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Über das Kämpfen

K
@Jane_1

Das habe ich nicht herausgelesen. Es tut mir leid und ich hoffe, Du hast Deinen Weg zu einem guten Umgang damit gefunden. Da ich nicht weiß, wie lange Deine Erfahrung her ist, hole ich eine Beileidsbekundung nicht nach, aber ich fühle mich Dir in der Erfahrung damit verbunden. Es tut mir leid, dass Du jemanden verloren hast. Tatsächlich aber muss ich sagen, dass dieser Weg für mich ein sehr bereichernder war, was den Verlust nicht schmälert, aber eben doch auch etwas Gutes birgt. Ich wünsche Dir dass Du das ähnlich empfinden kannst.

Gerade eben habe ich mit einer meiner besten Freundinnen über die unzähligen Gesprächsangebote aus dem RL (also andere Erfahrung als bei Dir offenbar) geredet, die ich zu schätzen aber nicht an- und manchmal auch eher als Floskel zu nehmen weiß. Sie sagte, das ging ihr auch so, als Ende letzten Jahres ihr Vater starb.

In meinem Umfeld ist der Tod sehr präsent. Inkl. mir haben seit März fünf Bekannte und Freunde ihre Mütter verloren. Dazu verlor eine Freundin eine wiederum sehr gute Freundin von ihr.

Es geht mir hier auch nicht so sehr um den Tod. Es geht um Schmerzen, um Leid und um Zuspruch. Um Hey, ich habe Dich gelesen und wahrgenommen, was bei Dir los ist. Ich weiß, dass ich nichts tun kann, aber fühle mit Dir. Man muss sich nicht mit dem Tod oder dem Sterbeprozess auseinandersetzen, um Mitgefühl zu haben oder zu zeigen. Aber wer das nicht hat, der hat es halt nicht.

Mir also sagt es mehr über die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und zum Mitgefühl, das dem größten Teil der Gesellschaft offebar fehlt (es sei denn, es geht um den wirklich ausgesprochen bedauernswerten Trennungshamster), als über die Fähigkeit zum Umgang mit dem Sterben aus. Es sagt etwas aus über die Neigung zum Konsumieren für lau.

Tatsächlich aber teile ich Deine Erfahrung, was das Umfeld angeht, insofern doch auch, als dass ich auf gruselige Weise fasziniert davon bin, wie sehr manche Menschen sich in Szene setzen mit ihrer vermeintlichen Trauer und in uns anscheinend so eine Art Event-Agentur sehen, während uns nahen Hinterbliebenen gar keine Zeit für eine Rückschau und das Fühlen der Gegenwart bleibt. Dagegen gibt es die anderen, die mich positiv überraschen und die wie ich - das wird kein Zufall sein - eher die aus der Art geschlagenen innerhalb meiner sehr speziellen Familie sind.

01.08.2020 16:33 • x 4 #2386


L
Fühl dich wortlos umarmt, liebe @KBR

01.08.2020 20:09 • x 2 #2387


A


Über das Kämpfen

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Jane_1
Zitat von KBR:
dass dieser Weg für mich ein sehr bereichernder war, was den Verlust nicht schmälert, aber eben doch auch etwas Gutes birgt. Ich wünsche Dir dass Du das ähnlich empfinden kannst.

Das freut mich, dass du das so empfinden konntest. Und tatsächlich war es bei mir damals genauso, schon ca. 5 Jahre ist es her.
Zitat von KBR:
Gerade eben habe ich mit einer meiner besten Freundinnen über die unzähligen Gesprächsangebote aus dem RL (also andere Erfahrung als bei Dir offenbar) geredet,

Oh, dann habe ich mich ungenau ausgedrückt. Ich hatte glücklicherweise auch viele um mich herum, die mich versucht haben aufzufangen und für mich da waren. Einige wenige haben sich aber erstaunlich wenig, nämlich kaum gemeldet. Und bei den beiden, mit denen ich später darüber gesprochen habe, war es dann auch die eigene Unfähigkeit und die Angst mit dem Tod umzugehen, die sie daran gehindert hat.
Zitat von KBR:
(es sei denn, es geht um den wirklich ausgesprochen bedauernswerten Trennungshamster)

Es ist schön, dass du deinen Humor auslebst (auch wenn er etwas beißend ist).
Fühl dich bitte fest umarmt, liebe KBR.

01.08.2020 20:27 • x 1 #2388


Haferflocken
Auch von mir mein Beileid und weiterhin die Kraft, die aufkommenden Gefühle auszuhalten.
Erhalte dir den kokon noch ein wenig, er ist überlebenswichtig in dieser Phase.

01.08.2020 21:10 • x 1 #2389


A
Liebe KBR,

auch ich möchte Dir mein herzliches Beileid zum Tod Deiner Mutter aussprechen.

Der Verlust eines Elternteils ist immer eine erschütternde Erfahrung, ganz unabhängig davon, wie das Verhältnis war und ob der Tod absehbar war. Wir standen doch in einem engen Bezug, einem Kontext, egal, wie kompliziert und schwierig die Beziehung gewesen sein mag.
Wir trauern um die schönen Erinnerungen genauso, wie um das in der Beziehung Unerfüllte und das Versäumte. Das, was in der Beziehung vielleicht fehlte, ist nun unumstößlich. Es wird nie mehr gut zu machen sein.
Wir trauern auch ein Stück weit um uns selbst. Nun sind wir nicht mehr Kind von jemanden, wir sind mehr erwachsen und auf uns selbst gestellt denn je zuvor.
Der Tod eines Elternteils schafft wohl eine gewisse Verlorenheit, es ist verwirrend und irritierend. Eine gewisse Ratlosigkeit stellt sich ein. Wir stellen uns die Frage, wo wir jetzt stehen im Leben und wie wir uns ab jetzt weiter orientieren.
Auch die eigene Endlichkeit wird plötzlich spürbarer, die Begrenztheit des Lebens wird konkret.

Als meine Mutter vor über 20 Jahren starb, hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich hab lange gebraucht, das wirklich zu kapieren, dass sie jetzt für immer weg ist. Bestimmt ein Jahr lang hatte ich immer wieder den Impuls, sie anzurufen, um ihr spontan irgendetwas Erlebtes zu erzählen, bis ich nach ein paar Sekunden realisierte, dass das nicht mehr möglich ist...
Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin bis heute nicht darüber hinweg gekommen.

Ich wünsche Dir Mut und Kraft und schicke Dir eine liebevolle Umarmung,
Arjuni

01.08.2020 23:09 • x 3 #2390


Z
@KBR
Auch von mir mein herzliches Beileid.
Ich wünsche dir, dass du bald Raum und Zeit hast richtig zu trauern.

02.08.2020 10:48 • x 1 #2391


K
Herzliches Beileid auch von mir. Viel Kraft dir für die nächste Zeit.

02.08.2020 14:19 • x 1 #2392


K
Danke @all

@LH4
Danke, das tut gut, auch wenn es nur virtuell ist.
@Haferflocken
Leider musste der Kokon schon verlassen werden, als es erforderlich wurde, Möglichkeiten unter Corona-Bedingungen zu diskutieren in Hinblick auf die Trauerfeier. Ich hoffe, ich komme noch einmal dahin zurück, wenn die formellen Schritte gegangen sind.
@Zugaste
Ich hoffe das auch und nehme mir fest vor, das nicht im Tagesgeschäft, das uns ja oft auch davon treibt, untergehen zu lassen.
@Karenberg
Lieben Dank, Kraft kann ich gerade mehr als alles andere brauchen.

@Jane_1
Zitat von Jane_1:
Einige wenige haben sich aber erstaunlich wenig, nämlich kaum gemeldet. Und bei den beiden, mit denen ich später darüber gesprochen habe, war es dann auch die eigene Unfähigkeit und die Angst mit dem Tod umzugehen, die sie daran gehindert hat.


So ging es mir auch, als vor vielen Jahren eine Freundin verlor. Ich war vollkommen unfähig, einen Umgang mit ihr als erst kranker und dann sterbender Person zu finden. Ich habe zwar einen Weg gefunden, den ich damals für richtig hielt oder als solchen verkaufte, aber hinterher war mir klar, dass dieser nicht richtig war. Mir wurde auf der Trauerfeier vor Augen gehalten, was meine Freundin wohl eigentlich von mir gebraucht hätte. Ich fand den Moment dafür sehr unfair und hätte mir gewünscht, mir wäre das noch zu Lebzeiten meiner Freundin gesagt worden.

Das war jedoch eine Lehre, die dazu geführt hat, hoffentlich nicht mehr allzu viel falsch gemacht zu haben, als dann später meine Mutter an Krebs erkrankte.

@Arjuni
Danke, Du Liebe. Du schreibst viel Wahres.

Tatsächlich war ja die Beziehung zu meiner Mutter gar nicht sooo schwierig, sondern eher belastet durch die schwierige Beziehung zu meinem Vater.

Bisher habe ich zum Glück noch nicht das Gefühl, in der Interaktion mit ihr so viel versäumt zu haben. Aber wer weiß, vielleicht stellt sich das noch ein.

Tatsächlich fühle ich mich gestern zum ersten Mal wie eine Waise (oder wie ich mir das Gefühl dazu vorstelle). Absurd, wenn man mein Alter bedenkt, aber vermutlich auch irgendwie normal. Ich finde, @Waspy hat das, was jemanden in dieser Situation umtreibt, sehr schön beschrieben mit den Umbauarbeiten an der Wurzel.

Ich mache mir Gedanken darum, wie alles werden soll, wie ich meinen Vater durch den Winter geleiten kann usw. Ein wenig zuversichtlich stimmt mich, dass er ein paar lebensbejahende Wege geht, so zum Beispiel eine OP, die nun diese Woche auch noch ansteht und die er bisher immer geschoben hat. Zwar erfüllt diese bzw. der Zeitpunkt natürlich auch noch andere Zwecke als die reine Gesundung, aber trotzdem eben auch diesen.

Meine eigene Sterblichkeit ist eher nicht so mein Thema - auch nie gewesen. Das mag daran liegen, dass ich der Notwendigkeit, dieses Leben zu leben ja eh schon immer eher kritisch bis lustlos gegenüber stehe. Aber auch das mag noch kommen.

Du warst ja eine noch viel jüngere Frau, als Deine Mutter starb. Ich glaube, das macht auch noch einmal einen Unterschied. Ich glaube, wenn ich jetzt erst 30 wäre, würde mich das noch viel mehr lähmen als es das jetzt tut.

Genauso wenig, wie wir beigebracht bekommen, wie man sich anständig trennt oder mit Liebeskummer umgeht, bekommen wir beigebracht, wie man mit dem Verlust eines Menschen zurecht kommt und mit Trauer umgeht. Wir lernen das erst, wenn wir vor dieser Situation stehen.

Vielleicht kommt man auf gewisse Weise nie darüber hinweg ...

03.08.2020 09:09 • x 6 #2393


T
Mein aufrichtiges Beileid.

03.08.2020 10:28 • x 1 #2394


T
Zitat von KBR:
Mich verwundert dennoch, wie wenig Anstand hier gezeigt wird; insbesondere von denen, mit denen ich diesen virtuellen Ort schon lange teile.

Jeder Trennungshamster erfährt in diesem Forum mehr Mitgefühl als jemand, der ein Elternteil begraben muss.
Es gibt so viele dumme Menschen und leider auch viel Feindseligkeit (auch und sogar in diesen Momenten) plus Heuchelei. Das habe ich alles vor Kurzem selbst erlebt. Habe es erst vorhin gelesen.

Zitat von Jane_1:
- überrascht und auch verletzt über fehlende Anteilnahme mancher Personen.
Mich überrascht mittlerweile überhaupt gar nichts mehr.
Ich kürze diese immer gleichen Diskussionen ab, indem ich kurz über deren Dummheit aufkläre und das mir meine Lebenszeit einfach zu kostbar ist da weiter drauf einzugehen.

Kopf hoch! Niemals unterkriegen lassen. LÄCHELN! (irgendwann wieder)

03.08.2020 11:30 • x 2 #2395


Jane_1
Zitat von Tempi:
Mich überrascht mittlerweile überhaupt gar nichts mehr.
Ich kürze diese immer gleichen Diskussionen ab, indem ich kurz über deren Dummheit aufkläre und das mir meine Lebenszeit einfach zu kostbar ist da weiter drauf einzugehen.


Wie weiter oben geschildert, war es nicht Dummheit sondern Ängste von mir lieben Personen. Ich bin froh, das Gespräch gesucht zu haben.

Sorry @KBR für OT

03.08.2020 13:49 • x 1 #2396


K
Kein Ding @Jane_1

´habe das gar nicht als OT empfunden.

03.08.2020 14:39 • x 3 #2397


Froschkönig
Guten Morgen liebe @KBR

06.08.2020 03:36 • #2398


Waldfee47
Liebe KBR,

ich las es erst jetzt:

Ich sende dir mein Beileid.
Viel Kraft, Trost und inneren Frieden und immer eine Umarmung zur rechten Zeit.
Die alte Waldfee

10.08.2020 22:46 • x 3 #2399


L
liebe KBR,
auch ich las es erst jetzt und schicke dir ueber den grossen teich mein mitgefuehl. wie gut, dass du die chance hattest, deine mutter zu begleiten.

ich schicke dir ein kraftpaket fuer die tage ohne halt.

eine feste umarmung
deine luchadora

11.08.2020 01:56 • x 2 #2400


A


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