Es wird Zeit
Es wird Zeit Abschied zu nehmen. Es gibt nicht mehr viel Neues zu sagen und ich mag hier nicht mehr blank ziehen.
Mein Äußeres - sowohl das Aussehen als auch das Agieren - scheint keinen Anlass zur Besorgnis zu geben. In letzter Zeit wurde mir mehrfach eine starke, sichere und souveräne Haltung attestiert. Es mag sein, dass das so wirkt und in mancherlei Hinsicht auch so ist. Ich bin davon überzeugt, dass es sich dabei um gut und ernst gemeinte Worte handelt.
Schon immer eher ein Kopf- als ein Bauchmensch gewesen zu sein, was die Entscheidungen für mein Leben angeht, hilft mir dabei. Aber andererseits resultiert meine Haltung auch aus vielen leidvollen Erfahrungen, aus denen ich lernen musste.
Umso tragischer ist für mich, dass ich mich zum ersten Mal in meinem Leben ohne Zweifel uneingeschränkt auf meinen Bauch verlassen habe und damit grandios gescheitert bin, als ich IHM vertraute und keinerlei Zweifel an seinen Worten, Absichten und seiner Aufrichtigkeit hegte. Ich glaubte wirklich, wir beide hätten schon fast alles erlebt, was man erleben kann und wüssten uns davor zu schützen bzw. hätten den festen Willen das auch zu tun. Ich war naiv.
Heute fühlt es sich manchmal so an, als würde mir meine Trauer abgesprochen werden, weil ich auf manche Menschen nicht gebrochen oder in ähnlicher Weise wirke.
Doch ich bin tief erschüttert darüber, wie alles in meinem Leben gekommen ist und habe noch keine Ahnung, wie ich mich davon weitestgehend erholen soll. Nicht nur davon, dass ich meine Liebe verloren habe sondern auch davon, dass ich so treuselig gewesen bin und meinen Verstand abgegeben habe.
In meinem Innern ist vieles wund aufgrund der tief sitzenden Trauer um etwas Verlorenes und aufgrund anderer Begebenheiten, die gar nicht direkt damit zu tun haben, dass ich verlassen wurde. Auch meine Erschöpfung sitzt tief. Sie sitzt dort zusammen mit dem Weltschmerz. All dem gilt es, etwas entgegen zu setzen.
Doch das gelingt nicht dadurch, dass ich wiederholt auf diesen Umstand verweise und innerlich wie ein Kind mit dem Fuß aufstampfe und denke Ich will aber, dass mein Kummer und mein Leiden gesehen und anerkannt werden.
Den Rest muss ich mit mir allein ausmachen. Vielleicht ist Trauer auch eigentlich etwas sehr Intimes.
Ich danke dafür, dass ich hier in einer wirklich schlimmen Zeit ein Forum hatte. Ich danke für all die gute und hilfreiche Anteilnahme, für die Ratschläge und Diskussionen.
Ich denke, was ich daraus zog und zuürck gegeben habe, hält sich die Waage. Vielleicht auch nicht. Man nutzt und bietet an. Manche mehr, manche weniger. Das mag für die Empfänger meiner Meinung nicht immer angenehm gewesen sein, aber das war nun mal ich.
Um dem bald wieder eintretenden unrfreulichen Arbeitsalltag gewachsen zu sein, muss ich meine Seele noch ein bisschen streicheln und mit Schönem fluten. Das kann ich leider nicht so, wie es nötig ist, wenn ich wie gehabt Teil dieses Forums bin.
Ab heute werden Briefe, Tagebuch und letzte Worte wieder privat. Dieser Thread ist fast ein kleines Buch mit einem Umfang von 166 Seiten in einem Textverarbeitungsprogramm geworden. So viele Schmerzen, Tränen und Ängste, so viel Wut, Entsetzen und Fassungslosigkeit stecken darin. Vielleicht gelingt es irgendwann, das weitgehend zu kontrollieren und etwas Gutes daraus zu gewinnen.
Passt auf Euch auf!
02.05.2017 08:37 •
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