Bewusstsein und so
Heute Morgen, wie gesagt: morgens ist es am schlimmsten, habe ich die ganze Zeit im Kopf, dass wir kommende Woche in unseren Traumurlaub starten wollten. Traumurlaub . das sollte ich so gar nicht mehr schreiben, denn sein Traum war es ja zum Schluss nicht mehr. Dabei war der Urlaub von Anfang an mehr sein Traum als meiner. Wir machten ihn dann mit Kompromissen zu einem gemeinsamen Traumurlaub, auf den wir uns beide riesig freuten. Bei ihm ließ das irgendwann aus den bekannten Gründen nach.
Für den nächsten größeren Urlaub sollte anders herum mein Traum die Basis des Urlaubs bilden.
Jedenfalls sollten wir jetzt mitten in den Vorbereitungen stecken, uns freuen und aufgeregt sein. Stattdessen werde ich heute etwas machen, worauf ich keine Lust habe; einfach um überhaupt irgendetwas zu machen und heraus zu kommen. Ich verbinde damit die Hoffnung, dass es besser wird als ich erwarte. Es ist ja oft so, wenn man keine Lust hat. Dennoch würde ich heute lieber meine Wunden *beep* und den Tränen freien Lauf lassen. Während in mir alles wund ist und trauert, werde ich ein seichtes Geplapper über mich ergehen lassen, das ich schon in normalen Gemütszuständen oft nur schwer ertrage. Ich werde versuchen, das als Leichtigkeit des Seins zu verstehen und nicht als gefühlt unerträgliche Oberfächlichkeit.
. das Beste daraus machen, wenn es auch schwer fällt und alles in mir sich wehrt.
Anlässlich dieser Gedanken über geplatzte Träume wurde mir heute Morgen noch einmal auf andere Art und Weise bewusst, dass es keinen Weg zurück gibt, denn er ist gegangen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Vielleicht stimmt das nicht ganz, denn er war bereit, sich mit mir auseinander zu setzen, aber ich wollte das nicht. Dieses hätte nichts an seiner Entscheidung geändert; dessen bin ich mir sicher. Denn er traf sie nicht leichtfertig. Es hätte mich nur noch mehr leiden lassen. Seine Entscheidung brach so brachial über mich herein, dass ich mehr nicht hätte ertragen können. Ich wusste in dem Moment, in dem er es ausgesprochen hat, dass ich etwas anderes von ihm erwartet hätte und dass ich ihn nie wieder würde sehen wollen. Naja, ertragen hätte ich es vermutlich schon. Wir Menschen ertragen ja mehr, als wir für möglich halten würden. Aber ich hätte es nicht auch noch ertragen wollen!
Zusätzlich schlimm fühlt sich heute Morgen auch die Erinnerung daran an, weil wir eine gute und nie zuvor erlebte Form des Umgangs miteinander hatten. Dieses wurde mir gestern noch einmal bewusst, als ich vor Augen geführt bekam, in welchen Endlosschleifen von Beleidigungen, Grenzüberschreitungen, Ignoranz, Gewalt und Sprachlosigkeit manch andere Paare stagnieren. Das gab es bei uns nicht. Streit? Hatten wir nicht. Differenzen hatten wir. Auseinandersetzungen darüber hatten wir. Konstruktive. Aber niemand hat sich beleidigt zurück gezogen, den anderen mit Schweigen gestraft o.ä.
Es ist mir ein Rätsel, wie man so wie diese Paare leben kann. Es ist mir ein Rätsel, wie er unsere Kultur nicht mehr hat haben wollen. Er wollte es nicht mehr. Das ist Fakt. Er zog eine andere Frau und eine neue Kultur vor und ich weiß nicht, wo ich das ncoh einmal herbekommen kann, was ich so dringend brauche.
Es ist mir ein Rätsel, warum unsere Beziehung ihm nicht genug wert war und andere Menschen klammern sich aneinander als wären siie an der Hüfte zusammengewachsen, um sich ihr Leben lang gegenseitig zu schaden.
Mein Verlust tut weh. Sehr. Immer noch. Meine geringe Bedeutung tut weh. Sehr. Immer noch. Dass es für ihn nichts Besonderes war, tut weh. Sehr.
Auch wurde mir gestern nach dem Anlesen eines Ratgebers (dem letzten Eintrag zum Trotz) bewusst, warum ich für ein Leben an seiner Seite so bereit war, meine Autonomie ein Stück weit aufzugeben, während ich in meinem ganzen Leben zuvor fast ausschließlich nach nichts anderem gestrebt habe. Das verdeutlicht den Verlust ebenfalls noch einmal mehr.
28.05.2017 07:39 •
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