Liebe Forumianer,
ich brauche einen Rat. Vielleicht zu mir: Ich lebe seit einigen Jahren in einer Patchworkfamilie mit 4 Kindern, von denen dauerhaft 2 hier leben. Zusätzlich haben wir noch ein Haustier. Meine Partnerin arbeitet in Teilzeit 4 Tage die Woche, ich in Vollzeit wobei 4 von 5 Tagen im HomeOffice. Zusätzlich muss ich jedoch quasi 12 h am Tag für den Job erreichbar sein. Mal passiert was, mal nicht. Ich kann es nicht steuern.
Mir geht es zunehmend schlechter. Ich bin überfordert, gestresst. Ich werde immer stiller. Annähernd täglich führe ich bis auf wenige Tage den Haushalt mit allem was dazu gehört: einkaufen, Wäsche, putzen. Auch schwinge ich den Kochlöffel für alle und wenn die Energie nicht reicht, hilft am späten Abend der Lieferdienst. All das geschieht neben meinem Job. Die Kinder hole ich an den Tagen, bei denen meine Partnerin länger arbeitet ab und bespaße dann Haustier, Kinder und versuche die Arbeit von Job und Haushalt bis dahin erledigt zu haben. Oft artet das dann in einem Chaos aus. Auch um die Kinder aus erster Ehe und um deren Sorgen und Nöte in Schule und Co. kümmere ich mich, auch wenn sie nicht da sind.
Die Müdigkeit nimmt zu, ich schlafe oft auf der Couch am Abend ein. Parallel versuche ich unser Beziehungsleben aufrecht zu erhalten. Bringe Blümchen mit, koche das Lieblingsessen meiner Freundin, meist ist alles gemacht wenn sie heim kommt. Ich sehne mich nach Körperlichkeiten, die über das neben einander liegen und mal streicheln hinausgehen. Ja, wir verschaffen uns Tage wo Support von Dritten kommt, von den Großeltern oder wir mal alleine sind, aber das ist selten, die Großeltern nicht immer verfügbar.
Der Alltag ist zermürbend. Ich habe es oft angesprochen, das ich kurz vor der Erschöpfung stehe. Aber die Botschaft kommt nicht durch…. Oder es wird kurz angerissen, bei mir eine Depression vermutet, ich hätte keine Frau mit Kind nehmen sollen, ich soll nicht in die Opferrolle rein, usw. Und alles wird als Vorwurf verstanden, was aber nicht der Fall ist. Ich sage nicht: Du bist schuld, Du machst zu wenig. Ich sage: Es ist hier so viel, ich schaffe das nicht mehr lang. Am nächsten Tag geht es von Vorne los. Das ich zu 80% den Laden schmeiße ist Fakt, aber ich schaffe es nicht mehr lang.
Von einer Depression bin ich weit entfernt. Ich mag meinen Job, liebe meine Freundin, die Kinder. Ich sehe die schönen Dinge, aber der Alltag rafft mich zunehmend dahin. Ich glaube ich habe einen anderen Draht zu Ordnung, Organisation und Struktur. Vielleicht Teil des Problems. Aber ich bin nicht pendantisch dabei. Den Rat, mal was liegen zu lassen, kann ich nicht beherzigen, hab ich ausprobiert. Ich lebe hier, ich kann nicht in Bergen von Wäsche ertrinken, den Dreck der sich über Tag ergibt einfach hinnehmen, wegsehen und sagen: Wird die Tage gemacht. Also mache ich es, obwohl es wieder ein mehr an Aufgaben ist. Die Kinder kann ich nicht sich selbst überlassen, die sind noch viel zu klein, das Haustier auch nicht. Mein Job ist wichtig, denn er sichert im Prinzip unser Leben ab, kürzer treten also auch hier unmöglich. Essen muss ich logischerweise auch, also koche ich gleich für alle.
Bei den seltenen Körperlichkeiten wird mir mangelnde Initiative unterstellt. Ich gebe zu, das ist durch die Menge an Themen weniger geworden, kein Feuerwerk mehr, aber Mühe gebe ich mir dennoch und hab im Gefühl, das wird nicht gesehen. Heim kommen, alles sauber, alles versorgt, essen ist gemacht, Kerzen an… Zündet nicht mehr. In den letzten Jahren bin ich regelmäßig abgelehnt worden. Zu teilen plausibel, aber oft unplausibel. Das wirkt total nach und hemmt ein wenig. Schmerzen, krank, was mit den Kindern, Stress im Job. Es gab immer was, was von der Seite meiner Freundin dagegen sprach. Und wenn ich jetzt was versuche, auch mal was Neues, zündet das nicht und wird auf mich gelenkt: Ich sei ja zu müde, miesepetrig. Eine Teufelsspirale. Nur im Urlaub ist die Welt gut. Ich probiere alles weiterhin neben dem Stress hier. Kleine Aufmerksamkeiten, Gesten, Überraschungen. Für Frau und Kinder. Was bleibt ist bei mir eine Überlastung durch die Menge an Themen und mangelnder Support.
Wie kriege ich es hin, das ich mehr Unterstützung bekomme im Alltag, wie spreche ich es richtig an, mir gehen die Ideen aus. Ich habe zunehmend im Gefühl, das ich nicht ernst genommen werde. Läuft ja so weiter. Das Gefühl das HomeOffice keine Arbeit ist und alles selbstverständlich. Das man mit mir nicht sprechen muss, weil am nächsten Tag funktioniert die Maschinerie ja wieder.
An eine Trennung will ich nicht denken. Dazu bedeuten mir alle zu viel und die Gefühle sind da. Vielleicht habt ihr eine Idee.
31.03.2023 11:08 •
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