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Umgang mit depressivem Expartner

milo32suryc
Hallo,

mich zerfrisst zur Zeit der Liebeskummer, da ich mir ständig Vorwürfe mache, dass die Beziehung hätte gerettet werden können .

Ich war 3 Jahre lang mit einem depressivem Partner zusammen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wegen einer stark depressiven Phase, haben wir zueinander gefunden. Wir waren unendlich glücklich miteinander, vieles lief schon fast zu perfekt. Die einzige Hürde war es, dass mein Partner kein berufliches Ziel hatte und arbeitslos war. Dies nagte zwar an unserer Beziehung aber ich habe unterstützt wo es nur ging (Bewerbungen, Einstellungen , erneutes Studium) .
Letztes Jahr kam dann die Krise, dass es so nicht mehr weiterginge und es kam nach viel Streiterei zur Trennung damit wir beide erst mal wieder genau wissen was wir wollen. Mein Expartner begab sich in Therapie und begann eine neue Ausbildung. Es wurde auf jeden Fall an sich gearbeitet. Ich war auch mit mehreren Dingen beschäftigt (Jobwechsel usw) .

Dabei haben wir aber irgendwie nie den Kontakt abgebrochen. Anfänglich war es recht verhalten aber mit der Zeit haben wir wieder zu unseren alten Schreibmustern zurückgefunden.

Bei mir ist die Liebe dann erneut entfacht , die aber anscheinend nie wirklich weg war! Mein Expartner sagte mir auch ständig dass ich ihm die Welt bedeute und mich nicht verlieren will.

Ich habe dann damit konfrontiert ob wir es nicht nochmals versuchen sollen und mir wurde dann offenbart dass zur Zeit nichts gefühlt wird. Also tief im Innern gibt es eine Anziehung aber wirkliche Gefühle empfinden geht nicht. Auch eine Aversion ggü Nähe is vorhanden (zb S.) . als wir uns trafen haben wir uns zwar wie wild umarmen können aber mehr war zu unangenehm was das Gefühlsbild natürlich bestätigte.

Ich bin am verzweifeln. ich spüre dass tief im Innern die Beziehung immer noch da ist. wir schreiben ja auch ständig miteinander
Aber die Ausbildung frisst sehr an den Ressourcen des Ex. un will mir das ganze nicht zumuten. ich solle ohne ihn glücklich werden.

Aber ich kann nicht aufhören meinen Ex zu lieben.

Ist es möglich dass eine Beziehung in Zukunft wieder möglich ist ? Wenn ich als Freund immer da bin ?

02.02.2020 17:01 • #1


E
Hi,

zunächst tut es mir leid für Dich, dass Du in einer solchen Situation bist.

Ich bin kein Experte für Depressionen, aber soviel ich weiß, hat eine Depression weniger mit einer traurigen Stimmung als damit zu tun, dass man antriebslos und selbst nichts oder kaum etwas fühlt (wird oft als Leere beschrieben)
Deswegen wird es sehr schwierig sein, eine Beziehung zu führen, solange der Partner selbst das Gefühl der Leere hat (ich interpretiere das so, da Du ja selbst schreibst, dass er zur Zeit nichts fühlt)
Ich weiß jetzt nicht, ob Dein Partner Medikamente nimmt. Die können die Gefühle noch erheblich weiter dämpfen.

Letztlich brauchst Du dir selbst keine Vorwürfe zu machen, dass Du mehr hättest machen können. Du bist ja für ihn da.
Die Frage ist nur, ob Du wirklich noch weiter versuchen möchtest, auf ihn zu warten. Weder gibt es eine Garantie dafür, dass es klappt, wenn Du als Freund immer da bist, noch möchte er es Dir ja weiter zumuten.

Wie geht es Dir denn dabei? Kannst Du immer mehr investieren und damit leben, wenn es doch nichts bringt? Zumindest meine ich herauszulesen, dass es Dir selbst dabei nicht gut geht (korrigiere mich, falls ich da falsch liegen sollte)

02.02.2020 19:04 • x 2 #2


A


Umgang mit depressivem Expartner

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mafa
Zitat von milo32suryc:
Ist es möglich dass eine Beziehung in Zukunft wieder möglich ist ? Wenn ich als Freund immer da bin ?


Das wird dir hier leider niemand beantworten können... Depressionen verändern Menschen... und wie er irgendwann mal sein wird wenn er da durch kommt ist auch ungewiss... Ich würde mir jedenfalls keine allzu großen Hoffnungen dahingehend machen

02.02.2020 19:08 • x 1 #3


P
Hallo,

ich bin depressiv und habe mich leider von meiner Liebe vor kurzem durch diese Krankheit trennen müssen. Vielleicht hilft es dir ja die Ansicht von der kranken Seite zu hören:

Diese Emotionslosigkeit, die durch Depression entsteht, ist zumindest bei mir das gewesen, was mich völlig aus der Bahn geworfen hat - ohne, dass ich es anfangs bemerkt habe. Wenn man tatsächlich anfängt zu realisieren, dass man nicht mehr fühlt und die Person, die man liebt, nicht mehr richtig wahrnimmt, bekommt man Angst. Sowohl vor der Situation als auch vor sich selber. Schließlich müsste man doch fühlen, wenn der Partner oder die Partnerin weint oder sichtlich leidet. Aber da war nichts, schlicht und einfach nur Leere. (Diese Leere ist nicht vergleichbar mit in Gedankenleere sein. Es ist viel mehr wie ein schalldichter Glaskasten in dem man sich befindet, der einen keine Gedanken oder Träume haben lässt, sondern viel mehr einen irgendwie im ganzen Geschehen ohne jegliche Anwesenheit und Emotion sitzen lässt - man ist da, aber weder in der eigenen Innenwelt, noch in der Außenwelt auch nur ansatzweise anwesend.)
Das bedeutet nicht, dass es einem egal ist, wenn der Partner oder die Partnerin weint bzw leidet, es bedeutet nur, dass man es weder fühlt noch zum Ausdruck bringen kann. So kommt es z.T. leicht zu dem Eindruck, dass die Bedeutung der Person nicht mehr vorhanden ist und das ist das Fatale bei der ganzen Sache. Missverständlicherweise kommt der Eindruck, als ob die depressive Person nicht mehr lieben würde - tut sie aber, sie fühlt es nur nicht. Und durch das Fehlen des Fühlens der eigenen Gefühle, glaubt die depressive Person irgendwann selber, dass sie nicht mehr fühlt und liebt - auch da war ich schon. Und erst jetzt weiß ich, dass dieser Glaube bzw. Gedanke einfach nur so falsch war.

Die Tatsache, dass er dich quasi von sich stößt mit dem Satz du sollst ohne ihn glücklich werden, zeigt, dass du ihm unglaublich wichtig bist und er sich nicht zutraut dich lieben zu können, weil er schon viel zu lange nicht mehr richtig gefühlt hat. Es ist derselbe Grundgedanke den ich hatte, als ich meine Freundin von mir wegstoßen habe, indem ich mich von ihr trennte. Sie war da, vom Anfang der Depression bis zur schwierigsten Phase (und sie hätte es mit mir auch weiter durchgestanden, wenn ich nicht Schluss gemacht hätte). Sie hat mich unterstützt, zu mir gestanden, Geduld mit mir gehabt, mich geliebt und war schlichtweg zu 150% für mich da. Egal ob ich emotionslos war, keine Ambition hatte Therapien anzufangen oder sonstiges. Sie nahm sich Zeit, hat sich mit der gesamten Materie beschäftigt, mir Krankenhäuser im Internet gezeigt, Behandlungen, Verfahren, etc. Ganz ehrlich: ich glaube nicht, dass ich noch diesen Kommentar hier schreiben könnte, wäre sie damals nicht gewesen.

Natürlich kommt nun der entscheidende Punkt: warum haben wir uns voneinander getrennt? Kurz bevor ich ins Krankenhaus ging, habe ich beschlossen die Beziehung zu beenden. Sie wollte sich nicht trennen, ich schon. Ich begründete die Trennung damit, dass ich sehe wie sehr sie leidet und ich das nicht weiter mit ansehen kann. Meine Krankheit überlastet sie und sie sieht und bemerkt es nicht einmal, weil sie so sehr bei der Sache ist und so ambitioniert mich aus dieser Krankheit rauszuholen. Ich kam mir so egoistisch vor, dass ich das nicht weiter zulassen konnte. Auch wenn sie bis zur letzten Sekunde dagegen war, trennten wir uns und ich ging für 10 Wochen ins Krankenhaus, um meine Depression behandeln zu lassen. Nun der entscheidende Punkt: nachdem ich zurück war, trafen wir uns auf einen Drink und ich sah sie das erste Mal nach knapp drei Monaten wieder. Sie lächelte, wie ich sie schon lange nicht mehr lächeln gesehen habe. Und sie sagte mir, dass ich damals Recht hatte und die Trennung das Richtige war. Sie hatte nie bemerkt wie sehr sie das alles gestresst hatte und sie hat erst jetzt einsehen können, dass sie nicht Schuld an meiner Krankheit sei. Bis dahin wusste ich nie, dass sie sich schuldig fühlte, weil mir das nie in den Sinn gekommen wäre. Aber tatsächlich fühlte sie sich all die Zeit über schuldig - kaum auszudenken wie sie sich die ganze Zeit gefühlt haben muss.... es tut mir so leid. Zumindest war der Abend die Bestätigung für mich, dass es richtig war sich zu trennen.

Sie und ich, wir wissen auch, dass da immer noch diese gewisse Beziehung im Herzen ist. Daher verstehe ich was du mit dem Satz meinst. Wir haben es auch nochmal versucht, aber es stellte sich heraus, dass die alten Muster wieder zum Vorschein kamen und sie wieder anfing zu leiden. Dieses Mal (vor einer Woche) entschieden wir uns dafür den Kontakt vollständig abzubrechen, nach dem Motto wenn sich die Wege wirklich nochmal kreuzen sollen, dann wird es auch passieren. Heute bereue ich vieles, dass ich nicht mehr auf ihre Gefühle geachtet habe, nicht mehr Energie in das Zusammenhalten anstatt das Auseinanderhalten investiert habe, aus Sorge, ich würde sie mit runterziehen. Aber es ging nicht anders, damals konnte ich all das nicht, weil ich nicht fähig war zu Fühlen oder Reue vorauszusehen. Sie fehlt mir und ich hasse die Krankheit dafür, dass sie mir meine Liebe genommen hat. Umso mehr werde ich zukünftig versuchen schnellstmöglich gesund zu werden, um dann die nächste Kreuzung zu finden, wo sich unsere Wege vielleicht schneiden werden.

Um deine letzten beiden Fragen (aus meiner Sicht) zu beantworten:
Es ist möglich wieder eine Beziehung zu haben, ich glaube da ganz fest dran. Während meines Aufenthalts im Krankenhaus habe ich viele Patienten kennengelernt, deren Partnerschaft diese schwierige Phase überstehen. Genauso habe ich welche kennengelernt, die sich in einer schweren depressiven Phase verliebt und eine Partnerschaft angefangen haben. Ich gehöre leider zu jenen, die sich getrennt haben, aber das soll dich nicht entmutigen! Denn ich weiß, dass sobald ich gesund bin, ich den Sprint meines Lebens hinlegen werde, um sie bei der nächsten oder übernächsten Kreuzung einzuholen.

Wenn du dich stark, wirklich stark genug fühlst, um für ihn da sein zu können, mit viel Geduld und Kraft, dann versuch es ruhig. Aber unterschätze nicht die Energie, die es kosten wird! Ich persönlich denke der Grad der Anstrengung ist für die depressive Person und den Partner bzw die Partnerin gleichermaßen oder zumindest ansatzweise gleichmäßig hoch. Der einzige Unterschied besteht für mich nur darin, dass die depressive Person keine Wahl hat und sich dem Ganzen stellen muss im Gegensatz zur gesunden Person.

Es ist im übrigen auch in Ordnung einzufordern, dass er dir an guten Tag auch zeigt, dass er es als schön empfindet dich da zu haben und dankbar ist. Dankbarkeit ist etwas, was ich damals oftmals vergessen habe zu zeigen. An guten Tagen sind wir Depris auch offen für Gespräche und etwas sanft formulierte Kritik;) es ist aber auch genauso in Ordnung wenn du sagst, dass du die Energie gerade nicht hast und eine Pause oder etwas Abstand brauchst. Fühl dich nicht dazu verpflichtet ihm durch diese schwere Phase beistehen zu müssen! Du trägst weder Verantwortung noch Schuld. Er wird es verstehen und solange du ihm deutlich machst, dass du nicht aus seiner Welt komplett verschwinden wirst, wird er das auch sicherlich ohne großartige Schwierigkeiten akzeptieren können - Kommunikation ist das Wichtigste bei der ganzen Sache. Denn sollte es dir wirklich irgendwann mal zu viel werden, ist es wichtig, dass du ihm kommunizierst, dass es an der Krankheit und nicht an ihm liegt.

Ich hoffe ich konnte dir damit irgendwie helfen...

LG
Panda

03.02.2020 01:01 • x 5 #4


milo32suryc
Danke für die bisherigen Antworten ! Mir ist bewusst dass es schwierig wird. Generell gehts mir seit der Trennung eigtl wieder sehr gut. Ich habe viele Dinge gerade biegen können die ich jahrelang vernachlässigt habe.

Nur die Tatsache die Person seiner Träume gefunden zu haben aber sie gleichzeitig an so eine Krankheit zu verlieren ist sehr schmerzhaft

Wir kommunizieren sehr viel und den Januar hatten wir auch eine schwierige Zeit (ich glaub im allgemeinen ist Januar auch für nicht-depressive ein sehr depressiver monat )

Danke vor allem an@Panda ! ich spüre aus dem was du erzählst sehr viele Parallelen zu uns...

Wir haben uns vorgenommen im April für paar Tage zu verreisen um dem Alltag zu entkommen und Zeit für uns zu haben...Was meint ihr dazu?

03.02.2020 18:35 • #5




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