@Jane_1
Danke für Deine Worte - hier und drüben im Mutterliebe-Thread. Ich habe gelernt, nach Hilfe zu fragen; muss es aber wirklich sehr bewusst tun, um aus der Schleife ich kann es eh besser und schneller rauszukommen. Nun war ja mein Bruder hauptsächlich belastet die letzten Jahre, als ich keinen/so gut wie keinen Kontakt zu meinen Eltern hatte.
Wir sprachen gestern über den Zoff zwischen den Männern und mein Bruder sagte, ich dürfe jetzt gern wieder übernehmen und das Lieblingskind (sprich: Hauptbelastete) werden. Wobei er auch zugibt, dass meine Eltern die Ansprüche an ihn auch deutlich zurück gefahren haben, als sie merkten, dass ich wirklich ausgestiegen bin. Naja, zumindest ausgestiegen war für die drei Jahre. .
Das Hauptproblem ist, dass mein Vater immer unfassbar viele Erwartungen an alle hat, aber nicht in der Lage ist, diese freundlich zu formulieren, womöglich verbunden mit einem Bitte. Stattdessen wird befohlen und der Versuch gemacht, über sein Eigentum - seine Kinder - zu verfügen. Das klappt natürlich nicht oder nur ganz bedingt, nämlich wenn man einfach keine Kraft zur Reibung hat.
Uns macht dieses Verhalten aggressiv, denn wir sind schon gern bereit zu unterstützen, aber wir sind keine Befehlsempfänger und wir haben verrückterweise auch noch ein eigenes Leben. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn Unterstützung anerkannt wird.
Wenn ich versuche, von allem etwas zurück zu treten, dann wird sehr deutlich, dass es eigentlich gar nicht so viel ist, was zu bewältigen ist. Normale Dinge halt, die das Leben so von einem verlangt. Aber die emotionale Verstrickung lässt es mitunter schier unüberwindlich scheinen.
Das Berufliche ist zum Glück noch nicht in Stein gemeißelt, aber trotzdem eben eine Nachricht über eine mögliche Perspektive, die ich nicht gebraucht hätte.
Es wird immer überwiegend überall von den negativen Corona-Auswirkungen gesprochen. Dass diese Reduzierung von beruflichen Aktivitäten (die, wie man in vielen Bereichen ja auch merkt, gar nicht mit so viel Aktionismus verbunden sein müssen wie vor Corona) und Freizeitaktivitäten vielen Menschen auch gut tun, findet nicht so viel Raum in der öffentlichen Debatte. Schade eigentlich.
Bei uns geht jetzt beruflich überall das lessons learned los. Ich bin gespannt, ob man mehr gelernt hat, als dass man deutlich Büroraumfläche einsparen könnte. Wie sagte neulich ein geschätzter Kollege:
Wähernd der Hochanspannungszeit hätten alle an einem Strang gezogen, es seien viele kreative und gute Lösungen für die Herausforderungen gefunden worden und er wäre beeindruckt gewesen, welche guten Seiten die Drucksituation an vielen Kollegen zum Vorschein gebracht hätte. Aber jetzt fange die bürokratische Krake wieder an, die Arme um alles zu schlingen und es zu erdrücken. Man kehre zurück zu alten Befindlichkeiten, Reviermarkierungen, Vorbehalten usw. Das sei sehr schade.
Ja, das finde ich auch, denn ich habe Kollegen von anderer und angenehmerer Seite kennengelernt, als ich es erwartet hätte.
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So, jetzt mache ich jemandem eine Freude und verschenke eine Nähmaschine und dann will ich mal sehen, ob es mir gelingt, meinen Vater ins Eiscafé einzuladen, damit wir nicht in der Bude sitzen und alles wie immer ist.
30.05.2020 10:35 •
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