis dato gut verdrängtes Gewissen wiederentdeckt und habe die Affäre mit allem drum und dran meinem LP offengelegt, weil ich ihn schlicht nicht mehr anlügen wollte und er für sich selbst eine Entscheidung treffen können sollte. Mein AM hat daraufhin recht überstürzt seiner EF ebenfalls die Affäre gebeichtet (allerdings „Version light“), weil er Angst hatte, dass sie es andernfalls über meinen LP erfährt. Diese „ungeplante“ Beichte hält er mir auch bis heute vor, weil das bei ihm zuhause wohl das komplette Chaos ausgelöst hat.
Ich bin an das ganze Thema damals sehr naiv herangegangen, habe das Ausmaß der Verletzungen, die ich meinem LP mit der Affäre zugefügt habe, wirklich maßlos unterschätzt. Auch, was die Affäre insgesamt sämtlichen Beteiligten an Traumata zugefügt hat. Und ja, ich bereue das inzwischen sehr. Die Beziehung zu meinem LP ist inzwischen beendet aber noch halbwegs im Guten auseinander gegangen. AM hatte nach der Beichte erstmal seine Gefühle für seine EF wiederentdeckt, ist in den Eherettungsmodus geswitched und hatte den Kontakt mit mir abgebrochen. Wir haben uns - mit Wissen seiner EF - nur noch einmal im November persönlich ausgesprochen.
Ein paar Wochen später hat sich mein AM wieder bei mir gemeldet, er könne nicht ohne mich leben und möchte mit mir zusammen sein. Wir haben dann wieder zusammen gearbeitet und die Affäre ging in die zweite Runde (in erster Linie auf emotionaler Ebene, weil Treffen aufgrund des Misstrauens seiner EF nur sehr schwer umsetzbar waren). Seiner EF hat er nichts von der Zusammenarbeit erzählt. Was soll ich sagen, es war ein ewiges Hin und Her und es ging stetig bergab: ich konnte mit jedem Tag weniger Verständnis für ihn und seine Situation, für seine Zerrissenheit und sein ewiges Weiterlügen aufbringen. Auch in der Zusammenarbeit war es einfach schwierig, weil ich ihn nicht eben mal anrufen konnte und teilweise sogar über seine Assistentin mit ihm kommunizieren musste, damit es nicht auffliegt. x-mal habe ich gehört, er macht reinen Tisch zumindest was die Zusammenarbeit angeht, passiert ist natürlich nichts. Irgendwann hat er dann endlich mal relativ deutlich gesagt, dass er sich doch nicht trennen kann. Nachdem er mir dann auch noch in der Arbeit extrem in den Rücken gefallen ist und ich mich sehr hintergangen gefühlt habe, habe ich dann letztendlich gekündigt. Der Schritt ist mir sehr schwer gefallen, da ich diese Arbeit und vor allem mein Team sehr geliebt habe aber die Situation war für mich nicht mehr tragbar und ich bin emotional daran kaputt gegangen.
Das ist, relativ emotionslos betrachtet, die Ausgangslage. Auf emotionaler Ebene ist es nun so, dass ich weniger mit dem Affärenende ein Problem habe, sondern ganz massiv damit wie unsere (immerhin fast vierjährige, tägliche) Zusammenarbeit geendet hat, wie er mir da in den Rücken gefallen ist und sich am Ende einfach rar gemacht hat. Ich hatte nach meinem letzten Arbeitstag im November gesagt, dass ich keinerlei Kontakt mehr wünsche, solange er nicht auch mal Verantwortung übernimmt und persönlich vor mir steht, um sich zu entschuldigen. Ich weiß, dass ich großen Mist gebaut habe und die Kündigung letztendlich die Konsequenz ist, die ich daraus zu tragen habe. Aber ich tu mir einfach sehr schwer damit, dass er gefühlt keinerlei Verantwortung für irgendwas übernimmt, sich weiter durchwindet wie ein Aal und einfach weitermacht, wie bislang und es nicht mal schafft, sich einmal in Person auszusprechen und zu entschuldigen. Wir hatten dann deshalb seitdem nur sehr, sehr sporadisch Kontakt weil er an der Situation weiterhin nichts geändert hat (er müsste entweder wieder lügen, um mich zu sehen oder eben mal offenlegen, wie die Situation eigentlich wirklich war und beides möchte er nicht) und ich ihn nur immer wieder weggeschickt habe, wenn er sich in Erinnerung gerufen hat.
Jetzt hat er sich wieder bei mir gemeldet, weil seine EF eine Pressemitteilung über eines unserer gemeinsamen Projekte entdeckt hat, die aus einer Zeit stammt, in der wir „offiziell“ schon lange keinerlei Kontakt mehr hatten. Sie hat wohl behauptet, sie hätte mich angeschrieben, ob wir zuletzt noch gemeinsam gearbeitet haben und er wollte mich ursprünglich bitten, ihr nichts zu sagen (geschrieben hatte sie mir allerdings nicht). Nachdem wir telefoniert haben ist er inzwischen der Meinung, dass es das Beste wäre, wenn ich Kontakt zu seiner EF aufnehme, mich entschuldige, dann würde sie mich „entdiabolisieren“ können und ein abschließendes Treffen wäre möglich. So richtig weiß ich nicht, wie ich mit diesem Vorschlag nun umgehen soll. Für mich wäre ja die naheliegendste Lösung gewesen, dass nun endlich zum Anlass zu nehmen, mal transparent zu sein. Das möchte er aber nicht, weil er meint, dass verkraftet sie jetzt psychisch nicht mehr. Ich kann das nicht so richtig abschätzen, ob er mich da wieder mal anlügt oder ob es ihr psychisch wirklich so schlecht geht, wie er es darstellt; macht mir ehrlich gesagt auch zu schaffen. Ich würde mich tatsächlich sogar ganz gerne bei ihr entschuldigen (unabhängig von dem Treffen, ich weiß auch, dass sie das erwartet und ihr das bei der Verarbeitung helfen würde, sonst würde ich es nicht in Erwägung ziehen) aber halt nicht so, wie er sich das vorstellt. Nach seiner Vorstellung hat das wieder was von „Conspiracy“ weil er mich dann erstmal briefen wollen würde, wann wir wie Kontakt hatten etc. pp. damit das seiner Version der Geschichte entspricht und ich mich nicht verquatsche. Das wäre dann aber im Endeffekt ja wieder nichts anderes, als mir mit einer Lüge bzw. Vorenthalten von Tatsachen meinen Wunsch zu „erkaufen“. Aber mir geht es ja gerade darum, dass er auch mal Verantwortung übernimmt und seine Baustellen geregelt kriegt.
Rational weiß ich, dass es wohl das Beste wäre, das ganze jetzt einfach ruhen zu lassen weil jeder Kontakt mich nur immer wieder aufwühlt und das irgendwann einfach ohne sein Zutun zu verzeihen (mir selbst muss ich auch noch einiges verzeihen. ). Aber zum einen ist da - je nach Tagesform - einfach so unfassbar viel Wut in mir und ich weiß ganz oft einfach nicht mehr, wohin damit. Ich will diese Wut nicht mehr empfinden, mich zieht das runter und ich dränge mich damit selbst irgendwie in eine Opferrolle, in der ich gar nicht sein will. Zum anderen nagt es einfach an mir, dass das kein „besseres“ Ende gefunden hat, weil gerade ist niemand glücklich. Er nicht, EF nicht, ich nicht. Und ich habe manchmal die naive Vorstellung, dass man das eben doch noch vernünftiger hinkriegt. Ich habe sehr oft das Gefühl, dass ich das nur abschließen und loslassen kann, wenn ich eben dieses „Zeichen“ der Wertschätzung kriege. Das ist für mich irgendwie symbolisch.
So, und nun was?
22.02.2024 13:30 •
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