Something old and something newHeute Morgen wachte ich mit dem altbekannten Entsetzen auf. Doch das währte nur kurz. Denn zum ersten Mal empfand ich noch etwas anderes. Das Entsetzen war ermüdend und langweilig.
Eye, nicht schon wieder. Das haben wir doch schon 200x durch. schien mein Herz mir zu sagen.
Neugierde auf die aus der Situation entstehenden Möglichkeiten entfaltet sich. Ich bin neugierig auf die Möglichkeiten, die sich für das Herz und den Verstand sowie für die Freizeit ergeben. Ich bin wieder gespannt auf das Leben - ganz zart noch, aber es rührt sich.
Das ist der richtige Moment, mir auf die Schulter zu klopfen, weil ich in all den Monaten trotz der Trauer, der Verzweiflung und Ängste überwiegend bei mir geblieben bin, statt bei ihm zu sein.
Natürlich zahle ich dafür auch einen Preis mit dem gelegentlichen Gefühl, es ihm viel zu leicht gemacht haben. Doch das wird lediglich von meinem verletzten Ego gespeist. Ich bin froh, dass ich dem von Zeit zu Zeit aufkommenden niederen Bedürfnis, ihm zu schaden oder mich in Szene zu setzen und vor seinen Augen plakativ zu leiden, um es ihm schwer zu machen, bisher nicht nachgegeben habe.
Noch stolzer scheine ich darauf sein zu können, dass ich von jeder erdenklichen Rückholmaßnahme abgesehen habe. Tatsächlich aber war eine erbettelte oder erzwungene Umkehr nie eine erstrebenswerte Option für mich, weil der Zauber unserer Beziehung mit seinem Verhalten verloren gegangen ist und nicht wiederbelebbar gewesen wäre.
Von Zeit zu Zeit werde ich an den Verlust und mein verletztes Ego erinnert werden. Aber nicht heute. Nur heute ist wichtig. Wer weiß schon, was morgen ist!?
Der Gewinn besteht darin, Stärke daraus generieren zu können, dass ich das getan habe, was ich unter Würde bewahren verstehe, obwohl ich mich oft unwürdig fühlte. Außerdem habe ich in der Vergangenheit gemachte Fehler nicht wiederholt. Dafür machte ich andere. Aber gelegentlich sehenden Auges vom Weg abzukommen und noch eine Schleife mehr zu drehen, gehört dazu - zumal die Situation ja auch besonders am Anfang nicht die war, dass ich mich kopfüber in Aktivitäten hätte stürzen können.
Es war ein Erfolg, bei mir selbst zu bleiben, und dennoch war es schrecklich bei mir selbst in diesen Monaten. Ich habe gelitten wie noch nie, weil ich noch nie einen größeren Verlust erlitten habe, als den des Mannes, den ich ihn ihm sah.
Alle voran gegangenen Lebenskrisen waren nötig, um diese ohne noch größere Schäden annehmen und überstehen zu können.
Es wäre nicht richtig zu behaupten, ich hätte sie jederzeit angenommen. Das kann ich erst jetzt - nach und nach. Ich habe sie verflucht und mit ihr gehadert.
Es wäre auch gelogen zu behaupten, ich hätte sie vollkommen hinter mir gelassen, aber vermerht ist das der Fall.
Entlastend ist, mir die Zeit gegeben zu haben, die es nun mal braucht, daraus hervor zu kommen. Das nimmt mir Druck. Für einen sehr empathischen Menschen, der oft eher auf die Befindlichkeiten der anderen schaut und darüber seine eigenen zurückstellt, um zu funktionieren, ist das ein weiterer Erfolg.
Ich bin stolz auf mich.
Es gibt ein Bleiben im Gehen,
ein Gewinnen im Verlieren,
im Ende einen Neuanfang.
(Volksweisheit)