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Über das Kämpfen

K
Hm und mhhhh
Hm .. ich bin erschöpft. Meine Mutter ist jetzt in Corona-Zeiten 3 x im Krankenhaus gewesen (ohne Besuchmöglichkeit) und das fordert mich nicht nur in Bezug auf sie und die Sorgen, die ich mir mache, sondern eben auch besonders in Bezug auf die Beziehung zu meinen Vater. Meinen Bruder und mich nervt gleichermaßen, dass SIE im Krankenhaus ist, aber sich eigentlcih alles um IHN dreht.

Die Ärzte-Odyssee geht für sie weiter und leider lässt nun ihre bisherige Unermüdlichkeit der letzten 15 Jahre, seitdem sie mit dem Krebs kämpft, nach. Es ist unfassbar, wie viele Pannen es auf Seiten des Gesundheitssystems geben kann, die dann eben auch noch die Menschen treffen, die kaum noch krauchen können. Ich bin hilflos und das macht mich mitunter irre. Am Freitag hatte ich zum ersten Mal ein Gespräch mit ihr, bei dem ich einfach nicht mehr wusste, was ich zu der ganzen Schaiße sagen soll. Sonst fiel mir ja immer noch etwas ein, aber das konnte ich ich irgendwie alles nur noch zur Kenntnis nehmen, was weder besonders hilfreich noch klug ist.

Der beste Freund bleibt nach wie vor ungewöhnlich anhänglich. Wir hatten all die Jahre eher ein rustikales Verhältnis mit unregelmäßigem Kontakt, das sich dadurch auszeichnete, in den erforderlichen Momenten auch die nötige Tiefe für die gegenseitige Begleitung durch alle Lebenslagen bereit stellen zu können. Manchmal sahen oder sprachen wir uns wochenlang nicht. Seit dem Tod seiner Mutter ist er viel weicher geworden, gentlemanliker und vor allem präsenter. Jetzt will er sich jede Woche mindestens einmal treffen, was mir zu viel ist, und sucht jeden Tag Kontakt. Ich bin gespannl, wie der gemeinsame Urlaub im Spätsommer wird.

Ich kann nicht so recht einschätzen, ob ich ein bisschen in die Rolle seiner Schwester gerutscht bin, zu der das Verhältnis über die Krankheit und den Tod der Mutter letztlich eher distanzierter geworden ist und vorher sehr eng war oder ob er mir inzwischen auf andere Weise zugeneigt ist. Wahrscheinlich weiß er das auch nicht.

Bei der Arbeit treten einige Veränderungen ein und ich muss mir darüber hinaus überlegen, ob ich nochmal meinen Hut in den Ring werfe oder mich - vermutlich bis zur Rente - mit dem zufrieden gebe, was ich habe. Es gibt für beides einige Für und Widers. Ich bin mir vollkommen unklar. Früher war meine Devise, mir uneins zu sein, bedeutet Nein.

Meine Wohnung benötigt dringend neue Fenster und ich habe keinerlei Energie, um das anzugehen.

Aber es gibt nicht nur Hmmms sondern auch ein Mmmmmhhhhhhh, Gestern war ein traumhafter Tag mit traumhaftem Wetter an der Nordsee. Es tat so gut, mal wieder den Wind um die Nase zu spüren, kilometerweit am relativ menschenarmen Strand zu laufen, ein bisschen zu bummeln, Fischbrötchen und Softeis mit Lakritzsoße zu essen. Wohltat für die Seele. Das ist wie ein kleiner Urlaub.

14.06.2020 05:53 • x 3 #2356


aquarius2
Zitat von KBR:
Es ist unfassbar, wie viele Pannen es auf Seiten des Gesundheitssystems geben kann, die dann eben auch noch die Menschen treffen, die kaum noch krauchen können. Ich bin hilflos und das macht mich mitunter irre.


Nicht nur dich macht es Verrückt...

14.06.2020 17:55 • x 1 #2357


A


Über das Kämpfen

x 3


S
Ich habe gerade auch Parallelen entdeckt zu einer Geschichte. Ich fühle voll uns ganz mit dir. Eine Woch erst rumgebracht...sein FB Account war mir zugänglich....er hatte sogar noch versucht eine weitere Frau anzumachen ...eine Ex-Affäre..

Schlimm!


Dicker Drücker

Stehe es durch..ich mach mit

Wir packen das!

15.06.2020 19:21 • x 1 #2358


K
Ich weiß nicht
Ich bin heute den dritten Tag an menem Lieblingsort und zwar im Atelier. Ich habe mich riesig darauf gefreut und es ist auch gut, dass ich drei Tage frei habe / hatte, weil es sonst eskaliert wäre bei der Arbeit. Ich scheue keine Verantwortung, aber ich muss eben auch sehr aufpassen, mich nicht ausznutzen zu lassen, weil ich immer im Sinne der jeweiligen Aufgabe unterwegs bin und das dann eben dazu führt, immer wieder über meine Grenzen zu gehen. Meine Chefin macht es mir gerade sehr leicht, eine vermeintlich bessere Position eine vermeintlich bessere Postion sein und anderen den Vortritt zu lassen. Noch ein paar Tage Bewerbungsfrist und dann habe ich hoffentlich meinem Muster (höher, schneller, weiter) erfolgreich widerstanden. Ich glaube, niemand glaubt daran, dass ich meinen Hut nicht in den Ringe werfe. Drückt mir die Daumen. Ich glaube, das wird sich sehr erleichternd anfühlen, aber es ist eben vielleicht auch die letzte Chance im Berufsleben. Was nützt mir noch mehr Arbeit, die ich nicht mag, wenn meine Gesundheit leidet?! Die Enttäuschung der unerfüllten Erwartungen anderer kann ich sehr gut aushalten.

Aber eigentlich wollte ich etwas ganz anderes loswerden. Ich bin in Atelier mit einigen anderen Frauen und ich freute mich, mich da ausbreiten und der Kreativität freien Lauf lassen zu können, ohne nach zwei Stunden den Kram zusammenpacken zu müssen, weil die nächsten Kurse schon mit den Füßen scharren. Ich freute mich auf Ich-Zeit und geistige Entspannung und Vielfalt. Ich freute mich auf Unerreichbarkeit. Kein Telefon.

Ich weiß auch nicht, was ich erwartet habe - bewusst vermutlich gar nichts. Ich bin davon ausgegangen in eine altersmäßig gemischte Gruppe zu kommen (mit wenig oder keinen Männern, denn das ist immer so), so wie ich es von den Abendkursen her kenne.

Nun bin ich da mit 51 jedoch defintitiv die Jüngste. Die anderen Damen rangieren eher so gut wie alle in einem Alter ab Mitte 70. Das ist natürlich nichts Schlimmes und wenn man darüber nachdenkt, sind das natürlich genau die Leute, die Tagesfreizeit haben, während ich dafür Urlaub nehmen musste. Ich finde es wunderbar, dass diese Damen (im gleichen Alter wie meine Mutter) Ambitionen haben. Sie schaffen wunderbare Kunstwerke (haben ja auch viel Zeit zum Üben), aber mich frustriert dieses Umfeld. Ich will mit denen nicht eine halbe Stunde lang in der Pause über EIN (!) Knäckebrotrezept reden. Ich will überhaupt nicht über Knäckebrotrezepte reden. Ich habe MEIN Rezept dafür bereits gefunden. .. und schon gar nicht in aller Ausführlichkeit. Ich will, dass meine Mutter auch etwas Schönes machen kann und ich will auch geistige Inspiration, wenn ich mit anderen Leuten zusammen bin, und das fehlt mir komplett.

Außerdem bin ich so unter Strom, dass mir der Zugang zu Farbe und Pinsel fehlt. Ich schwurbel da einfach nur frustrierenden Kram zusammen. Früher konnte ich beim Malen gut abschalten, aber jetzt denke ich zumindest phasenweise an meine Mutter, die mittlerweile seit Corona zum 4. Mal im Krankenhaus ist. Ich denke daran, wie das mit diesen schwierigen Menschen, die meine Eltern sind, alles weitergehen kann und soll und daran, dass ich meine Arbeit nicht mag und wie ich das ändern kann, ohne eine über 30jährige Firmenzugehörigkeit aufgeben zu müssen. Mir fehlen momentan Ideen und ich bin an de Grenzen meiner Belastbarkeit. Ich versuche schon, so wenig wie möglich zu machen, aber das Theater mit Pflege usw. geht ja jetzt erst richtig los.

Ich dachte früher immer, wenn ich in spätestens 4 Jahren weniger arbeite, mache ich einen Tageskurs in der Kunstschule, denn die Abendkurse habe ich so oft wegen der Arbeit ausfallen lassen (müssen). Aber wenn DAS, was ich da jetzt sehe, die Perspektive ist, will ich das so auch nicht.

Ja, ich bin im Jammer-Modus und meine Gedanken springen. Immerhin: anders als angesagt, scheint es heute keinen Regen zu geben und ich habe meine Lieblingsdozentin im Kurs. Außerdem steht das Wochenende noch bevor - eines mit Steuererklärung, Krankenhaus, Einkäufen, Haushalt usw. Grrrrrr.

03.07.2020 06:30 • x 3 #2359


Jane_1
Liebe KBR, ich kenne das jahrelange über seine Grenzen gehen und richtig richtig gut sein im Job. Aber du brichst es perfekt herunter:
Zitat von KBR:
Was nützt mir noch mehr Arbeit, die ich nicht mag,


Selbst wenn es nicht auf die Gesundheit gehen würde, wozu?

Zitat von KBR:
ch denke daran, wie das mit diesen schwierigen Menschen, die meine Eltern sind, alles weitergehen kann und soll und daran, dass ich meine Arbeit nicht mag und wie ich das ändern kann, ohne eine über 30jährige Firmenzugehörigkeit aufgeben zu müssen.

Sag mir Bescheid, wenn du ne Lösung gefunden hast. Bei mir ist es nicht ganz so, aber ähnlich.
Zitat von KBR:
Ich dachte früher immer, wenn ich in spätestens 4 Jahren weniger arbeite, mache ich einen Tageskurs in der Kunstschule, denn die Abendkurse habe ich so oft wegen der Arbeit ausfallen lassen (müssen). Aber wenn DAS, was ich da jetzt sehe, die Perspektive ist, will ich das so auch nicht.

Wenn du weniger arbeitest, machst du dann halt die Abendkurse. Oder noch besser, du machst sie JETZT.

Ich kenne dieses im Jammer Modus sein. Manchmal muss das sein und wenn ich mich selber nicht mehr ertrage, zähle ich mir manchmal auf, was ich in den letzten Jahren alles durchlebt und geschafft habe und bin jedes Mal dann doch stolz auf mich und kann mich etwas vom Jammer Modus verabschieden.

04.07.2020 12:03 • x 1 #2360


aquarius2
Zitat von KBR:
dass ich meine Arbeit nicht mag und wie ich das ändern kann, ohne eine über 30jährige Firmenzugehörigkeit aufgeben zu müssen.


Keine leichte Frage.

04.07.2020 20:59 • x 2 #2361


K
Was zu tun ist,
weiß ich nicht. Die Praktikerin scheitert. Ich, die so gut wie immer eine Idee hat, wie man an Dinge herangehen kann, weiß es einfach nicht. Ich weiß nicht, ob rechts herum, links herum oder durch die Mitte. Ich bin vollkommen planlos und auch verzweifelt.

Denen, die diese Fragestellungen betreffen, fallen jetzt all ihre Versäumnisse aus der Vergangenheit auf ihre und meine Füße. Es ist schwer, den Groll auszublenden und Zuversicht und Lösungsorientiertheit zu zeigen, denn ich habe seit mehr als einem Jahrzehnt immer wieder darum gebeten, dass Maßnahemn für den Notfall getroffen werden. Barrierefreien Wohnraum suchen. Servicewohnen für Senioren vielleicht mit möglicher Pflege später. Umziehen. Vollmachten etc..

Jetzt ist der Notfall da und nichts ist geregelt. Sie stehen da, wie der Ochs vorm Berg und ich daneben. Was immer wieder auf später verschoben wurde, können sie jetzt mit der Begründung, sie seien zu alt, nicht mehr.

Ich könnte es laufen lassen. Dann wird eben irgendwann ein Betreuer bestellt, aber bis es so weit kommt, leben sie in ihrem Elend. Das ist nicht mitanzusehen für mich.

Du meine Güte, ich bin durchaus souverän im Umgang mit Ämtern. Ich habe Kontakte in das Gesundheitswesen, aber ich stecke nun mal nicht in der Haut meiner Eltern und wenn sie nicht sagen, was sie wollen, kann ich nur immer und immer wieder mögliche Optionen aufzeigen oder verdeutlichen, was eben nicht geht. Vor allem aber, dass es so auf jeden Fall nicht mehr geht. Beide sind am Ende ihrer Kräfte. Meine Mutter mindestens körperlich und mein Vater mindestens psychisch. Entscheidungen zu treffen, ist noch nie ihre Stärke gewesen. Meine dagegen schon, aber jetzt ich habe keinerlei Grundlage dafür.

Ich bin seit Wochen zunehmend überfordert in gesundheitlich-familiären Angelegenheiten und bräuchte dringend auch mal jemanden, der für mich sorgt, wo ich es aus Kapazitätsgründen derzeit einfach nicht schaffe. Einkaufen, Haushalt, vernünftig Essen, mich fallenlassen, Ablenkung usw.

Ich brauche Raum für Überlegungen, Beratungsgesprbäche, Gänge zu Ärzten und Ämtern. Das schaffe ich einfach nicht allein, wenn ich Vollzeit arbeite. Vielleicht mangelt es mir an Leistungsfähigkeit. Vielleicht ist es berechtigt. Es ist auch egal. Ich bin bereits überm Limit. Und das ist erst der grausame Anfang.

Im normalen Alltag geht es bestens ohne. In Krisensituationen ist es eine verdammte zusätzliche Last, niemanden zu haben, der mitdenkt.

Ich möchte, wie alle anderen auch, den Kopf in den Sand stecken und erst wieder herausziehen, wenn sich auf wundersame Weise alles in Wohlgefallen aufgelöst hat.

12.07.2020 10:44 • x 3 #2362


Jane_1
Ach liebe @KBR , was ein Mist...!

Sehen Deine Eltern denn, dass es so nicht weitergeht und können sich nicht entscheiden, was nun passieren soll? Oder denken sie, dass alles so bleiben soll wie es ist?
Wenn es das erstere wäre, wären sie damit einverstanden, dass du und dein Bruder einfach die Entscheidungen treffen?
Oder andersherum: Ich persönlich entscheide äußerst ungern über jemand anderen, ob Kind oder alter Mensch, da ich das für mich selber nicht wünsche. Habe aber festgestellt, dass meine Mutter in manchen Belangen fast danbar ist, wenn ich einfach mache. Und das ist für mich wesentlich einfacher natürlich. Allerdings geht es da nur um Kleinigkeiten, genau die Probleme die du schilderst blühen mir früher oder später auch..
Kannst du also einfach entscheiden und machen?

Wenn sie nichts verändern wollen und du und dein Bruder sie nicht überreden könnt...puh..dann sind wohl Beratungsgespräche sinnvoll. Du scheinst zumindest zu wissen, wo du dir da Informationen und Beratung holen könntest, das ist schon viel wert.

Wieso ist die ganze Last auf deinen Schultern. Du hast doch einen Bruder, nimm ihn in die Pflicht. Ob er will oder nicht.

Zitat von KBR:
Ich bin bereits überm Limit. Und das ist erst der grausame Anfang.
Kann ich verstehen. Können deine Freunde dich nicht unterstützen? Ich weiß, man muss fragen, ist doof, willst du nicht. Aber besser als zusammen zu klappen.

Zitat von KBR:
Im normalen Alltag geht es bestens ohne. In Krisensituationen ist es eine verdammte zusätzliche Last, niemanden zu haben, der mitdenkt.

Ich weiß. Den Gedanken habe ich auch oft gehabt. Allerdings kann es gerade in Krisensituationen auch super sein, nicht jemanden zu haben, der einen zusätzlich belastet.
Zitat von KBR:
Ich möchte, wie alle anderen auch, den Kopf in den Sand stecken und erst wieder herausziehen, wenn sich auf wundersame Weise alles in Wohlgefallen aufgelöst hat.

Kann ich auch sooo gut verstehen.
Was mir hilft: Die Aufgaben in kleinste Teibereiche zu zergliedern und damit zu simplifizieren. Und dann Stück für Stück abarbeiten, nicht den großen Felsen bewegen, aber viele viele kleine Steinchen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Zuversicht und glückliche Fügungen.

12.07.2020 17:12 • #2363


K
@Jane_1

Lieben Dank für Deinen Beitrag und die Wünsche.

Die ganze Situation hat so viele Facetten, dass ich diese unmöglich alle schildern kann. Ich glaube, da ist - wie beschrieben - auch viel Ochs-vorm-Berg-Gefühl dabei. Ich bin ganz gut darin, Dine zu priorisieren. Meine Eltern scheren jedoch immer wieder aus. Wahrscheinlich ist es für sie nur so möglich, die gegenwärtige Situation auszuhalten.

Meine Mutter steht (Stand heute, das kann morgen schon wieder anders sein) vor der Wahl, welchen von zwei Behandlungsansätzen sie verfolgen will. Beide sind vielleicht mit Vorteilen, aber auf jeden Fall mit Nachteilen verbunden. Ich wüsste, welchen ich nehmen würde, aber ich stecke nicht in ihrer Haut.

Nach 15 Jahren Kampf gegen den Krebs ist es vielleicht auch genug. Das kann aber auch nur sie entscheiden.

Davon abgesehen habe ich die Wahrnehmung, dass sie in einem so schlechten Allgemeinzustand ist, dass sie eigentlich weder in der einen oder anderen Weise behandlungsfähig ist. Die Möglichkeiten zur Organisation der Versorgung bzw. Pflege durch das KH hat sie ausgeschlagen. Nun stellen meine Eltern im Nachgang fest, dass mein Vater es nicht leisten kann. Trennen kann man sie auch (noch) nicht. Natürlich versuchen wir jetzt Pflege bewilligt zu bekommen, aber das dauert halt auch alles, so lange es eben dauert.

Usw. usw.

Auch gibt es leider nicht so viele Institutionen, die ins Haus kommen zur Beratung. Ich recherchiere da noch. Manche sind kostenpflichtig (sieht mein Vater nicht ein und selbst, wenn ich das bezahlen würde, würde er dann halt nicht kooperieren).

Mein Bruder trägt seinen Teil. Da kann ich mich bisher nicht beklagen.

Meine Freunde würden mich unterstützen und ich hätte auch keine Scheu zu fragen, aber tatsächlich wüsste ich derzeit nicht, worin sie das könnten. Denn bisher sind es natürlich vor allem Gesprächsangebote, die mir aber nichts nützen, da ich eher Ablenkung vom Thema bräuchte. Diese wiederum will nicht gelingen - weder auf der Terrasse bei meinem besten Freund noch auf der Geburstagsfeier meiner besten Freundin. Dazu werde ich aber meinen Blick noch einmal weiten. Danke für die Anregung.

Was eine rein hypothetische Beziehung angeht, hast Du natürlich auch Recht. Aber wenn der Partner nicht gerade selber erkrankt ist, habe ich nicht vor, jemals an jemandem festzuhalten, bei dem gegenseitige Be- und Entlastung sich nicht die Waage halten.

quote=Jane_1] Und dann Stück für Stück abarbeiten, nicht den großen Felsen bewegen, aber viele viele kleine Steinchen.
[/quote]

Tatsächlich ist das auch unser Weg. Darüber hinaus haben mein Bruder und ich uns gestern vorgenommen, täglich maximal eine halbe Stunde zu telefonieren, um die Neuigkeiten auszutauschen. Alle anderen Gedanken sind mittlerweile ausgetauscht, so dass wir nicht mehr bis in die Nacht reden müssen, um dann aufgewühlt nicht schlafen zu können.

13.07.2020 11:03 • x 1 #2364


aquarius2
Wahrscheinlich haben ihre Eltern durch ihre Art Dinge zu sehen und zu regeln einen grossen Anteil darn, wie du heute an Dinge herangehst, dafür kannst du ihnen danken.

Zitat von KBR:
Ich bin ganz gut darin, Dinge zu priorisieren. Meine Eltern scheren jedoch immer wieder aus. Wahrscheinlich ist es für sie nur so möglich, die gegenwärtige Situation auszuhalten.


Früher waren die Eltern für uns verantwortlich und haben für uns entschieden, danach sind wir selbständig geworden und jetzt ändern sich die Zuständigkeiten und wir sind für unsere eltern zuständig und müssen/drfen sie in dieser Lebensphase begleiten. wie wir das tun ist die Frage. Da kommen oft Kindheitserfahrungen hoch und viele Kinder handeln ähnlich, wie es ihre Eltern getan haben, andere bringen ihre Lebenseinstellung mit ein.

Zitat von KBR:
Meine Mutter steht (Stand heute, das kann morgen schon wieder anders sein) vor der Wahl, welchen von zwei Behandlungsansätzen sie verfolgen will. Beide sind vielleicht mit Vorteilen, aber auf jeden Fall mit Nachteilen verbunden. Ich wüsste, welchen ich nehmen würde, aber ich stecke nicht in ihrer Haut.


Du weisst was du willst und hast sicher auch schon Vorkehrungen getroffen und dich mit dir nahestehenden Menschen ausgetauscht, oder?

Zitat von KBR:
Tatsächlich ist das auch unser Weg. Darüber hinaus haben mein Bruder und ich uns gestern vorgenommen, täglich maximal eine halbe Stunde zu telefonieren, um die Neuigkeiten auszutauschen. Alle anderen Gedanken sind mittlerweile ausgetauscht, so dass wir nicht mehr bis in die Nacht reden müssen, um dann aufgewühlt nicht schlafen zu können.


Alles in allem keine leichte Zeit für dich.

14.07.2020 11:53 • x 1 #2365


K
Lieben Dank, @aquarius2 auch für Deine Gedanken.

Zitat von aquarius2:
wie du heute an Dinge herangehst, dafür kannst du ihnen danken.


In Teilen sicherlich. Aber es hat eben alles Vor- und Nachteile.

Zitat von aquarius2:
Früher waren die Eltern für uns verantwortlich und haben für uns entschieden,


Das klappt leider nicht in allen Familien. Ich habe ja schon häufig geschrieben, dass ich sehr früh die Verantwortung - zumindest für mein vermeintliches Seelenheil - übernehmen habe müssen. Jedenfalls war das meine Empfindung als Kind.

Zitat von aquarius2:
und müssen/drfen sie in dieser Lebensphase begleiten.


Es hat jetzt was von beidem. Müssen und dürfen.
___________________________________________________________________

Als ich gemeinsam mit meiner Mutter vor drei Tagen meinem Vater gesagt habe, dass von den zuvor genannten Behandlungsmöglichkeiten keine mehr besteht, waren da sehr viele Wahrnehmungen meinerseits. Abgesehen davon, dass das einer der schwersten Tage meines bisherigen Lebens war.

Vor allem aber waren da auch das Gefühl und das Vertrauen, dass wir jetzt - trotz bzw. wegen der Umstände - eine schöne gemeinsame kleine Zukunft haben werden, weil meine Mutter vielleicht noch eine etwas lebenswertere letzte Lebensphase haben wird und keine Entscheidungen mehr treffen muss, ob sie sich all die Nebenwirkungen der Behandlungen noch einmal antut. Ich habe uns traurig, lachend, einvernehmlich, verbunden und friedlich gesehen. Bei aller Erschütterung und Betroffenheit waren da bei ihr auch Spuren von Erleichterung, dass die Qualen der letzten 15 Jahre ein Ende haben werden.

Die kleine schöne Zukunft wird sich nach heutigem Empfinden nicht erfüllen.

_____________________________________________________________

Zitat von aquarius2:
Du weisst was du willst und hast sicher auch schon Vorkehrungen getroffen und dich mit dir nahestehenden Menschen ausgetauscht


In mancherlei Hinsicht ja. In anderer nicht. In meinem Fall tatsächlich, weil es mir egal ist. Ich werde niemanden hinterlassen, dem wichtig sein wird, wo ich zur Ruhe gebettet werde.

Ich glaube an nichts danach. Ich glaube nicht, dass ich in meinem Grab Straßenverkehr höre oder Blumen sehe oder rieche. Insofern ist es mir auch egal, ob ich auf einem Hügel, in einer Senke, im Meer, in der Stadt oder sonstwo landen werde. Leider ist es nicht so einfach, seinen Körper der Forschung zur Verfügung zu stellen (aber vielleicht weiß darüber hier jemand mehr, dann bitte an mich. Ich habe mich damit lange nicht mehr beschäftigt), aber das wäre eine sinnvolle Verwendung.

____________________________________________________________

Gestern war ich relativ gefasst. Heute ist ein eher schlechter Tag. Ich habe ununterbrochen das Gefühl, mich übergeben und weinen zu müssen. Mein Arbeitgeber steckt den Kopf in den Sand und reagiert nicht auf mein Anliegen zur Wahrnehmung meiner Rechte aus dem Pflegezeitgesetz. Damit erzielt das Gesetz nicht seine beabsichtigte Wirkung. Mir ist schon klar, dass es da noch keine Routinen gibt, aber ich denke, das sollte nicht auf dem Rücken von Menschen in Extremsituationen ausgetragen werden. Ich wünschte, irgendwer würde sagen, wir brauchen dies, das und jenes oder auch, kümmern sie sich um das, was wichtig ist, alles andere kriegen wir später hin. Aber die sagen einfach gar nichts! Ich hätte das gern als erledigt aus dem Kopf und wüsste gern meinen Handlungsrahmen.

Natürlich kann ich Urlaub nehmen oder mich krankschreiben lassen. Letzteres würde ich auch tun, wenn ich nicht weiterkomme. Aber zunächst sehe ich das nicht, wenn ich doch Rechte habe.

Ich kann also nicht mal von bürokratischen Hürden sprechen, da ich nicht weiß, welche ich nehmen müsste. Meine Hürde ist mein Arbeitgeber selbst. ´kann ich gerade gar nicht gebrauchen.

Eine schlimme Zeit ist es gerade.

So, jetzt kümmere ich mich, um das, was wichtig ist.

17.07.2020 07:11 • x 3 #2366


W
Och Mann @KBR das ja eher so echt shice.

Drückung!
Wünsche Dir viel Kraft.
Nimm Dir doch ein bisschen arbeitsfrei.
Klingt jedenfalls so, als ob Du es brauchen könntest.

18.07.2020 09:08 • x 1 #2367


K
@Waspy

Danke

Mein Weg jetzt: Die Wünsche meiner Eltern erfüllen helfen, ihnen das Möglichste abnehmen, sie nicht aus den Augen verlieren, mit ihnen reden, statt über sie, einen angemessenen Schutzraum bauen und mir immer vor Augen zu halten, dass diese Situation u.a. auch dazu da ist, daran zu wachsen (gelingt schlecht, aber da ich der Überzeugung bin, dass Gedanken Gefühle machen, versuche ich eben, diese so oft wie möglich zu denken).

Arbeit ja. Ich versuche es mit Sonderulraub nach dem Pflegezeitgesetz. Man kann bei unerwarteter Pflegebedürftigkeit naher Verwandter bis zu 10 Tagen von der Arbeit freitgestellt werden, wenn/weil man die Pflege organisieren oder kurzzeitig selbst übernehmen muss. Leider ist diese Kenntnis nicht weit verbreitet und ich muss meinen Arbeitgeber noch überzeugen. Kann ich gar nicht brauchen das jetzt. Krass ist dann auch, wenn die eigene Chefin Dir erzählt, sie hätte diese Situation schließlich auch ohne Sonderurlaub meistern können.

Wtf? Nicht mein Problem, wenn sie ihre Möglichkeiten nicht kennt.

18.07.2020 09:19 • x 4 #2368


W
Zur Chefin... ja, äh, schön für sie (puke...). Das Menschen bei solchen Situationen nicht merken, dass
Sie hier gerade mal den Takt-Stock verlieren, menschlich. Macht es auch nicht besser.
Bist ja schlau zum Glück:)

Solche Situationen verlangen ja durchaus auch alles ab von einem.

Da dann noch den Wachstumsgedanken sehen...ist zwar sehr sinnig...aber...liebe @KBR .... nicht noch mehr übernehmen, gelle...

Nimm an was ist.
Schwer und bitter genug das Leben auch in solchen Tagen zu tragen.

War für mich jedenfalls mal so. Hatte bei mir zombiehafte Züge damals. Arbeiten ging schwer.
Alles irgendwie hinkriegen. Ja...ging.
Aber als Topping dann noch alles lebensberaterisch wertvoll zu denken...vergiss bitte nicht, dass das dann auch an übernatürliche Kräfte grenzt.

Du bist ja auch noch ein Mensch!
Rough times bedeutet auf jeden Fall auch eines...sei nicht zusätzlich zu rough mit Dir, okäse?

18.07.2020 09:29 • x 2 #2369


K
@Waspy

Zuallererst: es tut mir leid, dass Du das auch durchmachen musstest.

Was diesen Gedanken des Wachstums angeht:

Ich hatte schon die Befürchtung, dass es zu heavy und viel wirkt, wenn ich das so schreibe. Dahiner steht tatsächlich aber weniger der Wunsch oder das Ziel, das jetzt zu tun. Ich denke, Wachstum erkennt man immer erst in der Retrospektive.

Natürlich steht auch nicht der Gedanke dahinter, diese Situation für mich zu instrumentalisieren, denn dafür ist es viel zu existenziell, zu bedrohlich, zu beängstigend, zu herausfordernd, zu emotional usw.

Eher ist es ein Werkzeug, um zwischendurch mal die Schultern zu straffen und mir zu sagen:

Komm, das ist es jetzt, was das Leben von dir verlangt und das schaffst Du (auch noch). Für etwas wird es gut sein.

Tatsächlich ist es das in einem Zusammenhang auch schon jetzt. Mein Vater und wirken gut zusammen. Ich hoffe, das zieht sich durch. Ich glaube, wir sind beide sehr dankbar dafür, was nicht heißt, dass wir uns einen solchen Schicksalsschlag gewünscht hätten, um zusammen zu finden.

18.07.2020 09:56 • x 2 #2370


A


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