Geduld und Demut
will mich dieses Jahr wohl lehren. Erstere, so dachte ich, hätte ich bereits bewiesen.
Wenn Du da gewesen wärst,
wäre ich nicht gefallen. Denn Du hättest mich zu fassen gekriegt.
In meinem Kopf formte sich nach der heutigen Verabredung zu Frühstück schon ein Text dazu, dass man Dinge lassen sollte, wenn man doch schon vorher weiß, dass das nichts wird. Warum gebe ich eigentlich jedem Sch*iß eine Chance und sitze dann da mit einem Typen, der nicht in der Lage ist, sich eindeutig zu verabreden, mich deswegen warten lässt und dessen Kragen vom ursprünglich weißen Shirt gelb verfärbt ist. Ein Typ von dem ich mich allen Ernstes fragte, ob er die Klassenunterschiede nicht erkannt hat und wie er nach diesem Treffen glauben kann, wir würden in irgendeiner Form zueinander finden. Herzensgut der Typ. Bestimmt! Aber ... ! Ich hätte mal sein Angebot, mit mir Lebensmittel einkaufen zufahren, annehmen sollen. Denn der Tag hatte ja gerade erst 12 Uhr geschlagen zu diesem Zeitpunkt und wäre dann anders verlaufen.
Ich halte mich echt für durchschnittlich. Für durchschnittlich an Geist und äußerer Attraktivität, aber das heißt dennoch nicht, dass ich mich unter Wert verkaufen würde - jedenfalls nicht, wenn ich erkenne, dass ich das tun würde. Aber egal, denn der Tag nahm ja seinen weiteren Verlauf und da ist das dann doch in den Hintergrund getreten.
Eine kleine Stippvisite beim Piercer des Vertrauens zur Nachkontrolle ergab: das Piercing heilt gut, aber ich habe keinen Knick in der Linse, es sitzt wirklich schief. Boaaaah ...
Nächste Woche wieder hin. Aber macht ja nichts, ich finde den Laden ja irgendwie ganz kultig. Und meine Laune war zu dem Zeitpunkt ja auch noch ganz okay.
@Missy83 er hat übrigens nichts von dem gesagt, was Du souffliert hast! Der Sack!
Und, oh, mein Chef hat sich tatsächlich bei mir gemeldet, nachdem ich nun drei Monate fehle. Ich fühle mich geadelt, denn ich kann sagen: er weiß, dass es mich gibt. Also er hat eine Ahnung von meiner Existenz. Das finde ich sehr nett. Eine Genesungskarte o.ä. zu bekommen, wäre vermutlich jenseits aller angemessenen Erwartungen, obwohl so etwas nach dem Zufallsprinzip hier und da bei anderen Kollegen mal erfolgt. Aber von mir wollte mein Chef nun einfach ganz, ganz dringend etwas Berufliches wissen. Ich glaube, ich bin wichtig und werde geschätzt. Oder etwa nicht?! Danke dafür!
Als ich also vom Piercer kam, musste ich durch eine Toreinfahrt. Der Asphalt hatte Frostschäden erlitten. Der operierte Fuß knickte darüber weg. Ich strauchelte drei Schritte nach vorn, konnte mich nicht fangen, prallte auf Knie und Handballen. Hose beidseitig kaputt, beide Knie geprellt und blutend, operierter Fuß verstaucht. Zum Bus gehumpelt. Der kam 20 Minuten später.
Noch irgendwelche Fragen? Ich sitze dann mal mit Kühlpads auf dem Sofa. Unsere symbiotische Beziehung hat Zukunft. Falls jemand in ein paar Wochen der Zeitung liest, dass in HH eine 300-Kilo-Frau von der Feuerwehr über das Dach geborgen werden musste, war ich das.
Es wäre nett, wenn jemand meine Lieblingshose bestatten würde.
19.04.2017 14:44 •
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