Ich kämpfe nicht um Dich. Ich habe Dich bereits verloren, denn ich kann Dich nicht zwingen, mit mir zusammen zu sein und will Dich auch gar nicht mehr haben.
Aber ich schreibe Dir diesen Brief. Einen Brief, den Du nicht erhalten wirst.
Du hast Dich vom Acker gemacht. Einfach so. Von vorgestern auf gestern. Mein Leben interessiert Dich nicht mehr. Du sagtest noch pass auf dich auf und ich dachte Was interessiert dich das?!. Du wünschtest mir alles Gute. Das kann ich leider nicht zurückgeben, denn Du hast Dich auf eine Weise benommen, die ich nicht verdient habe, die niemand verdient hätte.
Ich werde Dir nicht nachlaufen, aber trotzdem muss ich irgendwo (hier) loswerden, wie sehr Du mich verletzt hast. Natürlich bin ich traurig, weil Du nicht mehr mit mir zusammen sein willst, aber noch viel mehr verletzt mich die Art und Weise, wie Du gegangen bist. Wie Du mich hintergangen und belogen und im besten Glauben gelassen hast, alles wäre nach wie vor bestens und wir hätten eine gemeinsame Zukunft und Du würdest in der übernächsten Woche nach meiner OP auf mich warten und so fürsorglich sein, wie Du es angekündigt hattest.
Als Du schon mit der anderen Frau posiertest, hast Du mich noch in Deine Renovierung, Deine Einrichtungspläne, Deinen Umzug, Deine Geldangelegenheiten usw. einbezogen. Ich habe Dir geholfen, ein Nest zu bauen, in dem Du nun mit einer anderen Frau glücklich sein wirst. Du hast mich ausgenutzt. Als Du schon mit der anderen Frau posiertest, hast Du noch Freunde von mir kennenlernen wollen und gingst mit zu einer Feier. Anschlißend plantest Du die Gegeneinladung. Du! Nicht ich! Wenn auch nicht alles 100%ig rund lief in der letzten Zeit: wie hätte ich annehmen können, dass Du auf dem Absprung bist?
In der Zeit unserer Beziehung bist Du aufgeblüht. Du hast wieder mehr auf Dich geachtet, Du wurdest agiler und lebensfroher von Tag zu Tag. Du begannst wieder Sport zu treiben. Und Du sagtest, ich bzw. unsere Beziehung würde Dich zu einem besseren Menschen machen. Du wolltest alles für eine glückliche und gesunde gemeinsame Zukunft tun. Du warst ehrlich .. zunächst. Das war nicht immer angenehm, aber eben ehrlich.
Es zeichnete sich ab, dass wir in den kommenden Wochen in unserer Beziehung in eine Phase gekommen wären, in der sich hätte beweisen müssen, ob unsere Beziehung belastbar genug ist, um die Probleme des Alltags und auch unsere individuellen Probleme zu meistern. Im vergangenen 3/4 Jahr haben wir bereits viel gemeistert. Leider war kein Ende der Ausnahmezustände abzusehen. Wann immer Ruhe einzukehren schien und wir wieder mehr Zeit für uns hätten haben können, kam die nächste Situation, die besondere Anforderungen an uns stellte. Wie sehr haben wir uns darauf gefreut, irgendwann mal nicht renovieren zu müssen und zurück zu unserem geschätzten Rhythmus der ersten Wochen finden zu können. Bald wäre es so weit gewesen. Wie sehr haben wir uns auch auf den geplanten Urlaub im Juni gefreut! Du hast dafür die Fakten geschaffen. Nicht ich. Du hast das Haus reserviert und ein Auto gemietet.
Mir stehen in den kommenden Monaten zwei Operationen bevor und wir wissen beide, dass ich ein ungesundes Verhältnis zur Arbeit habe, woran ich arbeiten muss. Du hättest in den kommenden Wochen erkennen müssen, dass Dein Akoholkonsum ungesund und beängstigend ist und zwar in einem Maß, dass dazu führte, dass ich mich bereits bei typischen Verhaltensweisen einer Co-Alkohlikerin erwischte. Das war ein absolutes Alarmzeichen für mich.
Ich habe mir lange Gedanken gemacht, wie ich dieses Thema ansprechen kann, ohne dass dabei etwas kaputt gehen und bestenfalls etwas bei Dir zur Einsicht führen würde. Ich wollte das machen, wenn Dein Umzug komplett abgeschlossen ist.
In den letzten beiden Wochen bist Du mit mir und meinen Fehlern nicht so schonend umgegangen. Du warst ungehalten, wenn ich in Sachen Arbeit nicht Deinen Empfehlungen folgte. Du warst ungehalten, wenn ich eine andere Meinung vertrat oder etwas anders machte, als Du es für gut befunden hättest. Ich hoffte, das wäre auf den Umzugsstress zurückzuführen und dass Du bald wieder entspannter werden würdest. Du begründetest Deine Angespanntheit damit, dass Du so viel planen müsstest.
Bis vor 15 Tagen war alles perfekt. Weihnachten, Silvester haben wir ganz in unserem Sinn verbracht. Doch dann begannen Dein Grübeln und Deine angespanntere Grundhaltung. Doch trotzdem schmiedetest Du noch Zukunftspläne für uns und machtest mir Geschenke bis zuletzt.
Ich wollte kämpfen, damit wir unsere Pläne für die Zukunft in die Tat umsetzen und einfach ein schönes Leben hätten haben können. Wir sind ansonsten gesund. Wir haben feste Jobs und ausreichend Geld. Dein Sohn ist fast aus dem Haus. Wir wollten reisen. Wir hatten ein erfüllendes S.. Wir wollten einfach das Leben genießen. Doch Du hast zugelassen, dass etwas zwischen uns kommt. Das nehme ich Dir besonders übel. Du musstest unbedingt mit dem Feuer spielen, statt zu schätzen und zu behüten, was wir haben.
In den vergangenen Wochen hatte ich Zweifel, dass wir unbeschadet aus der kommenden Zeit hätten hervor gehen können, denn diese wären nicht einfach gewesen. Wahrscheinlich schockt mich die Trennung daher nicht so sehr wie Dein unrühmlicher Abgang. Bestenfalls wären wir stärker gewesen als vorher., wenn wir unsere gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen hätten. Ich wollte es darauf ankommen lassen. Ich wollte kämpfen. Ich wollte, dass wir das hinbekommen. Denn das, was wir hatten, schien mir so wertvoll und erhaltenswert.
Wir hatten eine sehr schöne Zeit. Du warst neugierig, zugewandt und hilfsbereit. Du warst großzügig und erfindungsreich. Du hast mich sehr glücklich gemacht. Ich habe an Dich und an uns geglaubt. Wir haben viel gemeinsam erlebt.Es gibt in meiner Stadt und auch außerhalb kaum einen Ort mehr, den ich nicht mit Dir verbinden kann. Selbst meinen heißgeliebten Rückzugsort am Meer habe ich Dir gezeigt, weil ich daran glaubte, dass ich niemals Deinetwegen mit Wehmut dorthin werde zurückkehren müsse. Ich bin sonst ein vorsichtiger Mensch. Doch ich glaubte, wir beide wären angekommen. Mein Glaube an uns war etwas ganz Besonderes, denn diesen Glauben hatte ich noch nie zuvor in dieser Weise. Wir haben beide im Leben Federn gelassen und Erfahrungen gesammelt. Wir haben uns beide ausgetobt und wissen, was wir wollen. Für mich war es ein Wunder, dass wir uns in einer ähnlichen Lebensphase gefunden haben. Das ist in unserem Alter nicht selbstverständlich und nichts, womit ich gerechnet hätte.
Als wir uns das erste Mal trafen, war mir nach der Verabschiedung klar, dass ich nicht mehr ohne Dich sein möchte. Bis dahin hatte ich eigenlich nur Deiner Hartnäckigkeit bei Deiner Bitte um ein Treffen nachgegeben und mir rein gar nichts davon versprochen.
Ich habe Dir zutiefst vertraut, denn ich kannte Deine Verletzungen und Deine Erfahrungen. Ich war überzeugt, dass Du mich niemals so behandeln würdest, wie es Dir widerfahren ist, weil Du das damit verbundene Leiden kennst. Aber Du hast genau das gemacht.
Du hast mich betrogen und hingehalten. Du hast das sogar noch getan, als ich Dir Gelegenheiten gab, fair auszusteigen und Tacheles zu reden. Am Sonntag hast Du eine Reise im Herbst nach meiner 2. OP für uns geplant. Am Dienstagabend hast Du mir am Telefon gesagt, dass Du Dich in eine Kollegin verknallt hättest, die Du schon immer sehr gemocht hast und dass das Verknalltsein jetzt auf Gegenseitigkeit beruhen würde. Deswegen würdest Du jetzt nicht mehr so weiter machen können. Du sagtest außerdem, dass Du Dich mir gegenüber wie ein Riesenarsch benommen hast. Der Grund dafür sei, dass Du mit der Situation überfordert gewesen wärest. Ich weiß nicht, ob Du erwartet hast, dass Du mir leid tun würdest.
Deine Kollegin hast Du schon lange vor mir gekannt. Warum jetzt?
Ich nehme Dir übel, dass Du uns keine Chance gegeben hast, an den Dingen zu arbeiten, die nicht so rund liefen, denn die gab es natürlich auch.
Und ich nehme Dir so verdammt übel, dass Deine Schotten überhaupt oben waren und Du somit zugelassen hast, dass eine andere Frau für Dich interessant sein könnte und Du für sie, während ich Dir noch beim Umzug half.
Du hast mich ausgenutzt. Du hast meine Gutgläubigkeit, meine Hilfsbereitschaft und meine Zuneigung ausgenutzt. Ich nehme Dir verdammt übel, dass Du mit einer anderen Frau über mich gesprochen hast und darüber, wie Du mit mir umgehen sollst. Ich nehme Dir verdammt übel, dass Du nicht für uns gekämpft hast.
Aber ich habe nicht allein verloren. Denn Du hast alles, was wir geplant hatten, ebenfalls verloren und die Erinnerungen an die schöne Zeit ad absurdum geführt. Du hast meine Achtung, meine Wertschätzung und meinen Respekt verloren. Ich bin mir sicher, dass irgendwann demnächst Deine Kollegin die gleiche Erfahrung mit Dir machen wird wie ich. Du hast definitiv die falsche Abzweigung genommen.
Ich hätte gekämpft für uns und weiß im Moment nicht, wie es in allen Lebensbereichen für mich weiter geht. Aber ich habe auch etwas gewonnen und zwar die Erkenntnis, dass Du armselig bist.
Du wolltest mir meine Sachen vorbei bringen. Geschenkt. Deine habe ich gleich gestern entsorgt. Du wolltest mir in ein paar Tagen einen Brief schreiben, um mir irgendwas zu erklären. Ich verzichte.
Nicht mehr ganz jung zu sein, hat den Vorteil zu wissen, dass es für manche Dinge keine befriedigende Erklärung gibt und wann ein Kampf sinnlos wäre.
Meine liebe Freundin H sagte, Dir sollen die Augenbrauenhaare ausfallen und Du mögest für immer Impot. werden. Ich schließe mich an und mit Dir ab.
KBR
18.01.2017 21:46 •
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