Hallo,
ich bin 56 Jahre alt und lebe seit 5 Jahren in einer sehr schwierigen Beziehung. Er und ich sind sehr unterschiedlich.
Kurz zu mir: ich bin unstrukturiert, kreativ, verrückt, schwierig, launisch, introvertiert. Gerade beim letzten brauche ich um nicht unterzugehen eine gewisse Ichzeit am Tag. Lesen, Musik . . . einfach mal nichts tun - oder stricken. Nur für mich da sein.
Er plant alles von A - Z, von 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr, kreativ - hat leider außer Arbeit keine Hobbys mehr nachdem er eine schwere Verletzung an seiner Arbeitshand erlitten hatte. Dadurch kann er seiner Aussage nach - seine Hobbys nicht mehr nachkommen. Diese Verletzung passierte bevor wir uns kennenlernten.
Auch wenn ich irgendwie unstrukturiert bin . . . . ich schaffe mein Leben. Arbeite, halte das Haus sauber, schaffe meine Hobbys, zahle die Rechnungen usw. usw. usw. Aber das in meinem Takt und in meiner Schnelligkeit.
Er wirft mir vor - das zu recht - dass ich vieles beginne - und vieles gleichzeitig. Da hat er recht.
Er erzählte mir auch mal von einem Arbeitskollegen von ihm, der alles beginnt, sehr viele Projekte, die er dann nicht zuende führt. Also im Grunde wie ich.
ABER - er selbst? Wenn er nicht xig Projekte begänne und die dann teilweise jahrelang nicht vollendet - dann könnte ich ihn ernst nehmen in der Kritik. So aber nicht. Sage ich ihm dies - ist Streit die Folge.
Er ist unzufrieden:
im Job den er heute hat - aber ich erinnere mich, dass er auch im Job den er hatte, als ich ihn kennenlernte, unzufrieden war, dann im Job darauf. Und nun heute. Ich weiß von mir, dass meine Probleme bei der Arbeit an mir liegen. Wenn ich ständig Probleme habe, dann liegt es wohl weniger an der Arbeit, als an mir als Mensch. Es ist bei ihm der Chef, die Kollegen, die Art wie man mit ihm umgeht.
dann seine xig Projekte - er nimmt sich m. M. n. zu viel für einen Tag vor - so viel, wie er mal vor 10 Jahren schaffte, als er jünger war. Und heute schafft er das nicht mehr. Da er seinen eigenen Forderungen an sich nicht gerecht werden kann - kommt die Unzufriedenheit.
Was und wie er was von mir fordert/wünscht:
wenn ich sehe, dass er Hilfe braucht, soll ich sie ihm geben. Fragen müsste man nicht, Hilfe muss ungefragt gegeben werden. Brauche ich Hilfe, muss ich fragen, denn wie soll er wissen, dass ich beim z. B. Kochen seine Hilfe brauche?
Arbeiten müssen so ausgeführt werden, wie er es haben will - tue ich das nicht - wird er ungeduldig und reisst mir die Arbeit aus der Hand.
Mache ich was falsch - wie z. B. einmal die falsche Säge gebracht zu haben, werde ich - ich nenne es - vorgeführt. Versuche es doch mal mit dieser Säge durchzusägen, obwohl er weiß, das geht gar nicht. Der Witz dabei war auch noch, dort wo ich nach einer Säge suchen sollte, war es die einzige. Die richtige Säge lag ganz woanders.
Bittet er um was, muss es sofort erledigt werden, während er mir damit kommt: nur weil ich jetzt was für Dich machen soll, mache ich das jetzt noch lange nicht für Dich.
Ich habe schon versucht zu erklären, dass dieses Vorgeführt werden, oder ständig dumme Antworten zu bekommen, eine Art Respektlosigkeit wäre. Ob er mit seinem Chef oder Kollegen auch so umgeht. Das sei doch normal - war seine Antwort. Ich bezweifle mal, dass er auch so mit denen spricht - denn sonst wäre er arbeitslos.
Komme ich mal mit einer Kritik, kommen wie damals bei einer Werbung einer Sparkasse: mein Haus, mein Auto, meine Frau - xig Gegenkritiken, schau mal, was Du alles falsch machst.
Und wehre ich mich dagegen, kommt STREIT.
Streit wäre ja noch einfach, aber im Grunde streite ja nur ich mich. Er ist ja ruhig. Sagt nichts. Schmollt und ist beleidigt. Ich schreie, weil ich hilflos bin. Und er? Immer nur mecker, mecker, mecker. Ja, hat er recht. Meine schlechte Eigenschaft - absoluter Glauben an Gerechtigkeit - und damit einhergehend, dass nicht nur einer Schuld ist am Streit und sonstigen Schwierigkeiten, sondern beide. Aber durch dieses Schmolllen und Beleidigt sein und meinen Streit bin ich der Täter und er das Opfer. Er ist es nie in Schuld. Immer nur ich, weil ich streite.
Nach außen ist er ja so nett. Mich straft er mit Schweigen und Ignoranz, anderen gegenüber ist er dann aber immer noch saumäßig nett, während ich ja streite.
Ich habe ehrlich gesagt Angst, irgendeine Kritik zu äußern, weil es dann im Streit enden wird. Gut, dank meiner Hilflosigkeit streite ich dann auch nicht mehr regelkonform. Aber ich kann doch nicht alles in mich hineinschlucken, aus Angst. Denn dann hat er es geschafft, seinen Willen durch zu setzen. Irgendwie kommt es mir wie ein Kraftakt vor - wer gewinnt? Wer bekommt seinen Willen?
Ich stehe kurz davor zu gehen. Weil ich keine Kraft mehr habe, mich selbst zu sehen, für mich da zu sein, für mich einzustehen. Dabei aber ihn nicht zu überrollen.
Ich habe ihn gebeten, dass er doch bitte, wenn er der Meinung ist, meine Kritik sei nicht gerechtfertigt, dies auch sagt. Das Recht hat er doch. Genau wie ich. Aber was kommt? Keine Ansage, sich zurückziehen und schmollen.
Gerade ist wieder mal Streit.
Aktuell habe ich ihm aber auch gesagt, dass er recht hat, dass ich nur meckere. Ja. Ich renne hinterher, weil ich das ganze Streitthema geklärt haben möchte, während er abhaut und sich in Schweigen hüllt, bzw. mich wenn er was zu sagen hat, nur anmault. Aber er streitet ja nicht. Das tue ja nur ich.
Gleichzeitig habe ich ihm auch klar gemacht, dass ich für MICH versuche, dieses Verhalten zu unterdrücken, weil es MEINE Kraft ist, die ich verschwende, denn ich habe ja gelernt, dass es nichts bringt. Ich werde ihm, auch wenn er schmollt und beleidigt ist, meine Meinung und Kritik sagen. Passt sie ihm nicht, soll er etwas erwiedern und das zeitnah, aber nicht Wochen später. Und ich werde versuchen, nicht mehr zu meckern und hinterher zu rennen.
Ob ihm das dann gefällt, weil ich dann irgendwie von ihm abrücke - und ihn dann ja irgendwie ignoriere? Das weiß ich auch nicht.
Die Frage hier nach dem langen Text:
Wie geht man bitte sehr mit einem Menschen um, der sich so aus einem Streit herauswindet?
Ich frage mich, bin ich es in Schuld? Bin ich jemand, der ihn ständig angreift? Er wirft mir vor dass ich der Meinung bin, immer hätt er Schuld. Immer er, nie andere. Und wenn ich was sage - kommt nur noch: Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?
08.05.2023 09:42 •
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