Felder und SitzstreikAls ich heute Morgen die Augen aufschlug, war etwas anders. Es brauchte nur einen Moment und ich hatte begriffen, was es war.
Exkurs
Die Älteren von Euch kennen vielleicht den Roman Die Prophezeiungen von Celestine. Anfang der 90er Jahre ist es ein spirituelles Kultbuch gewesen. An mir ging das zwar damals vorbei, aber es ist mir vor etlichen Jahren von einem Internetdate aufgedrängt worden (Merker an mich: Geschichte ggf. für den Dating-Thread vormerken). Dem Protagonisten des Romans erschließen sich auf einer abenteuerlichen Reise mit Unterstützern und Gegnern eben die genannten Prophezeiungen, die auf ein künftig verändertes, spirituelles und transzendentales Bewusstsein der Menschheit weisen, in das bis dahin nur wenige auserwählte Menschen eingeweiht sind.
Es gibt darüber viel im Internet zu lesen, falls jemand Interesse daran hat. Das Thema ist auch verfilmt worden. Vor dem Film hatte ich etwas Angst, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wie man den Roman angemessen umsetzen kann. Dieser ist dann aber doch eher Fantasy-Abenteuer als spirituelle Botschaft. Ich empfehle das Buch.
Interessanterweise konnte ich es kaum aus der Hand legen, nachdem ich mich verpflichtet gefühlt hatte, es zu lesen.
Nun ich erinnere nicht mehr jedes Detail und jede in dem Buch beschriebene Erkenntnis, aber aus einer dieser Erkenntnissen habe ich mir so eine Art eine Imagination gebastelt, die mir damals extrem half, z.B. die nachstehende Situationen auszuhalten/zu ertragen/einzuordnen.
Eine zentrale Erkenntnis in dem Roman ist, dass jedes Lebewesen und jedes Ding von einem Energiefeld umgeben ist.Das war ein Gedanke, den ich für mich ausbaute. So stellte ich mir in bestimmten Situationen (z.B, in von mir als zermürbend wahrgenommenen Besprechungen) vor, wie meine eigenes und die Energiefelder der anderen aussehen würden, wenn man sie sehen könnte.
Bei einem Menschen, der mit sich im Reinen und guter Verfassung ist, könnte es ihn in harmonischer Form mit klarem gut definiertem Rand und mittlerer Dichte und Größe umgeben. Es wäre jedoch auch offen für die Verbindung mit den Energiefeldern anderer.
Ist ein Mensch in Abwehrhaltung, zieht sich sein Energiefeld um ihn zusammen. Der Rand ist dick und fest und das Feld ist sehr dicht. Es gibt keine Öffnungsmöglichkeiten für die Verbindung mit anderen.
Ein orientierungsloser oder unsicherer Mensch hätte vielleicht ein sehr großes Energiefeld ohne klare Dichte und mit einem dünnen möglicherweise durchbrochenen Rand, so dass es für die Energiefelder anderer leicht ist, dort einzudringen und ihm Energie abzuziehen. Vielleicht tastet sein Feld auch nach den Feldern selbstsicherer Menschen, in dem Versuch, die Energien zu verbinden usw.
So habe ich in einer beruflich für mich sehr belastenden Phase insb. in Besprechungssituationen die Energiefelder aller visualisiert und mir vor Augen geführt, wo es Verbindungen und Allianzen zwischen ihnen gibt, wo sie klar abgegrenzt sind, wie groß und raumgreifend sie sind, sind sie vibrierend, vitalisiert oder ruhen sie, sind sie bunt oder einfarbig, usw.
Da man sein eigenes Feld beeinflussen kann, habe ich je nach persönlichem Interesse an einem Thema versucht, meinem Feld den ihm zustehenden Raum zwischen all den anderen zu schaffen, aber ohne selber zu viel Raum einzunehmen. Ich habe Ich habe versucht, den Rand verschlossen gegen destruktive Energien anderer zu halten und offen für gute zu lassen.
Soweit, so klar, glaube ich.
Mir hat es besonders in dieser Lebensphase geholfen, mir vorzustellen, wie mein Energiefeld wohl aussehen würde und auch das Feld meines Gegenübers zu visualisieren. Wie würde seines aussehen? Was können wir tun, um beide mit starken und unbeschädigten Feldern und gutem Gefühl aus einer Situation rauszugehen, sie bestenfalls zu verbinden; zumindest aber zu schützen und nicht auzubeuten und einander Energien abzuziehen usw.?
Langweilig? Egal!Die letzten Wochen (ich müsste eher sagen Monate, aber das finde ich viel zu erschreckend) auf dem Sofa hatte mein Energiefeld überwiegend gar keinen Rand. Es hatte seine Dichte verloren. Es war porös, undefiniert, klein, durchlässig, dünn .... Möglicherweise waren es allenfalls unzusammenhängende dünne Energie-Restfitzelchen, die unmotiviviert um mich herum hängen geblieben waren und vor sich hin dümpelten. Nicht überlebensfähig und stark genug, um Kraft zu spenden oder sich zu verbinden.
Warum schreibe ich das alles? Als ich heute Morgen die Augen aufschlug, war etwas anders als die vergangenen Monate. Ich habe lange nicht mehr in dem beschriebenen Sinne imaginiert.
Doch heute Morgen, als ich die Augen aufschlug, drängte es sich auf, denn ich spürte sofort, mein Energiefeld hat jede Ecke dieses Raumes geflutet. Es ist nicht mehr wie in den vergangenen Monaten. Es ist drängt nach vorn. Es erobert sich seinen Raum zurück. Danke!
Die Energien, die mein Ex hier gelassen hatte oder die von mir hier gehalten wurden und mich die ganze Zeit blockierten, die mich zurückwarfen und behinderten und sich mir in den Weg stellten, sind weg; vedrängt von meinem eigenen wachsenden Energiefeld.
Sie sind mindestens aus diesem Raum verschwunden. In der Küche und im Bad sind sie auch nicht mehr. Ich habe nachgesehen.
Das alles ist wieder meins und nicht mehr seins! Ich teilte es gern, denn wir hatten eine wunderbare Verschmelzung unserer Felder (jedenfalls in meiner Welt), die perfekt miteinander harmonierten, und wenn ich daran denke, kommen mir die Tränen, denn der Verlust dieser kraftvollen Allianz schmerzt natürlich immer noch. Aber dennoch, mein Feld ist - bezogen auf die Trennung - wieder klar, rein, raumgreifend. Das ist unfassbar wohltuend.
Interessanterweise sieht auch mein Fuß viel besser aus, als die vegangenen Wochen und auch die Allergie scheint endlich zurück zu gehen. An das Schlafzimmer traue ich mich noch nicht heran. Aber das ist nur eine Frage der Zeit.
Ich möchte jetzt einmal mehr glauben, dass dieses endlose Sitzen auf dem Sofa seinen Sinn hatte. Meine Energiefeld hat mich schlicht auf diesem Sofa zurückgelassen, weil es angegriffen und zerrissen worden ist bzw. nicht stark genug war, sich nicht zerreißen zu lassen. Es brauchte diese Zeit, um sich zu regenerieren. Es war ein ganz langsamer, kaum von mir wahrnehmbarer Prozess.
Die verbliebenen Energiefeldfetzen sind vorsichtig zusammen gewachsen, damit größer und stärker geworden. Von Zeit zu Zeit wird es nach wie vor schwache und verletzbare Stellen im Rand geben, aber mein Energiefeld wird sich selbst zu alter dauerhafter Stärke zurück definieren und mich mit einer gesunden Größe, Dichte und Umrandung umgeben. Stark in der Abwehr gegen negative Einflüsse und Anfechtungen und stark in der Bereitschaft zur Verbindung mit den guten Einflüssen.
Warum schreibe ich das? Wahrscheinlich eher, um es mir selber deutlich zu machen, als dass ich glaube, jemand würde bis hierhin lesen. Aber vielleicht profitiert doch die eine oder andere Person von dieser Methode, sich selber und andere wahrzunehmen.
Platter und vor allem kürzer könnte man vielleicht auch sagen: Seine Aura ist weg, aber das trifft es nicht ganz.
Und falls es jemand bis hier geschafft oder vorgescrollt hat, gibt es noch ein Gedicht von Anne Steinwart, das auch von Feldern handelt und mit dem ich allen Danke sagen möchte, die mir bewusst oder unbewusst helfen, diese Lebenskrise zu überwinden.
Manchmal wünsche ich mir
durch Felder und Wiesen zu laufen
stundenlang
ohne Uhr ohne Ziel
ohne euch
nur mit mir
mit meinen Gedanken
meinem vernachlässigten Innenleben.
Manchmal wünsche ich mir
auszubrechen
aus der Enge
aus der Vielzahl der Pflichten
für ein paar Stunden.
Manchmal wünsche ich mir
gegen den Wind zu laufen
seine Frische und Freiheit zu spüren
und in der Sonne auszuruhen
ihre Kraft und Wärme aufzunehmen.
Manchmal wünsche ich mir
ein Stückchen Freiheit
für wenige Stunden.
Ich käme zurück
mit vollen Händen
und Sonne und Wind
den Arm voller Blumen
für euch.