Aufgelöst
In der letzten Nacht wurde ich nach 3,5 Stunden Schlaf und dem üblichen Traum mit einer Panikattacke wach. Nachdem ich mich beruhigt hatte, konnte ich noch ein paar Stunden unruhig schlafen.
Ich fühle mich sehr allein. So insgesamt. Obwohl ein paar Mal das Telefon klingelte und WhatsApp ein Draht zur Welt ist. Doch eigentlich wollte ich heute mit K. einen Flohmarktstand teilen. Leider ließ das der Fuß nicht zu. So war auch keine richtige Ablenkung vorhanden.
Gestern Abend hatte die größte und am wenigstens verheilende Narbe eine Herzform. Ich dachte, wenn das so bleiben würde, hätte ich ein geeignetes Andenken an diese Zeit der in vielfacher Hinsicht Schmerzen und Tränen. Aber heute sah es schon wieder nicht mehr so aus sondern einfach doof. ´auch ein Andenken.
Ich habe viel geweint in den letzten beiden Tagen, weil ich mein Leben jetzt wieder allein bestreiten muss und das Gefühl vorherrscht, dass ich meine ganze Kraft in den ersten 48 Jahren meines Lebens hingegeben habe. Zwischendurch habe ich ein paar Dinge aussortiert. Irgendwo tauchten noch ein paar Sportsocken von Dir auf. Ich habe endlich das große Paket mit meinen Sachen, die Du mir geschickt hast, zuende aufgelöst.
Das war ein sehr schwerer Schritt - wieder einer weiter weg von Dir. Einiges flog in den Müll anderes, von Dir Gewaschenes und Gebügeltes, liegt jetzt in der Schmutzwäsche und bekommt noch einmal meinen Stempel aufgedrückt, bevor ich es trage. Irgendwann.
Ja, ich habe es längst kapiert. Wir sind nicht mehr zusammen und es gäbe auch für mich keine Rückkehr mehr. Auch sollte ich endlich aufhören, pseudomäßig etwas an Dich zu adressieren. Aber wo soll ich hin mit meinen Gedanken?
Ich vermisse so viel. Gemeinsamkeit, Vertrauen, Gesellschaft, Körperlichkeit, Hilfe geben und nehmen, gemeinsame Pläne, Zuhören und Reden, Lachen ... ja, das Lachen fehlt mir sehr.
Ich komme nicht darum herum. Morgen muss ich mal wieder ins Krankenhaus. Der zeitliche, psychische und physische Aufwand steht für mich in keinem Verhältnis zum dortigen Besuch. Und dennoch: es ist meine Mutter. Für sie ist es wichtig. Es geht ihr nicht so gut. Sie hat Fieber und bekommt Bluttransfusionen. Die Ärzte wissen nicht, woher das Fieber kommt und sind beunruhigt.
Meine Nachbarn renovieren ihr kleines Einliegerappartement neben meinem Schlafzimmer. Ich war so froh, dass sie es in der Vergangenheit nicht nutzten. Sie sind Nachteulen. Manchmal geht unter der Woche einer nachts um halb zwei etwas aus dem Appartement holen. Dann falle ich fast aus meinem Bett. Die Wände sind sehr dünn.
Vielleicht ziehe ich mit meiner Schlafstatt gar nicht mehr zurück ins Schlafzimmer sodern tausche Schlaf- und Arbeitszimmer gleich. Das hatte ich eh in ein paar Jahren vor. Vielleicht mache ich auch gar nichts. WAS WEIß ICH?!? Es fühlt sich so egal an alles.
Zauberei
Ja, eine Zauberin war ich!
Liebe legte ich mir in dein Lachen,
Zärtlichkeit in deine Hand.
Um deinen Mund tat ich ein
Kränzlein Sehnsucht,
in deinen Gang die Freude auf mich
selbst.
In deiner Stimme hörte ich die Worte,
die ich mir dachte für mein Herz.
So hexte ich mir eine neue Welt,
in der ich wohl auch manchmal glücklich war.
Mit einem Schrei zersprang das Glas
in einer Nacht. Nun
ist mir meine Kunst verloren.
(Gabriele Topitsch)
02.04.2017 19:47 •
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