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Umgang mit Partnerin in depressiver Phase

Alvaro
Saludos Leute,

Ich versuche es möglichst kurz zu halten. Meiner Freundin geht es momentan nicht gut, was ich absolut verstehen kann. Sie ist allerdings dadurch auch relativ abweisend und kalt zu mir, weshalb es sich für mich ein bisschen schwierig gestaltet, damit umzugehen.

Sie hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Vater und liebt ihn sehr, bei ihm wurde vor kurzem aber ein bösartiger Krebs diagnostiziert, weshalb sie verständlicherweise sehr besorgt ist.

Ich bin kein Arzt, ich weiß nicht ob sie wirklich mit einer Depression zu kämpfen hat, aber oft wirkt es so. Für mich ist es nicht schwer geduldig zu sein, für sie da zu sein, ihr zuzuhören, Verständnis zu haben oder allgemein Gefühlvoll mit ihr zu sein, in dieser schweren Zeit.

Es kommt mir aber so vor, als würde sie sich im Moment komplett verschließen. Ich dränge sie natürlich zu gar nichts, mache keinen Druck oder spiele auch nicht die beleidigte Leberwurst. Im Gegenteil, ich weiß es geht ihr nicht gut und ich versuche sie zwischendurch aufzubauen, so wie heute zb. Mache das aber auch nicht ständig, weil es sonst nervig wäre, denke ich.

Sie war auf dem Weg zu ihrer Familie, zu der sie zwei Stunden fährt, weil ihr Vater ein Familientreffen geplant hat, bevor er ins Krankenhaus muss. Ich kann sie nicht begleiten, weil ich mit corona flach liege, seit ein paar Tagen. Als sie auf dem Weg war, schrieb ich ihr eine längere Nachricht, in der stand, dass sie auf sich aufpassen soll auf dem Weg und ich hoffe sie hat eine unkomplizierte Fahrt. Ich erwähnte, dass ich sie verstehen kann, dass es ihr nicht gut geht und ich das sehr gut nachempfinden kann, dass dieses Wochenende für sie nicht leicht wird, aber dass sie nicht vergessen darf, dass sie meine Löwin ist und stark und dass sie niemals allein damit ist, weil ich für sie da sein werde, egal was ist und das ich sie liebe.

Es kam so gut wie nichts zurück. Kein „Ich liebe dich auch“, nichts. Nur ein „Danke“. Das ist normalerweise echt kein Problem, nur gestalten sich unsere Unterhaltungen in letzter Zeit fast nur noch so. Ich sage oder schreibe etwas herzliches, aber es kommt kaum was zurück.

Letztens sagte sie mir, ich verdiene ihren Mist nicht und den Müll in ihrem Leben. Ich sagte ihr nur, dass ist kein Müll, das ist das Leben. Wir sind alle nur Menschen und uns gehts nicht immer nur gut und das eine Partnerschaft nicht nur für die guten Zeiten gedacht ist usw.

Meine Frage an euch, findet ihr auch, dass es Anzeichen einer Depression sind? Wie gehe ich am Besten damit um? Vor allem mit der „Kälte“ die mir manchmal entgegenkommt?
Findet ihr, dass es richtig ist, so herzlich zu ihr zu sein, oder könnte das nervig für sie sein, oder sollte ich sie weiter versuchen aufzubauen und ihr zu zeigen, dass sie nicht allein ist und diese kühle Art nicht zu persönlich nehmen?

Danke an jeden der eine Antwort für mich hat.

22.10.2022 15:59 • #1


Ayaka
ich denke es wäre gut, wenn du es ihr überlässt ob sie sich bei dir anlehnen will oder nicht. Dräng dich nicht zu sehr auf, aber zeig ihr, dass du da bist wenn sie dich braucht.

Erwarte nicht zu viel - wie sich hier zu beschweren, dass sie in der Antwort nicht liebevoll sei - ihr Vater ist todkrank - sie hat den Kopf woanders - sei einfach bereit ein Weilchen am Spielfeldrand zu stehen bis sie nach dir ruft. Jeder reagiert in Ausnahmesituationen anders und ich würde ihr an deiner Stelle diese Freiheit geben.

Mit war damals als mein Vater Krebs hatte der Austausch in der Kernfamilie auch wichtiger als der mit dem Partner.

22.10.2022 16:49 • x 3 #2


A


Umgang mit Partnerin in depressiver Phase

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Julika
Hallo @Alvaro, es spricht für dich, dass du deiner Freundin zeigst, dass du auch in schlechten Zeiten zu ihr stehst. Aber wie geht es dir dabei, wenn du mit deiner aufmerksamen und herzlichen Art nicht auf Resonanz stößt?

Mir scheint, dass du dich selbst komplett zurücknimmst und dass du gedanklich und gefühlsmäßig ausschließlich bei deiner Freundin bist und es ihr mit allen Mitteln recht machen willst. Sehe ich das richtig?

Das ist zwar auf den ersten Blick sehr edel, aber langfristig könnte es sein, dass deine Freundin mehr und mehr an Achtung verliert. Ihre Reaktionen deuten daraufhin. Wer dauerhaft zu nett ist, und dann noch zu jemandem, der kalt und abweisend ist, der wird leider nicht mit Dankbarkeit belohnt. Eher mit Respektlosigkeit oder Gleichgültigkeit. Mein Vorschlag: Wende dich mehr dir selbst zu und sei nicht mehr so auf das Wohlbefinden deiner Freundin fixiert.

Für mich ist ein ausgewogenes Geben und Nehmen die Basis für eine Partnerschaft. Bei euch läuft es gerade sehr einseitig ab, sodass eine Schieflage entstanden ist.

Ob deine Freundin tatsächlich depressiv ist, kann nur ein Arzt diagnostizieren. Und den wird sie erst aufsuchen, wenn es ihr richtig schlecht geht. Deshalb ist es gar nicht so gut, wenn du versuchst, ihr Unwohlsein abzufedern, indem du immer so wahnsinnig verständnisvoll bist.

Überlasse ihr die Verantwortung für sich und kümmere du dich gut um dich selbst. Unternimmst du auch mal etwas ohne sie? Sie weiß ja, dass sie in der Not auf dich zählen kann. Dränge sie zu nichts. Wenn sie Hilfe braucht, wird sie es dir schon sagen.

22.10.2022 17:17 • x 1 #3


Plentysweet
Lass sie ein bißchen in Ruhe und zu sich kommen. Nicht alle mögen so viel Aufmerksamkeit und Zuwendung (in Krisenzeiten). Ich denke, daß ihr das starke an-ihr-dran-sein von Deiner Seite aus zuviel ist. Vielleicht auch generell. Nimm Dich etwas zurück und mach Sachen für Dich .

22.10.2022 17:23 • x 4 #4


Unhinged
Hallo Alvaro,

Zitat von Alvaro:
Sie hat ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Vater und liebt ihn sehr, bei ihm wurde vor kurzem aber ein bösartiger Krebs diagnostiziert, weshalb sie verständlicherweise sehr besorgt ist.
.

Aufgrund deiner Schilderungen können wir hier nur mutmaßen. Da ich niemandem in einer emotionalen Ausnahmesituation eine psychische Erkrankung anflicken will, kann ich nur aus eigener, persönlicher Erfahrung berichten: ich schalte in den Überlebensmodus und muss mit der Flut an eigenen Gedanken und Gefühlen zunächst für mich klar kommen. Dann wende ich mich erst meinem Partner zu, der optimalerweise, weil er von der schlimmen Nachricht weiss, sich zurück nimmt und nicht von mir erwartet, in der Akutphase für sein Gefühlsleben auch noch Sorge zu tragen.

Sei im Hintergrund da und lasse sie erst einmal diese böse Nachricht verdauen. Sie wird zu dir kommen, ist aber gerade komplett durch den Wind innerlich und muss irgendwie sich an diese Situation gewöhnen oder sich damit arrangieren.

Es ist alles superlieb gemeint von dir, aber du musst nicht unsicher sein. Sie ist gerade überlastet.

Ob das auch eine Depression sein könnte, kann nur ein Experte feststellen.

22.10.2022 17:35 • x 3 #5


ImBlindflug
Hallo Alvaro,
ich stecke/steckte in einer ähnlichen Situation, allerdings auf der Seite deiner Freundin.
Mein Wunsch wäre gewesen, in den Arm genommen werden, weinen dürfen, reden dürfen und einfach gesehen und nicht abgelehnt zu werden.
Wir haben zusammen gewohnt, etwas Unterstützung im Haushalt (ich war ca 18 Monate mit der Pflege meiner Mama beschäftigt) wäre noch echt gut gewesen.
Da ich euch aber nicht kenne, kann ich dir nur sagen was meine Bedürfnisse gewesen wären.
Und scheinbar machst du ja genau sowas eh schon.
Meine Freunde haben da gut reagiert. Alle paar Tage gemeldet, meist per Nachricht und der Frage nach einem Treffen/Spazieren gehen gleich mit Terminvorschlag. Und wenn ich nicht reagiert habe einfach ein paar Tage später nochmal gemeldet.

Grundsätzlich klingt das auf ihrer Seite nach Krise, sowas überfordert massiv. Zeigt die eigne Endlichkeit, lässt einsam fühlen. Und so weiter. Ob Depression oder nicht kann aus der Ferne niemand sagen.

Ansonsten gibt es AngehörigenGruppen, dort kannst du auch nachfragen und dich informieren.

22.10.2022 17:36 • x 3 #6


Alvaro
Erst einmal vielen Dank für eure Antworten! Ich möchte noch dazu erwähnen, dass ich echt kein Klammeräffchen bin, oder ihr ihre Freiheit nehme, oder meinen eigenen Bedürfnissen nicht nachgehen kann oder oder oder. Dies jetzt ist aber wirklich eine Ausnahmesituation, mit ihrem Vater. Ich wäre gern für sie da, will sie aber nicht erdrücken. Mache ich auch nicht. Das einzige was ich mache bzw gemacht habe war, sie zwischendurch (nicht ständig) versuchen aufzubauen, oder ihr halt zu signalisieren, dass jemand da ist.

Ich möchte mich auch nicht über sie beschweren, das ist nicht meine Intention. Bin nur etwas überfordert mit ihrer Kühlen Art und weiß keinen richtigen Weg damit umzugehen.

Momentan halte ich mich einfach zurück. Sie meldet sich kaum noch bei mir. Das verstehe ich nicht und macht mir Sorgen. Ich drängele mich diesbezüglich ebenfalls nicht auf, klammere nicht, mache keine Szene, renne ihr nicht nach, versuche zu verstehen, dass sie vielleicht erstmal Zeit für sich braucht. Es fühlt sich aber einfach seltsam an. Als würde sie sich total von mir entfernen emotional.

Versteht mich nicht falsch, ich will nicht das sie mich braucht in der Form von irgendwie abhängig von mir zu sein oder sowas. Es wäre einfach schön, wenn ich mich als ein Teil ihres Lebens fühlen würde.

Noch vor ein paar Tagen sagte sie mir, dass sie sich mit mir immer beschützt fühlt. Plötzlich meldet sie sich kaum noch. Heute schrieb sie mir, dass es ihr gut geht und es bei ihrer Familie trotz der Umstände angenehm ist und das sie hofft, dass es mir besser geht, wegen corona. Das war die einzige Kommunikation zwischen uns vom kompletten Tag. Sie muss sich ja nicht ständig melden. Das verlange ich gar nicht von ihr, aber ich weiß ja nicht mal, ob sie zb jetzt immer noch bei ihrer Familie ist, oder ob sie mittlerweile schon wieder auf dem Heimweg ist oder sonstiges. Als wäre ich völlig egal. Ich weiß nicht.

23.10.2022 20:54 • #7


Unhinged
Ich weiß es leider auch nicht.
Grundsätzlich gebe ich dir natürlich Recht, dass sie schon ein kurzes Update geben könnte, wenn der letzte Austausch schon ein paar Tage her ist.

Für mich hört es sich wirklich immer noch nach Überforderung an. Und deswegen gerade diese nicht normale Reaktion. Man würde sich dann schon kurz mit dem Partner austauschen wollen.

Wie ist denn grundsätzlich ihre Familie so unterwegs? Ist das eher so, dass wirklich nur der inner circle Bescheid wissen darf? Einige Familien sind in Krisensituationen ja dann supereng miteinander.

24.10.2022 12:04 • #8


L
@Alvaro Ich an Deiner Stelle würde diese Veränderung nicht persönlich nehmen oder auf mich beziehen. Und ich würde nicht erwarten, dass alles so ist, wie immer.

Sie hat den Fokus gerade woanders, wird wahrscheinlich gedanklich Achterbahn fahren, ausgelaugt sein... Also ich schreibe da auch keine langen Whatsapp und bin auch nicht sentimental. Ich funktioniere dann irgendwie, wenn ich solche Schläge des Schicksals erleben... Emotion hat da erstmal keinen Platz, alles ist anstrengend.... ja auch Whatsapp an den Partner..

24.10.2022 15:49 • #9


A


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